In den letzten Tagen wurde mehrfach in den Medien über die mögliche Wiedererrichtung des Bismarck-Denkmals auf dem Czorneboh berichtet.
Die Meinungsäußerungen, oft durch die einzige lokale Tageszeitung wiedergegeben, waren bislang sehr einseitig. Links-Grüne Stadträte aus Bautzen, der Pächter der Czorneboh-Gaststätte, aber auch Vertreter der Sorben sprachen sich gegen das Denkmal aus. So forderte der Vorsitzende der Domowina, Dawid Statnik, für den sorbischen DDR-Kulturfunktionär Jurij Brězan ein Denkmal, statt für den Reichskanzler Otto von Bismarck.
Seitens des Sorbischen Instituts wurde das Denkmal „als Kult- und Gedenkort für Rechtsextreme, Reichsbürger und sonstige Demokratieverächter“ ins Gespräch gebracht.
Es ist schon erstaunlich, dass sich Menschen, welche sich sonst unaufhörlich für Vielfalt, Demokratie, Gleichberechtigung und gegen die Spaltung der Gesellschaft einsetzen, so massiv gegen ein Denkmal stark machen.
Sicherlich sorgen Bismarck-Denkmäler aus heutiger Sicht für Diskussionen. Sie sind aber ein Teil der deutschen Geschichte. Und für viele Bürger spiegeln diese auch den damaligen Stolz auf Deutschlands Weltgeltung in Wissenschaft, Industrie und Sozialpolitik, auf seine militärische Stärke und vorbildliche Verwaltung wieder.
Wäre es daher nicht sinnvoller gewesen, erst einmal den Kontakt und das Gespräch mit den Befürwortern und Unterstützern des Denkmals zu suchen?
Immerhin soll die Wiederherstellung des Bismarck-Denkmals auf dem Czorneboh privat bezahlt werden und keinerlei Kosten für die Stadtkasse verursachen.
Ein Blick ins Internet zeigt, wie viele Bismarck-Denkmäler es deutschlandweit gibt und welche nach 1990 wieder saniert wurden. So aktuell im SPD-regierten Stadtstaat Hamburg. Seit Anfang vergangenen Jahres wird das 34 Meter hohe Denkmal im Alten Elbpark über dem Hamburger Hafen für rund neun Millionen Euro saniert. Der Großteil des Geldes kommt vom Bund.
Aber auch in Mitteldeutschland wurden Denkmäler des einstigen Reichskanzlers erfolgreich saniert. Beispielsweise 2017 in Markranstädt.
Bevor einzelne Gruppen und Personen meinen, im Namen aller Bürger Bautzens gegen das Bismarck-Denkmal Stellung beziehen zu müssen, sollte man die Idee sachorientiert angehen. Warum nicht auch gleich den Aussichtsturm vom Czorneboh sanieren?
Ein gutes Beispiel dafür ist die Sanierung der Bismarcksäule in Dresden. 2003 wurde der Verein Bismarckturm Dresden e. V. gegründet. Sieben Studenten der TU Dresden, vorrangig aus dem Studiengang Architektur, hatten sich das gemeinsame Ziel gesetzt, den Turm wieder begehbar zu machen. Nach der umfangreichen Sanierung ist der Aussichtsturm seit 2006 eine Touristenattraktion. Warum nicht also auf dem Czorneboh das Bismarck-Denkmal in Verbindung mit dem Aussichtsturm nutzen, um die schöne Aussicht publikumswirksam unter den zahlreichen Ausflugszielen in und um Bautzen zu nutzen?