Geheimniskrämerei, überkommene Traditionen? Weit gefehlt: Die eleganten Rückzugsorte sind auf der Höhe der Zeit.
Hamburg. Für die einen ist es ein Refugium zur inneren Einkehr oder einer gepflegten Unterhaltung auf standesgemäßer Ebene – im vornehmen, stilvollen Rahmen. Andere schätzen hochkarätige Kontakte, die neben Inspiration durchaus geschäftliche Pluspunkte mit sich bringen dürfen. Allerdings, bitte schön, auf hanseatisch-dezente Art, hin und wieder anglophil angehaucht. Zudem erhöht sich der Wert, an einem hervorragenden Ort zu weilen, dessen Tür den allermeisten verschlossen ist.
Nicht selten ergibt sich eine Kombination aus alledem. Der plumpe, gewerbsmäßige Austausch von Visitenkarten ist ebenso verpönt wie marktschreierische Wichtigtuerei. Kleiderordnungen haben sich erheblich gelockert.
Willkommen im Club! Und zwar nicht in irgendeinem. Wir haben uns für die fünf wohl besten und vornehmsten Adressen der Hansestadt entschieden und Hausbesuche gemacht. Von wegen Heimlichtuerei hinter den Kulissen: Termine gab es herrlich unkompliziert. In allen Fällen ließen es sich die Vorsitzenden oder Präsidenten dieser Institutionen nicht nehmen, persönlich Einblick zu gewähren und Auskunft zu erteilen. Zu den offenen Karten gehörte die wenig überraschende Erkenntnis: Corona war für alle bitter.
In alphabetischer Reihenfolge besuchten wir den Anglo-German Club an der Außenalster, den Business Club Hamburg am Ottenser Teil der Elbchaussee, den Hafen-Klub an den Landungsbrücken, die Hanse Lounge am Alsterfleet und den Übersee-Club an der Binnenalster. Jede Vereinigung für sich ist ein Unikat – mit unterschiedlicher Zielgruppe, Ausrichtung, Bodenhaftung, Etikette.
Rituale gehören hier wie dort der Vergangenheit an. Doch trotz zeitgemäßer Umgangsformen und Regularien gibt die Männerwelt im Quintett dieser Clubs noch immer den Ton an. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Einen formidablen Ruf genießt einer wie der andere. Der Übersee-Club ist der älteste und mitgliederstärkste. Ein Akzent liegt auf Vorträgen. Der Anglo-German Club gilt als der anglophilste, auch weil nach britischem Vorbild entstanden. Zudem residiert man in der eigenen Villa. Der Hafen-Klub beeindruckt mit durch und durch maritimem Charakter. Von der Hanse Lounge sind es nur ein paar Schritte zum Rathaus und zur Handelskammer. Ebenso wie beim Business Club Hamburg, traumhaft am Elbufer gelegen, handelt es sich um eine wirtschaftlich orientierte Gesellschaft. Unter dem Strich soll ein Pluszeichen stehen. Entsprechend dreht es sich an der Elbchaussee um eine hoch professionelle Kontakt- und Informationsbörse. Service wird großgeschrieben.
Betreten wir nun die Welt dieser exklusiven Clubs. Zwar ist der einst dezent geheimnisvolle Nimbus in der Neuzeit Transparenz gewichen, doch bleibt es im Prinzip beim Alten: Jeder dieser Clubs ist etwas Besonderes. Um es hanseatisch vornehm zu formulieren: Wahrlich nicht jede Stadt kann Gleichwertiges vorweisen.
HAFEN-KLUB HAMBURG
Maritimer geht’s nimmer. Auf gut Hamburgisch: Wer im Hafen wirtschaftlich verankert ist, kommt an dieser Institution nicht vorbei. Während der Wirtschaftswunder-Ära gegründet, hat sich der bewusst mit „K“ geschriebene Club zu einer stabilen Größe an der Elbe entwickelt. Im wahrsten Sinn des Wortes: Die über zwei Etagen verteilten Mitglieder- und Gästeräume liegen in einem modernen Haus zwischen den Landungsbrücken 4 und 5. Näher kann man dem Herzen der Hansestadt nicht sein.
Vor fünf Jahren investierte der Hafen-Klub 2,5 Millionen Euro in Umbau und Renovierung der 1600 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten. Die gut-bürgerliche Wohnzimmergemütlichkeit der 1960er-Jahre ist einem zeitgemäßen, maritimen Stil gewichen. Der Fußboden erinnert an Schiffsplanken; das Restaurant mit 50 Sitzplätzen ist hell und freundlich gestaltet. Fünf Separees können in der Größe variiert werden. Wer in Ruhe tagen oder speisen möchte, findet auf dem Tisch eine Klingel für den Service vor. Auch die beiden Brückenkuppeln können genutzt werden. Wer auf einer der Terrassen Platz nimmt, hat die Elbe zu Füßen. Der Blick ist nicht zu toppen. Event-Etage im Stockwerk darunter für bis zu 200 Gäste.
Jeder, der geschäftlich mit dem Hafen zu tun hat – von großen Firmen bis zu selbstständigen Unternehmern. In einer Vitrine am Eingang befinden sich Namensschilder aller Mitglieder. Wer dort steht, „gehört dazu“. Gäste haben nur in Begleitung von Mitgliedern Zutritt.
Durchweg alles, was in der Welt des Hafens und darüber hinaus Geltung hat. Beispiele sind Angela Titzrath (HHLA), Thomas und Robert Eckelmann (die Söhne des Gründers), Heiko Fischer (VTG), Jens Meier (HPA), Georg Mecke (Airbus), der frühere Wirtschaftssenator Ian Karan. Seit 2011 wirkt Professor Eckhard Rohkamm als Präsident. Der gelernte Schiffstechniker war früher Vorstandsvorsitzender bei Blohm + Voss sowie Vorstandsmitglied der Thyssen AG.
Im Schnitt zwei- bis dreimal im Monat stehen Vorträge über Wirtschaft, Politik oder Kultur auf dem Programm. Arbeitsmotto: „Rund um die Wasserkante.“ Hinzu kommen zum Beispiel ein Empfang für Marineoffiziere, ein Golfturnier und ein Referat des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Anlässlich des Hafengeburtstags im Mai sind die Räume stets ausgebucht. Im Frühjahr und Sommer war das Clubleben coronabedingt stark eingeschränkt. Jetzt hofft man, zur Normalität zurückkehren zu können.
Dem Hafenunternehmer Kurt Eckelmann und seinen Mitstreitern der Anfangsjahre ist es nach der Gründung 1965 geglückt, das Clubleben quasi im eigenen Gebäude pflegen zu können. Das Grundstück an den Landungsbrücken, zuvor ein Parkplatz, ist langfristig gepachtet, der Hausneubau eigenfinanziert. Im Gebäude sind Büros vermietet, im Erdgeschoss befindet sich eine Bäckerei.
Über neue Mitglieder entscheidet das neunköpfige Präsidium: „Man kennt sich ...“ Bürgen sind nicht nötig.
Firmen zahlen 2000 Euro Aufnahmegebühr plus 750 Euro Jahresbeitrag. Dafür können bis zu drei Personen als Clubmitglieder benannt werden. Der von Patrick Eckelmann, dem Enkel des Gründers, initiierte Juniorenkreis arbeitet nach dem Prinzip: maximal 40 Mitglieder bis zum 40. Lebensjahr. Jahresbeitrag: 175 Euro.
450 Firmen mit 890 Personen.
Seit der Gründung vor 55 Jahren können Frauen aufgenommen werden. Aktuell 90 Prozent der Mitglieder männlich.
Das von Alexander Monesi und Vanessa Wilson geführte Restaurant ist montags bis freitags ab 11 Uhr durchgehend und sonnabends ab 17 Uhr geöffnet. Am Wochenende kann der Hafen-Klub zusätzlich von Gruppen gebucht werden. Hauptgerichte kosten in der Regel zwischen 20 und 30 Euro.
Möglichst Oberhemd und Jackett. Bei Clubveranstaltungen sind Krawatten erwünscht. Ansonsten gilt: Jeder nach seiner Fasson. Gewerbsmäßiger Austausch von Visitenkarten ist verpönt.
HANSE-LOUNGE
Zweitjüngster im Quintett der noblen Hamburger Clubs – mit exzellenter Lage oberhalb der Alsterarkaden. Ausschließlich Mitglieder und deren Gäste haben Zutritt. Vom zweiten Stock des historischen, mehr als 150 Jahre alten Fahning-Hauses haben Mitglieder und Gäste einen direkten Blick auf Rathausmarkt und das Rathaus. Zugänge und Fahrstühle von Arkadenseite sowie dem Neuen Wall 19 aus. Die überdachte Terrasse am Alsterfleet umfasst 80 Quadratmeter. Während der strengen Corona-Zeiten im Frühjahr wurden Clubrestaurant, Bibliothek und Bar komplett umgebaut. Dabei blieb der Kontakt zu den Mitgliedern mit Montags-Mails, digitalen Clubgesprächen sowie „Spargel- und BBQ-Drive-Ins“ lebendig. Wiedereröffnung war am 8. Juni.
Vornehm, anglophil, dennoch leger. Helle, freundlich gestaltete Räume. Diskretion wird großgeschrieben – zum Beispiel im separaten Bismarck Zimmer. Die beiden Salons und drei Konferenzräume verfügen über einen eigenen Eingang. Wer seine Ruhe haben will, nimmt in der holzgetäfelten Bibliothek (mit Kamin) platz.
Unternehmer aus für Hamburg typischen Berufsgruppen. Bewusst breites Spektrum: Selbstständige und Repräsentanten namhafter Firmen. Man kennt sich. Mitglieder werden im Clubrestaurant in der Regel namentlich begrüßt.
Dem Beirat gehören insgesamt 16 Persönlichkeiten an. Beispiele sind die Juwelierin Kim-Eva Wempe, Kaffeekaufmann Albert Darboven, Reeder Nikolaus H. Schües, Architekt Hadi Teherani, der Geschäftsmann John Jahr sowie Ingo C. Peters, Direktor des Hotels Vier Jahreszeiten.
Etwa alle sechs Wochen stehen Clubgespräche oder Dinnerveranstaltungen auf dem Programm. Gesprächspartner waren Persönlichkeiten wie der EU-Kommissar Günther Oettinger, Petra Scharner-Wolff (Vorstand Otto-Group), die Douglas-Chefmanagerin Tina Müller, Bürgermeister Peter Tschentscher, Bernhard Prinz von Baden und Vorstände nationaler Top-Unternehmen. In diesem Jahr geht es um die US-Wahl und deren Folgen für Deutschland und Europa. Traditioneller Bestandteil des Clublebens ist ein Turnier im Golfclub Falkenstein.
Die Lounge besteht seit Mai 2003. Geschäftsführender Gesellschafter ist der Österreicher Michael Kutej, ein Freund erlesener Weine. Der Führungsriege gehören zudem Marketingchefin Tatiana von Keller, Clubmanagerin Bettina Storey sowie Jörn Wrede als Küchenchef an. Insgesamt sind 30 Mitarbeiter im Team, Auszubildende inklusive.
Seit 2008 gibt es eine Warteliste für neue Mitglieder. Dauer bis zur Aufnahme im Schnitt ein Jahr. Nötig sind zwei Paten, die der Lounge jeweils mehr als zwölf Monate angehören müssen. Voraussetzung ist ein „aussagekräftiges Empfehlungsschreiben“.
1600 Euro Aufnahmegebühr. Jahresbeitrag: 920 Euro.
980. Limitiert. Das Durchschnittsalter beträgt 56 Jahre.
Bei der Aufnahme wird kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht. Dennoch haben Männer mit rund 85 Prozent die deutliche Mehrheit.
Das Clubrestaurant ist für kreative, modern-europäische Küche und einen aufmerksamen, nicht übertriebenen Service bekannt – von mittags bis spät abends. Offeriert wird ein wöchentlich wechselndes Businesslunch mit drei Gängen für 32 Euro. Feste Bestandteile der Speisenkarte sind Gerichte wie Sashimi von Thunfisch und Lachs (22 Euro), Wiener Schnitzel (25 Euro) und Züricher Geschnetzeltes vom Kalbsfilet (26 Euro).
Anzüge oder Sakkos sind erwünscht. Kein Krawattenzwang. Auf Pünktlichkeit und einen verlässlichen Stil wird Wert gelegt. Verpönt sind zwanghafter Austausch von Visitenkarten oder die Verwendung der Mitgliederliste für Geschäftskontakte.
Hanse-Lounge, Neuer Wall 19, 20354 Hamburg, www.hanse-lounge.de
DER ÜBERSEE-CLUB
Einen weltweit vorzüglichen Ruf muss man sich erst einmal verdienen. Der Übersee-Club stellt als Forum der Aussprache zwischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kunst Weichen für Gedanken und Unterhaltungen mit Niveau. Es sollen Brücken nach Übersee geschlagen werden. Zu den Gastrednern zählen traditionell Staatsmänner, Wirtschaftskapitäne, herausragende Denker. Beispiele der vergangenen Jahrzehnte sind Charles de Gaulle, Jassir Arafat, John Maynard Keynes, zudem alle deutschen Bundespräsidenten und Kanzler.
Seit 1969 ist der Club im „Amsinck-Haus“ am Ufer der Binnenalster beheimatet – vom Wasser aus steuerbords des Hotels Vier Jahreszeiten. Das denkmalgeschützte, 1831 errichtete Palais ist langfristig von der Axa-Versicherung angemietet. Bauherr war der Kaufmann und Senator Gottlieb Jenisch. Die gediegen eingerichtete Halle mit Bar im Erdgeschoss sowie die Restaurant-Räume im Obergeschoss umfassen gut 1000 Quadratmeter. Stil: freundlich, hell, gediegen, keinesfalls pompös.
Wer in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft der Hansestadt verankert ist, kann sich als Mitglied überall sehen lassen. Auch in den 111 Partnerclubs in Deutschland und aller Welt.
So unkompliziert und auskunftsfreudig Präsident Michael Behrendt (früher Chef bei Hapag-Lloyd) und Geschäftsführer Dr. Tomas Klischan (ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall) auch sind: Namen prominenter Mitglieder sind tabu. Unter der Hand heißt es diskret: „Wer nicht?“ Übrigens gab es mehrere Ehrenpräsidenten, indes nur ein Ehrenmitglied: Helmut Schmidt. Er hatte in „seinem“ Club Heimspiel.
Jährlich mehr als 40 Vorträge hochkarätiger Redner mit Diskussion sind von jeher Fundamente des Clublebens. Honorare werden prinzipiell nicht gezahlt. Der Übersee-Tag, seit 1950 jeweils am Hafengeburtstag zelebriert, verfügt über internationales Renommee. Jedes Jahr gibt es auf Einladung des Clubs ein festliches Abendessen im Hotel Atlantic mit einem prominenten Ehrengast, alle zwei Jahre vormittags einen Empfang im Rathaus – mit der Hansestadt als Gastgeber. Während der Corona-Zeit wurden online Vorträge angeboten – mit erstaunlichem Widerhall.
1922, vier Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, erfolgte die Initiative zur Clubgründung vom Bankier Max M. Warburg und befreundeten hanseatischen Kaufleuten. Nach dem Scheitern der Weimarer Republik und mit Beginn der Nazi-Diktatur 1933 löste sich der Club selbst auf. Am 18. Juni 1948 erfolgte die Neugründung.
Eine Mitgliedschaft kann von Einzelpersonen und Firmen beantragt werden. Zwei Bürgschaften von Mitgliedern mit Begründung sind unbedingt erforderlich. Erwünscht sind „gestandene Berufe“ sowie soziale Kompetenz in Form gesellschaftlichen Engagements.
Aufnahmegebühr: 700 Euro. Jahresbeitrag für einzelne Personen 350 Euro, für Unternehmen zwischen 700 und 1000 Euro.
1900 Einzelpersonen sowie 160 Firmen. Pro Jahr dürfen maximal 25 neue Mitglieder aufgenommen werden. Diese sollen in der Regel nicht älter als 55 Jahre sein.
Seit dem Neustart 1948 finden weibliche Mitglieder problemlos Aufnahme. Aktuell sind rund 300 Frauen im Club.
Das Hotel Atlantic ist seit bald sieben Jahrzehnten Gastronomiepartner. Alle Speisen werden in der Küche im zweiten Stockwerk frisch zubereitet. Das Restaurant ist wochentags zwischen zwölf und 15 Uhr für Mitglieder und deren Gäste geöffnet. Auf der Karte stehen Fisch- und Fleischgerichte mit saisonalem Zungenschlag. Hauptgerichte kosten zwischen 20 und 30 Euro. Ansonsten können der Festsaal mit 70 Sitzplätzen, drei Alsterzimmer, zwei Salons sowie das historische Jenisch-Zimmer für Privat- und Firmenfeiern gemietet werden. Bei geöffneten Flügeltüren ergibt sich so etwas wie Schlosscharakter – mit hanseatischer Note. Seit dem 5. Oktober, nach der Corona-Pause, ist das Amsinck-Haus wieder geöffnet. Aktuelle Vortragsveranstaltungen werden auf der Homepage bekannt gegeben.
„Unser Club ist nicht gemacht, um Geschäfte anzubahnen“, bringt Präsident Michael Behrendt den Grundsatz auf den Punkt. Eine „angemessene Kleidung“ wird erwünscht. Mittags sind Krawatten kein Muss, abends schon. Sakko und Hemd ja bitte, Jeans und Sportschuhe nein danke. Wegen einer zuvor nicht bekannten Wette zwischen Berlin und Hamburg fand jedoch auch ein Gast mit Jeans, Sportjacke und Turnschuhen Einlass. Sein Auftreten stimmte.
Der Übersee-Club, Neuer Jungfernstieg 19, 20354 Hamburg, www.ueberseeclub.de
BUSINESS CLUB HAMBURG
Wenn es um professionelle Dienstleistungen für seine Mitgliedsunternehmen geht, zeigt sich der jüngste der fünf feinen Hamburger Clubs exzellent auf dem Posten: Service wird großgeschrieben. Hier sitzt man nicht bei Tee im Salon und liest Zeitung, sondern trifft sich meist bei Veranstaltungen. Der Wirtschaftsclub ist kein Verein, sondern als GmbH selbst ein Unternehmen, das mittlerweile schwarze Zahlen schreibt. Und diese Rechnung geht nur auf, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Ein mehr als 80 Seiten umfassendes Magazin, das quartalsweise in einer Auflage von 11.000 Exemplaren erscheint, gehört dazu.
Die 1913 errichtete Villa im Heine-Park in Ottensen, das „Weiße Haus am Elbufer“, ist ein architektonisches Schmuckstück. Früher war dort die Seeschifffahrtsschule untergebracht. Von der Tiefgarage gelangt man direkt ins Haus. Durch das Holzportal schreitet der Gast durch ein imposantes Treppenhaus. Im Erdgeschoss befinden sich der moderne Clubraum, eine Bar, die Raucherlounge sowie eine Terrasse. In der Villa stehen den Mitgliedsunternehmen zehn Konferenzräume zur Verfügung.
Der Club ist Treffpunkt für Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen – vom Einzelunternehmer bis zum internationalen Konzern. Wer seine Kundschaft pflegen und sein Netzwerk erweitern möchte, neue Kontakte sucht oder regelmäßig Tagungsräume benötigt, ist an der richtigen Adresse. Die Mitgliederstruktur ist gemischt. Vertreten sind praktisch alle Berufsgruppen.
Jede der Mitgliederfirmen darf bis zu drei Repräsentanten benennen. Darunter befinden sich Unternehmen wie die Block House Gruppe, Hapag-Lloyd Cruises, Holsten-Carlsberg, Montblanc oder Moët Hennessy, aber auch der HSV sowie der FC St. Pauli.
Pro Jahr stehen etwa 100 Veranstaltungen auf dem Programm. Motto: Information, Inspiration, Vernetzung. Es gibt Vortrags- und Diskussionsabende mit namhaften Gesprächspartnern wie Michael Otto, Firmenbesuche, Golfturniere. Zutritt haben Mitglieder und ihre Gäste. Gesellschaftlicher Höhepunkt ist einmal im Vierteljahr das „Diplomatische Dinner“. Als nächster Ehrengast ist Schwedens Botschafter in Berlin eingeladen. Die Mitglieder engagieren sich für die Hilfseinrichtung „brotZeit e. V.“, die sich um gesunde, sinnvolle Ernährung an Hamburger Schulen kümmert.
Nach Coronapause und Wiedereröffnung im Mai findet wieder ein Clubleben statt. Im weiteren Verlauf dieses Jahres stehen „hybride Veranstaltungen“ auf dem Programm: mit Menschen vor Ort – und Mitgliedern, die aus dem Büro oder dem Homeoffice zugeschaltet sind. „In jeder Krise steckt auch eine Chance auf Neues“, sagt Geschäftsführer Peter Richard Stoffel.
Gegründet wurde die Gesellschaft am 1. August 2008. Ende 2009 wurde die Villa an der Elbchaussee bezogen. Das Haus ist langfristig gemietet. Seit 2011 führt der Hamburger Wirtschaftsingenieur Peter Stoffel den Club als geschäftsführender Gesellschafter. Zuvor arbeitete er als Vorstandsvorsitzender von Industrieunternehmen im In- und Ausland. In Club und Gastronomie sind 37 Mitarbeiter beschäftigt.
Soweit die Spielregeln eingehalten werden, können Firmen und Selbstständige problemlos Mitglied werden. Es gibt 21 Partnerclubs in aller Welt.
Firmen zahlen 200 Euro monatlich, Einzelpersonen ab 100 Euro im Monat. Aufnahmegebühr: ein Jahresbeitrag.
Rund 800 Mitglieder (90 Prozent Unternehmen, zehn Prozent Einzelpersonen).
Zurzeit sind 81 Prozent der Mitglieder Männer und 19 Prozent Frauen.
Hand in Hand mit sieben Mitarbeitern und vier Auszubildenden organisiert Küchenchef Nils-Kim Porru werktags von 8.30 bis 22 Uhr Frühstück, Dinner und Abendessen. Angeboten werden ein Business-Menü für 19 Euro sowie Gerichte aus Asien und Norddeutschland. Der Brunch am Sonntag (34,80 Euro) gilt als Geheimtipp. Rund 50-mal im Jahr werden die Clubräume am Wochenende für private Familienfeiern gebucht.
„Es gelten keine festgeschriebenen Auflagen, sondern die allgemeinen Regeln von Höflichkeit und Respekt“, sagt Clubchef Peter Stoffel. Probleme mit der Etikette habe es noch nie gegeben. Seine Devise: „Auf Haltung kommt es an, nicht auf Kleidung.“
Business Club Hamburg, Elbchaussee 43, 22765 Hamburg, www.bch.de
ANGLO-GERMAN CLUB
Ganz so verschlossen verhält sich die vielleicht vornehmste Gesellschaft der Hansestadt nicht mehr, diskret indes wie eh und je. Als Mitglied des Anglo-German Clubs hat man es geschafft – gesellschaftlich zumindest. Nirgendwo sonst wird die anglophile Note der Hamburger Seele derart inbrünstig kultiviert wie in der 160 Jahre alten Villa am Alsterufer. Die britische Königin ist als Ölgemälde stumme Zeugin, wenn man sich zum Speisen, Parlieren oder zur inneren Einkehr zurückzieht – oder an die Bar. Auch in Ehren ergraute Mitstreiter tragen es mit Fassung: Seit 2018 dürfen Damen in den illustren Zirkel aufgenommen werden.
Der Weg in das vom Architekten Martin Haller im Stil oberitalienischer Landhäuser der Renaissance errichtete Gebäude führt über einen in den Clubfarben gewebten Teppich: rot und marineblau, Hamburg-Wappen inklusive. Auf einem Pult im Empfangsbereich liegt ein in Leder gebundenes Gästebuch. Präsidenten, Bundeskanzler, Wirtschaftskapitäne schritten von hier in die mit edlen Teppichen ausgelegten Salons, in das Restaurant oder in die Gesellschaftsräume im Obergeschoss. Bilder, zumeist mit Seefahrtsmotiven, schmücken die Wände. Auch wenn der Club „erst“ 1948 gegründet wurde, schrieb er Stadtgeschichte.
„Menschen, die reinpassen“, heißt es. Wer Rang und Namen hat, ein Faible für Tradition hegt, Kontakte schätzt und hin und wieder ein Refugium unter seinesgleichen sucht, fühlt sich am Harvestehuder Weg zu Hause. Eine Mitgliedschaft wird vielfach gleichgesetzt mit Bonität und Einfluss.
Damals wie heute werden Namen einzelner Mitglieder nicht preisgegeben. Von jeher fungieren Hamburgs Erster Bürgermeister sowie der Botschafter Großbritanniens in Berlin als Ehrenpräsidenten. Öffentlich bekannt sind die Herren des Vorstands. Als Vorsitzender ist der Bankier und frühere britische Honorarkonsul Claus-G. Budelmann seit 1997 in Amt und Würden. Der ebenso dezente wie lebensfrohe Bankier weiß alles, plaudert jedoch nie. Ihm zur Seite sitzen sechs Seelenverwandte: Gunnar Heinemann, John Jahr, Hans-Wilhelm Jenckel, Clive J. Kennedy, Gunter Mengers und Thomas Seiffert.
Zum Geburtstag der Queen im Juni wird im Garten des 3600 Quadratmeter umfassenden Grundstücks am Harvestehuder Weg eine Sommerparty zelebriert. Die Hymne „God Save the Queen“ gehört dazu. Selbstverständlich. In diesem Jahr fiel das Fest aus. In guten Zeiten und im Schnitt einmal monatlich steht ein Vortragsabend mit Essen und Diskussion auf dem Programm. Mitglieder und ihre Gäste sind willkommen. Die Sitzordnung wird ausgelost. Angeboten werden zudem beispielsweise ein Golfturnier, ein Jazz-Brunch sowie Dinner mit Künstlern. Zu den Rednern gehörten Staatsmänner wie Michail Gorbatschow oder Shimon Peres.
Gründer Sir John Dunlop, königlich-britischer Generalkonsul in Hamburg, wollte 1948 die während des Zweiten Weltkriegs zerstörten, traditionell engen Beziehungen wiederbeleben. Die Villa kaufte der Club 1989; das Erbbaurecht für das Grundstück läuft mindestens bis 2049. „Der Brexit hinterlässt ein trauriges Gefühl“, sagt Chairman Claus-G. Budelmann. Im Clubleben indes sei dieses nicht zu spüren.
Mit einem schriftlichen Antrag und drei Bürgen. In den letzten zwei Jahrzehnten gab es lediglich vier Ersuche, die abgelehnt wurden.
Aufnahmegebühr: 1500 Euro (Firmen 2500 Euro). Jahresbeitrag für Einzelmitglieder 460 Euro, für Firmen 770 bis 1380 Euro (je nach Anzahl der benannten Personen).
615 Einzelpersonen plus rund 120 Firmen, die jeweils bis zu drei Repräsentanten benennen dürfen. Mitgliederzahl insgesamt: 1180, davon 26 Briten. Durchschnittsalter: 56 Jahre. Dem Juniorenkreis (bis 35 Jahre) gehören 77 Personen an. Es gibt weltweit 48 Korrespondenzclubs.
21 Mitglieder sind weiblich.
Die Familie Pütter ist dem Club seit Jahrzehnten als gastronomischer Partner verbunden. Alle Räume können für (Familien-)Feiern gebucht werden – Essen inklusive. Für Mitglieder ist das Restaurant normalerweise mittags und abends geöffnet. Chefkoch Nils Viether und sein Team servieren internationale Gerichte. Es gibt ein Business-Menü und einen täglich wechselnden Clubteller wie zum Beispiel Königsberger Klopse für acht Euro. Hauptgerichte à la carte kosten zumeist zwischen 20 und 30 Euro. Ebenso wie das Clubhaus blieb die Gastronomie von März an geschlossen. Seit dem 3. August ist beides wieder geöffnet. Soweit möglich, wurden Veranstaltungen im Freien abgehalten.
Sakko bitte grundsätzlich. Abends sind Krawatten erwünscht. T-Shirts oder Sportschuhe sind tabu. Es gibt Schlipse und Manschettenknöpfe mit dem Clublogo. Unmöglich sind kommerzielle Nutzung der Mitgliedsdaten, lautstarkes Auftreten, Trinkgelage und „mehr Schein als Sein“. Gepflegt werden dagegen britisches Understatement und feinsinniger Humor.
Anglo-German Club, Harvestehuder Weg 44, 20149 Hamburg, www.anglo-german-club.de
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