In einem außerordentlichen Schritt hat das britische Königshaus eine BBC-Dokumentation über die Royal Family und das Verhältnis der Queen-Enkel Prinz William und Prinz Harry kritisiert. In einer gemeinsamen Stellungnahme warfen Vertreter von Königin Elisabeth II., Thronfolger Prinz Charles und Queen-Enkel Prinz William dem öffentlich-rechtlichen Sender vor, "überzogene und unbegründete Behauptungen aus ungenannten Quellen als Tatsache" darzustellen. Das gemeinsame Statement von Buckingham-Palast, Clarence House und Kensington-Palast wurde am Ende der Sendung von der BBC selbst gezeigt.
Die am Montagabend von BBC 2 ausgestrahlte Episode "The Princes And The Press" ("Die Prinzen und die Presse") legt nahe, dass die Brüder William und Harry jeweils Journalisten mit Vorwürfen gegen die andere Seite gefüttert haben sollen. Beide weisen das zurück. Das Verhältnis zwischen den beiden Queen-Enkeln gilt als schwer belastet, seitdem Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan dem Palast öffentlich Rassismus und mangelnde Unterstützung vorgeworfen haben.
In der Sendung entschuldigte sich ein Privatermittler zudem bei Harry dafür, das Telefon einer Ex-Freundin des Prinzen abgehört zu haben. Er habe Harry die Teenager-Jahre gestohlen, sagte Gavin Burrows. Anfang der 2000er Jahre habe in den Medien eine "rücksichtlose" Kultur ohne jede Moral geherrscht. Mit Harry, der lebenslustiger erschien als sein älterer Bruder William, habe sich mehr Auflage machen lassen, sagte Burrows. Das habe zu drastischen Recherchemethoden geführt. Dabei geriet auch Harrys damalige Freundin Chelsy Davy ins Visier. Der Prinz hat den Verlag News Group Newspapers, der unter anderem die "Sun" und früher das Skandalblatt "News of the World" herausbrachte, verklagt.
Die zweite Folge der Doku läuft eine Woche später, am 29. November. Sie wird wohl für noch mehr Ärger im Königshaus sorgen, denn darin soll es speziell um die Jahre 2018 bis 2021 gehen - die Zeit, in der es zwischen Harry und William endgültig zum Bruch kam. Schon vor der Ausstrahlung am Montag hatte der Palast gedroht, den öffentlich-rechtlichen Sender BBC zu boykottieren, weil sie keine Vorab-Sicht der Filme bekommen haben. Die BBC gehört - zusammen mit ITV und Sky - zum Pool der Sender, die jährlich im Wechsel die Weihnachtsansprache der Queen übertragen. Doch schon länger gilt das Verhältnis zwischen dem Sender und den Royals als angespannt. Erst im Mai entschuldigte man sich beim Palast, nachdem endgültig bewiesen worden war, dass das Skandal-Interview mit Prinzessin Diana im Jahr 1995 nur zustande kam, weil ein BBC-Journalist ihr Lügen und falsche Beweise auftischte.
Quelle: Daily Mail
sst / mit dpa