• Solana-Blockchain mit Netzwerkproblemen• Software-Update soll Besserung bringen• Neuer Zahlungsdienst vorgestellt
Seit Jahresbeginn befinden sich die Kurse von einigen beliebten Kryptowährungen unter Druck. So haben sich Bitcoin & Konsorten mittlerweile auf einem niedrigeren Niveau eingependelt, das deutlich unter den Höchstständen aus dem vergangenen Jahr liegt. Angeheizt wird die Unsicherheit am Kryptomarkt derzeit durch die Forderung nach Regulierungsmassnahmen, wie sie einige Länder auch bereits umsetzen.
Auch Anleger der Internetwährung Solana dürften den Abwärtstrend wahrgenommen haben. Während der Coin im November 2021 noch ein Allzeithoch von 260,06 US-Dollar markierte, startete er knapp über 170 US-Dollar ins neue Jahr und tendiert nun noch bei 107,06 US-Dollar (Stand vom 11. Februar 2022).
Neben einer allgemeinen Kursschwäche am Kryptomarkt sieht sich Solana allerdings noch anderen Herausforderungen gegenüber. So hat das Netzwerk immer wieder mit Ausfällen und Geschwindigkeitseinbussen zu kämpfen, wie auf Meldungen der Kryptobörse Coinbase und des Krypto-Portals "Wu Blockchain" zurückgeht. Anfang Januar soll die Blockchain für einige Stunden nicht erreichbar gewesen sein, wodurch Transaktionen nicht abgeschlossen werden konnten. Laut Wu Blockchain wurde in der offiziellen Telegram-Gruppe von Solana gar gemunkelt, dass hinter dem Verbindungsfehler eine DDoS-Attacke durch die Überlastung des Netzwerks steckt. Diese Bedenken konnte Anatoly Yakovenko, Mitgründer von Solana, aber kurze Zeit später ausräumen. "Es handelt sich nicht um ein DDoS, sondern nur um Probleme bei der Kommerzialisierung einer neuen Laufzeitumgebung", beruhigte der Entwickler die Solana-Community auf seinem Twitter-Profil.
Wenige Tage nach dem Zwischenfall machten erneut Berichte über Verbindungsprobleme die Runde: So erklärten die Entwickler in einem Statusbericht, dass "Leistungseinbussen" erkennbar seien, die auf eine vorherige Software-Version zurückzuführen seien. Mit einem daraufhin erschienenen Update sollen die Probleme aber weitflächig eigedämmt worden sein. Bereits im September 2021 war die Blockchain ganze 17 Stunden nicht erreichbar, wodurch einige Nutzer ihre Positionen nicht liquidieren konnten, wie "Bloomberg" berichtet.
Das Netzwerk wirbt offiziell damit, Transaktionen besonders schnell zu verarbeiten. Während andere Blockchains auf einen Zeitstempel aus externen Programmen zurückgreifen, setzt Solana dazu auf die "Proof of History"-Technologie, wie es auf der Webseite der Entwickler heisst. Damit wird der Zeitstempel direkt in die eigene Blockchain integriert. "Jeder Blockproduzent muss die VDF [verifizierbare Verzögerungsfunktion], diesen Proof of History, durchlaufen, um zu seinem zugewiesenen Slot zu gelangen und einen Block zu produzieren", so Yakovenko. Dazu werden die verhashten Datensätze von zuvor generierten Zuständen in der Sequenz platziert - und zwar in "annähernder Echtzeit".
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Einige Tage nach den jüngsten Netzwerkproblemen meldete sich Yakovenko erneut via Twitter zu Wort. So habe im Netzwerk ein Fehler im Umgang mit doppelten Transaktionen bestanden, der zur Verlangsamung der Übertragungsgeschwindigkeit beitrug und durch den Handel durch Trading-Bots erkannt wurde. Zwar habe sich die Geschwindigkeit seit dem Update 1.8.14 verbessert, das Problem sei damit aber noch nicht gänzlich behoben. Ein weiteres Upgrade, das bis Ende des Monats ausgerollt werden soll, soll hier aber Abhilfe schaffen. Mit der weiteren Unterstützung wollen die Entwickler also nicht nur das Netzwerk stärken, sondern auch die Zahlungen mit Kryptowährungen erleichtern, wie Sheraz Shere, der bei Solana die Payments-Abteilung leitet, bestätigte. "Wir sind für die nächsten Jahre und Jahrzehnte an dem Thema dran", so Shere im Interview mit Bloomberg. "Es gibt zwar Probleme mit der Überlastung des Netzes, aber wir betrachten dies als eine viel längerfristige Chance."
Mit dem neuen Service "Solana Pay" soll es Nutzern möglich sein, Transaktionen mit verschiedenen Token, die auf der Solana-Blockchain basieren, durchzuführen - und das zum möglichst niedrigen Aufwand. Laut einer Pressemitteilung ist ein Einsatz in Einzelhandelsgeschäften möglich, wodurch die Zahlungsabwicklung in lokalen Geschäften deutlich vereinfacht werden könne. So müsse der Kunde mit seinem Smartphone nur noch einen QR-Code scannen, damit der Zahlbetrag sofort auf das Konto des Händlers übertragen wird. Für den Käufer könnten sich damit weitere Vorteile ergeben, so die Entwickler. Neben einer NFT-Version des gekauften Artikels wird auch eine zertifizierte NFT-Quittung über den Kauf an das Smartphone des Kunden gesendet. So sei es etwa denkbar, dass ein Kunde in einem lokalen Sportgeschäft Turnschuhe kauft und im Anschluss auch den eigenen Charakter in einem virtuellen Metaverse damit ausstatten kann. Das Konzept sei ausserdem als Kundenbindung zu verstehen, da bei neuen Produkten, die auf die Bedürfnisse der bisherigen Käufer zugeschnitten sind, eine entsprechende Mitteilung auf dem Smartphone angezeigt werden könne.
"Unser Team hat dazu beigetragen, die Bausteine für ein dezentrales, offenes und echtes Peer-to-Peer-Zahlungsprotokoll zu entwickeln", heisst es in der Ankündigung. "Wir glauben, dass dies den Weg für eine Zukunft ebnen wird, in der digitale Währungen weit verbreitet sind und digitales Geld sich wie Daten durch das Internet bewegt - unzensiert und ohne Zwischenhändler, die jede Transaktion besteuern."
Für Solana Pay setzen die Macher hinter dem Netzwerk vor allem auf Stablecoins, die an Fiatwährungen gebunden sind und daher deutlich weniger schwankungsanfällig sind als etwa Bitcoin und Ethereum. Damit sei die Nutzung für Kunden deutlich attraktiver. Aber auch den Händlern käme die Implementierung des Zahlungsdienstes zugute, da dieser niedrige Gebühren mit sich bringe als etwa Kreditkartenanbieter. Analysten der Bank of America sagen gar voraus, dass Solana damit das "Visa des digitalen Asset-Ökosystems" werden könnte, so Bloomberg. Und auch bei der Grossbank JPMorgan glaubt man an den Krypto-Anbieter: So habe Solana dem Konkurrenten Ethereum im NFT-Geschäft einen hohen Marktanteil strittig gemacht, wie Analyst Nikolaos Panigirtzoglou in einer Mitteilung erklärte.
"Unser Ziel ist es, eine neue Art von Zahlungsschienen zu schaffen", erklärte Shere gegenüber Bloomberg. "Wir glauben, dass die Probleme mit der Überlastung des Netzes nur von kurzer Dauer sind." Ob die Netzwerkprobleme damit nun bald tatsächlich der Vergangenheit angehören und ob sich dies auch in Solanas Kursentwicklung zeigen wird, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch