800 Kilometer hält ein Laufschuh durchschnittlich. Dann sollte man ihn aufgrund abnehmender Dämpfungseigenschaften und anderer Verschleißerscheinungen aus Rücksicht auf seine Gelenke austauschen. Nach dem letzten Laufschritt wird der Schuh zum Ausscheidungsprodukt unserer Konsumgesellschaft.
Diverse Hersteller wollen ihren Schuhen dieses trostlose Ende als Restmüll ersparen, sind auf den Trend der Nachhaltigkeitsmaximierung aufgesprungen und verfolgen verschiedene Recyclingmodelle.
Salomon verbindet das Beste aus seinen zwei Produktwelten – und macht aus einem ausgemusterten Laufschuh Rohmaterial für einen Skischuh. Drei Jahre hat die Entwicklungsarbeit gedauert. Herausgekommen ist ein Schuhmodell (Index.01), das dank eines Klebstoffs auf Wasserbasis einfach in sein Obermaterial (recyceltes Polyester) und die Sohleneinheit zerlegt werden kann. Die Einlegesohle besteht schon jetzt zu 100 Prozent aus wiederverwertetem Material.
Die Sohleneinheit aus Schaumstoff (Polyurethan) wird dann zu winzigen Pellets zermahlen und bei der Herstellung von Skischuhen wiederverwertet. Grob gerechnet: eine Sohle pro Skischuh. Das Laufschuhobermaterial wird in der Stoff- und Garnproduktion recycelt, die Einlegesohlen werden vorerst gelagert, bis eine Recyclinglösung existiert. Um den durchaus leistungsorientierten Laufschuh in diesen Kreislauf zu bekommen, kann man ihn als Sportler nach ausreichender Verwendung kostenfrei an Salomon zurückschicken.
Alle stehen dabei vor derselben Herausforderung: Laufschuhe lassen sich aufgrund der Komponenten, aus denen sie traditionell hergestellt werden, grundsätzlich nur schwer recyceln. Verschiedene synthetische Materialien, Textilien (Baumwolle, Wolle), Schaum, Gummi und unterschiedliche Bindemittel (Kleber) sorgen für ein schwer trenn- und wiederverwertbares Gesamtpaket. Als eine Variante setzen einige auf wiederverwertete Kunststoffe.
Das Nachhaltigkeitskonzept bei der „Earth Day Pack“-Kollektion von Asics beginnt in der Altkleidertonne. Von dort stammt der Rohstoff. Aus fünf Tonnen Recyclingmaterial (entspricht rund 25.000 T-Shirts) wurden knapp über 100.000 Paar Schuhe gefertigt, darunter zwei aus bewährten Laufschuh-Linien (Nimbus, Glideride) und drei Sneaker-Modelle. Dazu wurde bei der Einlegesohle eine Technologie verwendet, die um 45 Prozent weniger CO2 emittiert und den Wasserverbrauch um 33 Prozent senkt. Teurer als die „Verwandten“ aus der konventionellen Kollektion ist die Recyclinglinie nicht.
Die Schweizer Laufschuhfirma On ist bei ihrer Suche nach Alternativen für die erdölbasierten Ausgangsmaterialien zur Natur zurückgekehrt. Und bei Rizinusbohnen fündig geworden. Ihr (wettkampforientiertes) Modell „Cyclon“ besteht so zu 50 Prozent aus biobasierten Bestandteilen der aus Indien stammenden Bohne.
Aber auch in Sachen Vertrieb geht man neue Wege. Als Antwort auf die eher überschaubaren Rückgabequoten bei den Recyclingkonzepten der Konkurrenz, setzt man bei On ab Herbst beim „Cyclon“ ausschließlich auf ein Abomodell. „Man wird den Schuh nie für immer besitzen“, erklärt On-Mitbegründer Caspar Coppetti die Idee: Der Schuh wird gegen eine Gebühr von knapp 30 Euro pro Monat quasi nur verliehen.
Ist der Schuh „fertig gelaufen“, gibt man ihn zurück und bekommt einen neuen. Der Schuh selbst soll so hochgerechnet sechs bis acht Mal wiederverwertet werden können.
Adidas hat seine vor zehn Jahren begonnenen Recyclingbemühungen für das Modell „Futurecraft.Loop“ verfeinert. Der Schuh besteht jetzt vollständig aus recyceltem und aufbereitetem Material. Der Plastikmüll stammt von Stränden und Küsten, abgelegenen Inseln und aus ausrangierten Hochseefischernetzen. Am Ende des Lebenszyklus des Schuhs gibt man ihn an Adidas zurück. Er wird in kleinste Bestandteile zerlegt und zu einem Material verschmolzen, aus dem dann Komponenten für neue Schuhe entstehen.
30€
Pro Monat? Sind 360 € im Jahr. Dieses Konzept geht sicherlich auf.