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Gräfin Cosel und die Burg Stolpen – Bautzener Bote

Gräfin Cosel und die Burg Stolpen – Bautzener Bote

Gräfin Cosel und die Burg Stolpen – Bautzener Bote

Glaubt man der Legende, verliebte sich August der Starke bei einem Brand im Winter 1704 in die später bekannte Gräfin Cosel. Die Residenz des Finanzministers Adolph Magnus von Hoym steht in Flammen. Seine Frau, Anna Constantia, koordiniert die Löscharbeiten, als die Kutsche des Kurfürsten vorbeifährt – und dieser war angeblich sofort leidenschaftlich verliebt.

Doch die Geschichte beginnt eher. Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, geb. von Brockdorff (* 17. Oktober 1680 in Depenau; † 31. März 1765 in Stolpen) war neben Aurora von Königsmarck die bekannteste Mätresse des sächsischen Kurfürsten Augusts des Starken. Die „Cosel“ wuchs als Tochter des Ritters Joachim von Brockdorff und seiner Frau Anna Margarethe, Tochter des reichen Hamburgers Leonhard Marselis, auf Gut Depenau auf. Die Ehe Brockdorffs, der aus einer der ältesten Adelsfamilien Holsteins stammte, mit der bürgerlichen Kaufmannstochter galt jedoch als unstandesgemäß. Für ein Mädchen der Barockzeit erhielt Anna Constantia eine ungewöhnlich umfassende Ausbildung: Sie lernte mehrere Sprachen, erhielt Unterricht in Mathematik und in klassischer Bildung, ritt im Damen- und Herrensattel und besaß eine Leidenschaft für die Jagd.

1699 lernte Anna Constantia den um zwölf Jahre älteren Direktor des sächsischen Generalakzise-Kollegiums, Adolph Magnus von Hoym, in Wolfenbüttel kennen, der um ihre Hand anhielt. Die Heirat erfolgte am 2. Juni 1703, doch bereits im Januar 1705 reichte er die Scheidung ein. Im selben Jahr wird sie die offizielle Mätresse des Kurfürsten . Sie handelt sich als Mätresse eine Jahresrente aus, die höher ist als die der Minister. August der Starke schenkt ihr das Schloss Pillnitz und lässt ihr in Dresden das Taschenbergpalais bauen. Und: Sie ringt ihm ein Eheversprechen ab. In einem Geheimvertrag verpflichtet er sich, sie zu heiraten, für den Fall, dass seine Ehefrau, die Kurfürstin, stirbt. In diesem folgenschweren Dokument wurde auch ihre Versorgung geregelt, so sollte sie 100.000 Taler jährlich erhalten.

Im Februar 1706 wurde Anna Constantia auf Bitten Augusts vom Kaiser zur Reichsgräfin von Cosel ernannt. Die Reichsgräfin wird eine der mächtigsten Frauen am glanzvollen sächsischen Hof.

Acht Jahre dauert ihre glanzvolle Zeit am Dresdner Hof, drei Kinder schenkt sie August dem Starken. Dann wird „die Cosel“ vielen, wie auch dem einflussreichen Minister von Flemming, zu mächtig. 1714 verliebt sich August in Maria Magdalena von Dönhoff, eine Liebe, die auch politisch günstig scheint. Mit der jungen Polin an seiner Seite kann der sächsische Kurfürst und König von Polen Verbundenheit zu seinem Königreich demonstrieren. Anna Constantia wird auf ihren Witwensitz, das Schloss Pillnitz, abgeschoben. Am 12. Dezember 1715 reiste sie nach Berlin, um den von August zurückgeforderten Ehevertrag zu beschaffen. Da sie Pillnitz jedoch nicht verlassen durfte, galt diese Reise als Flucht. Damit hatte sie eine Situation geschaffen, die der Kurfürst nicht hinnehmen konnte. Jenes schriftlich fixierte Eheversprechen, das August ihr seinerzeit ausstellen ließ, wurde ihr nun zum Verhängnis. Wäre ein solches Dokument publik geworden, zumal in Preußen, hätte dies eine europaweite Blamage des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen zur Folge gehabt. August war somit zum Handeln gezwungen und bot dem preußischen König im Austausch gegen die Auslieferung der Gräfin nach Sachsen geflohene preußische Deserteure an.

Gräfin Cosel und die Burg Stolpen – Bautzener Bote

Die Cosel kam am 21. November 1716 schließlich über Halle und Nossen zurück nach Dresden. Sie wurde vom König unter Arrest gestellt und am 24. Dezember 1716 auf die Burg Stolpen überstellt. Doch isolierte man sie streng und zensierte ihre Briefe. Fünf Bedienstete standen ihr zur Verfügung.

1733 starb August der Starke, aber der Arrest der Cosel dauerte an. Erst 1743 hob der sächsische Hof den Bann auf. Das Zeughaus war inzwischen durch einen Blitzschlag abgebrannt und die tragische Ex-Geliebte zog in den später nach ihr benannten Johannisturm. August beließ der Cosel ihren gesamten Besitz. Sie bezog auch weiterhin Einnahmen aus ihren Landgütern. Ihr Vermögen belief sich nach damaligen Akten auf mehr als 500.000 Thaler.

Anna Constantia von Cosel starb am 31. März 1765 84-jährig auf der Burg Stolpen nach 49 Jahren Gefangenschaft. Ihre Grabstätte befindet sich in der Burgkapelle.

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