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Leise rieselt der Schnee - Inside Paradeplatz Inside Paradeplatz Inside Paradeplatz

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Hakan B. ist ein Grossdealer aus München. Er hat sozusagen die ganze Münchner Haute volée jahrelang mit Koks versorgt, inklusive manchen Sohn von Wiesenmillionären.

Ob auch Exilschweizer dabei waren, lässt sich von hier aus nicht eruieren. Was jedoch als gesichert gilt, 37 Polizisten dienten ihm zu. Sie gingen mit Hakan B. hoch.

Lapidare Aussage des Grossdealers: „Die Polizei hat sich an mir eine goldene Nase verdient.“ Wie interessant.

In diesen beschissenen Zeiten der Pandemie ist jede Nachricht Gold wert, welche von der chinesischen Biowaffe Sars-Covid-19 ablenkt, also ran an das Thema: weisse Weihnachten.

Marbella, mein beliebter Ferienort in meiner maroden Ex-Heimat, ist sozusagen zum Corporate Headquarter der internationalen Drogenmafia geworden. Gemäss einer brillanten, vor kurzem publizierten Recherche in der spanischen Zeitung „El Pais“ haben in der 154’000 Einwohner-Stadt an der Costa del Sol 139 Mafia-Organisationen aus 59 Länder einen Ableger.

Jeder, der in der Welt mit Drogen zu tun hat, muss in Marbella vertreten sein, denn an dieser Küste, 16 Kilometer von Afrika entfernt, treffen sämtliche Verkehrswege der Unterwelt zusammen: Drogen, Waffen, Menschenhandel.

Es erübrigt sich zu erwähnen, dass das Vorhandensein dieser Industrie das soziale Gefüge der ganzen Region zerstört hat. Pro Monat zwei bis drei Auftragsmorde, junge Arbeitslose ohne Perspektiven, die für das Entladen einer nächtlichen Fuhr am Strand 3’000 bis 5’000 Euro verdienen.

Rennfahrer aus den französischen Banlieus, die in einer Nacht von Marbella bis nach Paris blochen, um den Schnee abzuliefern, egal was oder wer dazwischengerät (eine Schweizer Touristin wurde in einer solchen Nacht zu Tode gerammt).

Eine enorme Vielfalt an „Berufen“ rund um den Drogenhandel ist dort entstanden, von den „Soldaten“, welche die Waffen- und Drogendepots bewachen, den Waffenspezialisten, welche das neuste Gerät beschaffen und adaptieren, bis zu den Rechtsanwälten, welche sich um die juristischen Feinheiten des Geschäfts kümmern:

düstere Autowaschanlagen mit schweren Jungs an der Türe, leere Luxus-Restaurants, millionenteure Sportwagen-Händler, Kunstgalerien vom Feinsten, Yacht-Charter und, nicht zu vergessen, Immobilien, je grösser und teurer, desto besser, schliesslich müssen Milliarden gewaschen werden.

Topadresse in Marbella gefällig?

Die Urbanisation „La Zagaleta“, ehemalige Privatfinca des saudischen Waffenschiebers Adnan Kashoggi, vom letzthin verstorbenen ehemaligen Generaldirektor der Banco Exterior de España-Filiale in Zürich, Pérez-Flores, mit einem vom Mutterhaus nicht bewilligtem Kredit über 20 Millionen Franken an sich selbst aufgekauft, zerstückelt und an einflussreiche Bekannte verscherbelt.

Einer der ersten, der zuschlug?

Rainer E. Gut. Viele seiner begüterten Kunden aus Arabien kauften dann auch. Wer an wem verdiente, bleibt ein Geheimnis. Aber die 20 Millionen dürften bisher gegen eine Milliarde Franken eingespielt haben.

Kostenpunkt eines Hauses dort: ab 10 Millionen Euro. Obergrenze unbekannt. Wer sitzt im Verwaltungsrat? Oswald Grübel, Säulenheiliger der alten Credit Suisse.

La Zagaleta ist wie Fort Knox und sauber, dort gibt es keine Mafia.

Ein Gespräch mit einem Topshot des Innenministeriums in der Bekämpfung der Schwerstkriminalität tönt anders. Klar gab es schon Auftragsmorde dort. Die wurden dann auf der anderen Seite der Strasse hingelegt, damit das Image nicht leidet.

In Marbella trägt der Mafiaboss, Albaner oder Ire, Kolumbianer oder Weissrusse, neuerdings ausser den 12 bis 14 chiffrierten Mobiltelefongeräten, welche jeweils von einem ehemaligen Techniker des heimatlichen Nachrichtendienstes administriert und monatlich entsorgt werden (Kostenpunkt eines Geräts etwa 10’000 bis 15’000 Franken), auch einen elektronischen Schlüssel mit sich – einen Cold Key.

Darin befindet sich ein enormes Vermögen in Krypto-Währungen. Geht der Schlüssel verloren, ist das Geld futsch. Viel besser als damals Pablo Escobar in Kolumbien, der hunderte von Millionen Narco-Dollars mühsam in Plastiksäcken vergraben lassen musste.

Nur der Inhaber des Schlüssels kennt das Password. Bisher ist es keinem Spezialisten von Interpol gelungen, einen solchen Schlüssel zu knacken.

Ausser der äusserst skrupellosen Mocro Mafia (organisierte Kriminalität aus Marokko, in den Benelux-Staaten stark präsent), die haben Spezial-Schiffs-Container angefertigt, welche im Innern über einen Zahnarztstuhl und einen Operationstisch verfügen.

Alle Innenwände schön gegen aussen wattiert und geräuschlos gehalten. Ja, die Mocro-Mafia soll es bereits mehrmals geschafft haben, was den Interpol-Agenten nicht gelungen ist: aus Cold Keys wurden im Foltercontainer Hot Keys. Schöne neue Welt im südlichen Andalusien.

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Wie ist dies alles möglich, wir befinden uns doch in Europa? Die Polizei ist doch präsent?

Nun, der Tarif, um einen Polizisten auf der Lohnliste zu haben, ist in Marbella ziemlich bekannt: 300’000 Euro.

EinFlat fee: Nachrichtenbeschaffung, Wegschauen, sogar Streifenwagen- und Uniformausleihe ist mit dabei. Deshalb gilt als erste Regel: Traue nie einem Polizisten.

Auch die Politik ist voll involviert. Neulich wurde der Sohn und der Ehemann der konservativen Stadtpräsidentin von Marbella eingebuchtet. Vorgeworfen wird Geldwäscherei im grossen Stil im Immobiliensektor.

Beide Herren sind Schweden. Der internationale Haftbefehl kam auch von dort. Im ehemals friedlichen Malmö sitzt eine der grössten und kaltblütigsten Mocro Mafia-Organisationen in Europa.

Dies lässt uns den Bogen nach München spannen, zu den 37 korrupten Polizisten. Nach München? Wieso eigentlich nicht nach Zürich? Sankt Gallen? Oder Frauenfeld?

Was ist eigentlich in der Schweiz los, mit der Drogenbekämpfung? Die Schweiz ist eines der Länder in Europa mit dem höchsten Drogenkonsum. Es wird jeweils im Abwasser gemessen (nein, auf die Messung des Sars-Cov-19-Bisi-Wassers will ich in diesem Beitrag nicht eingehen).

Jeweils am Wochenende schiessen die Koks-Werte im Abwasser in schneereiche Höhen. Kein Wunder, gab es einen Vorstoss seitens der Zürcher FDP, man möge doch den Drogenkonsum liberalisieren.

Doch nicht mehr Zürich hat den grössten Koks-Konsum pro Kopf im Land, sondern scheinbar Sankt Gallen und weitere Provinzhauptstädte wie Frauenfeld.

Der Schweizer Kokain-Konsum wird auf 5 Tonnen pro Jahr geschätzt. Der Schweizer Kokain-Konsument sei ein sehr qualitätsbewusster, die Ware werde demzufolge hier nicht mit Maizena oder sonstigen Plunder gestreckt.

Heroin ist eher ein kleiner Markt geworden, dafür fest in der Hand der Albaner. Hasch raucht mittlerweile jeder Lehrling und fällt in die Kategorie Makramee.

Synthetisch hergestellte Designerdrogen wie Ecstasy und Pink-Kokain, hergestellt in traditionsreichen Untergrundlaboren in Flandern, sind dafür sehr stark im Kommen.

Doch unsere Polizei ist den Bösen auf der Spur. Wirklich? Wenn man nach spektakulären Aktionen in den letzten Jahren gegen die Drogenmafia hierzulande sucht, stösst man nicht wirklich auf fantastische Aktionen und Erfolge.

Etwa einen Schlag gegen einen Balkan-Drogenboss, der sehr edel Koks mit dem Privatjet via Basel einführte, doch die Aufforderung zum Handeln kam von der kroatischen Polizei – und ein anderer Fall.

115 Kilogramm Kokain nach fünf Jahren Fahndung gegen eine nigerianische Drogenorganisation, welche im Blick patriotisch bejubelt wurde: Weiter so, Polizei!

Weiter so? Fünf Jahre Fahndung für 115 Kilogramm Kokain?

Irgendwas scheint hier nicht zu stimmen. Sage nicht ich, sondern meine 11-jährige Tochter, bestens informiert aufgrund der Aufenthalte in Marbella.

Du, sag mal, wer sind in der Schweiz eigentlich die Drahtzieher des Drogenhandels? Ich weiss es nicht, habe jedoch langsam meine Vermutungen.

Nein, sicher nicht in der Schweiz. Hier sind alle unsere Beamten sauber. Auch unsere Armee war absolut sauber, als sie für Hunderte Millionen Franken Masken bei irgendwelchen unbekannten Bekannten kaufte.

Die interne Untersuchung, angeordnet durch Verteidigungsministerin Amherd, hat es schliesslich bestätigt.

Nun gut, die obligatorische Unterschrift des Chefs der Armee für Aufträge ab 10 Millionen Franken fehlt, und ein paar sonstige Petitessen und nicht plausible Vorgänge springen ins Auge. Doch Vertrauen in die Institutionen hat das Land gross gemacht, nicht Kontrollen, auch keine parlamentarischen.

Korruption und Drogenhandel sind gefährliche Geschwister und eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Selbstverständlich auch hier in der Schweiz omnipräsent, jedoch von der Öffentlichkeit eisern verschwiegen.

Wenn man lange wegschaut – und dies tut man oft und sogar belustigt -, ist es plötzlich zu spät; wie Metastasen eines bösartigen Geschwürs fransen sie alles aus: Familie, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat. Irgendjemand musste es mal schreiben.

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