Es geht um Betrug im großen Stil. In Würzburg steht ein Angeklagter wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs vor Gericht. Als Mitglied einer internationalen Bande soll er mehrere Jahre lang Anleger im Internet zu Geldanlagen überredet haben.
2Es geht um Betrug im großen Stil. In Würzburg steht ein Angeklagter wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs vor Gericht. Als Mitglied einer internationalen Bande soll er mehrere Jahre lang Anleger im Internet zu Geldanlagen überredet haben.
VonJuliane RummelBR24RedaktionMonatelang wurde international ermittelt. Der Anstoß kam von der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) in Bamberg. Ermittler aus Deutschland, Österreich, Serbien und Bulgarien nahmen schließlich im April 2020 zwei internationale Tätergruppen fest. Es geht um mutmaßlichen Betrug im "Cybertrading", also Online-Handel. Laut ZCB beläuft sich der Schaden insgesamt auf mehr als 100 Millionen Euro. Inzwischen sind mehrere Täter angeklagt, so auch aktuell ein Mann in Würzburg.
Von November 2016 bis Februar 2019 soll der Angeklagte Teil einer Gruppe gewesen sein, die mutmaßlich mehrere tausend Anleger betrogen hat. Am Würzburger Landgericht ist der Mann nun wegen gewerbs-und bandenmäßigen Betrugs angeklagt. Der Staatsanwaltschaft zufolge lockten die Mitglieder der Gruppe potenzielle Anleger gezielt mit Werbung auf die Cybertrading-Plattformen – also auf digitale Plattformen, auf denen mit Finanzinstrumenten gehandelt wird.
Zu Prozessbeginn wollte sich der 39-Jährige allerdings noch nicht zu den Vorwürfen äußern. Voraussichtlich am folgenden Prozesstag will er eine schriftliche Einlassung verlesen, sagte einer seiner Verteidiger.
Der Angeklagte muss mit einer Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren rechnen – sowie einer Geldzahlung in Höhe von bis zu 375.000 Euro. Das Verfahren findet in Würzburg statt, da eine Geschädigte aus Ochsenfurt Anzeige erstattet hat. Sie hat durch die Cybertrading-Plattformen eine sechsstellige Summe verloren.
Der Betrug soll folgendermaßen abgelaufen sein: Die Kunden sollten auf den Plattformen ein Konto eröffnen – mit der Aussicht auf große Gewinne. Kosten für das Konto: etwa 250 bis 300 Euro. Bestand ein solches Konto einmal, seien die Anleger überzeugt worden, mehr zu investieren. Als Anreiz seien den Kontoinhabern gefälschte Charts vorgelegt worden, die vermeintliche Gewinne zeigten.
Viele Anleger investierten daraufhin weiteres Geld. Bis am Ende durch einen "missglückten Trade" ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals entstand – Rückzahlung oder Gewinnausschüttung gab es für die Anleger nicht. Das Geld soll danach durch ein großes Geldwäschenetzwerk geschleust worden sein.
Für den direkten Kundenkontakt sollen die Täter mehrere Callcenter betrieben haben. Anfang Januar 2019 seien darin an verschiedenen Standorten, unter anderem in Georgien und Bosnien-Herzegowina, insgesamt 472 Personen beschäftigt worden. Sie arbeiteten in unterschiedlichen Sprachen – immer in der Muttersprache ihrer Kunden.
In einem dieser Callcenter soll der Angeklagte, der nun in Würzburg vor Gericht steht, gearbeitet haben. Seine Rolle habe darin bestanden, Kunden zu betreuen und sie zu Geldeinzahlungen und dem anschließenden Handel mit Finanzprodukten zu überreden.
Bisher haben 27 Geschädigte Anzeige erstattet. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, diese "betreut" und dadurch einen Schaden von 1,38 Millionen Euro verursacht zu haben.
Der durch die Tätergruppierung entstandene Schaden ist laut Ermittlungen deutlich höher. Mehrere tausend Anleger aus Deutschland sollen betroffen sein – in anderen europäischen Ländern seien ähnlich viele Geschädigte bekannt.
Sie alle sollen auf den von den Tätern angelegten Plattformen wie "XTraderFX" oder OptionStarsGlobal aktiv gewesen sein. Bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern liegen Stand Dezember 2020 insgesamt 203 Strafanzeigen aus Deutschland vor. Das Dunkelfeld sei jedoch deutlich größer.
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