Die Rollen waren bereits vor dem Spiel klar verteilt. Schließlich kam mit dem BSV Sachsen Zwickau der vor Selbstbewusstsein strotzende Tabellenführer in den Bienenstock. Die Rödertalbienen gestalteten das Sachsenderby bis zur 40. Minute offen, erlaubten sich dann aber zu viele Fehler. Dadurch gewannen die Gäste deutlich mit 18:29 (10:15).
Die Bienen starteten mit eigenem Anwurf in die Partie, gestalteten den ersten Angriff aber nicht erfolgreich. Auf der Gegenseite wurde Anna-Lena Hausherr (9/1 Tore) auf außen freigespielt und erzielte den Führungstreffer. Den Ausgleich besorgte Jasmin Eckart (4 Tore) aus zentraler Position nach einem feinen Anspiel von Ann-Catrin Höbbel (2 Tore). Im Gegensatz zum HCR agierten die Gäste in der Anfangsphase sicherer und erarbeiteten sich schnell einen 1:4-Vorsprung. Nach sechs Minuten kam auch das Angriffsspiel der Bienen ins Rollen. Lisa Loehnig (4 Tore) schloss aus sieben Meter zum 2:4 ab. Im nächsten Angriff hinterlief die Aufbauspielerin die gegnerische Abwehr und netzte frei zum 3:4 ein. Mit einem Stemmwurf zum 4:5 machte sie anschließend ihren Hattrick perfekt und brachte die Bienen in Schlagdistanz. Den 5:5-Ausgleich erzielte Höbbel mit einem Treffer in den Winkel. BSV-Trainer Norman Rentsch nahm sein erstes Time-Out. Doch die Bienen waren erst einmal nicht zu stoppen. Marlene Böttcher passte zu Eckart an den Kreis, die den HCR mit 6:5 in Führung brachte. Dann spielte Loehnig einen punktgenauen Pass zu Emilia Ronge (7/4 Tore). Die Flügelflitzerin traf in die kurze Ecke zum 7:6. Anschließend wechselte die Führung und die Zwickauerinnen erarbeiteten sich einen knappen 8:9-Vorsprung. Nachdem Isabell Wolff mit vollem Körpereinsatz einen Strafwurf zugesprochen bekam, glich Ronge zum 9:9 aus. Bis hierhin stellte der HCR eine solide 6:0-Abwehr und verhinderte immer wieder durch geschicktes Zustellen das Tempospiel des BSV. Nun erlaubten sich die Gastgeberinnen eine erste Schwächephase. Durch ungenaue Pässe und technische Fehler konnten die Zwickauerinnen ihr Konterspiel aufziehen und bauten die Führung auf 9:13 aus. Per Siebenmeter verkürzte Ronge zunächst auf 10:13. Zwei weitere Fehler der Bienen brachten die Gäste bis zur Halbzeitpause mit 10:15 in Front.
Der zweite Durchgang begann denkbar ungünstig – mit zwei schnellen Toren bauten die Zwickauerinnen ihren Vorsprung auf 10:17 aus. Dann fand Rabea Pollakowski (1 Tor) mit einem Querpass Eckart am Kreis. Sie erzielte das 11:17. Beim 12:18 war es erneut die Kreisläuferin, die sich gut durchsetzte. In der folgenden Phase zeigten die Bienen, dass in einem Derby vieles passieren kann. Mit einem Heber traf Pollakowski zum 13:19. Dann verkürzte Ronge mit einem Tempo-Gegenstoß auf 14:19. Auch das nächste Tor ging auf ihre Kappe. Dieses Mal war sie von der Außenposition erfolgreich. Die HCR-Abwehr stand plötzlich wieder sicherer. Nach einer Parade von Torfrau Ann Rammer überrumpelte Loehnig die noch nicht formierte BSV-Abwehr und traf zum 16:19. Nachdem Ronge einen weiteren Strafwurf sicher verwandelte, waren die Bienen wieder in Schlagdistanz (17:19 nach 43 Minuten). Anstatt diesen Schwung zu nutzen, verlor der HCR plötzlich völlig den Faden. In den letzten 15 Minuten sollte den Gastgeberinnen nur noch ein Treffer gelingen. Mit teilweise haarsträubenden Pässen und technischen Fehlern luden sie die Zwickauerinnen zu Tempo-Gegenstößen ein. Auch vom guten Rückzugsverhalten aus den ersten 20 Minuten des Spiels war nichts mehr zu sehen. Tor um Tor setzten sich die Gäste auf 17:23 ab. Ronge verkürzte mit einem Strafwurf noch einmal (18:23 in der 49. Minute). Die Zwickauerinnen wurden nicht mehr nervös und spielten die Partie im Stile eines Tabellenführers souverän herunter. Den Bienen wollte keine einzige Aktion mehr gelingen. In der 58. Minute traf Nadja Bolze (1 Tor) zum 18:29-Endstand. Einzig HCR-Torfrau Ronja Nühse zeichnete sich in der Schlussphase noch einmal mit einem parierten Tempo-Gegenstoß aus.
HCR-Trainerin Egle Kalinauskaite: „Ich finde, dass Ergebnis ist in seiner Deutlichkeit zu hoch. Unser Rückraum kam heute nie so richtig ins Spiel. Besonders die Würfe hatten eine schlechte Qualität. Dadurch bekommen wir einen Tempo-Gegenstoß nach dem anderen. Zum Ende hin fehlte meiner Mannschaft dann auch die Kraft.“
HCR: Ann Rammer, Ronja Nühse, Emilia Ronge (7/4), Lisa Loehnig (4), Jasmin Eckart (4), Ann-Catrin Höbbel (2), Rabea Pollakowski (1), Ana Ciolan, Marlene Böttcher, Paula Förster, Tammy Kreibich, Isabel Wolff, Lara Tauchmann, Vanessa Huth (n.e.), Pavlina Novotna (n.e.)
Foto+ Text: Florian Triebel