InteraktivAachenStephan Straub fischt den Ball aus dem Winkel, wirft das Leder in die Füße von Reinhold Münzenberg, Pass auf Michel Pfeiffer, der Stephan Lämmermann gekonnt in Szene setzt … Was für ein fiktiver Angriff mit klangvollen Namen! Wir suchen Alemannias Legenden-Elf, und Sie haben die Wahl: Stimmen Sie jetzt ab!
Wir suchen die Besten der Besten der Alemannia und stellen Spieler aus verschiedenen Dekaden vor. In diesem Teil geht es um die Abwehrreihe. Joaquín Montañés hat die meisten Spiele für die Alemannia absolviert. Willi Landgraf wurde stets von einem langgezogenen „Williiiiiii“ auf der rechten Seite begleitet und ist Rekordspieler der 2. Fußball-Bundesliga. Reinhold Münzenberg, „der Eiserne“, war Aachens erster Nationalspieler. Reicht das für einen Platz in der Legenden-Elf?
Ob gutes Stellungsspiel, kompromissloses Grätschen oder eine überlegte Spieleröffnung: Einen guten Verteidiger zeichnen viele Eigenschaften aus. Über die Jahre hatte die Alemannia die unterschiedlichsten Abwehrtypen zu bieten, wir haben einige ausgewählt. Sie bestimmen, wer von ihnen einen Platz in der Legenden-Elf erhält.
„Das Tor zu erzielen war ein geiles Gefühl. Der Ball lag unheimlich gut am Fuß und hatte dann eine ganz merkwürdige Flugbahn.“ Stefan Blank klingt fast schon bescheiden, als er seinen Treffer zum 1:0 im DFB-Pokal-Viertelfinale beschreibt. Schließlich hieß der Gegner Bayern München, und im Tor stand der damalige Welttorhüter Oliver Kahn. Den hatte der Linksverteidiger in der 33. Minute am 4. Februar 2004 mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern und einer „merkwürdigen Flugbahn“ auf dem falschen Fuß erwischt.
Es folgte ein ausgelassener Jubeltanz, einige Tage später die Wahl zum „Tor des Monats" – und ein Platz in den schwarz-gelben Geschichtsbüchern. Dabei hatte der gebürtige Gelsenkirchener gar nicht so lange für die Alemannia die Schuhe geschnürt.
2003 war er vom FC St. Pauli in die Kaiserstadt gewechselt, wo er sich eineinhalb Jahre und 43 Pflichtspieleinsätze (10 Tore) später verabschiedete, um beim Erstligisten Kaiserslautern anzuheuern. Nach zwei Bundesliga-Saisons kehrte er zurück ins Ruhrgebiet, wo er einst bei der SG Wattenscheid 09 seine Profikarriere begonnen hatte. Für den MSV Duisburg lief er noch insgesamt sieben Mal auf – dann war die aktive Laufbahn des torgefährlichen 1,93-Meter-Außenverteidigers beendet.
Dem Fußball blieb er anschließend erhalten. Bis 2016 war er bei verschiedenen Amateurklubs als Trainer (SG Wattenscheid 09 U19, SG Wattenscheid 09, Hallescher FC II, FC Kray) beziehungsweise Sportdirektor (SpVgg Erkenschwick) beschäftigt. Nach einem desolaten Saisonauftakt mit dem FC Kray in der Oberliga Niederrhein wurde er nach gerade einmal drei Spieltagen entlassen. Ob er seither nur noch seiner zweiten Leidenschaft Golf nachgeht, ist nicht bekannt. (kit)
Es gibt nur einen, der auf die Frage, ob er schon einmal ein Step-Aerobic-Training gemacht hat, antwortet „Jung, ich komm aus Bottrop – da wirsse getötet, wenne datt inne Muckibude machs!“: Willi Landgraf, der 1968 in Mühlheim an der Ruhr geboren wurde und die 2. Bundesliga kennt wie kaum ein anderer.
Über Rot-Weiss Essen, den FC Homburg und den FC Gütersloh kam das „Kampfschwein“ im Sommer 1999 an den Tivoli und wurde schnell zum Publikumsliebling. Er beackerte die rechte Abwehrseite und brachte seine Gegenspieler mit seinem unbändigen Willen, seinem unerschöpflichen Einsatz und dem unbedingten Siegeswillen zur Verzweiflung – stets begleitet von langgezogenen „Williiiiiii“-Rufen der Zuschauer.
Ein Bundesligaspiel war dem typischen Ruhrpottkicker nie vergönnt, dafür ist er mit 508 Einsätzen der Rekordspieler der 2. Bundesliga. Zudem stand er mit der Alemannia 2004 im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen, nachdem die Aachener zuvor unter anderem die Bundesligisten Bayern München und Borussia Mönchengladbach ausgeschaltet hatten, spielte mit den Tivoli-Kickern im UEFA-Cup und schaffte zum Abschluss seiner Karriere den langersehnten Aufstieg mit den Kaiserstädtern in die Bundesliga.
Im Anschluss wechselte er zu den Amateuren des FC Schalke 04, musste ab Januar 2007, im hohen Alter von 38 Jahren, bei den Profis die Bank auffüllen und ließ seine Karriere zum Abschluss beim VfB Bottrop ausklingen.
In Spanien geboren, in Eschweiler aufgewachsen und die gesamte aktive Fußballkarriere bei der Alemannia verbracht: Das ist Joaquín Montañés.
Jo Montañés kam 1953 in Talavera de la Reina in der spanischen Provinz Toledo zur Welt, noch während seiner Kindheit kamen seine Eltern nach Deutschland und ließen sich in Eschweiler nieder. Dort schnürte der Abwehrspieler in seiner Jugend die Schuhe für die Eschweiler SG und den Stolberger SV. 1972 wechselte er zum damaligen Regionalligisten Alemannia Aachen – und sollte fortan für keinen anderen Klub mehr auflaufen.
Insgesamt 542 Spiele absolvierte Montañés im Trikot der Kartoffelkäfer, vereinsinterner Rekord. Kein Spieler absolvierte mehr Partien für die Schwarz-Gelben. 63 seiner Alemannia-Spiele lieferte er in der Regionalliga ab, alle anderen in der 2. Bundesliga. Bis Willi Landgraf „Mister 2. Liga“ wurde, hielt der Spanier den Rekord in Deutschlands Fußball-Unterhaus – nach Einsatzminuten führt er übrigens immer noch.
Heute wechseln Fußballprofis häufiger den Arbeitgeber als Fans zählen können, Montañés hingegen blieb der Alemannia bis zum Ende seiner Spielerlaufbahn 1989 17 Jahre lang treu. Einmal gab es zwar ein ernsthaftes Interesse von Betis Sevilla, sogar ein Probetraining absolvierte der Abwehrspieler in seinem Heimatland. Doch der Transfer scheiterte. Der damalige Manager der Aachener, Bert Schütt, forderte immer wieder höhere Ablösesummen, bis die Spanier genervt aufgaben.
Nach seinem Karriereende spielte er bis 2016 in der Traditionsmannschaft der Alemannia und gab sein Wissen auch als Coach weiter: Borussia Freialdenhoven (1989 - 1993), FSV Geilenkirchen-Hünshoven (1993 - 1997) und SuS Herzogenrath (1997 - 2000) hießen die Stationen. Die letzten kürzeren Trainer-Engagements waren beim Kohlscheider BC und FSV Setterich.
Kaum ein Name repräsentiert die Tugenden der Alemannia so sehr wie Reinhold Münzenberg. „Der Eiserne“ prägte die frühen Jahre der Schwarz-Gelben und war Aachens erster von bis heute nur drei deutschen Nationalspielern.
Münzenberg wurde 1909 im Aachener Stadtteil Walheim geboren und kam über den Aachener Spielverein 1922 zur Jugendabteilung der Alemannia. Vier Jahre später rückte er in die erste Mannschaft auf. Ab 1939 spielte er ein Jahr beim VfL Neckarau, nach einem kurzen Comeback bei der Alemannia ging es 1941 als Kriegsgastspieler zu Werder Bremen. Ab Januar 1943 lief er für den Luftwaffen-Sporverein Hamburg auf, ehe er im Oktober 1944 zurück zur Alemannia kam. Dort spielte er bis zum Ende der Saison 1950/51.
Reinhold Münzenberg ist nicht nur am Tivoli eine bekannte Größe, zwischen 1930 und 1939 absolvierte er 41 Länderspiele für die Deutsche A-Nationalmannschaft. Acht Mal führte er das DFB-Team sogar als Kapitän aufs Feld. Bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien kam er zwar nur ein einziges Mal zum Einsatz, das aber im wichtigen Spiel um den dritten Platz, das mit 3:2 gegen Österreich gewonnen wurde.
Noch bis heute gilt der 8:0-Sieg der Deutschen über Dänemark am 16. Mai 1937 in Breslau als eines der besten Spiele, die die Deutsche Nationalmannschaft je bestritten hat. In der Startelf der sogenannten Breslau-Elf: Alemannia-Urgestein Münzenberg.
Jupp Derwall, einst selbst bei der Alemannia aktiv und von 1978 bis 1984 Bundestrainer, sagte über Reinhold Münzenberg: „Der Reinhold war für uns junge Spieler damals eine Sensation, ein großartiges Vorbild aus der Läuferreihe mit Paul Janes und Ludwig Goldbrunner. Alles unvorstellbare Größen zu Herbergers Zeiten.“
Doch nicht nur auf dem Platz war Münzenberg, der am 23. April 1948 zum Ehrenmitglied ernannt wurde, tatkräftig für die Schwarz-Gelben im Einsatz. Von 1974 bis 1976 stand er dem Verein als Präsident vor. Das Amt übernahm im Anschluss sein Neffe Egon Münzenberg.
„Könt der Nievelstein dann langs et Tor jeflitzt, röft der Prokop: ,Futt, Du bess ene Selbsttorspezialist!’“, heißt es in Alemannias Vereinshymne der 3 Atömchen. Kein Wunder, startete Werner Nievelsteins Karriere bei den Schwarz-Gelben doch denkbar unglücklich mit einem Eigentor. Vom SuS Herzogenrath wechselte der 1941 geborene Verteidiger 1958 an den Tivoli. Am 16. Oktober 1960 debütierte er schließlich in der ersten Mannschaft. Gegen den Meidericher SV waren keine vier Minuten gespielt, da hatte Nievelstein auch schon seinen ersten Treffer im Profi-Bereich erzielt. Leider landete der Ball im eigenen Kasten, die Legende vom „Selbsttorspezialisten“ war geboren.
Doch damit kann er sicher leben, denn Nievelstein war eine der prägenden Figuren der erfolgreichsten Jahre der Schwarz-Gelben: 1965 stand er mit der Alemannia im DFB-Pokalfinale in Hannover, das mit 0:2 gegen Borussia Dortmund verloren ging. 1964 und 1967 wurde er mit Aachen Meister der Regionalliga West, stieg 1967 in die Bundesliga auf und wurde mit den Schwarz-Gelben 1969 überraschend Deutscher Vizemeister.
Insgesamt lief Nievelstein zwischen 1960 und 1970 in 225 Meisterschaftsspielen in der Ober-, Regional- und Bundesliga für die Alemannia auf. Im Anschluss ließ er seine Karriere bei seinem Heimatverein SuS Herzogenrath ausklingen.
Wenn Abwehrspieler ins Dribbling gehen, Tänzchen im eigenen Strafraum aufführen oder in der Nähe zum eigenen Tor in die Trickkiste greifen, stockt den Fans häufig der Atem. Wenn es klappt, ist der Beifall und das Erstaunen groß, läuft es schief, ist der Ärger umso größer.
Regelmäßig für Schnappatmung bei den schwarz-gelben Anhängern sorgte Moses Sichone, der stets bestrebt war zu zeigen, dass Innenverteidiger mehr als nur grätschen und den Ball wegschlagen können – häufig mit Erfolg, aber manchmal auch nicht. Der Verteidiger aus Sambia lief zwischen 2004 und 2007 für die Alemannia auf und war Stammspieler in der Aufstiegsmannschaft 2005/06. Die Rückkehr der Aachener ins Fußballoberhaus nach 36 Jahren war Sichones dritter Aufstieg in die 1. Liga, zuvor war ihm das Kunststück bereits zweimal mit dem 1. FC Köln gelungen (2000 und 2003).
Aus eben jener Domstadt wechselte der Nationalspieler Sambias (44 Einsätze zwischen 1998 und 2006) 2004 in die Kaiserstadt, obwohl die Alemannia eine Liga unter den Kölnern spielte. Dafür bot sich am Tivoli allerdings die Gelegenheit, international zu spielen. In der Saison 2004/05 erreichte Sichone mit seinen Teamkollegen unter Trainer Dieter Hecking die dritte Runde des UEFA-Cups. Unvergessen bleiben die Siege in Köln gegen Lille (1:0) und in Athen gegen AEK (2:0).
Nach seiner Zeit bei der Alemannia war Sichone noch in Offenbach, Aalen, Pahphos (Zypern), Jena und Bergheim aktiv. Doch der Kontakt zur Krefelder Straße riss nie ganz ab. Von 2013 bis 2017 bekleidete Sichone verschiedene Trainerämter bei der Alemannia und coachte im Jugendbereich: Bei der U17 und bei der zweiten Mannschaft stand er an der Seitenlinie.
Nach seinem Engagement am Tivoli blieb er der Region weiterhin treu und war von 2018 bis 2019 Trainer beim FC Rhenania Lohn in Eschweiler.
Abwehrspieler erzielen in der Regel nicht viele Tore, schließlich besteht ihre Hauptaufgabe darin, sie zu verhindern. Für Frank Schmidt war das kein Grund, keine Treffer zu erzielen. In 102 Spielen für die Alemannia erzielte der 1,90 Meter große Verteidiger 19 Tore, sechs davon in der Saison 2001/02 in der 2. Bundesliga.
In Aachen hatte er bereits zur Saison 1998/99 angeheuert. Trainer Werner Fuchs holte den in Heidenheim geborenen Verteidiger, der zu Beginn seiner Karriere Anfang der 1990er Jahre im Bundesligakader des 1. FC Nürnberg stand, aus Wien an den Tivoli. Und gleich in seiner Premierensaison an der Krefelder Straße gelang ihm mit seinem neuen Verein der Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Nachdem er die Alemannia nach fünf Jahren verlassen hatte, ging es über die Station SV Waldhof Mannheim zurück in die Heimat. Beim heutigen 1. FC Heidenheim beendete er nach 112 Einsätzen am Ende der Saison 2006/07 seine Spielerkarriere.
Kurz nachdem er seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatte, übernahm er zunächst interimsweise den Trainerposten bei den Heidenheimer. Und mit ihm kam der Erfolg: Am Ende der Saison stand der Aufstieg in die viertklassige Regionalliga, 2009 ging es hoch in die 3. Liga, seit dem Sommer 2014 spielen die Heidenheimer unter Frank Schmidt in der 2. Bundesliga. Mit über zwölf Jahren im Amt ist Schmidt der dienstälteste Trainer im Fußballunterhaus.
Henri Heeren kam im Sommer 1997 zur Alemannia in die Regionalliga West/Südwest und gehörte schnell zu den Publikumslieblingen. Die rechte Abwehrseite war seine natürliche Umgebung, seine Gegenspieler beackerte der Niederländer bis zum Umfallen.
Doch Heeren war nicht nur ein knallharter Zweikämpfer, er machte sich auch als Kunstschütze einen Namen. In seinen 102 Spielen für die Alemannia erzielte er zwar nur zehn Tore, aber wenn er traf, dann spektakulär. Sein wohl schönstes Tor fiel am 26. Spieltag der Saison 1999/2000 der 2. Bundesliga. Aachen trat in Nürnberg an und lag nach 25 Minuten bereits 0:2 hinten. Doch Henri Heeren sollte die Partie noch einmal spannend machen. Mit einem Freistoß-Hammer erzielte der Verteidiger den Anschlusstreffer. Letztendlich verlor die Alemannia das Spiel 1:3, und es war schnell vergessen. Der Heeren-Treffer aber ist für die Ewigkeit.
Im Sommer 2003 verließ der gebürtige Heerlener, der das Fußballspielen bei Roda Kerkrade lernte, den Tivoli in Richtung Saarbrücken. Dort konnte er, wie schon 1999 mit der Alemannia, den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern. Seine Karriere beendete er 2009 bei Fortuna Düsseldorf. Dort bekleidete er in der Saison 2007/08 das Amt des Mannschaftskapitäns.
Das waren unsere Kandidaten. Jetzt sind Sie an der Reihe. Welcher dieser Alemannia-Helden muss auf jeden Fall einen Platz in der Legenden-Elf erhalten? Auch wenn es schwer fällt, Sie können nur für einen Spieler abstimmen.
Die Abstimmung läuft bis Sonntag, 2. Februar 2020, 23.59 Uhr. Aus allen abgegeben Stimmen erstellen wir Alemannias Legenden-Elf, die im 4-3-3 auflaufen und von einem Trainerduo gecoacht wird.
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Hinweis: Die Angaben zu den Spielzeiten, Einsätzen und Toren wurden von Oche Hoppaz übernommen.