Alain Berset ist der Kennedy der Eidgenossenschaft. Mit 31 Ständerat der Sozialdemokraten in seinem Heimatkanton Freiburg, mit 33 Vize-Fraktionschef seiner Partei, mit 39 Bundesrat.
Seit einem Jahr ist Berset der Corona-General des Landes. Jetzt wird deutlich: Der wichtigste Mann in der Regierung der Alpenrepublik agiert ohne Konzept und Plan.
Die Folge: Die Schweiz droht vieles zu verlieren, was sie über Jahrzehnte gross gemacht hat. Statt Substanz Schulden, statt Wohlstand Arbeitslosigkeit, statt KMUs Onlinefirmen aus dem Ausland.
Wenn Büros und Läden verwaisen und eine Immobilienkrise ausbricht, diese gar auf die privaten Häuser überschwappt: Dann droht der Crash.
Für Berset scheint das alles nicht so wichtig. Offenbar weiss er nicht mehr, was er tut.
So wirkt es jedenfalls zunehmend. Meistens schiebt er für seine Massnahmen Experten vor, die warnen.
Doch der Tages-Anzeiger schreibt heute, dass Berset letzten Sommer gegen die Epidemiologen handelte, als er der Wirtschaft mehr Freiheiten liess.
Im Herbst dann die Vollbremsung. Und nun verliert Berset den Rückhalt – querbeet.
Wenn vom obstersten Gewerkschaftsboss bis zum Wirtschafts-Thinktank Avenir Suisse alle Öffnungen fordern, dann ist klar: Berset hat verspielt.
Am deutlichsten kam das heute früh zum Ausdruck. Das Deutschschweizer Radio SRF berichtete ausführlich über die Story im Tages-Anzeiger und die Forderungen nach Normalität.
Der Staatssender frontal gegen den zentralen Magistraten der Krise – das hat Seltenheitswert.
Berset war von den gleichen Medien unbesehen der Fakten und Erfolge in den Himmel gelobt worden. Das hat bei ihm offensichtlich zum Glauben geführt, er sei Herr der Lage.
Diese mögliche Selbsteinschätzung basiert auf dünnem Leistungsausweis. Berset war nie unternehmerisch tätig, er kennt die Privatwirtschaft nur vom Hörensagen.
Seinen Weg ging der Romand über die ewige Schulbank. Nach dem Abschluss seines Polit-Studiums an der Universität in Neuenburg arbeitete er 9 Jahre lang an seiner Doktorarbeit.
9 Jahre: In den 1970er Jahren wäre Berset damit in guter Gesellschaft gewesen. Bereits um die Jahrtausendwende, als der heutige Spitzenpolitiker derart lange dafür brauchte, war das eine beachtliche Dauer.
Als Doktor der Wirtschaftswissenschaften zog es Berset von Beginn weg zum Staat und zur Theorie.
Er war „Gastforscher“ am „Institut für Wirtschaftsforschungen“ in Hamburg und danach „Strategischer Berater“ im Wirtschaftsdepartement des Kantons Neuenburg.
Ab 2006 bis zu seiner Wahl in den Bundesrat Ende 2011 arbeitete Berset gemäss seinem CV als „Unabhängiger Strategie- und Kommunikationsberater“.
Keine Stricke in der Wirtschaft verrissen, kein Aufstieg im Haifischbecken eines Multis, nie selbst ins unternehmerische Risiko gegangen, kein Glaube an ein eigenes „Baby“ als Startup.
Sondern ein ewiger Student und Lift-Politiker der Sozialdemokraten – wohl dank Beziehungen in Freiburg, von wo Langzeit-SP-Präsident Christian Levrat stammt.
Jetzt hat der Wind gedreht. In anderen Ländern würde es Rücktrittsforderungen hageln. Nicht bei uns.
Elisabeth Kopp stolperte über einen Anruf an ihren Mann, Berset fährt die Wirtschaft an die Wand. Ungleiche Ellen.