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Hamburger Firma produziert Schuhe aus gebrauchten Segeln

Hamburger Firma produziert Schuhe aus gebrauchten Segeln

Hamburger Firma produziert Schuhe aus gebrauchten Segeln

Hamburg. Manchmal fragt Sabine Moormann sich, ob sie auch ohne ihre Leidenschaft fürs Segeln Unternehmerin geworden wäre. Wenn sich nicht Berge von alten Segeln ihres Holzboots „Nanuk“ im Container vor ihrem Winterlager gestapelt hätten. Ob sie dann heute auch Sportschuhe aus recyceltem Segeltuch verkaufen würde? Sabine Moormann zuckt die Schultern. „Ich wollte was Eigenes machen“, sagt die Hamburgerin, die gut 20 Jahre in unterschiedlichen Führungspositionen im Geschäft mit Schuhen und Accessoires gearbeitet hat. Nachhaltig sollte es auch noch sein.

„Und dann hatte mein Mann auf einem Segeltörn die Idee, wie daraus ein Schuh wird.“ Sabine Moormann muss selbst über den Spruch lachen, aber er passt wirklich. Taschen aus wiederverwendeten Segeln, Jacken und sogar Lampenschirmen gibt es schon länger. Aber keine Schuhe. 2018 gründete sie ihre Firma 8Beaufort – in Anlehnung an die internationale Skala zur Einteilung der Windstärke. Bei Windstärke 8 ist es schon ziemlich stürmisch.

Natürlich bekam die neue Schuhmarke auch schon ordentlich Gegenwind, aber inzwischen läuft das Geschäft. Im vergangenen Jahr hat die 49-Jährige sogar einen kleinen Gewinn eingefahren. Jetzt sie sitzt in einem Ladenlokal in Ottensen. Gerade ist die neue Kollektion angekommen. Im Schaufenster stehen fünf unterschiedliche Modelle, die zeigen, dass nachhaltig auch ziemlich stylisch sein kann: puristische weiße Sneaker mit und ohne farbige Applikationen für Frauen und Männer.

Sneaker aus recyceltem Segeltuch

Es gibt knöchelhohe Varianten mit mehr Farbe, sogenannte High Top Sneaker. „Galapagos Island“ hat eine Naturkautschuksohle, es gibt auch einen komplett veganen Schuh. An den Wänden stehen hohe Regale mit Kartons. Auf einem großen Holztisch in der Mitte des Raums liegen Teile von ausgemusterten Segeln, die auf Plattbodenschiffen und Holzbooten in den Wattenmeeren der Nordsee und im Ärmelkanal im Einsatz waren und die jetzt für die Weiterverarbeitung zurechtgeschnitten werden.

Im Moment teilt sich die Schuhhändlerin die Verkaufsfläche noch mit einem Start-up, das Duschgel und Haushaltsreiniger zum Nachfüllen anbietet, im Mai will sie hier ihren ersten eigenen 8Beau­fort-Laden eröffnen.

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Beim Start vor drei Jahren hatte Sabine Moormann mit einem einzigen Modell angefangen. Gemeinsam mit einer Schuhdesignerin entwickelte sie den ersten Prototyp ihrer Marke. „Wir wollten einen Schuh, der gut aussieht, bequem ist und nachhaltig“, sagt die Gründerin. Etwas in Richtung Sneakers, aber ein Produkt, das auch als Segelschuh auf dem Schiff funktioniert. Herausgekommen ist „Anuta Island“.

Auf der Skala der handelsüblichen weißen Sneakers eher ein Highend-Modell, gefüttert mit naturbelassenem Leder, Einlegesohle aus Naturlatex und mit rutschfester weißer Sohle aus recyceltem Kunststoff. „Wir waren nicht sicher, ob die Händler Segeltuch als Material für Schuhe akzeptieren“, sagt Sabine Moormann über den Testlauf. Die Resonanz war positiv. Bei einem Produzenten in Portugal gab sie die ersten 1000 Paar 8Beaufort-Schuhe für das Frühjahr 2019 in Auftrag.

Nachhaltigkeit liegt bei jungen Leuten im Trend

Die Beschaffung des Segeltuchs managt sie. Erst mal aus eigenen Beständen, über Freunde und Bekannte, manchmal auch über eBay. „Das Polyester-Material ist extrem reißfest und daher gut für Schuhe geeignet“, sagt Chefin. Allerdings gibt es bei den gebrauchten Segeln auch viel Ausschuss, Metallteile, Segelnummern und fleckige Stellen müssen herausgeschnitten werden. „In der Regel sind 40 Prozent eines Segels wiederverwertbar.“ Inzwischen sucht sie auch international nach gebrauchten Segeln.

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Genaue Angaben, wie viel weniger die Umwelt durch die Segeltuch-Sneaker belastet werden, gibt es nicht. Fakt ist, dass Marken mit nachhaltigen Image wie Vega, Bleed oder N’Go jenseits der großen Sportfirmen wie Nike oder Adidas bei vielen jungen Leuten im Trend liegen. Da rechnet sich Sabine Moormann Pluspunkte aus. „Die Wiederverwendung von Material ist für den Co2-Verbrauch immer die beste Variante“, sagt sie.

Schon im ersten Jahr lief der Absatz besser als erwartet. „Wir mussten nachbestellen.“ Für 2020 hatte die Unternehmerin die Zahl der Modelle auf drei erhöht und die Bestellmenge auf 2500 Paare verdoppelt. 80.000 Euro Produktionskosten wurden fällig. Ein Risiko, das sie aus ihren Rücklagen finanzierte. Gerade als die Schuhe im vergangenen Frühjahr geliefert wurden, kam der erste Lockdown. „Das war ein Schock“, sagt Sabine Moormann. Um Kosten zu sparen, zog sie aus ihrem Büro ins Lager in Stellingen. Als Nächstes baute sie den Onlineshop (8Beaufort.hamburg) aus, in den sie auch ihre Händler einband, Hamburg Brogue in der Neustadt, Küstensilber in der HafenCity oder auch den Segelausrüster Steinmetz & Hehl.

Die neue Sohle besteht aus Mikroplastik aus dem Meer

„Insgesamt bin ich letztlich gut durch das Jahr gekommen“, sagt die Gründerin, die den Betrieb bislang allein mit einigen freien Mitarbeiterinnen managt. Einige ihrer Modelle waren größenweise ausverkauft – trotz Preisen zwischen 119 und 189 Euro. Sogar das Interesse von zwei Investoren hatte Sabine Moormann mit ihren Gespür für Schuhe geweckt. Sie hat abgelehnt – und die Bestellmenge für dieses Jahr noch mal deutlich auf 6000 Paare gesteigert. Dass die Schuhe jetzt da sind, ist allerdings alles andere als selbstverständlich. Im Herbst hatte ihr Produzent in Portugal im Zuge der Corona-Krise Insolvenz angemeldet. „Ich habe die letzten Monate damit verbracht, einen neuen Hersteller zu finden.“

Es hat geklappt, und gerade geht der Verkauf der neue Saisonware los – wieder im Lockdown. Moormann sieht das aber mittlerweile ziemlich gelassen. Gerade hat sie mit einem größeren Naturmode-Versandhändler einen wichtigen Kunden gewonnen. „Der Verkauf läuft nach Plan“, sagt die Unternehmerin. Auch vor dem Schaufenster in Ottensen stehen immer wieder Kunden, die oft über Click & Collect oder im Internet auch kaufen. In diesem Jahr will Moormann den Umsatz verdoppeln. Inzwischen gibt es auch mehrere Taschenmodelle von 8Beaufort und einen Segelhut. Um mehr Farbe ins Sortiment zu bringen, hat Sabine Moormann jetzt eine weitere Rohstoffquelle aufgetan: einen Hersteller von Rettungswesten aus Holm im Kreis Pinneberg.

Und auch für den Winter gibt es schon konkrete Pläne. Zum ersten Mal soll es einen Stiefel geben. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Materialien“, sagt Sabine Moormann und holt ein Muster. Für den Winter eignet sich das Segeltuch nicht, deshalb setzt sie recyceltes Trikot ein. Besonders stolz ist sie auf die bunt gesprenkelte Sohle. „Das sind Plastikabfälle aus dem Ozean, die wir bei uns wiederverwenden“, sagt Sabine Moormann.

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