Zur Primetime am vergangenen Sonntag zeigte Sat.1 die zweite Runde der Sing-Offs der diesjährigen "The Voice of Germany"-Staffel. Doch anstelle von Freude über eine gelungene Live-Show, Bewunderung für starke Stimmen und Belustigung über die Scherze von Juroren und Moderatoren blieb Verwunderung. Denn ausgerechnet Publikumsliebling Sarah Connor ließ für einen kurzen Moment die heitere Stimmung kippen.
Bevor die Kandidaten ihres Teams um einen Platz im Viertelfinale kämpften, trug Moderatorin Lena Gercke vor, weshalb zwei Teammitglieder fehlten. Anton habe aus "persönlichen Gründen" aufgehört. "Bei Anouar verhält es sich leider etwas anders", so Gercke. Die Sender und die Produktionsfirma Bildergarten hätten entschieden, dass er nicht mehr Teil von "The Voice" "sein kann". "Im Umfeld der Proben hat er mehrfach gegen Werte verstoßen, die natürlich für die 'Voice'-Family ganz, ganz wichtig sind, wie Toleranz, Fairness, respektvoller Umgang miteinander", las die Moderatorin von ihrer Karte ab.
Und Connor? Die atmete tief durch, guckte betreten. "Ich bedauere das sehr", so die Jurorin. "Ich stehe selber für alles andere als diese Cancel Culture, und dass der jetzt einfach rausfliegt, ist für mich ein großer Schock. Ich bin für Inklusion und ich möchte verstehen, warum jemand ... Ich glaube, dass es Gründe dafür gibt, warum jemand jemand anderen abwertend behandelt." Sie betonte noch, dass die Entscheidung von Sender und Produktionsfirma getroffen wurde.
Was hatte sich Sarah Connor dabei nur gedacht?
Weder Sender, noch Anouar selbst in einem späteren Instagram Live wollten auf die Geschehnisse näher eingehen. Aber er erklärte, die Entscheidung akzeptieren zu wollen. Die Frage bleibt, warum seine prominente Mentorin trotzdem in der Live-Show den Beschluss in Zweifel zog – und damit auch ihren Arbeitgeber.
Man sollte davon ausgehen können, dass der Rauswurf eben nicht "einfach" so angeordnet wurde, wie die Sängerin es darstellte. Und wenn Anouar – wie sie selbst zugab – nicht die Regeln eingehalten hat, kann sie auch nicht mit "Cancel Culture" kommen. Es ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts oder sogenannter "woken" Gruppen, dass man sich in einer Gemeinschaft und erst Recht in einem Wettbewerb an Regeln halten muss. Ein Gedanke an den- bzw. diejenigen, denen Anouar unangemessen entgegenkam, hätte sicher nicht geschadet.
Zweifellos hat der Student eine eindrucksvolle Stimme, die bei "The Voice" fehlen wird. Aber der junge Mann bekräftigt auf Instagram, kämpfen und mit seiner Musik von sich hören lassen zu wollen. Ein schöner Zug wäre es doch, wenn Sarah Connor ihrem ehemaligen Schützling dabei hilft. Gegen zweite Chancen hat sicher niemand etwas.