Der Barfuß-Trend der vergangenen Jahre scheint vorbei. Doch auf Seiten der Läufer sowie auf Seiten der Hersteller gibt es nach wie vor Anhänger der Barfuß-Bewegung. Und das zurecht: Viele Wehwehchen, die Läufer haben, sind einer vernachlässigten Fußmuskulatur geschuldet. Wer barfuß – also mit Barfuß- beziehungsweise minimalistischen Schuhen – läuft, aktiviert Muskelgruppen, die beim gewöhnlichen Gehen oder Laufen kaum oder gar nicht mehr beansprucht werden.
Eine neue Studie der Leeds Beckett University deutet ebenfalls darauf hin, dass im aktuellen Laufschuhtrend zu fetten Modellen weniger besser wäre. Die Untersuchungen ergaben, dass Laufschuhe mit schmal zulaufender Zehenbox, Fußgewölbestütze und einem Höhenunterschied zwischen Vor- und Rückfuß (Sprengung) die Fußmuskulatur schwächen und den Laufstil verändern, was zu Problemen an Knie und Unterschenkeln führen kann. „Barfuß-Laufschuhe können helfen, die Fußmuskeln zu stärken und die Gelenke beweglich zu halten, was wiederum Verletzungen vorbeugt“, sagt Sportwissenschaftler und Laufcoach Ben Le Vesconte in dem Zusammenhang. Doch er warnt auch: Man sollte solche minimalistischen Schuhe lediglich ab und zu fürs Training nutzen – und in der Freizeit. „Wenn Sie mal einen Barfußschuh beim Laufen tragen wollen, sollten Sie zuerst eine Zeitlang darin gehen. Und dann gewöhnen Sie sich bei niedrigem Tempo an den völlig anderen Schuhtyp.“
So kann das Barfußlaufen erst wieder trainiert werden, denn der Körper der meisten Menschen mit westlichem Lebensstil hat sich mittlerweile den fußunterstützenden Schuhmodellen angepasst und benötigt etwas Zeit, sich wieder an das natürliche Laufverhalten zu gewöhnen. Neben der behutsamen Steigerung der Laufumfänge in Barfußschuhen sollten Sie Ihre Lauftechnik schulen (etwa mit dem Lauf-ABC), und Ihre Füße durch Kraftübungen fit fürs Laufen in Barfußschuhen machen – etwa mit diesen drei Übungen:
Klar, jeder Hersteller (und Läufer) versteht etwas anderes unter Barfußlaufen – einige lehnen den Begriff sogar ab. Doch was alle Schuhe, die wir im folgenden vorstellen, gemein haben, ist ein natürlicheres Laufgefühl und -verhalten. Dafür gibt es Modelle, die eher einer Socke ähneln, Schuhe mit sehr flexibler, dünner, harter Sohle oder mit leicht gedämpfter Zwischensohle – oder schließlich Schuhe, die bloß eine Nullsprengung (Ferse und Ballen stehen auf einer Höhe) aufweisen. Denn das ist das vereinende Merkmal und der Grund, warum man von Barfußschuhen spricht: In ihnen ist die Ferse und der Vorfuß auf einem Niveau, die Ferse steht nicht höher als der Vorfuß, wie das bei den allermeisten Laufschuhen der Fall ist. In der Regel ist auch die Form des Schuhs der natürlichen Fußform angepasst, sodass besondern im Vorfußbereich deutlich mehr Platz ist und die Zehen nicht aneinandergedrückt werden.
Barfußschuh-Hersteller Vivobarefoot setzt in Sachen Produktion darauf, unter Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards möglichst langlebig und natürlich zu produzieren, also die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Um etwa den CO2-Abdruck in der Produktion gering zu halten, werden die Materialien größtenteils lokal bezogen. Außerdem wird Klebstoff auf Wasserbasis verwendet, wann immer das möglich ist. Die Fabriken befinden sich in China und Portugal.
Der Primus Lite II gibt dank der nur drei Millimeter dünnen und flexiblen Sohle ein sehr direktes Barfußlaufgefühl. Weil die Sohle durchstichfest ist, ist der Fuß dennoch vor Verletzungen geschützt. Das Mesh-Obermaterial ist luftdurchlässig, aufgeklebte Elemente um die Zehenbox schützen vor Nässe und Steinchen. Barfußschuh-typisch ist die an den Fuß angepasste geräumige Zehenbox mit viel Platz für den großen Zeh. Mit einem Anteil von über 30% an nachwachsenden Rohstoffen ist der Primus Lite II Bio der bislang umweltfreundlichste Schuh von Vivobarefoot, in ihm werden Pflanzenfasern, Abfallprodukte der Maisindustrie, Naturkautschuk und ein algenbasiertes Material eingesetzt.
Gewicht: 150 Gramm (Frauen, Größe 37), 180 Gramm (Männer, Größe 42)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 145 Euro
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Der Vapor Glove ist der reduzierteste Laufschuh von Merrell. Nur 6,5 Millimeter Sohle liegen zwischen Fuß und Boden, auf eine Zwischensohle wird hier gänzlich verzichtet. Damit bietet der Vapor Glove ein sehr gutes Gefühl für den Untergrund, die Vibram-Sohle gibt dabei guten Grip. Zudem hat der Fuß dank der dünnen und flexiblen Sohlenkonstruktion fast maximale Bewegungsfreiheit. Die breite Zehenbox ist der natürlichen Fußform angepasst, der große Zeh kann sich breit machen. Geschützt wird er übrigens durch eine Gummi-Ummantelung, die Ästchen, Steinchen oder Nässe abhält.
Gewicht: 122 Gramm (Frauen), 160 Gramm (Männer)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 100 Euro
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Auch den Glove von Merrell gibt es in einer Trailversion: Der Trail Glove ist die Geländevariante des Vapor Glove und bietet ein wenig „mehr Schuh“. Inklusive integrierter Innensohle ist die Sohle 11,5 Millimeter dick, Ferse und Vorfuß stehen aber auch hier auf einer Höhe. Das Mesh-Obermaterial ist im unteren Bereich um den gesamten Vorfuß herum durch Verklebungen verstärkt, auch im Mittelfußbereich sorgen aufgeklebte Verstärkungen zwischen Sohle und Schnürung für guten Halt des Schuhs am Fuß. Schutz auf steinigen Pfaden bieten zudem die TPU-Fersenkappe und eine sogenannte TrailProtect™ Rock-Plate in der Sohle.
Gewicht: 170 Gramm (Frauen), 196 Gramm (Männer)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 120 Euro
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Der V-Run ergänzt die Familie der Bikila. Sein weiches, perforiertes Obermaterial ist atmungsaktiv und soll noch schnelltrocknender und komfortabler als Modelle der vergangenen Jahre sein. Der Hersteller empfiehlt den Vibram FiveFingers V-Run für Läufer, die von einem klassischen Laufschuh zu einem minimalistischen Barfußschuh übergehen wollen. Nicht nur auf Asphalt, sondern auch auf eher losen Untergründen wie Waldwegen oder Schotter kann der V-Run problemlos genutzt werden.
Gewicht: 106 Gramm (Frauen, Größe 38), 133 Gramm (Männer, Größe 43)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 139,90 Euro
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Besondere Bodenhaftung sowie ein generell angenehmes Laufgefühl auf Trails und Waldwegen bietet der Vibram FiveFingers V-Trail 2.0. Dies ist sowohl auf trockenem als auch auf feuchtem oder gar nassem, weichem Untergrund der Fall. Das dreidimensionale Nylon-Mesh, welches in der Gummisohle eingeformt ist, sorgt für hohen Schutz. Darüber hinaus sorgt das 3D-Cocoon Mesh dafür, dass in unregelmäßigem Gelände der Druck harter Gegenstände gestreut und folglich weniger intensiv wahrgenommen wird. Auch für Hindernisrennen stellt der V-Trail 2.0 eine gute Wahl dar.
Gewicht: 155 Gramm (Frauen, Größe 38), 198 Gramm (Männer, Größe 43)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 139,90 Euro
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Wem selbst die bisher vorgestellten Minimalschuhe noch zu viel Material am Fuß bedeuten, kann es mal mit diesem Produkt probieren: Die Sockenschuhe von Skinners sind kurze, relativ dicke Sportsocken mit einer Polymer-Sohle. Sie sehen aus wie Socken, die man einmal in flüssigen Tartan getaucht hat. Genauso griffig ist die Sohle auch, außerdem wasserdicht. Zudem sie schützt vor scharfen Kanten oder sehr kleinen Steinchen. Größere Steine oder gar Schotter spürt man arg. Angenehm laufen lässt es sich mit den Socken daher auf glatten harten Flächen wie Asphalt (nicht zu lang), gepflegten Grandwegen oder – am besten – auf weichen Wald-, Sand- oder Wiesen-Wegen. Konzipiert sind die Sockenschuhe übrigens nicht speziell fürs Laufen, sondern auch für Fitness, Wassersport (Schutz vor Muscheln etc.) oder Camping.
Gewicht: 80 GrammSprengung: 0 MillimeterPreis: 49,90 Euro
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Der Addict ist bereits eine höhere Entwicklungsstufe der Modelle von Joe Nimble. Auch beim Addict wird konsequent das Prinzip der Zehenfreiheit verfolgt: Derzeit gibt kaum einen vergleichbaren Laufschuh mit so viel Platz im Zehenbereich. Der Hersteller spricht von seinem „Functional Footwear“-Konzept, da dem Fuß die erforderliche Zehenfreiheit gewährt wird. Auch der Addict hat eine flache Sohlenkonstruktion, Ferse und Vorfuß stehen auf einem Niveau (0 mm Sprengung). Neu ist jedoch: Die im Vergleich voluminösere Zwischensohle besteht aus einer 10 Millimeter starken EVA-Schicht. Der Addict bietet trotz des flachen Schuhaufbaus damit ein komfortables, leicht gedämpftes Abrollverhalten. Den vielleicht wichtigsten Effekt formulierte ein überzeugter Testläufer so: „Mit dem komfortablen Abrollverhalten des Addict wird Läufern, die bislang keine Erfahrung mit Barfußlaufschuhen beziehungsweise flachen Sohlen haben, die Angst genommen, es mal auszuprobieren.“ Trotz der Dämpfungsschicht zeigt sich die Konstruktion des Addict äußerst flexibel. Das liegt vor allem an der Außensohle, die von Gummispezialist Michelin stammt. Die großen, strategisch platzierten Flexkerben ermöglichen viel Bewegungsfreiheit. Dazu erwies sich die Sohle aufgrund ihrer großen Kontaktfläche zum Untergrund und wegen des Gummigemischs als äußerst rutschfest – übrigens auch auf nassem Untergrund. Und als willkommener Nebeneffekt erweist sich dieSohle wie auch die Gesamtkonstruktion des Schuhs als äußerst robust und langlebig, „kein anderer Testschuh hat derzeit dieses Qualitätsniveau“, so ein Testläufer. Empfehlenswert ist der Addict nicht nur für ambitionierte Läufer, sondern auch für Freizeitläufer. Wer sich mit dem Addict wohl fühlt, aber auf Trails und Waldwegen laufen möchte, kann sich auch die Trail-Version des Addict anschauen. Neben besserer Bodenhaftung überzeugt der Addict Trail im direkten Vergleich durch ein deutlich robusteres Obermaterial.
Gewicht: 250 GrammSprengung: 0 MillimeterPreis: 179 Euro
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Mit dem Seeya verfolgt der Hersteller das Ziel, dem Barfußlaufen noch näher zu kommen. Hierfür wurde im Vergleich zu anderen Modellen der Materialeinsatz reduziert. Für ein verstärktes Barfußlaufgefühl und hohe Flexibilität sorgt die minimale Kautschuk-Sohlenstärke. Für die natürliche Bewegung ist die weiche, leichte Mittelsohle verantwortlich. Zudem wird auf ein besonders atmungsaktives Oberflächengewebe gesetzt. Zusätzlichen Schutz für das Fußgewölbe – gerade für das längere Laufen – bietet eine gesteppte Einlegesohle. Um eine gemütliche, aber dennoch festsitzende Passform sicherzustellen, wurde das elastische, nahtlose Obermaterial mit einem verstellbaren Klettverschluss versehen. Nicht nur zum Laufen kann der Seeya genutzt werden, sondern beispielsweise auch bei Yoga, Pilates oder einfach in der Freizeit.
Gewicht: 136 Gramm (Männer)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 129,90 Euro
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Das Knit-Obermaterial des Minimus 20v7 besteht aus einem Nylon-verstärkten Garn. Hiermit wird ein Schutz um den Fuß gebildet, der zudem für seitliche Stützung sorgt. Des Weiteren soll die Luftzirkulation durch die Monomesh-Fenster verbessert und durch den asymmetrischen Kragen eine natürliche Passform geboten werden. Die einteilig gefertigte Vibram-Außensohle gewährleistet derweil zuverlässige Bodenhaftung. Innovativ zeigt sich der Minimus 20v7 auch dank seiner REVlite-Zwischensohle, die besondere Reaktionsfähigkeit und Langlebigkeit garantiert und darüber hinaus aus einem rund 30 Prozent leichteren Schaumstoff besteht als andere Schaumstoffe mit ähnlicher Leistung. Von anderer Barfußschuhen unterscheidet sich der Minimus 20v7 durch seine Sprengung, die laut Herstellerinformation bei vier Millimetern liegt.
Gewicht: 155 Gramm (Männer)Sprengung: 4 MillimeterPreis: 100 Euro
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Besonders für anspruchsvolle Trails sind eine angemessene Traktion und Robustheit notwendig. Beides bietet der New Balance Minimus Trail 10v1 dank seiner Vibram-Außensohle mit Flexkerben und seinem Obermaterial aus flexiblem Synthetik/Mesh-Material. Außerdem sorgt die Mittelfußumhüllung für den passenden Sitz und Halt im Schuh. Ein weiteres Plus ist das geringe Gewicht des hochwertigen Performance-Schaums. Zudem liefert die ACTEVA-Mittelsohlendämpfung vielseitigen, flexiblen Support.
Gewicht: 212 Gramm (Männer)Sprengung: 4 MillimeterPreis: 120 Euro
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Der Merrell Bare Access XTR ist im Vergleich zu den minimalistischen Glove-Reihen von Merrell einen klassischen Laufschuh viel näher. Dennoch weist der Bare Access alle Eigenschaften auf, die einen Barfußlaufschuh ausmachen: die konsequent an die Fußanatomie angepasste Konstruktion mit viel Platz im Vorfußbereich, die flexible Sohle und die Null-Sprengung. Allerdings bietet die 10 Millimeter dicke EVA-Zwischensohle eine für diese Kategorie schon sehr komfortable Dämpfung. Insgesamt baut die Sohle gut 17 Millimeter auf. Das Mesh-Obermaterial ist im Zehenbereich zum Schutz vor Steinchen und Nässe beklebt. Verstärkende Elemente am Mittelfuß sorgen für festen Sitz des Schuhs in diesem Bereich, im Rückfuß erledigt gleiches die stabilisierende Fersenkappe. Auch beim Bare Access setzt Merrell auf den guten Grip der Vibram-Außensohle. Sie läuft sich sowohl auf Asphalt angenehm, als auch auf Trails, wo das leichte Stollenprofil (Profiltiefe 3 mm) Halt gibt.
Gewicht: 190 Gramm (Frauen), 240 Gramm (Männer)Sprengung: 0 MillimeterPreis: 110 Euro
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