Kurz gesagt: Eigentlich sollte ich das ja aus eigener Erfahrung wissen. Glück ist es auf jeden Fall. Arbeit auch. Aber vor allem: Commitment.
Hinter dieser Frage lauert die beliebte Frage nach dem Geheimnis glücklicher Beziehungen. Müssen wir nur alles richtig machen? Oder ist es einfach Glück, den richtigen Partner zu finden, und dann können wir beziehungstechnisch quasi die Füße hochlegen? Dabei werden langjährige Beziehungen mit glücklichen Beziehungen gleichgesetzt, was natürlich Unsinn ist, man kann auch 40 Jahre ziemlich unglücklich miteinander sein. Und ohnehin sollten wir aufhören, von glücklichen Beziehungen zu sprechen, wenn wir damit eigentlich beständige, zufriedenstellende meinen (übrigens: Hier erfährst du, warum auch Orgasmusprobleme keinen Aufschluss darüber geben, ob unsere Beziehung gesund oder zum Scheitern verurteilt ist.)
Aber um zur Frage zurückzukommen: Sind diese Beziehungen nun Zufall oder hart erarbeitet? Wenn ich meine Frau frage, wieso wir so lange zusammen sind, bekomme ich eine sehr unromantische Antwort: Sie meint, wir seien eben beide dickköpfig und würden nicht leicht aufgeben. Ich denke, sie hat recht. Wir sind beide Scheidungskinder, die beschlossen haben, es anders als unsere Eltern zu machen. Wir haben uns füreinander entschieden und halten daran auch in schwierigen Zeiten fest. Und wir besitzen eine gewisse Leidensbereitschaft: also die Überzeugung, dass das Leben kein Ponyhof ist.
Das alles trägt zu dem bei, was man Commitment nennt und was man beispielsweise als Mingle ausdrücklich ausschließt. Commitment ist die Fähigkeit, sich einer Aufgabe mit aller Hingabe zu verpflichten, sich zu engagieren und auch dabeizubleiben, wenn es schwierig wird. Beziehung muss man wollen. Insofern ist eine langjährige Partnerschaft immer auch Arbeit. Aber eher so, wie wir auch essen als eine Art Arbeit betrachten könnten, und wer nur Junkfood in sich reinschaufelt und nicht richtig kaut, bekommt Probleme. Und ebenso, wer seine eigenen und die Gefühle des Partners missachtet. Commitment bedeutet, das emotionale Beziehungsbarometer täglich abzulesen und immer wieder ein gutes Klima herzustellen. Sicher ist es Glück, jemanden zu finden, der das mit einem durchzieht.
Aber wer denkt, dass es nur auf das richtige "Matching" ankommt, irrt. Ja, es ist ein Gewinn, jemanden zu finden, zu unserem Bindungstyp passt oder unsere sexuellen Präferenzen teilt. Doch eine Beziehung ist keine Rechenaufgabe, bei der 1 Richtige(r) + 1 Richtige(r) für immer die glücklichen 2 ergibt. Wir sind mit unserem Partner ein anderer Mensch, als wir ohne ihn wären. Und wir sind mit 28 Jahren auch eine andere Person als mit 48 oder mit 63. Wir haben innerhalb von 30 Jahren viele Beziehungen. Und wir brauchen sicher Glück, um über eine so lange Zeit ein Paar zu bleiben. Wobei das, was uns später als "Glück gehabt" erscheint, oft andere wichtige Faktoren waren, die uns mit motiviert haben, ein Paar zu bleiben: gemeinsame Kinder, finanzielle Sicherheit, Gesundheit, gute Freunde, aber auch Schwierigkeiten, die man gemeinsam gemeistert hat. Doch entscheidend bleibt, stets die innere Verbindung zu erhalten. Und Gefühle aufrichtig zu teilen: die guten, die uns verbinden, wie die "schlechten", die uns zu trennen drohen.
Brigitte 16/2018 Brigitte