Der Basketball-Spielbetrieb in der Steiermark ist nur aufgrund einiger weniger Personen möglich. Der geborene Eggenberger Michael Loibner gehört zu ihnen und verrät, warum wir in zehn Jahren vielleicht gar kein Team zu Olympia schicken können.
Michael Loibner ist wie fast jeden Tag auf dem Basketballfeld anzutreffen. Wenn er das nicht täte, wäre Basketball in der Steiermark vermutlich nicht in dieser Form möglich. Quietschende Sportschuhe und Kinderlachen dröhnen aus der Halle, während die Spieler*innen versuchen den Ball im Korb unterzubringen. Was ihn an diesem Sport so begeistert? „Ich bin ein recht verspielter Typ und Basketball gehört zu den Sportarten, in denen man das ausleben kann“, entgegnet Loibner. Wenn er den „Court“ betritt, weiß man sofort, was er damit meint. Seine Augen beginnen zu funkeln, sobald er den Ball in die Hände bekommt. „Man spielt mit anderen, da kannst du auch die Gegner ein bisschen ärgern und da entstehen Situationen, wo du gemeinsam lachen kannst.“
Loibner war 16 Jahre lang für die Tageszeitung „Neue Zeit“ in Graz tätig, die es heute nur noch online gibt, und hat dort das Handwerk des Journalismus gelernt. Alles habe mit einem Ferienjob angefangen. „Ausgemacht waren vier Wochen”, erzählt Loibner, „und danach haben sie mich gefragt, ob ich nicht bleiben will.“ Heute schreibt er als freier Journalist unter anderem für die „Presse“ und zeigt sich verantwortlich für die Produktion des „Eggenberger Spiegel“, eine Zeitung, die quartalsweise im gleichnamigen Bezirk an die Haushalte zugestellt wird.
In Eggenberg ist Michael Loibner auch aufgewachsen, mittlerweile lebt er aber im Gries. Neben seiner Tätigkeit als Journalist, zwischendurch als Pressesprecher im Grazer Rathaus, hat er sein Leben dem Basketball verschrieben. Er ist seit vielen Jahren Vorstandsmitglied des steirischen Basketballverbands. Dort ist er als Wettspielreferent und Administrator tätig, d.h. er koordiniert den Ablauf der Meisterschaften und führt die operativen Geschäfte des StBV. Seit 30 Jahren ist er auch Schiedsrichter. Eine vom Aussterben bedrohte Berufsgruppe, wie er meint. Wenn er das Geheimrezept gegen den Schiedsrichter*innen-Mangel kennen würde, gäbe es keinen, fügt er lachend hinzu.
Außerdem ist Loibner Lehrbeauftragter am Universitäts-Sportinstitut (USI). „Vor elf Jahren gab es am USI ein paar Studentinnen, die mehr Basketball spielen wollten“, erzählt er. Daraufhin sei die Idee entstanden, einen Verein zu gründen. Der Damen-Basketball-Club spielt seit zwei Jahren in der Bundesliga. Beim DBBC ist Michael Loibner als Obmann-Stellvertreter sowie Trainer der U10, U12 und U14 im Einsatz. Da in diesen Altersgruppen in der Steiermark gemischtgeschlechtlich gespielt wird, konnten die Jungs zunächst nur bis zu dieser Stufe im Verein verbleiben. Für die älteren hat er einen neuen Verein gegründet. Das Projekt Dunkers BBC startete mit einer U16-Burschenmannschaft, aber seit mittlerweile zwei Saisons gibt es auch eine Männermannschaft. Loibner trainiert auch diese beiden Teams. In dieser Saison wurden erst wenige Spiele absolviert, dennoch rangiert die U16 an zweiter Stelle. Die Männermannschaft, von der kein Spieler zuvor im Verein spielte, befindet sich auf dem derzeit letzten Platz der 1. Klasse. Es ist für das Team die erste volle Saison, nachdem Corona die Meisterschaft im letzten Jahr lahmgelegt hat.
Vormittags besucht Loibner verschiedene Schulen in Graz, um den Turnunterricht zu gestalten. „Wenn du die Kinder und Jugendlichen in der Schule nicht für Basketball begeisterst, gehen sie zum Fußball oder woanders hin“, sagt er.
Die Arbeit mit Kindern liege ihm am Herzen. „Die Lernfähigkeit der Kinder fasziniert mich immer wieder. Was mir auch so taugt, ist die Möglichkeit, meine Liebe zum Sport weiterzugeben, aber auch meine Trainer-Philosophie“, kommt Loibner ins Schwärmen. Dabei vermittle er den Jugendlichen Tugenden wie Fairness, Sportlichkeit und Respekt. Es sei für ihn das Schönste, wenn die Kinder Spaß haben oder eine gute Aktion liefern.
Die nicht zu Ende gehen wollende Pandemie bereitet dem Sport große Probleme, erzählt er. Externe Trainer*innen durften lange nicht an die Schulen, um Talente zu fördern. Es fand aber auch eine Zeit lang überhaupt kein Sportunterricht statt. „Alle Vereine beklagen, dass sie in der U10 und U12 zu wenig Kinder haben“, sagt Loibner. In Zeiten von Corona seien die Schüler*innen vom Sport entwöhnt worden. „In zehn Jahren werden wir jammern: Wen schicken wir zu den Olympischen Spielen? Wir haben nix.”
Seine Leidenschaft zum Sport habe einst sein Vater geweckt. „Mein Vater hat es auf sich genommen, mit mir zu jedem Sportereignis in der näheren Umgebung hinzugehen, das hat mir getaugt.“ Zum Basketball habe es ihn erst im Gymnasium gezogen. „Wir hatten einen Sportlehrer, der uns hin und wieder Freikarten für die damalige Bundesligamannschaft mitgebracht hat und da bin ich zuschauen gegangen.”
Mit 14 Jahren hat er dann sein erstes Training beim ABC Merkur, dem heutigen ATSE Graz, absolviert. Der Verein fuhr in den 80er-Jahren mit zwei dritten Plätzen in der Meisterschaft die besten Grazer Basketballergebnisse aller Zeiten ein. „Ich war ein- oder zweimal dort und dann war Weihnachtsfeier. Da hab ich gewusst, das ist mein Sport“, erzählt Michael Loibner augenzwinkernd. Seit diesem Tag spielt er aktiv Basketball, derzeit in der 1. Klasse bei dem von ihm trainierten Dunkers BBC. Vorbilder habe der studierte Anglistiker und Philosoph dabei aber keine. „Es gibt aber einen Meilenstein, den ich gerne erreichen möchte. Der älteste Spieler, der meines Wissens nach noch Meisterschaft gespielt hat, hat mit 60 Jahren aufgehört“, sagt er und setzt sich auch schon ein Ziel. Dass er es noch immer drauf hat, hat er mit 22 Punkten im Spiel gegen den GAK eindrucksvoll bewiesen.
Titelbild: Michael Loibner – Foto: Simon Auernig