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Warum dieses Video der ERB-Gemeinde Frankfurt keine „Hilfestellung“ ist

Warum dieses Video der ERB-Gemeinde Frankfurt keine „Hilfestellung“ ist

Warum dieses Video der ERB-Gemeinde Frankfurt keine „Hilfestellung“ ist

Zwei Prediger der „Evangelisch-Reformierten Baptisten Frankfurt“ (ERB) wollen Christen ethische Leitlinien für den Umgang mit Corona und mit Corona-Impfungen geben. Dafür haben sie ein YouTube-Video ins Netz gestellt, das schon mehr als 120.000 Mal angesehen wurde. Schon nach den ersten Sätzen wird deutlich, dass sie sich nicht um eine einigermaßen neutrale Darstellung bemühen, sondern recht einseitig nur alle, bei Christen oft gehörten Einwände gegen eine offizielle Sicht von Corona und von Corona-Impfungen gesammelt haben. Dieser Eindruck verstetigt sich während des ganzen 44-minütigen Vortrags.

Dabei sind die von den Pastoren vorgebrachten Behauptungen weder biblisch noch medizinisch wirklich überzeugend.

Immer wieder wird mit radikalen und angriffigen Ausdrücken Stimmung gegen den Staat, gegen Impf-Befürworter und gegen alle Mediziner gemacht, die Corona-Maßnahmen unterstützen. Diese Personengruppen machen, den Pastoren zufolge, „Propaganda“ und sind verantwortlich für „tyrannische Maßnahmen“. Überhaupt stehe der Staat für eine politische „Tyrannei“, betreibe einen „Raub der Freiheiten“ und übe weitreichende „Zensur“; trotz tausender Anti-Corona-Videos auf allen Kanälen.

Die momentanen Zustände seien ähnlich wie in Diktaturen, beispielsweise dem Nationalsozialismus. Der Staat wolle die Bürger durch Corona-Impfungen vorgeblich „entmenschlichen“. Befürworter der Corona-Maßnahmen würden „Lügen“ und „Panik“ verbreiten, sie würden einen „Corona-Kult“ fördern und Andersdenkende „gefügig machen“ wollen. Viele Christen stünden bei der Frage, ob sie sich gegen Corona impfen lassen sollen, nach Meinung der Pastoren, vor der „schwerste Glaubensprüfung, die sie je erlebt haben“.

Keine biblischen und sachlichen Belege

Ohne nähere Begründung werden alle bisherigen Gesundheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit Corona als „Vorwand“ bezeichnet, wobei, wieder ohne stichhaltige Begründung, eine große Verschwörung vorausgesetzt wird, die eben nicht vor Corona schützen will, sondern einen nicht näher genannten anderen, dunklen Zweck verfolgt.

Ohne biblische oder sachliche Beilege werden direkt oder in rhetorische Fragen verpackt, öffentliche Meldungen als generell falsch dargestellt. Vielleicht soll die Heftigkeit ablehnender Äußerungen und Diffamierungen Andersdenkender die wenig stimmigen Argumente unterstützen, die im Folgenden vorgebracht werden.

1. Argument: Nach Meinung der beiden Pastoren ist eine Impfung, die nicht für alle Zeit und vor allen Corona-Mutationen schützt, für Christen abzulehnen. Das ist zweifellos eine seltsam realitätsferne Argumentation. Zahllose Menschen nehmen ihre Medikamente jeden Tag, weil sie eben nicht dauerhaft wirken. Einige bisher bekannte Impfungen wirken nur eine jeweils begrenzte Zeit; Grippeimpfungen beispielsweise gewöhnlich nur eine Saison. Die Länge der Wirksamkeit eines Medikaments als Argument für seine Legitimität anzusehen, ist ein denkbar schlechtes Argument im Zusammenhang einer christlich-biblischen Ablehnung von Corona-Impfungen.

Kein einziges Kind wurde für den Impfstoff getötet

2. Argument: Dann beschäftigen sich die beiden Pastoren, etwas polemisch, mit der Rolle embryonaler Zelllinien im Zusammenhang mit der Entwicklung von Corona-Impfungen. Aufgrund von Spekulation wird dann auf die vorgeblich „grausamen Bedingungen“ verwiesen, unter denen die entsprechenden Zellen entnommen worden sein sollen, obwohl heute keiner mehr genau sagen kann, unter welchen Bedingungen genau die entsprechenden Zellen vor mehr als 40 Jahren aus den verstorbenen Embryonen entnommen wurden.

„Wie viele Kinder für die Experimente getötet wurden, ist nicht bekannt“, sagen die Pastoren vollkommen zurecht, wobei sie sich auf die Entwicklung der verschiedenen Corona-Impfungen beziehen. Wenn aber nicht bekannt ist, ob und wie viele Embryonen für Corona-Impfungen getötet wurden, wie kann man Corona-Impfungen dann aufgrund vor Nichtwissen beurteilen, wie das die beiden Pastoren tun? Weil wir nicht wissen, ob und wie viele Embryonen möglicherweise im Rahmen der Forschung getötet wurden, müssen wir sie ethisch ablehnen, behaupten die Pastoren. Das ist ziemlich unlogisch.

Ganz so offen ist die von den beiden Pastoren gestellte Frage aber eigentlich nicht. Für den Impfstoff von Biontech beispielsweise ist das eindeutig recherchierbar. Kein einziges Kind wurde nämlich für diese Impfung getötet. Der einzelne Embryo, aus dem die entsprechende Ziellinie gezüchtet wurde, ist bereits vor mehr als 40 Jahren gestorben. Das Kind wurde auch nicht deswegen abgetrieben, um dann medizinische Forschungen anstellen zu können; was in Europa übrigens auch gesetzlich streng verboten ist. Es wurden lediglich von den Eltern des abgetriebenen Kindes nach dessen Tod einzelne Zellen für die medizinische Forschung gespendet. Die aus diesem Gewebe weiterentwickelten Zellen werden heute allgemein in der Biologie und Medizin genutzt. Mit dem verstorbenen Kind aber haben sie nur noch sehr entfernt zu tun.

Weil bei der Erforschung des Röteln-Impfstoffs Zellen aus 70 toten Embryonen entnommen worden sein sollen, lehnen die Frankfurter Pastoren die Corona-Impfungen ab. Und das obwohl die Röteln-Impfung rein gar nichts mit Corona-Impfungen zu tun hat. Das ist wenig überzeugend.

Konsequenterweise auf Handys und Computer verzichten

„Gott gebietet, nicht zu töten“, erinnern die beiden Pastoren dann. Das ist zweifellos eine wahre Aussage. Aber für die Entwicklung des Biontech-Impfstoffes wurde kein Kind getötet. Christen sollen nicht „an den Sünden anderer Menschen teilhaben“, wird daraufhin mit strenger Stimme gefordert. Weil also ein Impfstoff mit Zellen getestet wurde, deren Vorläufer aus Gewebe eines vor 40 Jahren getöteten Fötus stammen, muss der damit getestete Stoff ethisch abgelehnt werden, wird hier behauptet.

Dabei wurde auch der dieser Zelllinie zugrunde liegende Embryo nicht für die Forschung getötet. Die Zellentnahme hat nichts mit dem mutmaßlichen Todesgrund zu tun. Die heutigen Zellen sind nicht einmal mehr identisch mit den ehemals entnommenen. Die ethische Beurteilung eines Gegenstands, hier der Impfung, wird schließlich nicht dadurch beeinflusst, womit man ihn testet.

Wenn die Pastoren ihre eigenen Aussagen allerdings wirklich ernst nehmen, sollten sie unbedingt auf ihre Handys und ihre Computer verzichten. Zur Förderung des darin enthaltenen Kobalts sterben jedes Jahr zahlreiche Kinder, die bei illegaler Kinderarbeit in schlecht abgestützten Stollen getötet werden. Sie sollten auch auf Strom verzichten, weil die amerikanische Regierung zur Erforschung der Atomkraft, ohne Wissen der Beteiligten im 20. Jahrhundert an hunderten Menschen, zum Teil tödliche Strahlenversuche gemacht hat.

Wer also heute Strom verbraucht, der auch in Deutschland oft aus französischen Atomkraftwerken stammt oder wer sich beim Arzt röntgen lässt, der profitiert, dieser Argumentation zufolge, von der Tötung von Menschen in der Entwicklungsphase dieser Technologie. Hier denken die beiden Pastoren ihre Argumentationsstrukturen offensichtlich nicht ganz zu Ende.

Es wird dann auch vom „Mord etlicher Kinder“ und vom „Raub ihrer Organe“ gesprochen. Wobei das nichts mit der Impfstoff-Entwicklung beispielsweise bei Biontech zu tun hat und auch nicht mit dem in der Medizin üblichen Umgang mit humanen Zelllinien. Übrigens sollten die beiden Pastoren bei ihrer Argumentation nicht vergessen, dass die meisten Medikamente der vergangen 15 Jahre während ihrer Erforschung an den hier besprochenen Zelllinien getestet wurden. Die Pastoren sollten dann klar sagen, dass sie von ihren Anhängern, mit dieser Argumentation den Verzicht auf zahlreiche neuere Medikamente verlangen.

Warum dieses Video der ERB-Gemeinde Frankfurt keine „Hilfestellung“ ist

Sie sollten auch klar darauf hinweisen, dass in Deutschland und in ganz Europa, die Tötung eines Embryos zum Zweck medizinsicher Forschung streng verboten ist. Die hier genannten Zelllinien haben mit dem vor mehr als 40 Jahren gestorbenen Embryo nicht mehr direkt zu tun, kein Atom der Zelllinien stammt heute mehr aus dem ursprünglichen Embryo, aus dem ehemals, nach dessen Tod, lediglich einzelne Zellen entnommen wurden.

Körper soll keinem Risiko ausgesetzt werden

3. Argument: Dann lehnen die beiden Pastoren Corona-Impfungen einfach deshalb ab, weil es sich dabei um eine „neue Technologie“ handelt. Demnach wäre also jede medizinische Forschung skeptisch zu beurteilen, weil sie neu ist, müsste man demnach schlussfolgern. Dabei vergessen die Pastoren allerdings zu erwähnen, dass an der hier relevanten medizinischen Technik bereits seit mehr als 20 Jahren gearbeitet wird, sie jetzt lediglich zum ersten Mal in einem weit verbreiteten Produkt eingesetzt wird.

4. Argument: Die beiden Pastoren sehen Corona-Impfungen auch skeptisch, weil der Körper des Christen in der Bibel als „Tempel Gottes“ bezeichnet wird, also keinem Risiko möglicher Nebenwirkungen einer Corona-Impfung ausgesetzt werden dürfe. Dass es natürlich auch schwerwiegende Nebenwirkungen von Corona-Infektionen gibt, wird dann allerdings nicht näher besprochen, obwohl auch das natürlich gleicherweise den „Tempel des Heiligen Geistes“ schädigt.

Wenn es den beiden Pastoren allerdings wirklich um die Gesundheit der Christen ginge, würden sie viel mehr für gesunde Ernährung, weniger Stress, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, den Verzicht auf Genussmittel oder mehr Sport werben, weil diese Verhaltensweisen für deutlich mehr Krankheiten und Tode verantwortlich sind als die spekulativ behaupteten Nebenwirkungen von Corona-Impfungen. Übrigens verlassen die Pastoren hier schon ihren eigentlichen Fachbereich der Theologie und treten plötzlich als medizinische Sachverständige auf, deren Urteil sich dann aber Christen beugen sollten.

Auch ihre Argumentation bezüglich mutmaßlicher Nebenwirkungen von Corona-Impfungen sind wenig nachvollziehbar. Einerseits verweisen die Pastoren vollkommen richtig darauf, dass wir eben noch nicht wissen, ob und welche Spätfolgen es möglicherweise gibt. Damit sind Folgen gemeint, die erst nach Jahren auftreten. Fachleute schließen dies aber aus, da die Immunreaktion nach wenigen Wochen abgeschlossen sind. In diesem Zeitraum treten die eigentlichen „Langzeitfolgen“ auf – die aber sehr gut erforscht sind. Trotzdem gehen die Pastoren wie selbstverständlich, aber ohne tiefere Begründung, von einer hohen, aber spekulativen Dunkelziffer aus, die zu einer Skepsis gegenüber von Corona-Impfungen führen soll.

Es wird dann auch noch behauptet, dass Genesene eine natürliche Immunität gegen Corona haben sollen. Dabei wird allerdings vergessen darauf hinzuweisen, dass diese Immunität zeitlich begrenzt ist und natürlich auch nicht generell gegen neue Mutationen hilft, ebenso wie die entsprechenden Impfungen. Spätfolgen von Corona-Erkrankungen werden im Gegensatz zu mutmaßlichen Spätfolgen der Impfung von den Pastoren hingegen nicht erwähnt, obwohl diese ziemlich weit verbreitet sind.

Biblisch nicht gut begründet

Christen sollen die „Wahrheit lieben“, wird dann in diesem Zusammenhang von den beiden Pastoren erinnert. Demnach lüge der Staat und Corona-Kritiker, sagen die Wahrheit. Bei solchen Vergleichen handelt es sich ziemlich offensichtlich um einen Missbrauch der Bibel, weil die in der Heiligen Schrift genannte Wahrheit natürlich nichts mit der medizinischen Einschätzung von Corona oder Impfung zu tun hat.

Der Staat ist, nach Meinung der beiden Pastoren, zu kritisieren, weil er vorgeblich Angst und Schrecken verbreite. Das kann man natürlich durchaus so sehen, auch wenn dann die entscheidende Frage lautet, ob diese Angst berechtigt ist oder nicht. Angst erzeugen und Panik verbreiten die beiden Pastoren mit ihren Beiträgen aber eben auch, möglicherweise sogar noch stärker, weil sie eine göttliche Instanz und die Gefährdung des ewigen Lebens einbeziehen. Gerade ihre drastischen Urteile wecken bei vielen Christen Ängste, obwohl ihre diesbezüglichen Aussagen biblisch nicht wirklich gut begründet sind.

Sich im Zusammenhang mit der Corona-Impfung sehr stark auf die „Unversehrtheit des menschlichen Körpers zu beziehen“, ist eine etwas seltsame Argumentation. Im Neuen Testament wird nicht einmal Sklaverei eindeutig verboten, obwohl sie die persönliche, körperliche Freiheit deutlich stärker einschränkt als eine mutmaßliche Impfpflicht. Nach Auffassung der Pastoren aber lasse die in der Bibel erwähnte „Unversehrbarkeit des Körpers“ eine nicht freiwillige Impfung generell nicht zu, weil der Körper Gott gehöre. Wo da ein Zusammenhang bestehen soll, wird dann allerdings nicht deutlich. Vor allem, weil Gott sich ja nicht gegen eine Impfung ausspricht, sondern der einzelne Mensch. Folglich würde, nach dieser Argumentation, der Körper also dem Menschen und doch nicht Gott gehören.

Plötzlich wird von den beiden Pastoren dann das Grundgesetz irgendwie als gottgegeben herangezogen. Weil das Grundgesetz den „freien Willen des Bürgers“ garantiere, sei das auch von Gott so geregelt, legen sie nahe. Demnach befänden sich die meisten heute und in der Vergangenheit lebenden Menschen also in einem nicht Gott gemäßen Zustand, weil sie die Rechte des deutschen Grundgesetzes nicht genießen können. Hier aber werden Politik und Bibel ziemlich willkürlich miteinander vermischt.

Zustimmung zur Impfung Zeichen des Antichristen?

5. Argument: Das „Malzeichen des Tieres“ muss nicht äußerlich sichtbar sein, stellen die beiden Pastoren fest. Wer allerdings heute den vorgeblichen „Lügen“ des Staates folge, also kein entschiedener Corona- und Impf-Gegner ist, der gehöre irgendwie schon zum Reich des Antichristen, wird nahegelegt. Schließlich kommen die beiden Pastoren in diesem Zusammenhang auch noch auf den biblischen Hinweis zu sprechen, dass niemand mehr ohne das „Mal des Tieres“ kaufen oder verkaufen kann. Das sei ja auch bald die Situation der Ungeimpften, wird behauptet. Deshalb könne man die Zustimmung zur Impfung zumindest teilweise auch als Zeichen des Antichristen betrachten.

Wenn es allerdings wirklich um die Möglichkeit geht, einkaufen zu können, dann ist die Argumentation der beiden Pastoren nur wenig überzeugend. Zum einen müsste dann weit eher zum Verzicht von Bankkonten, Kreditkarten oder Handys aufgerufen werden, weil diese zum Einkaufen zukünftig weit relevanter und überwachbarer sind als Corona-Impfungen.

Zum anderen können Ungeimpfte, selbst bei den schlimmsten Befürchtungen, immer noch in Supermärkten, Einkaufszentren, Apotheken, im Internet und so weiter einkaufen. Ohne Konto oder Handy aber kann man in baldiger Zukunft womöglich nirgends mehr shoppen. Wären die beiden Prediger also auch nur einigermaßen konsequent, dann sollten sie ihre Zuhörer zur Kündigung ihrer Girokonten und – erneut – zur Trennung von ihrem Handy überreden. Ansonsten klingt der Verweis auf eingeschränkte Einkaufsmöglichkeiten ziemlich einseitig und irgendwie an den Haaren herbeigezogen.

Gottebenbildlichkeit hängt nicht an staatlichen Vorschriften

Dann verweisen die beiden Pastoren noch auf einen ziemlich künstlichen Vergleich des römischen Opfergebots während der frühen Christenverfolgungen. Dabei ist mir gegenwärtig noch niemand begegnet, der bei der Corona-Impfung von einem Arzt aufgefordert wurde, den Bundeskanzler als Gott anzubeten oder ihm ein Opfer darzubringen. Es ist doch ein ziemlich auffälliger Unterschied zwischen einer staatlichen Pflicht zum Schulbesuch, zur Zahlung von Steuern, dem Einhalten der Verkehrsregeln beziehungsweise einer Pflicht-Impfung und der Aufforderung, einen Herrscher als Gott zu anzubeten.

Die beiden Pastoren sehen durch eine verpflichtende Corona-Impfung auch die Gottebenbildlichkeit des Menschen infrage gestellt. Dabei ist es eine ziemlich seltsame Vorstellung, irgendjemand könnte die Gottebenbildlichkeit des Menschen rauben oder reduzieren. Nach biblische Auskunft zumindest hängt diese Gottebenbildlichkeit eben nicht an irgendeiner staatlichen Vorschrift oder einem als ungerecht empfundenen Gesetz, sondern einzig und alleine an Gott. Deshalb kann natürlich auch niemand die Gottebenbildlichkeit des Menschen rauben oder schmälern.

Nicht wirklich gehen die beiden Pastoren auf das durchaus relevante Problem einer umgekehrten Diskriminierung ein: Meiner Beobachtung nach werden in manchen christlichen Kreisen Gläubige zunehmend diskriminiert, die sich nicht genügend kritisch gegen eine Corona-Impfung aussprechen, wie die beiden Pastoren das ja in ihrem Beitrag auch machen. Wer sich impfen lässt, der sündige demnach womöglich oder sei zumindest schwach im Glauben. Ähnliche Corona-Predigten kündigen jedem Impfwilligen Christen an, das „Mal des Tieres“ angenommen zu haben, für den Tod von zahlreichen Kindern schuldig zu sein, eine Todsünde begangen zu haben, staatshörig beziehungsweise Gott ungehorsam zu sein, das Seelenheil zu schädigen oder für einen Kadavergehorsam dem Staat gegenüber zu werben.

Besser auf Gott und seine Befreiung hinweisen

Letztendlich sind die Einordnungen von Corona, der politischen Schutzmaßnahmen und der entsprechenden Impfung vor allem medizinisch und politisch zu beantworten. Einseitige Stellungnahmen wie die der beiden Pastoren, stehen in der Gefahr, die Bibel zu missbrauchen, unnötige Angst zu schüren und den Meinungs- und Verständnisgraben zwischen Christen weiter zu vertiefen.

Deshalb gilt es jetzt, die Entscheidung für oder gegen eine Corona-Impfung den politischen und medizinischen Überlegungen des einzelnen Christen zu überlassen, die geistliche Gemeinschaft zu fördern und sich den wirklich wichtigen Aufgaben zu widmen, nämlich auf Gott und seine Befreiung hinzuweisen, sowie in allen Situationen Hoffnung und den Frieden Gottes zu verbreiten.

Dieser Beitrag erschien zuerst als Videopodcast auf dem YouTube-Kanal von Michael Kotsch. Der Theologe ist Vorsitzender des Bibelbundes. Außerdem lehrt er an der Bibelschule Brake. Abdruck mit freundlicher Genehmigung.

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