München - Wie konnte es nur so weit kommen? Das fragen sich Millionen von Fußballfans rund um den Globus. Denn Ronaldinho hat derzeit richtig Probleme. Nach Berichten spanischer Medien hat der Weltmeister von 2002 in Brasilien Steuerschulden in Höhe von zwei Millionen Euro. Das brasilianische Finanzamt habe bei einer Durchsuchung von Ronaldinhos Konten nur noch 25 Reais gefunden, das entspricht knappen sechs Euro.
Als Fußballer hat Ronaldinho alles erreicht. Er wurde mit Brasilien Weltmeister, er war Weltfußballer 2004 und 2005, Europas, Südamerikas und Brasiliens Fußballer des Jahres, er gewann die Champions League, die spanische und italienische Meisterschaft, eine olympische Bronzemedaille und vieles mehr.
Leichtfüßig mischte der Edeltechniker die gegnerischen Abwehrreihen nach Belieben auf, er erzielte in 499 Erstliga-Partien 185 oftmals spektakuläre Tore und traf in 97 Länderspielen für die Selecao 33 Mal. Ronaldinho spielte u.a. für Grêmio Porto Alegre, Paris Saint-Germain, den FC Barcelona, den AC Mailand und Flamengo Rio de Janeiro. Kurz gesagt: Er legte sportlich eine Bilderbuchkarriere hin und verdiente Millionen.
Doch nun soll das ganze Geld weg sein. Die Steuerschulden hätten sich angehäuft, weil Ronaldinho 2015 mit seinem Bruder in einem Naturschutzgebiet illegal Zuckermühlen bauen ließ. Die Konsequenz aus der Misere: Die brasilianischen Behörden hätten nach Informationen der spanische Zeitung "Marca" Ronaldinhos Reisepass beschlagnahmt.
Den Ehrenbürger Rio de Janeiros sollten zwei Millionen Euro Steuerschulden aber eigentlich trotzdem nicht groß jucken, hat er doch in seiner Karriere ein Vielfaches verdient. Im Jahr 2008 kürte ihn das Wirtschaftsmagazin "Forbes" mit einem Jahreseinkommen von 29,5 Millionen Dollar zum bestbezahlten Kicker der Welt. Im Dezember 2017 wurde sein Vermögen noch auf 83 Millionen Euro taxiert. Jetzt soll alles weg sein? Schwer vorstellbar, auch wenn er die Kohle in großem Stil ausgibt.
Legendär sind Berichte über Ronaldinos ausschweifendes Party- und Nachtleben. Zusammen mit seinen Kumpels und auch damaligen Kollegen wie Deco oder Rafael Marquez soll er zu Zeiten seines Engagements in Barcelona regelmäßig bis in die frühen Morgenstunden um die Häuser gezogen sein. Der FC Barcelona hätte seinerzeit die Starkicker häufig durch angebliche Verletzungen schützen müssen, wenn sie wieder einmal nicht spielfähig gewesen waren.
Zuvor war er auch schon in Paris auffällig geworden. Sein früherer Trainer Luis Fernandez enthüllt in seinen Memoiren, dass Ronaldinho getan habe, "was er wollte. Im Trainingslager holte er sich Frauen aufs Zimmer." Das wäre sogar den Teamkollegen zu viel gewesen.
Und statt pünktlich zum Trainingsbeginn beim AC Mailand zu erscheinen, gönnte sich Ronaldinho auch schon mal gerne ein paar Extrarunden Fußball-Tennis an der Copacabana, die er inmitten leichtbekleideter Sambatänzerinnen mit einem Bier in der Hand beendete. Auf Ernährungspläne hatte er eh nie etwas gegeben.
Dafür hat er sich für rund 10,5 Millionen Euro auf einem Anwesen von 1.000 qm eine Traumvilla im Viertel Barra da Tijuca in Rio de Janeiro gebaut, der es an keinem Luxus mangelte. Zur WM 2014 konnte sogar jeder darin nächtigen, der das nötige Kleingeld mitbrachte. Denn Ronaldinho hatte die Villa über die Plattform Airbnb tageweise vermietet. Der Spaß sollte für bis zu acht Fans 11.342 Euro pro Nacht kosten. Der Gastgeber aber war während des Turniers nicht daheim.
Noch vor einem halben Jahr machte der Lebemann Schlagzeilen, als er angeblich gleich zwei Frauen auf einmal geheiratet haben soll. Zusammen mit Langzeitfreundin Priscilla Coelho und Beatriz Souza, die er 2016 kennen und lieben lernte, soll er nach einem Bericht des Schweizer "Blick" einem Leben in fröhlicher Dreisamkeit frönen. Die beiden Damen sollen übrigens die gleiche monatliche Zuwendung in Höhe von 1.700 Euro bekommen. Wenn das mal kein Schnäppchen ist.
Dass der Weltstar, der zum Jahresbeginn seine Karriere offiziell beendete, zuletzt auch offen den Rechtspopulisten und Neupräsidenten Jair Bolsonaro bei der Präsidentschaftswahl unterstützte, ist dagegen vergleichsweise nur eine Randnotiz. Genauso wie Ronalindos Werben für windige Kryptowährungen, denen Finanzexperten kritisch gegenüber stehen.
Ob Ronaldinho seinen ausschweifenden Lebensstil wird fortsetzen können, bleibt abzuwarten. Immerhin heißt es auch, dass sein langjähriger Sponsor Nike neue Schuhe mit seinem Namen auf den Markt gebracht hat, die ihm wieder eine hohe Einnahme bescheren werden.
Wenn er dann seinen Reisepass wieder zurück bekommt, steht einem Flug nach Frankfurt nichts mehr im Weg. Dort soll schon am 17. November in der Commerzbank-Arena das Benefizspiel zwischen den Teams "Ronaldinho and friends" und den "Rene Adler All-Stars" steigen.
Ob er wirklich kein Geld mehr hat, weiß wohl nur er alleine. Doch vorstellen kann man sich das eigentlich nicht.
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