Leserbriefe zu „Das große Komplott“ von Sebastian Kempkens
Gerade eben erhielt ich per Mail die Themen der dieswöchigen „Zeit.“ Als Titel haben Sie „die Stunde der Verschwörungstheorien“ gewählt. Von einer Zeitung wie der „Zeit“ erwarte ich eine unabhängige Berichterstattung, die jedoch mit diesem Titel schon nicht mehr gegeben ist. Wo sind die Journalisten, die Pro und Kontra Meinungen abwägen und beurteilen. Es entsetzt mich immer mehr, wie gleichgeschaltet und ignorant die deutsche Presse auf andere Meinungen reagiert. Wir haben hier in Deutschland die Meinungsfreiheit und ich dachte immer, dass dieses Grundrecht auch gelebt wird. Aber alle kritischen Stimmen zum Thema Corona in die „Schublade“ der Verschwörungstheorien zu packen, ist zu einfach und für eine Zeitung wie „die Zeit“ nicht angemessen. – Andrea Brandt
Beim Studium wurde uns beigebracht, daß „Theorien Systeme von Gesetzesaussagen seien, die aus bestätigten Hypothesen aufgebaut sind…..“ Also sollte man besser von Verschwörungs-Hypothesen sprechen und schreiben. Als Studenten hätten wir von „Verschwörungs-Hypotee-Susen“ gelästert. Warten wir hoffnungsfroh auf die „belastbaren Entlarvungen der erfolgreichsten Verschwörungs-Hypothetiker“. – Diether Sieghart
Hier eine ‚Botschaft‘ an die Frustfraktionen unseres ‚Bundestages‘ und die ZEIT: Der globale Bewusstseins-Wandel Die Würde der Menschheit(erkeit) ist unantastbar Alles will und kann – und daher darf und wird sich wandeln. Wer denken kann auch fühlen und mit Herzverstand wohl handeln ! Verwandlung heißt: Veränderung- aus freier Willigkeit. Und wer den Ruf vernimmt, hält heut´die Herzensfreud´sich weit. Der Zwang ist altes (!) Weltgebau, die Lüge und der Krieg. Es litten lange Mann und Frau an steilem, dunklen Stieg. Es altert jetzt von Tag zu Tag, und schließlich Stund um Stund, was niemand nicht mehr hören mag an falschem Lügenmund. Es stritt der Mensch seit langer Zeit um Rechte und Gerechtigkeit.
Da beides ihm tat fehlen, wollte käuflich er sich’s stehlen. Justitia Galactica erschauerte der falsche Spass, so schaut sie ab und an vorbei, belebend stets die Veritas. Humoralisch könnt man sagen: dass Moral in diesen Tagen doch den neuen Stellenwert des Humorens unterehrt. Wer ernsthaft sich dem Ernst verschreibt, wird Lebensfreude achten, bevor ihn böse Täuschung treibt, die „and’re“ aus.- sich dachten. Das alles klingt recht kindisch, leicht naiv bis schwer verrückt- zu lange ist Verantwortung dem Menschenkind missglückt. Doch stünd´ die Menschen-Seele bald mit Würde auf den Füssen, würde sie die Hürde nehmen und Entbürdung heut´ begrüssen. Es reimt auf Würde Hürde sich- Oh Mensch, steh‘ auf, entbürde dich. – Michael SchauerVillanueva
In einer Demokratie darf man von der Verfassung geschützt auch irre sein. – Jürgen Dressler
Versündigen Sie sich nicht! Wissen Sie, wie wir in 10 Jahren auf diese verrückte Zeit zurückblicken werden? Niemand weiß es. Es geht doch nicht darum, um für eine große Sache, wie dem Corona Lock Down, jetzt einen Verschwörer zu suchen. Beileibe nicht. Es geht darum, auf die Gesellschaft zu schauen, wie es Herr Ramelow tut, der zugibt, dass er unsicher war, bei der Schulschließung, der sich unwohl fühlt, bei dem Gedanken, wie viele Menschen allein gestorben sind. Wie es Herr Schäuble tut, wie es viele tun. Wir können so nicht weitermachen, mit oder ohne Virus. Das geht schief. Mit oder ohne Verschwörungstheorien. Wir müssen uns einrichten, mit dem Virus. Reden Sie mit Ihren Kollegen? den Musikern? den Theaterleuten? Wird unser Kulturbetrieb das überleben? Wie wichtig ist der Austausch für uns in der modernen Zeit? Wir können nicht alle Löcher mit Geld zuschütten, wie Herr Schäuble warnt. Was passiert mit uns, wenn wir uns einigeln mit social distancing. Wenn zu den digitalen Echoräumen nun auch noch analoge Echoräume dazukommen? Weil wir uns nicht mehr bei all den Gelegenheiten zufällig begegnen und ins Erzählen kommen. Die Meinungsbildung ist empfindlich gestört. Was ist mit dem Bildungsauftrag?
Was passiert mit den Schülern? Es sind die Lehrer und Erzieher, die ihre Schüler jetzt besser nicht mehr sehen wollen – vor Angst! Aber die jungen Menschen bleiben auf der Strecke? Wegen 3 Monate Schulausfall. Ja, wegen 3 Monate Schulausfall bleiben die jungen Menschen auf der Strecke. Sie verlieren viel. Was ist mir der Rezession? Den globalen Impakt , der Hunger, die Heuschreckenplage, die vergessen wird – ach und und und. Das wissen Sie alles. Politiker dürfen es sagen, aber nicht zu laut – dann werden sie angegriffen, wie Herr Laschet. Mannomann! Machen Sie doch bitte nicht mit. Was hat Ihnen Herr Bhakti getan? Lesen Sie die Kommentare unter Ihrem Artikel. Es gruselt mich. Das hat der Professor nicht verdient. Ken Jebsen verfolgt seine eigene Agenda. Soll er doch. Aber da wird einem Wissenschaftler jegliche Kompetenz abgesprochen, wo er über Jahre Verantwortung getragen hat. Was ist das für eine Form von modernem Denunziantentum. Grusel. Grusel. Auch ich bin Skeptiker und mache mir Sorgen, wohin sich unsere Zusammenleben verschiebt. Natürlich. Wie sollte man das nicht tun? Und glauben Sie mir, ich bin kein Antisemit – ich verehre Herrn Soros und benutze jetzt gerade das Microsoft Office Paket. Und ich möchte natürlich, dass Leben erhalten wird. Mensch, junger Mann – das Leben ist komplex. Bleiben Sie gelassen, werfen Sie nicht mit Schmutz! Das ist unwürdig für einen Journalisten! – Renate Wegener
Häufig ist in Ihrem Dossier von „Verschwörungstheorien“ und „solche Dinge“ die Rede. Um die „Anfälligkeit“ zumindest derjenigen, die nicht an „narzisstischer Selbstüberhöhung“ leiden, im gewünschten Sinne zu beeinflussen, bitte ich Sie, noch ausführlicher die Gemeinsamkeiten dieser Theorien zu analysieren. Sie könnten dafür z.B. die folgenden „Verschwörungstheorien“ verwenden: – die Erde ist flach, bzw. hohl und wird von Echsenwesen, die die Weltpolitik bestimmen, bevölkert, – im Zusammenhang mit 9/11 gibt es viele Merkwürdigkeiten, die sich mit den offiziellen Verlautbarungen nicht vereinbaren lassen (siehe z.B. die Bücher von David Ray Griffin), – die USA überwachen den Telefon- und Email-Verkehr der ganzen Welt und sogar das Handy von Angela Merkel (der Spinner, der das behauptet, hat sich sogar nach Russland abgesetzt, weil er allen Ernstes glaubt, dass man ihn wegen dieses hanebüchenen Quatsches in den USA vor Gericht stellen würde, – der Corona-Virus ist möglicherweise nicht so gefährlich wie ursprünglich angenommen. Vielen Dank! – Manfred Marggraf
Mir fällt in letzter Zeit auf, dass fast alle Blätter einen scheinbaren Zusammenschluss in und Übereinstimmung in der Berichterstattung in Bezug auf Kritik haben. Gerade wenn Bürger oder auch Fachleute der Wissenschaft entgegen dem Mainstream berichten, werden diese in den Medien nieder gemacht und gleich in die Ecke von rechts, links oder in die Verschwörungsecke gestellt. Hier liegt der Auftrag der 4. Kraft der Journalisten differenziert zu berichten und auch alle Meinungen aufzuzeigen. Was heißt übrigens Verschwörung gegen wen und was? Die Wahrheit ist nicht absolut und wer im Fall von Corona letztendlich Recht behält, wird sich noch zeigen. Da werden noch eine Menge von Richtern und Anwälten beschäftigt sein und wir – die Bürger – werden wie immer die Leidtragenden sein und die Zeche zahlen. Ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde, möchte ich an dieser Stelle bezweifeln. Zur Pandemie kann man als Maßstab die spanische Grippe zählen.
Auch zur möglichen Impfung möchte ich als freier Bürger letzt endlich nicht gezwungen werden oder Sie vielleicht? Können Sie Impfschäden ausschließen, vor allem, wenn so ein Aktionismus derzeit vorherrscht und im Hintergrund damit viel Geld verdient werden kann? Bekanntlich muß im Fall einer Grippe immer wieder nach justiert werden, da das Virus sich ständig verändert. Also gibt es wie immer keine absolute Sicherheit. Ein möglicher Immunitätsausweis wird unsere Gesellschaft spalten. Bekommen wir, wenn wir uns dagegen entscheiden, eine Markierung? Das erinnert mich an sehr dunkle Zeiten in unserer deutschen Geschichte…. Ich sehe zur Zeit eine große Gefahr, dass wir entmündigt werden und immer mehr mit Einschränkungen unserer Freiheit leben müssen. Das kann nicht sein! Deshalb bitte ich Sie im Sinne unserer Demokratie kritischer und breiter zu berichten. – Horst Peter
Meine Familie und ich sind heilfroh, dass wir DIE ZEIT abbestellt haben. Nach der Lektüre des Dossier vom 14.05.2020 steht eindeutig fest, dass die Zeitung von Bill Gates abhängig ist. (Transparenzhinweis bestätigt das.) Wir sind inzwischen Mitglieder in der Partei von Bodo Schiffmann und unterstützen alle, die die NWO schon lange als große Bedrohung kennengelernt haben. Die ganze Coronageschichte ist ein gut gelungener Test, Menschen in Angst zu versetzen, krank und manipulierbar zu machen. Aber nicht mit uns! – Christa Warzecha
Dann will ich als “verwirrter Geist” einmal einen erneuten Versuch unternehmen, um eine “Verschwörungstheorie” in der ZEIT zu lancieren. Obwohl ich eigentlich empört bin, als “verwirrter Geist” abgestempelt zu werden. Merken Sie eigentlich, was es für einen Zorn in weiten Kreisen der Bevölkerung auslöst, wenn die führende deutsche Wochenzeitung sie einfach als “verwirrte Geister” – und damit als unwichtig, dümmlich und nicht beachtenswert – abstempelt. Damit sind wir auch schon beim entscheidenden Satz des “Dossiers” auf S. 13, 3 Sp., wo es darum geht “Sich-selbst-Infrage-zu-stellen”. Genau das tun Sie auch in dieser Ausgabe wieder nicht!
Die “verwirrten Geister” sind gesetzt – diesmal gleich mit Bild. Wenn doch die Mainstream-Meinung der Drostens, Wielers, Brinkmanns & Co so absolut unumstößlich ist, warum stellen sich dann Millionen dagegen? Alle verwirrt?? Könnte es sein, dass auch die ZEIT in einigen Wochen sich “bei vielen zu entschuldigen” hat? Der Leserbrief von Prof. Veit bringt es auf den Punkt: “Sie verlieren zurzeit nicht unerhebliche Teile der Eliten dieses Landes!!” Nicht der Verwirrten! Die sitzen vielleicht in den Redaktionen der TV-Talkshows und der Zeitungs-Redaktionen… Aber das muss ich natürlich jeden Tag “Infrage stellen”!!! – Dr. Peter Michel
Leider beantworten Sie nicht ansatzweise, wie es sein kann, dass normale Bürger*Innen der Politik nicht mehr trauen. Stattdessen werfen Sie Menschen, die berechtigte Fragen stellen, ihr Demonstrationsrecht ausüben oder Krihik an den Maßnahmen der Regierung üben, in einen Topf mit Verschwörungstheoretiker*Innen und machen sie lächerlich. Das ist genau der Weg, wie die etablierten Medien, die bisher kaum etwas kritisch hinterfragt haben in Sachen Lockdown, die Menschen auf die Straße treiben. In erster Linie sind die quasi gleichgeschalteten Medien dafür verantwortlich, dass Verschwörungstheorien Zulauf bekommen. Neben der Politik natürlich, wo es wochenlang keine Opposition gab. Und auch das hätten die etablierten Medien infrage stellen müssen. Bis zu dem völlig unverhältnismäßigen Lockdown habe ich diese Medien noch als eine Art vierte Gewalt stets verteidigt. Heute sehe ich sie mit anderen Augen und bin froh, dass es noch alternative Medien im Internet gibt. Fragt sich, wie lange noch. – Dr. Gerlinde Volland
Warum werfen Sie in ihrem Artikel „das große Komplott“ Herrn Bhakdi in einen Topf mit Leuten, die offensichtlichen Blödsinn verbreiten? Aus meiner Sicht gehört er noch unter die Kategorie „abweichende Meinung“. Er erfand keine Tatsachen, sondern hat sie nur anders interpretiert als z.B. die Bundesregierung. Und es ist doch unbestritten, dass die vorhandenen Daten dünn waren und viel Interpretation nötig war, um daraus Schlüsse ziehen zu können. Daher finde ich es unfair (und der ZEIT nicht würdig), wie er in Ihrem Artikel unter die Verschwörungstheoretiker gezählt wird. Dazu kommen unsachliche Darstellungen wie „durchs Wohnzimmer leuchtet ein grelles weißes Gegenlicht, das der Szene etwas Unwirkliches gibt“.
Das ist reine Stimmungsmache, die nichts sachliches zur Debatte beiträgt. Im Gegenteil, sie ist Wasser auf die Mühlen derer, die behaupten, man dürfe seine Meinung nicht mehr sagen, ohne hinterher an den Pranger gestellt zu werden. Angesprochen auf Bill Gates, hat er übrigens gesagt, er wolle sowas nicht glauben (Interview bei Servus TV). Abschließend finde ich, dass er auch nicht ganz unrecht hatte: Angesichts der vielen leerstehenden Intensivbetten scheint Deutschland etwas über das selbst gesteckte Ziel hinausgeschossen zu sein. Das sollte man niemandem vorwerfen, aber rückschauend betrachtet hätten etwas weniger strenge Maßnahmen anscheinend auch dazu ausgereicht, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. – Gerhard Buchmann
Vielen Dank für Ihre Recherche und den Artikel. Anstatt sich an den Theorien abzuarbeiten zeigen sie die Menschen dahinter und dass wir alle tendenziell für sie anfällig sein können. Bei Sachverhalten, die wir selbst nicht überprüfen können und auf andere Meinungen angewiesen sind, bauen wir zum einen auf das Vertrauen in die jeweiligen Quellen (öffentlich rechtliche, Zeitungen, Freunde, Bekannte). Das Vertrauen aber haben viele Medien durch zu einheitliche Meinungen und Themen, sowie politische Wendehälse wie Seehofer und Söder oder die alternativlose Bundespolitik stark ins wanken gebracht. Und jetzt lassen Berichterstattung und Politik wiederum kaum andere als die offizielle Deutungen zu. Nur natürlich, dass die Menschen nach Alternativen suchen. Es zeigt sich hier auch auf wie dünnen Füßen unsere privaten und öffentlichen Meinungen stehen und wie abhängig wir von einer offenen, vielfältigen und diversen Diskussion sind. Bitte setzt euch mit den Argumenten der Zweifelnden aktiv auseinander. Nur Transparenz hilft. – Robert Englmeier
Ein Beispiel für Fake News im Zusammenhang mit dem Coronavirus stellt die abstruse Behauptung dar, der Philantrop Bill Gates wolle eine Zwangsimpfung der gesamten Weltbevölkerung durchsetzen. Zum Ursprung dieser kruden Verschwörungstheorie kann ich zweckdienliche Angaben machen: Am Ostersonntag trat in der Fernsehsendung „Tagesthemen“ der ARD ein täuschend echtes Double dieses selbstlosen Wohltäters der Menschheit auf, der eben diese Forderung nach Impfung der gesamten Menschheit verkündete. Meine Empfehlung an Bill Gates: Verklagen Sie diesen Fernsehsender! Vielleich erreichen Sie ein Sendeverbot, der Eindämmung von Fake News wäre dies höchst dienlich. – Dr. Karl Ulrich Gutschke
In den vergangenen Wochen ist es immer normaler geworden, dass Menschen, die Corona-Maßnahmen kritisch sehen, als Verschwörungstheoretiker oder Aluhutträger diffamiert oder lächerlich gemacht werden – auch in Artikeln Ihrer Zeitung. Natürlich müssen Sie neue politische Bewegungen kritisch beurteilen und untersuchen, die gegenwärtige Berichterstattung ähnelt aber mehr einer Hexenjagd: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Zunächst einmal wäre es aber meiner Meinung nach wichtig und interessant zu untersuchen, wie viele Menschen, die normalerweise politisch nicht öffentlich in Erscheinung treten, sich jetzt äußern oder sogar verbotenerweise demonstrieren. Der nächste Schritt wäre zu fragen, warum tun die das? Sind die alle verwirrt und nicht gut informiert genug? Warum haben die das Vertrauen in uns Medien teilweise komplett verloren, was könnten wir anders machen? Was könnten Sie anders machen? Aus meiner Sicht ist das Vertrauen in die Medien vor allem dadurch gestört, dass über Meldungen, die nicht in die offizielle (Regierungs- /RKI-) Sichtweise passen, nicht mehr berichtet wird oder in einer Weise, die die Meldung negativ darstellt. Diese Gleichschaltung verursacht Misstrauen – zu Recht.
Beispiele: Als die Heinsberg-Studie vorläufig war, wollte man ihre Ergebnisse nicht näher betrachten, nun ist sie abgeschlossen und ihr Ergebnisse werden immer noch nicht beachtet oder es wird versucht, die Ergebnisse zu relativieren oder anzuzweifeln, obwohl die Fakten das nicht hergeben. Oder das berühmte Beispiel Schweden. Erste Aktion der Medien: Wir können uns nicht mit Schweden vergleichen (nachdem man sich wochenlang mit Italien verglichen hatte, dessen Gesundheitssystem mit unserem so viel zu tun hat wie eine Mercedes S-Klasse mit einem Fiat 500), dann wurde Schweden darauf reduziert, dass es dort mehr Tote gibt. Das stimmt, und die Schweden haben auch gravierende Fehler im Bereich des Schutzes der Risikogruppen zugegeben, aber die schwedische Bevölkerung steht nach wie vor hinter dem Gesamtkonzept.
Anderes Beispiel – Statistiken: Seit Beginn der Krise werden fast ausschließlich die Grafiken mit kumulierten Fällen verwendet, 1:1 übernommen vom RKI. Diese sehen erschreckend aus und sorgen für Furcht und Angst – die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist und war dagegen undramatisch (also keine Nachricht wert?). Genauso das Thema „der Vergleich mit der Grippe“ – selbst das statistische Bundesamt zeigt auf, dass die Grippewelle 2018 um rund 4 mal so viel Tote verursacht hat wie die Corona Krise. Interessant: Selbst einige CDU-Politiker haben die Medien in den letzten Tagen ermahnt (wahrscheinlich im Hinblick auf ihre Wähler) ausgewogener zu berichten.
Ich glaube, wenn Journalisten von CDU-Politikern zu ausgewogener Berichterstattung aufgefordert werde, dann ist etwas ganz gewaltig aus dem Ruder gelaufen… Seit über 20 Jahren ist auch ihre Zeitung Teil meines Politikunterrichts, und ich versuche, Schülerinnen und Schüler für das Zeitunglesen zu begeistern. Im Moment kann ich das nicht mehr verantworten, so wenig werden abweichende Meinungen zum Regierungsdenken noch ernst genommen oder überhaupt erwähnt. Kommen sie zu der Ausgewogenheit zurück, für die sie berühmt sind, und die meisten Verschwörungstheorien werden sich in Luft auflösen. – Markos Pavlidis
Wie immer bei faktenbasierten Prozessen in der demokratischen Öffentlichkeit gibt es drei Informationskanäle: 1) die offziellen Verlautbarungen, 2) die faktenbasierten wissenschaftlichen Daten und 3) inoffizielle Meinungen und Reaktionen der Bürger. Alle drei sind erforderlich, auch wenn sie mehr oder weniger voneinander abweichen. Bundespräsiden Steinmeier hat erst gestern (14.05.2020) darauf hingewiesen: „Nachfragende Kritik muss es immer geben.“ Nicht nur Medien, sondern alle Bürger sind dazu berechtigt und sogar verpflichtet. Alle sollten sich natürlich an der Wirklichkeit orientieren und bereit sein, voneinander zu lernen. Sucharit Bhakdi, deutscher Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie und emeritierter Professor der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und von 1991 bis 2012 Leiter des dortigen Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, stellt in seinen Videos sehr relevante wissenschaftliche Fragen.
Diese werden zusammen mit vielen anderen relevanten Fragen in gründlichen Studien wie die der weltweit bekannten Forscher Prof. Dr. Hendrik Streeck und Prof. Dr. John Ioannidis, von Hamburger Rechtsmedizinern und von vielen anderen wissenschaftlich geklärt. Da die Maßnahmen gegen Corona die Risikogruppen zwar optimal schützen sollen, aber die Gesellschaft und Wirtschaft kein bisschen mehr als nötig einschränken dürfen, um nicht größeren wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Schaden zu verursachen, der dann sogar für weitere Krisenfälle die Situation von Millionen von Menschen erschwert, sind diese genauen Kenntnisse für viele lebensrettend. Jetzt sollten es die letzten merken, dass wir uns in einer kollabierenden Weltwirtschaft befinden, dem sogenannten Corona Crash 2020. Deshalb gebührt Herrn Professor Bhakdi für seine kritischen Fragen an Frau Merkel im Sinne von Herrn Bundespräsident Steinmeier Respekt und Dankbarkeit für seine Mühe, auch in seinem wohlverdienten Ruhestand noch zum Wohl seiner Mitmenschen beizutragen. Ganz gewiss sollte man sich bei ihm entschuldigen, wenn man ihn, anstatt ihn rechtzeitig zum öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs einzuladen, mit beleidigenden Begriffen belegt, die keinerlei Berechtigung haben.
Offiziele Sprecher, die sich, wie Studien zeigen, oft massiv geirrt haben, sollte man auch nicht beleidigen, sondern darauf drängen und sich freuen, wenn sie schnellstmöglich datenbasierte Revisionen ihrer Entscheidungen durchführen. Wahrheit darf sich nur an der objektiven Wiklichkeit messen. Es kann nicht etwas nur deswegen wahr sein, weil es z.B. dem Programm der AfD (oder X bzw. Y) widerspricht. Und es kann auch nicht etwas nur deswegen falsch sein, weil es dem Programm der AfD entspricht. Solche „Wahrheits“-Findungen spielen sich jetzt oft in Deutschland ab. Aber damit erheben wir die AfD (X oder Y) zum indirekten Maßstab für Wahrheit. Das ist wohl genauso dienlich wie sie zum direkten Maßstab für die Wahrheit anzuerkennen. Wahrheit muss sich nur an der objektiven Wiklichkeit messen lassen. – Gerhard Jahnke
„Verschwörungs-„Theoretiker“ sollten eigentlich Verschwörungs-„Ideologen“ heißen, einschließlich ihrer weiblichen Pendants. Eine Theorie ist dazu da, um bewiesen oder widerlegt zu werden. Eine Ideologie will stimmen, nicht hinterfragt werden. In diesem Sinne sind Verschwörungsideologen die Leute mit den unzweifelhaften und unumstößlichen Ansichten (wie z.B. Karl Lauterbach in der Rubrik „Streit“ der ZEIT vom 14.5.), nicht die als solche in Bausch und Bogen verunglimpften Zweifler! Wer Bill Gates nur als Philanthrop und die WHO als sakrosankte Organisation sieht, ist ebenso ideologisch verblendet wie die Leute, die Bill Gates + WHO als Achse des Bösen sehen. „Schulmedizin“ und „Alternativmedizin“ sind ebenfalls leicht ideologisch zu verbrämende Begriffe. Philosophie und Naturwissenschaft werden auch gern in Opposition gesehen. Dabei sahen als Naturwissenschaftler bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Hans-Peter Dürr oder Albert Einstein ihre Erkenntnisse nie als der Weisheit letzten Schluss an. Sokrates hat uns als Vermächtnis und Aufgabe hinterlassen, zu wissen und nicht zu wissen, immer wieder zu fragen. P.S. Ein meines Erachtens zum Thema – siehe unten! – und zu Ihrer Zeitschrift passender Gastbeitrag ist von Peter Selg in https://anthroblog.anthroweb.info/2020/eine-medikalisierte-gesellschaft-zum-geistigen-klima-der-corona-krise/#post-7424-footnote-ref-3 – Giorgio Zankl
In Ihrer neuen Ausgabe vom 14.5.titeln Sie: Verwirrte Geister setzen abstruse Thesen über das Coronavirus in die Welt. Dabei nennen Sie unter anderem den pensionierten Professor Sucharit Bhakdi,einen renommierten und vielfach ausgezeichneten Virologen. Ich habe in der Zeit bisher nichts lesen können, was diese Anti-Corona- Maßnahmen und ihre unabsehbaren Folgen auch nur in den leisesten Zweifel zieht. Auch kein Wort über den Bericht aus dem Innenministerium, der der Arbeit der Regierung und des RKI ein desaströse Zeugnis ausstellt (die private Meinung eines Einzelnen). Professor Bhakdi war einer der zehn externen Berater, allesamt hochkarätige Leute, die zu diesem Bericht herangezogen wurden. Ganz so verwirrt kann sein Geist nicht sein. Auch erwähnen Sie bisher nirgends die Studie von Professor Ioannidis von der Stanford University, der nach einer umfassenden Studie zum gleichen Ergebnis kommt wie Professor Bhakdi. Wahrscheinlich auch ein verwirrter Geist. Mal ehrlich: Nennen Sie das Journalismus? Menschen mit anderen Meinungen so abzuwerten? Ich habe mein Abonnement gekündigt. Für solchen Journalismus ist mir mein Geld zu schade,da wende ich mich lieber dem rechten Verschwörungspropagandisten Jebsen zu. Das ist interessanter. Sie haben für das Geld von Bill Gates eine Menge Prinzipien über Bord geworfen. – Josef Völker
Bis jetzt habe ich die Berichterstattung und die Artikel der ZEIT zu Corona sehr geschätzt, da sie sich von der Masse einer unreflektierten, Panik und Hysterie auslösenden und und zunehmend einseitig ausgerichteten offiziellen Informationspolitik mutig abgehoben haben. Im Titelthema der aktuellen Ausgabe scheinen Sie jedoch sämtliche Corona-kritische Stimmen unter das reisserische Thema „Verschwörungstheorien“ zu subsumieren. Die von von Ihnen zu recht eingeforderte Methode der Aufklärung, das „Sich-Selbst-infrage-Stellen“ wenden sie selbst nicht an und sind damit durchaus in guter Gesellschaft, da jede Kritik an offiziellen Corona-Sichtweisen ja seit Wochen im Keim erstickt wird. Das ist m.E. das eigentliche Virus: die Angst vieler Regierungen oder der WHO, Fehler im Umgang und in der Einschätzung der Gefährlichkeit von COVID-19 einzugestehen, die Angst jedes Einzelnen vor der Verletzlichkeit, ja auch die Angst vor der unausweichlichen eigenen Sterblichkeit, die uns allen jetzt so bewusst wird.
Es wäre eine Chance gewesen, den Dialog über die Verhältnismässigkeit der Massnahmen, die Verlässlichkeit der Statistiken, die Glaubwürdigkeit aktuellster wissenschaftlicher Studien und deren Motivationen und Hintergründe in der ZEIT kritisch zu hinterfragen. Sowohl Dr. Bhakdi als Dr. Wodarg, wie auch der Schweizer Arzt Dr. Vernazza (St. Gallen) und viele andere präsentieren in ihren Videobeiträgen oder auf eigenen Webseiten Forschungen und Sichtweisen, die zunächst einmal sorgfältig zur Kenntnis genommen werden sollten, bevor sie aufgrund eines angeblichen „Faktenchecks“ durch Wissenschaftsjournalisten auf den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten einfach ins Feld der Verschwörungstheorien abgeschoben oder eine leichte Beute von Zensurmassnahmen durch wikipedia werden.
Mutig wäre für die ZEIT, die Widersprüche innerhalb der Forschungsansätze und Interpretationen der Virologen, Immunologen und Epidemiologen zu thematisieren, kritische Rückfragen zu unserer Wissenschaftsgläubigkeit zuzulassen, zu hinterfragen, von wem sich Regierungen momentan beraten lassen, und nicht zuletzt z.B. auch Dr. Bhakdi eine Plattform samt eines kritischen Gesprächspartners anzubieten. Mutig wäre aber auch, unseren Umgang mit Grippeviren und anderen Viren in einen grösseren geschichtlichen, erkenntnistheoretischen und sozialen Zusammenhang zu stellen und zu fragen, was den Menschen und seine Immunkräfte heute stärken könnte. – Jörg-Andreas Bötticher
Gerade habe ich Ihren Artikel „Zurück auf der Straße“ gelesen, da erzählt mir meine Tochter, dass Volksdorf voll von Demonstranten ist, die ohne Masken eng an eng gegen die Maßnahmen der Regierung protestieren. Ich selbst gehöre der Altersgruppe an, die besonders durch Corona gefährdet ist, und ich bin dankbar, dass die bisher ergriffenen Vorgaben unserer Regierung zu greifen scheinen. Natürlich kann jeder seine eigene Meinung hierzu vertreten, aber ich habe keinerlei Verständnis, dass der Teil der Bevölkerung, der sich dem Protest nicht anschließt, ihn sogar ablehnt, durch das egoistische, verantwortungslose Verhalten einiger Bürger gefährdet wird. – Inzwischen sind weitgehende Lockerungen in Kraft getreten.
Dafür können wir doch dankbar sein und sollten nicht das Risiko eingehen, durch ein unvernünftiges Verhalten eine neue Welle der Krankheit auszulösen. Ich weiß von meinen Töchtern, wie schwer es für sie ist, Home-Office, lebhafte Kinder sowie deren Hausaufgabenbe- gleitung unter einen Hut zu bringen. Sie stöhnen zwar, wissen aber, dass dies gegenüber einer Ausbreitung der Krank- heit das kleinere Übel ist. Möge sich diese Ansicht durchsetzen! Ich begrüße Ihre um objektive Sichtweise bemühte Berichterstattung und bitte Sie, weiterhin vor den Gefahren aus- ufernder, von Verschwörungsanhängern, Rechtsextremisten, Kapitalismuskritikern, Antisemiten, Reichsbürgern und Impfgegnern als Plattform für ihre Interessen genutzten Demonstrationen zu warnen. – Marianne Klimek
Kein Wunder, dass auch in der Coronakrise wieder Verschwörungstheorien aufblühen. Erleben wir doch statt eines investigativen Journalismus‘ nur einen Sysstemjournlismus (vgl. O.Jarren), nur eine Art Hofbericherstattung. Weitsicht, kritische Analyse und Kontrolle – Fehlanzeige. Die Medien berichten oberflächlich, eindimensional und opportun, verlieren sich in Personalisierungen, Einzelgeschichten, die Betroffenheit auslösen sollen. Statt Aufkärung und Distanz also Sensationalisierung und Dramatisierung. Keine Stunde des investigativen Journalismus. Alles nur mit heißer Nadel gestrickt, auf Quoten und Auflagenzahlen ausgelegt. Soll das Qualitätsjournalismus sein? Ein Journalismus, der ein ganzes Land in Panik versetzt, der in der Bevölkerung Angst verbreitet und eine Schockstarre auslöst. Immer die gleichen Bilder: Bergamo, Krankenhäuser in Italien, Militärlastwagen, die Leichen abtransportieren, Leichen in Kühlcontainern in New York etc. Immer die gleichen Fragen an Experten und Politiker, die von einer Talkshow zur nächsten wandern. Die öffentlichen Zahlen sind ein einziges Desaster und und sagen wenig über die Realität aus. Wo sind die kritischen Fragen von Journalisten zu den sogenannten Kollateralschäden der Schutzmaßnahmen? Wie viele Tote werden wir in Folge des Lockdown zu beklagen haben? Wie viele zerstörte Existenzen? Wie viele soziale Probleme? In der Coronakrise haben die Medien geradezu in grotesker Weise versagt. Viele Menschen fühlen sich nicht ordentlich informiert. Sie fühlen sich für dumm verkauft und wenden sich anderen Informationsquellen zu, leider stoßen sie oft auf zweifelhafte. – Herbert Freyaldenhoven
Inzwischen ist es bei Ihnen angekommen, dass Ihre Leserschaft sich eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit den Corona Maßnahmen wünscht: Warum nicht gleich so! Es war für mich nur sehr schwer auszuhalten, überall nur den selben Grundton der Angst zu hören. Wo leben wir denn? Ich bin sehr erfreut, dass Sie Leserbriefe im O-Ton abdrucken, dass ich allmählich glauben kann, dass Menschen mit abweichenden Meinungen zum Kontaktverbot und anderen über uns verhängten Maßnahmen und zur verbreiteten Zahlenauswahl des RKI nun nicht mehr generell als Verschwörungstheoretiker abgetan werden. Um so mehr stört mich, dass Prof. Dr. Sucharit Bhakdi in Ihrem großen Artikel ab Seite 11 unter „Verschwörungstheorien“ läuft. Ich meine, er ist mit seinen Thesen absolut ernstzunehmen, auch wenn er schon im Ruhestand ist.
Wie er in seinen Videos immer wieder betont, glaubt er nicht an eine böse Absicht, weder von Bill Gates, noch von Angela Merkel oder sonst jemandem, sondern er möchte einer überdimensionalen Angst, die sich in unserer Gesellschaft verbreitet hat, Einhalt gebieten. Sie ist der Grund für den Lockdown. Keine Verschwörung, kein böser Mensch, der im Hintergrund die Strippen zieht, nur die übermäßige Angst ist, wovor er warnt. Daher ist er auch kein Verschwörungstheoretiker, sondern ein Wissenschaftler, der sich für Demokratie und Freiheit einsetzt und gegen Fehlmeldungen kämpft. Ich hoffe, dass die Zeit ein lesenswertes Blatt bleibt, das die Lesenden nicht manipuliert, sondern aufklärt.Ich erwarte eine öffentliche Entschuldigung von Ihnen bei Professor Bhakdi für diese Einordnung unter dem Thema „Verschwörungstheorien“ in der nächsten Ausgabe und weiterhin eine kritische Darstellung des RKI und der von der Regierung verordneten Corona-Maßnahmen und deren Folgen: endlich wieder eine wirklich ausgewogene Darstellung mit Pro und Contra. – Maria v. Bar
Dies ist der erste Leserbrief meines Lebens und ich vermute, dass Sie aktuell sehr, sehr viele Leserbriefe erhalten. Ihr Artikel „Titelthema: Verschwörungstheorien“, bzw. die Bildunterschrift „Sucharit Bhakdi hält Covid-19 für einen Spuk“ ermuntert mich aufzuklären. Der Anlass ist emotional, ich bin wütend. Also versuche ich – die Gefahr erkennend – zu versachlichen, zurückzutreten. Ich bin Fan Ihrer Zeitung und liebe insbesondere den Diskurs. Artikel, die versuchen herauszustellen, dass die Welt nicht schwarz-weiß sondern bunt ist. Die Gefahr der Verschwörungstheorienausgehend von YouTube und digitalen Algorithmen hat mich dazu bewegt ein Kinder-Buch zu schreiben. Ein Märchen und Sachbuch für die ganze Familie. Darin möchte ich alle einladen über die Auswirkungen der Digitalisierung nachzudenken. Auf Seite 13, nach dem Transparenzhinweis zum oben kritisierten Artikel erwähnen Sie die Auszeichnung einer Ihrer Reportagen. Thema: Verführung eines Kindes.
Ähnliche Mechanismen machen sich die Marketing-Experten zueigen, die uns und unseren Kindern ihre Produkte verkaufen wollen. Sebastian Kempkens will den Lesern offensichtlich auch etwas verkaufen, seine Meinung oder die Meinung der Redaktion. Aber er bedient sich propagandistischer Mittel. Seine Bildunterschrift zu Sucharit Bhakdi ist doppelt gemein. Erstens bedient er sich der Anführungszeichen für das Wort „Spuk“, was beim Leser erstmal an wörtliche Rede Bhakdis denken lässt und ihn indirekt als Spinner diffamiert. Zweites ist es ein vermutlich rechtlicher Kunstgriff, weil der Autor nun fein raus ist. Bhakdi hat nie den Coronavirus geleugnet, aber das Phänomen Covid-19 als „sogenannten Spuk“ im übertragenen Sinn kritisiert. Somit ist die Bildunterschrift, die mich wütend gemacht hat, juristisch wohl nicht anzufechten. Aber genau das ist mein Vorwurf. Journalisten operieren immer mehr wie ausgefuchste Marketing-Experten, die auf ihre Produkte irreführende oder sogar falsche Versprechen drucken, um die Kunden z.B. zum Kauf minderwertiger Lebensmittel zu verführen. Muss das sein?
Ist es nicht eher journalistische Aufgabe die Diskussion zu versachlichen? Und damit bin ich bei meinem zweiten Einwurf. Warum wird in dem Dossier „Das große Komplott“ nicht einmal wirklich den Ursachen auf den Grund gegangen? Es ist wie bei einer Krankheit. Wollen wir nur die Symptome unterdrücken oder den Körper wirklich heilen, indem wir die Ursachen angehen?In der ganzen Corona-Lage wird nicht über die Stärkung des eigenen Immunsystems geredet. Was muss und kann jeder Bürger tun um gesund durch jeden Winter zu kommen? Wann muss ich keine Angst vor Schweinegrippe, gewöhnlicher Influenza oder Corona haben? Wie reduzieren wir die schrecklichen Vorerkrankungen, die da wären Diabetes, Bluthochdruck, Asthma, u.v.a.? Wir sind uns einig, dass die ganzen Verschwörungstheorien Quatsch sind. Wir wissen auch, dass Social Media und YouTube mit ihren Algorithmen einseitige Weltbilder beflügeln. Die Digitalisierung verstärkt alles, das Gute wie auch das Böse! (Siehe dazu mein Buch „Alice im Neuland“). Wie entkommen wir der permanenten Manipulationsfalle, die gleiches mit gleichem bekämpft und damit alles noch viel schlimmer macht?Bitte, bitte liebe ZEIT-Redaktion – ich glaube an euch und an die Demokratie – nehmt die Kritik von Professor Bkakdi u.v.a. ernst, versucht Fragen zu beantworten und entsagt populistischen Methoden. Die Regierung und die Politik ist nicht unfehlbar! Entscheidungen, die Anfang März gefällt wurden, können und müssen 1. transparent dargestellt werden (Corona-Untersuchungsausschuss) und 2. heute neu bewertet und entschieden werden.
Ich als Bürger habe ein Recht darauf zu erfahren wieviel getestet wurde, um einzuschätzen ob nur mehr getestet wurde oder ob mehr Corona-Infizierte nachgewiesen wurden. Gleichzeitig darf nicht eine Zahl Infizierte veröffentlicht werden, sondern es muss auch dazu gesagt werden, wieviele dieser Fälle symptomfrei, mit grippeähnlichen Symptomen und mit schweren Symptomen sind. Die Schulschließungen waren meiner Meinung nach von Anfang an übertrieben und unnötig (so argumentierte Anfang März Dr. Drosten in seinem Podcast selbst). Die Übertragung des Virus durch Kinder auf Erwachsene sind potentielle Einzelfälle und nicht Treiber der Pandemie (auch das war eine Einschätzung der WHO). Genauso die Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Bringt nichts und bringt noch heute nichts. Solange vermehrt getestet wird, werden auch weiter steigende Infektionszahlen gemeldet. Bitte auch dazu eine ehrliche und faktenbasierte Aufklärung. Wir dürfen nicht extreme Einzelfälle durch digitale Verstärkung zum Allmachtsanspruch hochstilisieren. Wer krank ist, und das gilt für Covid-19 genauso wie für die Grippe, sollte zuhause im Bett bleiben und sich auskurieren. Wer dennoch zwingend in die Öffentlichkeit muss, setzt zum Schutz der anderen eine Maske auf und vermeidet engen Kontakt.
Das war schon immer so und sollte zum Grundverständnis jedes Menschen gehören – freiwillig! Wer sein Immunsystem stärken will, kann mit seinem Hausarzt jede Menge billiger und einfacher Maßnahmen ergreifen. Das beginnt bei einer gesunden Vollwertkost und reicht über genug Schlaf, frische Luft und Bewegung, bis hin zu Vitamin Präparaten. Bei der Influenza in gewissen Fällen gerne auch eine Impfung. Alles freiwillig. Wer aber selbst ungesund leben will, darf nicht seine Mitmenschen in Haftung nehmen!Ich spreche hierbei (noch) nicht von den finanziellen Folgen, denn bisher zahle ich gerne meine Krankenversicherungsbeträge und weiß, dass damit Diabetikern, Blutdruckpatienten und anderen vermeintlich geholfen wird. Noch besser wäre es natürlich, wenn auch bei diesen Menschen nicht die Symptome unterdrückt, sondern wirklich die Ursachen behandelt würden. Am Ende könnte ein ganz neues „gerechteres“ Gesundheitssystem stehen: Der Arzt bekommt nur Geld für seine gesunden Patienten. Aber jetzt bewegen wir uns in den Raum der Utopie. Oder ist es nur eine andere Verschwörungstheorie? – Paul Andersson
“ An einem Tag im Mai sitzt Hildmann in seinem Restaurant, in Jogginghose und Kapuzenpullover, an einer langen Kette baumelt ein blauer Edelstein. An den Wänden …..” “Im Regal an der Wand: die Sammlung klassischer Schallplatten viele Exemplare sind von Musikern signiert. Durchs Fenster schaut man auf einen Acker und eine Pferdekoppel, dahinter schimmert …” “Er sitzt jetzt viel zu Haus und passt auf “den Kleinen” auf, vor drei Jahren ist er noch mal Vater geworden, sein siebtes Kind.” Der Informationsgehalt dieser Aussagen und vieler Anderer im Text ist vor dem Hintergrund des Titelthemas: Verschwörungstheorien gleich null. In einer Zeit in der Analyse Orientierung geben könnte, versinkt der Artikel in schwülstigen Stimmungsbildern. Der Beitrag (Titelthema ?) erfüllt in Form und Inhalt nicht den mindesten Ansprüchen einer international und national renommierten Wochenzeitung. Schade um die vergebene Chance, ein sehr widersprüchliches Thema angemessen kritisch und analytisch zu bearbeiten. – Dirk Fahle
Mit wachsendem Unwillen nehme ich Woche für Woche die „Zeit“ aus dem Briefkasten und warte darauf, daß Sie sich sachlich und kritisch mit der Entwicklung in diesem Land auseinanersetzen. Statt dessen werde ich mit Nebensächlichem bis Peinlichem überschüttet. „Höhepunkte“ waren das Magazin mit den Rezepten und der Artikel in der vorletzten Ausgabe über die neuen Staatsschulden, die nicht so schlimm sind. Die Liste ließe sich fortsetzen mit diversem Sozialkitsch und der ganz doll wichtigen Streit- frage: Sollen die Geschäfte am Sonntag öffnen?. Nicht ein einziger Artikel setzt sich mit den Prämissen der offiziellen Meinung der Regierung und ihrer Hofastrologen (RKI) auseinander. An Stimmen, die dazu was anderes zu sagen haben fehlt es nicht. Kein Interview, keine Streit- Seite, nichts. Stattdessen Durchhalteparolen, wie in einer Kriegsberichtserstattung. Sie mausern sich zum „Zentralorgan der GroKo“ und verspielen Ihre Reputation. Ich fühle mich in Vielem was ich hier sehe und beschreibe an DDR- Zeiten erinnert:
Einheitsmeinung mußte man nicht ständig durchsetzen, sie war als Schere im Kopf jedem Redakteur schon geläufig. Den überzeugten Sozialisten (heute Coronagläubigen) war die gemeinsame Sache (Aufbau des Sozialismus, heute Coronabekämpfung) so wichtig, daß man gern bereit war Kolateralschäden jeder Art zu dulden und nicht zu benennen. Für mich stellt sich die Frage, werden Sie am Ende des Tages, wenn sich die relative Harmlosigkeit des Virus herausstellt, das auch benennen? Werden Sie Ihre Rolle bei der Hysterisierung der Öffentlichkeit sich eingestehen? Wenn sich herausstellt, daß der Schaden, der durch die Coronamaßnahmen angerichtet wurde, weit über eine exorbitante Stattsverschuldung hinausgeht, und es mehr Opfer durch die Maßnahmen gibt, als durch Corona, werden Sie das alles thematisieren? Bis jetzt glaube ich das nicht. Überzeugen Sie mich, indem Sie wieder zur „4.Gewalt“ im Staate werden- bis jetzt sind Sie nur ein bürgerliches „Neues Deutschland“ auf besserem Papier. – Hartmut Grätz
Ich bin inzwischen 57 Jahre und weiblich. Ich lese seit Jahren hin und wieder DIE ZEIT. Heute schreibe ich das erste Mal meine Gedanken an eine Zeitung überhaupt und auch an DIE ZEIT. (Ich teile das mit, weil ich also keine Erfahrung habe, wie man so etwas macht und ich normalerweise meine Meinung nicht als so wichtig empfinde, dass ich sie Journalisten kundtun möchte und muss bzw. anderen Lesern. Ich lese übrigens auch nie alle Artikel in der ZEIT und bevor ich mir die ZEIT kaufe, schaue ich mir immer das Inhaltsverzeichnis an, ob mich da etwas anspricht. Dieses Mal war es das Thema „Verschwörungstheoretiker“, was mich ansprach. Ich habe mir in der Tat in den letzten Monaten einige von Ihnen in die Kategorie „Verschwörungstheoretiker“ eingeordnete Menschen in den Medien angeschaut und angehört (Herrn Bhakdi, Bodo Schiffmann u.a.) Mit Herrn Hildmann habe ich mich nicht beschäftigt, da bin ich geneigt, dem zu vertrauen, was die Zeitjournalisten da publizieren.
Ich bin entsetzt darüber, dass ein Herr Hildmann, Herr Bhakdi sowie Manuela Pietza und Kristian Marklin in der ZEIT dasselbe Einordnungslabel „Verschwörungstheoretiker“ verpasst bekommen, wie im Mainstream. Ich frage mich, ob Journalisten bzw. Redakteure v.a. den letzteren drei genannten Personen überhaupt auf Augenhöhe begegnet sind. Ich würde Herrn Bhakdi nach meinen eigenen Beschäftigungen mit seiner Person niemals als Verschwörungstheoretiker einordnen. Bei Frau Pietza und Herrn Marklin habe ich nur den Zeitartikel auf mich wirken lassen und sehe in Ihnen Menschen, die anders analysieren und suchen als im Mainstream üblich. Ich empfinde das Label „Verschwörungstheoretiker“ ihnen gegenüber als wenig wertschätzend. Mich konnte in der Tat nur die Haltung von Franziska Schubert in dem Streitgespräch mit Karl Lauterbach etwas „trösten“. Für Franziska Schubert scheinen diese viel zu selten praktizierten Begegnungen auf Augenhöhe selbstverständlich zu sein. Bei allen anderen Artikeln vermisse ich bei der Darstellung der „Verschwörungstheoretiker- Erscheinungen“ genau diese Augenhöhe.
Bodo Schiffmann gehört ja auch zu den Verschwörungstheoretikern und gilt als Parteigründer von WIDERSTAND. Ich nehme, wenn er WIDERSTAND gegen die häufig praktizierte Methode der Meinungsäußerung und Meinungsverkürzung in der Alltagspolitik anmeldet und als Ausweg die Methode des „Talking Stick“ aus der indianischen Kultur vorschlägt, auch ein Potential wahr, was es wert ist dargestellt und offengelegt zu werden. Der Soziologe Armin Nassehi „Küssen ist das Ende des Redens“ verlautbart: “ Ich glaube daran, dass wenn zwei kluge Leute zusammenkommen, etwas Drittes entsteht, auf das keiner alleine gekommen wäre.
Ein kluger Politiker muss in der Lage sein, einen Wissenschaftler zu finden, dessen Sätze irritieren und umgekehrt.“ So weit so gut. Und was sind nun zwei „kluge“ Leute? Was ist ein kluger Politiker und ein Wissenschaftler der ihn irritieren kann und umgekehrt? Könnte aus dem Zusammenkommen mit einem „Verschwörungstheoretiker“ etwas Drittes entstehen, dem ein solches Potential innewohnt, dass es wert ist in Augenschein genommen und offengelegt zu werden? Oder lassen sich unsere gegenwärtigen und künftigen Probleme allein durch Politik, Wissenschaft und Mainstream- Journalismus wirklich lösen? Ich glaube, dass in dem vom Mainstream „Einsortierten“ und „Abgeurteilten“ auch Potentiale innewohnen. Und ich hoffe und wünsche, dass Journalisten und Redakteure der ZEIT diese mit in den Blick nehmen, da sonst Potentiale verloren gehen könnten, die vielleicht dringend entwickelt werden müssen. – Ines Severin
Die Zeit entpuppt sich immer mehr als Sprachrohr der Regierung. Das anfangs nur Bedenkliche ist für viele Zeit-Leser mehr und mehr zum Ärgernis geworden. Seit Wochen schon werden Andersdenkende in der Coronakrise als Verschwörungstheoretiker, Rechte (sind immer ein klares Feindbild) , Impfgegner (warum eigentlich nicht) und jetzt als „verwirrte Geister“ bezeichnet. Das ist übelste Diffamierung und einer demokratischen Wochenzeitung nicht würdig. Diese Rhethorik müsste Ihnen doch aus totalitären Systemen bekannt sein. Alle die ihre Stimme erheben , Fragen zur Verhältnismässigkeit der“Massnahmen“ stellen, Grundrechte in Gefahr sehen, werden verunglimpft. Eigentlich hätte ich diese Kritik von Ihnen erwartet. Die Liste der geistig Verwirrten wird immer länger.
Und welche Rolle spielt es, ob Ralf Ludwig zuerst Juso und dann bei der Jungen Union war. Ach ja,geistig verwirrt. Wie auch Bodo Schiffmann, Kubicki, Schäuble, Streeck, Püschel,Jens Jessen, Prof. Schirmacher und vielleicht ja auch Armin Laschet. Die Zahl wächst stetig. Gucken Sie mal genau hin. Oder ist es nicht eher so, dass Virologen und führende Politiker unseres Landes nicht mehr wissen, was sie tun und nicht wussten , was sie taten. Und jetzt Achtung (rechtes Gedankengut) . Ich zitiere aus Ernst Jüngers Widerstandsroman (sinngemäß) Ein Fehler wird erst dann zum Fehler, wenn man auf ihm beharrt. Das sollte sich die Regierung, aber auch Ihre Zeitung zu Herzen nehmen. Sonst verlieren Sie weiter Leser und Abonennten. P.S. ich war zeitlebens ein Linker. – Thomas Jakob Birgel
Mich entsetzt Ihre Berichterstattung über Menschen, die sich zum Thema Corona mit einer von der offiziellen Meinung abweichenden Meinung äußern. Es lassen sich 2 Vorgehensweisen erkennen: Totschweigen oder von vornherein in die Verschwörerecke stellen. Das ist praktisch, wenn man sich nicht damit auseinandersetzen will. Das ist jedoch keine objektive Berichterstattung. Ich hätte von der „Zeit“ mehr erwartet, beispielsweise einen Bericht über die Analyse aus dem BMI und wie damit verfahren wird. Stattdessen werden von Ihnen Wissenschaftler mit einer fundierten Meinung als „verwirrte Geister“ abgestempelt (Prof. Sucharit Bhakdi). Meinen Sie das im Ernst?? – Nadja Griesbach
Das Dossier der ZEIT, welches sich bisher durch sorgfältige Recherche, ausgewogene Sprache und kritische Betrachtung auszeichnete, ist nun vollends dem Jargon und Niveau der größten deutschen Tageszeitung verfallen: Reißerisch und diffamierend, dafür mit geringem Informationsgehalt, bedient sich die Sprache des Autors genau der Klischees, die sie zu entlarven versucht. Stellt ein renommierter ausgezeichneter und auch nach seiner Emeritierung als Gastprofessor tätiger Wissenschaftler Berechnungen an, ist das dem Autor zu „dröge“. Vielleicht ja auch zu kompliziert für einfach strukturierte Schwarz-Weiß-Nachwuchsjournalisten? Lieber rührt man daher ein bisschen Wikipedia-Wissen mit launigen Atmosphäre-Beschreibungen zusammen. Was dabei herauskommen sollte, war offensichtlich von vorne herein klar. Das „Sich-selbst-infrage-Stellen“ gilt auch für Journalisten. Als langjährige ZEIT-Abonnentin bin ich entsetzt, gebe mir noch 4 Wochen zum Überlegen und werde, sollte dieser Trend sich fortsetzen, mein Abo kündigen. – Betty Langhoff
Gut, dass sie in der aktuellen Ausgabe No. 21 diesen Schwerpunkt setzen. Das ist ZEITgemäß und wird ihrer selbst gestellten Verantwortung gerecht. Aber warum „Theorie“?! Das täuscht doch nur einen wissenschaftlichen Anstrich vor, der von keiner Realität gedeckt wird. Um nur eine Gegenstimme von mehreren zu zitieren, Katharina Nocun im Gespräch mit rbb24: „Wir sprechen in unserem Buch* nicht von Verschwörungstheorien, sondern von Verschwörungserzählungen, Verschwörungsmythen oder Verschwörungsideologien. Denn was da kursiert, wird nicht den Ansprüchen einer wissenschaftlichen Theorie gerecht.“
*Anmerkung von mir: Das Buch, um das es geht, heißt Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen (gemeinsam mit Pia Lamberty). Auweia, mit ihrem Buchtitel tappt die Autorin ja selbst in diese Falle … Ich tippe dsrauf, dass ihnen ein Schwerpunkttitel „Verschwörungsmythen“ (so der Buchtitel von Hümmler, Holm Gero) schon zu viel Wertung enthalten hätte. Warum nicht einfach „Verschwörungen“ oder meinetwegen „Nachdenken über Verschwörungen“?! Um Theorien geht es hier jedenfalls nicht. – Martin Wiener
Ich kündige mein Abo nun doch: Die Qualität hat in den letzten Monaten doch stark nachgelassen. Zuwenig Wissen und Ausgewogenheit, zuviel Klatsch, zu wenig Kritik. Und mehr und mehr ein doch schwacher, schulischer, braver Schreibstil. Im Sinne einer „vierten Gewalt“ hat die ZEIT kaum noch eine relevante Funktion. Und: Überflüssiger Mist (aktuell: „Gülle“ im Wortsinn; Ausgabe 21-2020, Seite 16) , und dafür keine (siehe im DOSSIER in den Seiten davor; 11ff) Recherche , und keine doch derzeit so dringende wissenschaftliche Diskussion und souveräne Moderation(!). Wie konnte es in den letzen ca. 12 Monaten dazu kommen ?! Das ist doch genau mit der Grund: Ein Wissenschaftler und ein Spinner in einem Topf (Nr. 21, S. 11). So muss die Diskussion ja immer mehr polarisieren. Führen sie doch mal Interviews mit den SACH-Argumentierern: Frau Mölling, Herr Schiffmann, Herr Bhakti, u.a.. Dann können die weit weniger falsch vereinnahmt werden! Und die Sach-Argumente werden sich bewähren (müssen). – Reiner Mosetter
Nach der Lektüre Ihres Beitrag bin ich nun vollkommen verwirrt. Statt Ordnung in die verschiedenen Gruppen der „Verschwörungstheoretiker“ zu bringen, fliegt Herr Kempens wie ein Bienchen von einer Blüte zur anderen, ohne erkennbare Systematik und ohne klares Ziel, fliegt hin und zurück, sammelt völlig irrelevante Details zu den Porträtierten ein, wo und wie sie wohnen, welchen Wagen sie fahren, was sie sonst so machen … und beantwortet dabei eigentlich keine der möglichen wichtigen Fragen. Ich hätte mir von dem Artikel eine in einzelne Abschnitte gegliederte Darstellung der verschiedenen Gruppen erwartet, ihrer jeweiligen Thesen und – daraus resulierend – ihrer im Grund sehr unterschiedlichen Motivationen, jeweils mit faktengesättigten Entgegnungen, Argumenten (nicht allgemeinen Verweisen auf die fehlende Selbstkritikfähigkeit der „Irrenden“). Der Versuch Ihres Autors, der stellenweise zu erkennen ist, das Phänomen als ebenso menschliches wie überzeitliches psychologisch zu erklären, ist völlig berechtigt und sinnvoll, – aber mit ein paar Sätzen „Küchenpsychologie“ nicht im Ansatz gelungen. Ein sehr schwacher Artikel – schade! Das Thema ist eigentlich zu wichtig für bestenfalls mittelmäßige Beiträge, die die Anhänger der Verschwörungstheorien in ihrem Skeptizismus gegenüber den Maimstream-Medien eher noch bestärken dürften. – Dr. Jutta Eckle
Mir stößt schon seit geraumer Zeit auf, dass man bei dem in Umlauf befindlichen Nonsens von Verschwörungs t h e o r i e n spricht und jene, die das verbreiten, als Verschwörungs- t h e o r e t i k e r bezeichnet. Eine Theorie ist eine wissenschaftlich begründete und überprüfbare Aussage. Davon kann doch bei den Aussagen, dass dunkle Mächte wollen unser Land zerstören, 5 G-Mobilfunkmasten würden Covid 19 auslösen oder Bill Gates will eine neue Weltordnung durch die Vernichtung von Milliarden von Menschen einführen, nun wahrlich nicht die Rede sein. Man wertet diesen Humbug nur unnötig auf, wenn man sie als Theorien bezeichnet und deren Verfasser als Theoretiker. Zutreffender wäre es, von Verschwörungsspinnereien/…spinnern oder Verschwörungsparanoia/…paranoikern zu sprechen. Aber ich befürchte, dass es dafür schon zu spät ist. – Robert Höpfner
Die letzte Ausgabe der Zeit widmet sich ausführlich den Menschen, die in immer größerer Zahl aus Sorge um demonkratische Grundrechte auf die Straße gehen. Leider bleibt eine objektive Auseinandersetzung mit deren Motiven und Beweggründen dabei vollkommen auf der Strecke. Stattdessen wird der Eindruck erweckt,als seien diese Menschen mehrheitlich psychisch instabil, von bösen Extremisten in die Irre geführt, also hinsichtlich ihres Verstandes beeinträchtigt. Besonders das o.g. Dossier legt diese Schlussfolgerung nahe. Auch ich gehöre zu den so Diffamierten. Die mit der Corona-Krise einhergehenden eklatanten Unstimmigkeiten, die jedem Menschen mit einem wachen freien Geist zu denken geben sollten, veranlassten mich dazu, mich mehr und mehr jenseits der „Mainstream“-Medien mit den Hintergründen des Geschehens zu befassen. Dabei stieß ich auch auf ein Interview mit Dr. Bhakti und erlebte einen feinsinnigen klugen Herrn, der angesichts der Drastik der verhängten Maßnahmen um Fassung rang und zugleich seine völlig andere Einschätzung der Lage sehr fundiert begründen kann.
Damit ist er nicht allein. Eine Vielzahl von Ärzten zeigt sich in höchstem Maße alarmiert. Alle dies mutigen Menschen machen sich die Mühe, aufwendig zu recherchieren und ihre Posiitionen auf nachvollziehbare Weise zu untermauern. In der Regel ist es möglich, die entsprechenden Behauptungen umgehend zu überprüfen. Selten oder nie finde ich eine Herabwürdigung oder Verunglimpfung derer, die eine andere Sichtweise vertreten. Ganz anders die ZEIT. Statt dem Leser, der Leserin die Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Bild zu machen, werden von Herrn Kempkens Fakten aus dem Zusammenhang gerissen und willkürlich eingestreut mit der offensichtlichen Absicht, die Gesprächspartner herabzusetzen – als psychisch gestört, in Nazissmus und Paranoia gefangen. Seriöser, einem Berufsethos verpflichtete Journalismus sieht anders aus. Immer wieder wird in der ZEIT die Verrohung der Diskussionskultur beklagt.
Nach der Lektüre der aktuellen Ausgabe empfinde ich diese Litaneien als heuchlerisch. Wie ernst es Ihnen mit Ihrem an anderer Stelle vertreten Anliegen, eine offenen respektvolle Gesprächskultur zu fördern? Wo bleibt die Achtung vor Andersdenkenden? Neu ist das nicht. Gerade im Bereich der Gesundheit kann von ausgewogener Berichterstattung in der ZEIT keine Rede sein, wird oft genug die Homöopathie buchstäblich in den Dreck gezogen, die Notwendigkeit von Impfungen wofür oder wogegen auch immer den Lesern und Leserinnen regelrecht eingetrichtert. Welches Menschenbild verbirgt sich dahinter? Wessen Interessen werden bedient? Mündige Menschen, die wagen selbst zu denken werden sich nicht auf diese durchsichtige Weise manipulieren lassen. Ich hoffe sehr auf das Einziehen eines unabhängigen Geistes in Ihrer Redaktion! – Monika Widmer
Ich habe soeben mein Abo gekündigt, weil Sie Herrn prof. Sucharit Bhakdi dermaßen herabwürdigen. Das hätte ich von „meiner Zeit“ nicht erwartet. – Sabina Ramonat
Leider reagieren die meisten Medien und Politiker genauso schwarz-weiß, wie sie es den Verschwörungstheoretikern vorwerfen. Um Verschwörungstheorien ins Wackeln zu bringen, bringt es in meinen Augen nichts, alle, die diese verbreiten, als überzogen und nicht ernstzunehmend zu verunglimpfen und alle verbreiteten Inhalte ins Lächerliche zu ziehen. Statt dessen sollte man die zugrundeliegenden Ängste ernst nehmen und nur die abstrusen Folgerungen kritisieren, denn (fast) jeder Verschwörungstheorie liegt ein logischer und meist auch in den öffentlich anerkannten Medien verbreiteter Kern zugrunde: – Die Frage „Wo kommt der Corona-Virus her“ fußt auf der anerkannten Tatsache, dass China zunächst mit Vertuschung und Falschaussagen auf die Verbreitung des Virus reagierte. – Der Hass auf die Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung fußt auf untragbaren Vorkommnissen, wie die Unfruchtbarkeit vieler Frauen in Kenia als Nebenwirkung einer WHO-Impfkampagne oder Todesfälle bei Impfstoff-Testungen in Indien, über die auch in den „Mainstreammedien“ berichtet wurde.
– Auch zur Einführung der Masern-Pfichtimpfung gab es seriöse Kritik von Politiker, Medizinern und Statistikern, die u.a. auf ausreichend hohe Impfraten und (in anderen Ländern schon nachgewiesene) drohende Impf-Ablehnung nach Zwangsmaßnahmen hinwiesen. Widersprüchliche Angaben zur Herdenimmunität tun ihr übriges: Warum sprechen z.B. Experten bei Covid-19 schon bei 70% von Herden-Immunität, bei den Masern soll aber eine Impfquote (und eine damit einhergehende Immunität) von über 90% nicht ausreichen und einen Eingriff in die Selbstbestimmung rechtfertigen? – Dass die steigende Menge an Strahlung, die z.B. vom massiven Ausbau des Mobilfunks ausgeht, auch negative Auswirkungen hat, ist unbestritten, dass seriöse Untersuchungen von Konzernen behindert werden, auch.
Dass durch 5G-Strahlung Corona entsteht ist Unsinn, aber sollte man nicht der These namhafter Fachleute nachgehen, dass zu hohe Umweltbelastung (u.a. auch durch Strahlung) zumindest den Verlauf einer Covid-Erkrankung beeinflusst statt diese zu verwerfen, weil der Rest ja Verschwörungstheorie und damit Unsinn ist? Diese berechtigten Kritikpunkte fallen leider unter den Tisch, wenn Verschwörungstheorien als kompletter Unsinn bezeichnet werden, mit dem man sich als seriöser Mensch nicht beschäftigen müsste. Verfallen denn nicht seriöse Medien wie die „Zeit“ den gleichen überzogenen Reaktionen wie die Verschwörungstheoretikern, wenn sie die Theorien als Ganzes als Unsinn darstellen, anstatt einzelne Argumente zu kritisieren? – Holger Nachtigall
Über die Anatomie einer Verschwörungstheorie Die Corona-Krise zeigt uns nicht nur wie unvorbereitet wir auf eine globale Pandemie waren. Sie zeigt uns auch die grundlegenden Unterschiede zwischen den Menschen in unserer Bevölkerung. Sie demonstriert und testet unseren demokratischen Rechtsstaat auf eine bisher unbekannte und außergewöhnliche Art und Weise. Sie zeigt und Stärken – sie zeigt uns aber auch Schwächen. Um letztere soll es in diesem Kommentar gehen. Um meine Thesen darzulegen und zu versuchen zu verstehen, was einen sog. „Verschwörungstheoretiker“ antreibt, bedarf es einer vorherigen theoretischen Basis, welche ich versuche in aller Kürze und ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erläutern.
Als Mensch hat eine jede unserer Handlungen eine „gute und böse“ Seite – im Folgenden wird jedoch von „egoistischen und altruistischen“ Zwecken geredet, wobei das Altruistische das Gute, das Egoistische das Böse widerspiegelt. Wir haben in unserem Gehirn ein integriertes „Erkennungssystem“, welches permanent aktiv ist, und die Handlungen von uns und unserer Umwelt auf eben diese Elemente kontrolliert. Was ist das egoistische an der Aktion X, was das altruistische? Einfacher: Aktion X = Motiv A (altruistisch) + Motiv B (egoistisch), wobei Motiv A und Motiv B zwingend notwendig sind und beide existieren müssen.
Erkennen wir eine Aktion und können unserem gegenüber Motiv A und und Motiv B nicht zuordnen, entsteht ein Gefühl, welches ich mangels richtigen Ausdrucks am ehesten als „Misstrauen“ oder „unwohles Gefühl“ bezeichnen würde. Der Partner, den wir ins Haus lassen, der uns sagt, dass er uns liebt, sich jedoch merkwürdig verhält, uns sein Handy nicht sehen lässt und abends immer später nach Hause kommt als üblich. Seine Aussage (als solches Aktion X), stimmt nicht mit seinem kommunizierten Motiv A (altruistisch; er/sie liebt uns) überein, weil Motiv B (egoistisch; er sie denkt an sich und seine Zufriedenheit) nicht präsentiert und offen dargelegt wird. Wir misstrauen.
Dieses Erkennungssystem ist unheimlich wertvoll! Wie sonst sollten wir „spüren“, ob wir gerade hinters Licht geführt werden. Wir stehen bei Vodafone und es wird uns ein Vertrag versprochen, der „zu gut ist, um wahr zu sein“. Das Gefühl des Misstrauens zu ignorieren ist genau die falsche Strategie. Ein Motiv B ist auch bei dem Handy-Verkäufer zwingend notwendig und vorhanden und uns gilt es, herauszufinden, was es ist. Viel wichtiger gilt es, herauszufinden, warum er es uns verschweigt. Erst unter Berücksichtigung und Kenntnis beider Motive können wir eine Entscheidung treffen, zu der wir stehen können. Im menschlichen Alltag ist es oft einfacher. Das Altruistische einer jeder Aktion wird gerne offen und klar präsentiert. Der Handy-Verkäufer möchte uns ein tolles Handy verkaufen, um uns glücklicher zu machen. Uns glücklich und zufrieden zu sehen ist sein einziger Zweck. Oder aber der Partner, der uns liebt, und niemals etwas tun würde, was uns schaden würde. Alleine das Formulieren dieser beiden Aussagen zeigt ihre Unvollständigkeit. Natürlich sieht der Handy-Verkäufer auch seinen eigenen Profit in dem Verkauf des Handys, und natürlich besteht nicht jede Beziehung aus reiner, aufopferungsvoller Liebe, wofür ein einziger Blick in die Statistik der romantischen Betrüge als Beweis genügt. Kommen wir zum Corona-Skeptiker, und hieraus abgeleitet ergeben sich auch Möglichkeiten der Lösung und des schrittweise Vertrauensaufbaus.
Beobachtet vom besorgten Bürger werden bisher ungekannte Maßnahmen und Einschränkungen seiner individuellen Freiheit und seiner Grundrechte. Alles zwar im Zuge einer globalen Pandemie, und sicherlich in gewissem Maße auch gerechtfertigt, doch dies sieht der besorgte Bürger nicht mehr. In obiger Gleichung Aktion X = Motiv A + Motiv B, besteht ein Ungleichgewicht zugunsten des kommunizierten Motiv A. Bürger, mit einem hochsensiblen „Erkennungssystem“ vermuten eine Intrige und reagieren mit Misstrauen. Der einzig richtige Weg, diesem zu begegnen, ist offen mit Motiv B umzugehen. Die Regierung will das Beste für ihre Bürger. Doch was wollen sie denn für sich? Was sind Ziele, die sie selbst verwirklichen. Was möchte ein Jens Spahn aus dieser Krise für einen eigenen Vorteil für sich heraus ziehen.
Und dies sind Fragen, welche völlig ohne eine Anklage gestellt werden können. Jeder von uns besitzt ein Ego und damit auch egoistische Zwecke. Die Frage ist und bleibt, wie offen wir sie darlegen sollten. Sicherlich erwarten wir von unseren Politikern Aktionen, welche eher Richtung Motiv A schwenken, doch Motiv B komplett außer Acht zu lassen erzeugt nur eins: noch mehr Misstrauen. Und durch noch mehr Misstrauen entwickeln sich andere Theorien. Dadurch, dass Motiv B nicht offen kommuniziert wird, bedient sich der besorgte Bürger nun auf der Suche nach Motiv B und stößt auf ominöse Seiten mit fragwürdigen Quellenangaben und Handlungslinien (die sog. „Verschwörungstheorien“). Durch den Status des Ungleichgewichts wird er empfänglich für eben diese Theorien, die ihm das geben, was er sucht: ein Motiv B. Plötzlich kann er die Aktion X interpretieren, seine Welt macht wieder Sinn und er ist überzeugt: die Politiker planen etwas Böses, es entsteht ein Ungleichgewicht in Richtung Motiv B.
Was Politiker, Medien und auch die breite Masse machen, ist der völlig falsche Weg, einem solchen Menschen zu begegnen. Das Problem ist ein Ungleichgewicht in Richtung Motiv B! Dieses ist durch das initiale Verbergen von Motiv B entstanden; der Politiker hätte offen über seine egoistischen („bösen“) Motive berichten und aufklären sollen, sodass der Bürger die Chance hat zu erkennen, dass auch ein Politiker nur ein Mensch ist, wie er, und dass man ihm den Egoismus nicht absprechen kann. Dem Bürger würde es unter solchen Umständen leichter fallen, Vertrauen aufzubauen, sein „Erkennungssystem“ bleibt ruhig und signalisiert keine Gefahr mehr. Durch nun folgendes Diffamieren des Bürgers als „Verschwörungstheoretiker“ wird sein entstandenes Weltbild nur verstärkt: Politiker und Medien wollen ihm etwas Böses. Diese traurige Entwicklung hätte verhindert werden können, durch offenen Umgang mit egoistischen Motiven. „Ja, wir führen gerade harte Einschränkungen und Maßnahmen durch, aber wir tun dies auch, weil wir eine Vorbildfunktion für andere Länder darstellen wollen.
Dies tun wir wiederum, um im Folgenden wirtschaftliche und globale Vorteile zu erzielen. Und natürlich ist es uns allen auch gelegen, euch, unser Volk, zu schützen, gesetzt dem Falle es handelt sich um ein gefährliches Virus“. „Wir stehen grundsätzlich für die Meinungsfreiheit, müssen diese jedoch in aktueller Krisenlage unterbinden. Sehr gerne würden wir mit anderen renommierten Medizinern und Wissenschaftlern über die Skepsis an der Corona-Pandemie diskutieren, wir können dies jedoch gerade nicht verantworten, weil wir wollen, dass unsere Linie gerade verfolgt wird. Wir können es uns nicht leisten jetzt ewig zu diskutieren, sondern wollen eher den Weg der Sicherheit gehen.
Deswegen unterbinden wir aktiv die Gegenmeinung. Dies tun wir nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Gründen des Krisenmanagements und des Beruhigen der Bevölkerung“. Eine so offene Diskussion über eine klare Darstellung von Motiv A und Motiv B würde vielen Menschen helfen ein vollständiges Bild über die aktuelle Lage zu erhalten, und gewisse Skeptiker und Gegner wieder auf die richtige Seite zu bringen. Eine mediale Denunzierung der Aufständischen (und die Bezeichnung als Rechte, Verschwörungstheoretiker, Spinner) bewirkt genau das Gegenteil und ist eine völlig fehlgeleitete Strategie. – M. M. Saleh
„Die Deutschen haben eine fatale Neigung, sich Wahnsinnigen anzuschließen. Einer dieser Wahnsinnigen, Nietzsche, hatte die Regeln ausgearbeitet, und ein anderer Wahnsinniger, Adolf Hitler, fand Mittel und Wege, diese in die Praxis umzusetzen, und zwar mit Hilfe des drogenabhängigen Hermann Göring und des geisteskranken Rudolf Heß. Es ist ein Jammer, dass die Deutschen Verrückten so viel Bedeutung beimessen.“ Das schrieb George Mikes 1953 in „Germany Explored“. Seine ethnologische Diagnose ist heute so zutreffend wie damals. Dafür stehen Namen wie Attila Hildmann, Sucharit Bhakdi, Xavier Naidoo, Rapper Sido und Ken Jebsen. Selbst der bodenständige Sport blieb vom Wahnsinn nicht verschont:
Alexandra Wester und Joshiko Saibou wären besser bei ihrer Leichtathletik geblieben als die Welt zu erklären. Der schweizer Psychiater C. G. Jung hat die virulente Störung dieser Patienten als „psychische Inflation“ bezeichnet. Das entspricht in etwa dem heutigen Begriff der „narzisstische Selbstüberhöhung“ mit den Kardinalsymptomen der unheilbaren Besserwisserei und des notorischen Querulantentums. Diese Irren sind immun gegen die Stimme der Vernunft, haben sich verrannt, sind schlicht verrückt geworden. Sie als „Verschwörungstheoretiker“ zu bezeichnen ist allerdings „irreführend“, denn die Erkrankten verkünden eben keine diskutablen und widerlegbaren Theorien, sondern unkorrigierbare Wahnideen. – Prof. Dr. mult. Kurt Guss
in Ihrem Dossier schreiben Sie an einer Stelle: „Dies ist eine Methode der Aufklaerung, der sie sich nicht bedienen: das Sich-selbst-in-Frage-Stellen.“ Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal von Verschwoerungstheoretikern, sondern ein Verhalten was ich auch bei vielen Politikern, Aerzten, Kommentatoren und Journalisten finde. In den Wochen zwischen der Herzoperation meiner Mutter und ihrem Tod kam mein Vater zu der Ueberzeugung, dass ihn die Aerzte anlogen. Denn sie aenderten zwar ihre Prognosen, aber ohne jemals einzugestehen, dass sie sich zuvor geirrt hatten. Statt dessen wurde jede neue Prognose im Brustton der Ueberzeugung verkuendet. Dass ZEIT Kommentatoren ihre Stellungnahmen in einem aehnlichen Ton abgeben (z.B. kuerzlich die Herren Jessen und Wefing) zeugt auch nicht gerade vom Sich-selbst-in-Frage-Stellen.
Mir ist nicht klar, ob diese Menschen sich tatsaechlich fuer so unfehlbar halten oder „nur“ den PatientInnen, LeserInnen und BuergerInnen nicht zutrauen angemessen mit solchen Zweifeln umzugehen. Im beiden Faellen legt es eine Hybris nahe, die nicht zu den aufklaererischen Idealen passen will. Ich faende es sehr viel hilfreicher, wenn man mir in unsicheren und/oder unklaren Situation sagte, dass hier Unsicherheiten und Zweifel bestehen. Denn sonst fuehle ich mich bei Aenderungen, die im Widerspruch zu vorherigen Aussagen stehen ohne auf diese einzugehen, fuer dumm verkauft – von Aerzten, Politikern und Journalisten. Und bei manchen Menschen fuehrt die Suche nach Erklaerungen fuer solches Verhalten dann eben zu Verschwoerungstheorien. – Sabine Moehler
Qualitätsmedien wie „Die Zeit“ haben es monatelang versäumt, kritisch das Zustandekommen und die fehlende Aussagekraft der täglich veröffentlichten, Corona-Zahlen zu hinterfragen. Sie haben damit das Feld den Verschwörungstheoretikern und Radikalen überlassen, die inzwischen für sich in Anspruch nehmen, als einzige die unübersehbaren Widersprüche in den amtlichen Verlautbarungen anzuprangern. Sehr schade, sehr folgenreich. – Jörg Roth
Dass die Zeit im Dossier vom 14. Mai Prof Sucharidt Bhakdi als Verschwörungstheoretiker direkt in einem Atemzug mit Attila Hildmann nennt, ist nicht akzeptabel. Bereits ein Blick in das wissenschaftliche Lebenswerk des renomierten Wissenschaftlers, Aronson-Preisträgers und emeritierten Ordinarius des Mainzer Institus für Mikrobiologie, sollte auch den fachlich nicht beschlagenen Journalisten dazu führen, ihn zumindest für diskursfähig zu halten. Dass er die vorhandenen Zahlen der Pandemie anders bewertet und dass er sich öffentlich dazu zu äussern möchte, macht Ihn noch lange nicht zu einem Verschwörungstheoretiker.
An Spekulationen beteiligt er sich ausdrücklich nicht. Mit seinen Standpunkten steht er auch im internationalen Wissenschaftsbetrieb nicht alleine dar. Dass er im Dossier neben die kruden Theorien von Herrn Hildmann gestellt wird, diskreditiert Ihn zusätzlich. Prof. Bhakdi ist kein deutscher Muttersprachler, dass er „abgehackt“ und „umständlich“ spricht, darf kein Argument gegen Inhalte sein. Auch nicht, dass er zu den gängigen Talk-Runden nicht eingeladen wird. Es hätte dem öffentlichen Diskurs gut getan, ihn einzubeziehen. Mich macht dieser Artikel betroffen. Es stünde der „Zeit“ gut an, den entstandenen Eindruck zu korrigieren. – volker reichert
Bei all dem Wahnsinn fehlt dann jetzt nur noch ein Bekennerschreibung einer IS, das Corona Virus in die Welt gesetzt zu haben, damit die Gesichtsverschleierung sich endlich auch bei uns durchsetzt. Das bietet sich doch gerade so richtig an. – Manfred Mengewein
Wird Corona die Gesellschaft spalten ? Ja, angekommen in der Wirklichkeit und sie, die Medien, tun ihr übriges dafür ! (Nein, ich bin nicht rechts – keine Schublade, bitte ! ) Situationsbericht: Menschen in gehobenen Situationen, Häuser, Dachwohnungen, Lofts etc scheinen kein Problem zu haben mit den derzeitigen Maßnahmen der Regierung. Nein, sie finden endlich zur Ruhe und genießen die Entschleunigung, die sie selbst in ihrem Leben nicht erreichen konnten. Wie ideal ! Dass dafür die bis dato zivilisierte Gesellschaft brutal und teuer bezahlt, geschenkt …. Ein Mensch der, aus meiner Sicht, wahre Menschlichkeit zeigt und den Menschen eine Stimme gibt, die jetzt noch mehr benachteiligt werden, wird schlicht als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Herr Prof. Bhakdi lebt offensichtlich selbst behütet, es könnte ihm egal sein, ist es ihm aber nicht. Er spürt dem Leid der Menschen nach die zuhause eingesperrt sind, in vielleicht für uns unvorstellbarer Enge und Gewalt.
Den Menschen die einsam sind und keinerlei Nähe mehr erleben können, ja für die keinerlei Berührung erlaubt ist, ob jung ob alt ob sterbend. Er spürt das Leiden der Menschen die der Ausübung ihrer Berufung beraubt werden. Das Leid der Armen die keine Nahrung mehr von der Tafel bekommen. Er spürt die Ohnmacht der Vergessenen ! Er fragt ob Schweden nicht die tatsächlich menschlichere Entscheidung getroffen hat und spricht Vielen damit aus der Seele. Prof. Bhakdi spricht die absolute Einseitigkeit dieser Corona-Virus-Angst Entscheidung aus. Der Einfachheit halber wird auch er Verschwörungstheoretiker genannt. So einfach gestrickt ist momentan die Politik, sind auch die Medien. DAS ist für mich das Erschütterndste daran ! Selbst die ZEIT !! – Doris Braeschke
Lob an die ZEIT: wenigstens bei den Leserbriefen kommt noch eine differenzierte Meinung zu Wort! Um dagegen den unerträglichen O-Ton Ihrer Artikel zum Leitthema „Verschwörungstheorien“ zu erwidern: Die Meinungen in Deutschland stellen kein binäres System dar: 1= Linientreu Team Drosten, 0= alle anderen „verwirrten Geister“ (Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme, Impfgegner, Aluhutträger u.v.a.). Alle Andersdenkende in einen Topf zu schmeißen ist diffamierend und zutiefst undemokratisch! Es sollte wohl erlaubt sein, die sogenannten Fakten, wer auch immer sie verbreitet, zu hinterfragen, abzuwägen und sich so eine aufgeklärte Meinung zu bilden – dazu bedarf es unterschiedlicher Sichtweisen. Dass das nicht die Intention der ZEITzu sein scheint, zeigt, pars pro toto, die ungezogene Respektlosigkeit, den renommierten Herrn Prof. Bhakdi (21 Jahre lang Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz) in einem Atemzug mit teilweise wirklich schwer nachvollziehbaren „Meinungsbildnern“ zu nennen, die allesamt (Zitat) „gewissermaßen ständig und überall die Bäume rascheln“ hören würden. Das stellt eine Demütigung ernstzunehmender Meinungsträger dar. Integrieren Sie, und auch die Politik, endlich auch qualifizierte Andersdenkende in die Entscheidungsfindungen, und Sie werden neben einem breiteren Corona- Konsens in der Bevölkerung auch keine Angst mehr vor uns „verwirrten Geistern“ haben. – Heinrich Schulte-Baukloh
Vielen Dank für den erhellenden Artikel und diese wichtige Titelstory! Man fühlt sich zeitweise wie im Irrenhaus in diesen Tagen. Ich selbst wurde bereits von einer Bekannten auf Facebook beschimpft weil ich es wagte, den Tagesthemen COVID19-Kommentar der Wissenschaftjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim zu posten. (Der sehr moderat gehalten war, aber die Tagesthemen haben sich in den letzten Jahrzehnten auch nicht wirklich durch die Massen anstachelnde Beiträge hervorgetan). Auch hier die ewig gleiche Leier: man sei ein unkritisches, obrigkeitshöriges Schaf, das faul sei und sich einfach nicht die Mühe machen wolle, die Fakten auf youtube zu recherchieren! Da wäre doch alles ganz genau erklärt…. Solche Kommentare kommen von studierten,weitgereisten Menschen, die man gut zu kennen glaubte. Bis jetzt.
Was wir in dieser herausfordernden Zeit absolut nicht brauchen sind: Wanderprediger, Aufhetzer und Menschen, die sich selbst schon länger verloren haben und nun glauben , Ihre Stunde sei nun gekommen. All diesen so aufgebrachten Verschwörungsanhängern möchte ich sagen: nein, die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist keine autoritätshörige Schafsherde. Ich erlebe überall Menschen, die sich ernsthaft Gedanken machen, gleichzeitig aber sehr vernünftig und ruhig bleiben und überaus konstruktiv und kreativ mit der Situaton umgehen. Und der Regierung /Entscheidern sehr kritisches Feedback geben wenn Maßnahmen halbgar sind oder schlicht falsch angegangen wurden. Aber wieso gleich der Regierung jegliches Vertrauen entziehen, auf welcher Grundlage denn? Die Krise läuft in Deutschland vergleichsweise moderat ab.Ich fühle mich hier sicher und gut aufgehoben.
Das gilt es anzuerkennen, denn das hätte ohne die bisherigen Maßnahmen ganz anders ausgehen können. Die Regierung beschliesst Dinge und ist gleichzeitig auf Feedback aus allen Richtungen angewiesen. Nicht jedes Detail kann im Vorfeld dieser außerordentlichen Situation bedacht werden. Das ist ein Drahtseilakt, eine Improvisation, ein stetiges Learning by Doing. Natürlich verunsichert es, wenn das Gefühl aufkommt, die Regierung habe nicht alles komplett im Griff-aber letztlich ist die Bewältigung dieser Krise einfach nichts anderes als ein riesiges Teamwork-wir alle müssen mithelfen, solidarisch sein, die Politiker unbedingt falsche Massnahmen hinweisen, neue kreative Lösungen vorschlagen-es ist ein Geben und Nehmen , wir alle sind gefragt. Nicht mehr und nicht weniger. – Tanja Bischof
Was verbreitet wird sind keine Theorien, denn als solche wären sie nachprüfbar, sondern Mythen. Diese als Theorien zu bezeichnen wertet sie unnötig auf. – Rüdiger Weigel
Schuster bleib bei deinen Leisten! Soziologe, sprich nicht über Viren! Sie haben es wirklich fertig gebracht einen super-lächerlichen Artikel zu verfassen und ausgerechnet über der halbseitigen großartigen selbstgerechten Werbung der ZEIT:Große Gedanke brauchen Platz. Das braucht schon eine Menge Glück! Gratuliere! „Eigenlob stinkt“, weiß der Volksmund und hat natürlich Recht. Die großen Gedanken vermissen wir gerade schmerzlich in der ZEIT. Ich beziehe mich im Folgenden in Ihrem Artikel nur auf den Abschnitt über Bhakti. Haben Sie mal Bhaktis Wikipedia- Eintrag gelesen? 13 Ehren- Preise, auch internationale, hat er verliehen bekommen, war 1990–2012 Editor in Chief: Medical Microbiology and Immunology (eine wissenschaftliche Zeitschrift, gegründet von Robert Koch, vergleichen Sie mal mit den Auszeichnungen von Wiehler und sich selbst und machen Sie sich klar, wer die größte Reputation hat und wer überhaupt keine.).
Glauben Sie, dass Sie so einem Mann wie Bhakti das Wasser reichen können? Großes Gelächter! Was haben Bhaktis Stellungsnahmen mit Verschwörungstheorien zu tun? Nichts! Haben Sie früher in der Schule „Thema verfehlt“ in den Deutscharbeiten eingefangen? Ich könnt‘s nachvollziehen. Ich möchte Ihnen gern ein paar bekannte Fakten von anderen Verschwörungstheoretikern in Erinnerung bringen: Super fand ich als Einstimmung zu Corona das interne Arbeitspapier aus dem Innenministerium, wo die behördlichen Stellen angewiesen wurden, Angst und emotionalen Schrecken zu transportieren, was Covid angeht. Erinnern Sie sich? Das wirkt leider immer noch und die Leute gehen tatsächlich in Paranoia, haben schwere seelische Probleme, traurig! Als Seehofer auf das Papier angesprochen wurde, hat er geantwortet, das Papier sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Ehrlicher und dümmer kann man zu seinen entschieden beschämenden Falschinformationen nicht stehen, finde ich. Den Namen Seehofer vermisse ich in Ihrem Artikel als Verschwörungstheoretiker. Streecks (auch so ein Verschwörungstheoretiker und Kleinredner von Covid) erstes Statement aus seinen Untersuchungen in Heinsberg war:
Türklinken in Haushalten von mehrfachen infizierten Bewohnern trugen keine Viren! Heute werden alle Griffe an Einkaufswagen angesprüht und desinfiziert. Das ist Wissenschaft, hurra! Später sagte er, die Wahrscheinlichkeit, in einem Vier- Personen Haushalt sich zu infizieren, in dem eine Person Virus Träger sei, sei so hoch wie in der allgemeinen Öffentlichkeit, die Dunkelziffer der Infizierten sei sogar schon 10 Mal so hoch wie angenommen, er spricht von dem Rätsel der den asymptomatischen Infizierten. Das könnte alles aus den Prognosen von Bhakti stammen! Als Profi konnte Bhakti das schon gleich zu Anfang wissen. Und Bhakti war nicht der einzige, anscheinend war er nur auf der falschen Seite. Aber warum ist er ein Verschwörungstheoretiker?
Weiter geht es mit guter Wissenschaft. Lustig soll es sein! Bill Gates will alle erreichbaren 7 Mrd. Menschen durchimpfen. Er hat in unserem Fernsehen am Ostersonntag die Abendandacht gehalten. Unsere Wissenschaftsministerin, eine gelernte Hotelkauffrau, ein Virenprofi wie Sie, meint dementsprechend, ein sicherer Zeitpunkt sei erst dann erreicht, wenn alle durchgeimpft seien. Sie glaubt sich da wohl argumentativ auf der richtigen Seite. Vor einiger Zeit ging durch die Nachrichten, es soll keine Ausweise geben für Menschen, die durch Covid 19 Krankheit durchgegangen sind, als nicht infektionsgefährdent, weil man ja nicht wisse, ob sie sich nicht wieder an Covid anstecken könnten. (Nochmal die Frage: Warum wird geimpft?) Großes Gelächter! Drosten sagte in einem seiner Interviews, dass in manchen Jahren die Grippeimpfungsverabreichungen komplett versagen würden, weil sich das Grippevirus genetisch so schnell verändern würde, er nannte auch die Jahrgänge 2015, 2017 oder ähnlich? (7 Mrd Menschen mit einem unwirksamen Vaxin durchzuimpfen- für wen wäre das besonders lukrativ?
Ein authentisches Thema für Ihre Verschwörungstheorien, alles beste Kommentare aus unserer besten Wissenschaft. Großes, heiteres Gelächter! Aber verschnaufen wir nur kurz, denn wir erwarten die zweite und dritte Corona- Welle abermals mit Millionen von Toten! Was, wenn sie nicht kommt? Die ehrliche und klare Antwort wäre: Weil wir Corona falsch eingeschätzt haben. Und da das richtig peinlich für die Verantwortlichen ist, wird das umgebogen zu: Nein, sie kam nicht, weil wir so gut vorgesorgt haben. Diese krumme Psychologie, Verzeihung- echte evidenzbasierte Prognostik von hinterher erklärt, kennen Sie als Soziologe wahrscheinlich gut! Unsere Krankenhäuser werden wieder leer zu sein haben, das Krankenhauspersonal geht auf Kurzarbeitsgeld. Der größte Schrei- Witz der Corona Epidemie. Unser Krankenhaussystem, nicht durch einen Übersturm von Kranken sondern durch Fehlbeschlüsse und Fehlinformationen zerrüttet, geht kaputt, bankrott, auch diese Befürchtung ist eingetreten.
Wir gratulieren den staatlichen Verschwörungstheoretikern. Noch ein Wort zu Bhakti. Ich möchte Ihnen erklären, wie Wissenschaft heute funktioniert: Jemand, eine Koryphäe z.B. Bhakti, argumentiert eine Stunde lang überzeugend und argumentativ tödlich. Sie, Herr Kempkens, ein Verlierer aber Datenfuchs stehen auf der anderen Seite und sehen, wie es so schön heißt, alt aus. Was tun Sie? Sie, dabei stellvertretend für alle Ihre Gesinnungsgenossen, fummeln datenfüchsisch irgend eine kleine Randbemerkung dieser Koryphäe heraus und mäkeln daran herum, z.B. dass ein beliebiger Wert nicht 10,0 sondern nur 9,7 betragen würde. Mit irgend einer Minimalität, die Sie entdecken, haben Sie wahrscheinlich sogar recht. Damit gehen sie dann los, um Ihren Ruf, um den sich ohnehin niemand schert, zu verteidigen. Super und lächerlich, sogar peinlich!
Leider Ihr Stil, denn was hat der Fakt, dass Bhakti sein youtube von zu Hause aus dreht und im späten Jahren Nachwuchs hat, mit Verschwörungstheorien zu tun? Schämen Sie sich für diese Art der Herabsetzung von Bhakti. Überhaupt: Sie sind unfähig, die eigentlichen Verschwörungstheoretiker zu identifizieren! Wo haben Sie ihre Soziologie sitzen? Nirgendwo! Vor zwei Wochen wurde im Dossier Mike Wappler vorgestellt. Von dem könnten Sie viel lernen, zwar kein Diplomsoziologe wie Sie dafür aber ein Soziologie- Profi und genial. Der weiß, wenn er vor dem Richter steht, dass der auch ein Profi ist, und dass man einen Richterprofi nicht anlügen kann. Schade, dass Sie nicht ebenfalls erkennen können, wer lügt und wer nicht. Fragen Sie mal den Wappler, ob der Wieler ein Lügner ist. Der Wappler kennt sich da aus und wird es Ihnen sofort sagen können. Wieler, das sind Lügen vor laufender Kamera. Z.B. mit seiner Heißmacherei mit den Kindern, den angeblichen Superspreadern, die sich die Hände nicht waschen und keinen Abstand halten können. Nur: Kinder lassen sich so schlecht infizieren. Sie stecken nämlich die Viren sofort weg und geben sie daher nicht weiter.
Kein PCA- Test misst den Titer der Viren in Kindern. Sie haben irgendwo ein paar sitzen, die ein PCA Test zwar finden kann, die aber nicht weitergegeben werden, denn die Kinder sind nicht bis zum Scheitel voll mit Viren. Und wer nicht bis zum Scheitel voll mit Viren ist, hat auch keine Symptome. Warten Sie ein Weilchen, dann wird unsere gute deutsche Wissenschaft mit dem vielen allocierten Geld das auch herausgefunden haben. Studieren Sie schon mal die Tests aus Island, aus der Schweiz, da weiß man das jetzt schon. Herr Kempkens, geben Sie zukünftige Artikel unbedingt vorher jemandem aus einem Ressort zur kontextuellen Korrektur, Sie ruinieren den sowieso schon ziemlich angeschlagenen Status der ZEIT.
Falls Sie keinen Kollegen finden, geben Sie ihn mir. Ich mache mir die Mühe! Herr Kempkens, Sie brauchen mir nicht auf diesen Brief zu antworten.Herrn di Lorenzo‘s Antwort hätte ich gern. Herr di Lorenzo, die Redaktion trägt nicht die Verantwortung für die Beiträge der Redakteure, das lesen wir. Das ist in Ordnung. Aber dann wählen Sie doch mal CORONIA- kritische Beiträge aus. Wo bleibt ein elaborierter Beitrag von / über Herrn Prof. Püschel/ UKE Hamburg??? Ich habe das schon vor ein paar Wochen angemahnt. Ich habe schon Herrn Sentker geschrieben, das das gegenwärtige CORONIA Thema eine staatlich und kulturell sanktionierte Fundamental- Angst vor dem Tod ist, und dass wir versuchen, den Tod zu vermeiden um den Preis, dass wir das Leben abschneiden. Das ist unsere beste Lösung. Die Idee dahinter ist:
Wenn wir nicht den Anschein erwecken, etwas für die alten Wähler zu tun, verlieren wir die und damit die Wahlen. Deshalb sind sich alle Parteien einig. Selbsterhaltung maroder Denkweisen auf Kosten der Weltwirtschaft und junger Bevölkerungsschichten, eine alte, bekannte Geschichte. Große Gedanken brauchen einen Platz! Kennen Sie das? Die Zeit ist anders! Machen Sie diesen Anspruch wahr! Prüfen Sie als Chefredakteur, ob vollmundige Versprechen auf der Frontseite „Die Stunde der Verschwörungstheorien“ zusammenpassen mit erbärmlichen Beiträgen im Dossier. Eine freie (?) Zeitung, Pressefreiheit ist lächerlich, wenn die Zeitung nichts anderes als die offizielle Linie der Regierung vertritt und zuläßt. Große Gedanken brauchen Platz. Die ZEIT ist anders. Das ist The Best ZEIT- Joke of the Year.
Es grüßt Dr J Heinlein, geschrieben von zu Hause aus, jetzt besser verständlich homeoffice genannt. Sie sehen, ich habe Zeit. PS Überall heißt es jetzt: Bleiben Sie gesund. Ich wünsche lieber: Werden Sie krank! Machen Sie es wie ich, gehen Sie in diesen Zeiten möglichst oft zu ihren Zahnärzten. Das ist die einzige Art sich zu infizieren. Ich wollte krank werden und wurde tatsächlich krank. Sie werden lachen, die todbringende, alles zerstörende Pandemie wird Sie ein leichtes Husten, einen Tag mit erhöhten Temperaturen im Bett kosten. Das war‘s, höchste Erkenntnis und unerwartete Befreiung inklusive! Gratulation! Die andere Erkenntnis: Wie erstaunlich leicht ist es, die Weltwirtschaft zu ruinieren. – Dr. Joern Heinlein
Für jemanden wie mich, der sich nicht für Verschwörungstheorien interessiert, ist es doch interessant einmal zu erfahren, was für seltsame Ideen so durch die Welt geistern. Unklar bleibt der Sinn des Ganzen. Aufklärung kann es nicht sein: Wenn sinnvolle Fragen, wie die des Herrn Bhakdi nach Studien über die Gefährlichkeit des Corona-Virus unkommentiert neben der These einer Weltverschwörung mit Bill Gates im Zentrum stehen, dann leisten Sie genau der unkritischen Haltung Vorschub (jede Meinung gilt), die Sie an anderer Stelle mitunter kritisieren. Ansonsten schwimmt Die Zeit brav im Strom der Medien mit, diskutiert die Zahlen die gerade en vogue sind (Neuinfektionen hier oder da, Intensiv-Betten usw). Eine grundlegende Kritik jedoch findet nicht statt. Beispiele: 1. Zur Widersprüchlichkeit: Seit Anfang der Pandemie heißt es, Corona sei in etwa so gefährlich wie eine Grippe. Stimmt das?
Wenn ja, warum wurde das Land dann erst jetzt zugeschlossen und nicht schon bei der letzten Grippe-Welle vor 2 oder 3 Jahren? Wenn nicht, wie gefährlich ist Corona denn wirklich? 2. Zur Risikogruppe: Gerüchteweise liegt das Durchschnittsalter der Verstorbenen mit Corona-Infektion bei ca. 80 Jahren. Stimmt das? Wenn ja, warum konzentriert man dann den Schutz nicht auf diese Risikogruppe? 3. Zur Gefährlichkeit: Man könnte die monatlichen Gesamt-Todeszahlen über der Zeit auftragen, z.B. seit letztem Herbst bis heute. Ich vermute dass man kaum eine Erhöhung während der Corona-Zeit bemerken würde, solange man nicht in die graphische Trickkiste greift (Nullinien-Verschiebung). 4. Zur Sinnhaftigkeit der deutschen Maßnahmen sollte man ein vergleichbares Land heranziehen, das jedoch keine, oder sehr viel schwächere Maßnahmen ergreift, wie z.B. Schweden.
Ich habe bisher nur von einem deutlich stärkeren Anstieg der Infektionszahlen gehört. Dies stützt im ersten Moment die deutsche Politik, ist auch die trivialermassen zu erwartende Folge, interessant wäre aber die erwartete GESAMTZAHL der Corona-Toten NACH der Krise, d.h. in Schweden in wenigen Monaten, bei uns in 1-2 Jahren. Solang so grundsätzliche Themen nirgends angesprochen werden braucht man sich nicht zu wundern, wenn Verschwörungstheorien ins Kraut schießen. – Frank Hrebabetzky
DASS sich nun auch eine renommierte Zeitung wie die ZEIT dazu hinreißen lässt, das Foto eines wissenschaftlich anerkannten Professors ( Sucharit Bhakdi) mit Foto unter das Titelthema des Dossiers “ Verschwörungstheorien“ einzureihen, ist zutiefst verstörend. Besser sollte sie fragen, warum Prof Bhakdi, wie vielen seiner Kollegen nicht die Chance gegeben wird, sich in einer offiziellen, öffentlichen Debatte mit z. B. den Prof. Drosten und Kekulé auseinanderzusetzen. Das könnte dazu beitragen, den Bürgern etwas mehr Klarheit über die komplizierte Materie zu verschaffen und würde dem wachsenden Widerstand gegen die regierungsamtlichen Maßnahmen, die die Bürger in die Arme der Rechtspopulisten treiben, den Wind aus den Segeln nehmen.
Hätte Prof. Bhakdi eine Gesinnung, wie man sie ihm jetzt unterstellt, dann muss man sich doch zumindest fragen, warum er unbehelligt von amtlicher Aufsicht , Studenten unterrichten und Patienten behandeln durfte?? – Uta Riemerschmid-v.Rheinbaben
„Erwartungsvoll sind die Blicke des Philosophen wie des Weltmanns auf den politischen Schauplatz geheftet, wo jetzt, wie man glaubt, das große Schicksal der Menschheit verhandelt wird. Verrät es nicht eine tadelnswerte Gleichgültigkeit gegen das Wohl der Gesellschaft, dieses allgemeine Gespräch nicht zu teilen? So nahe dieser große Rechtshandel, seines Inhalts und seiner Folgen wegen, jeden der sich Mensch nennt, angeht, so sehr muss er, seiner Verhandlungsart wegen, jeden Selbstdenker ins besondere interessieren. Eine Frage, welche sonst nur durch das blinde Recht des Stärkeren beantwortet wurde, ist nun, wie es scheint, vor dem Richterstuhle reiner Vernunft anhängig gemacht, und wer nur immer fähig ist, sich in das Centrum des Ganzen zu versetzen, und sein Individuum zur Gattung zu steigern, darf sich als Beisitzer jenes Vernunftgerichts betrachten, so wie er als Mensch und Weltbürger zugleich Partei ist, und näher oder entfernter in den Erfolg sich verwickelt sieht.“
Friedrich Schiller. Auch er wäre sicher nach den Maßstäben des Autors Sebastian Kempkens ein verwirrter Geist, der abstruse Ideen in die Welt setzt. Würde man mit seinen Argumenten auf die großen Dichter und Denker schauen, sie alle wären Verschwörungstheoretiker, weil sie das eigene Denken nicht nur fordern, sondern auch fördern. Läuft jetzt eine Kampagne gegen den Geist? – Andreas Voigt
Jetzt reicht´s!!! Seit Wochen warte ich darauf, dass in der ZEIT auch kritische Stimmen zu den Corona-Maßnahmen zu Wort kommen. Vergeblich. Und nun das. Dieser Artikel ist wirklich unterste Schublade. Ich kann mir keine seriösere Stimme für eine kritische Betrachtung vorstellen als die von Prof. Bhakdi, und Sie schmeissen ihn in einen Topf mit Verschwörungstheoretikern und den kruden Gedanken des Attila Hildmann. Was bitte hat seine private Situation in einem solchen Artikel zu suchen? Schmälert die Tatsache, dass er Rentner ist, seine wissenschaftliche Expertise?? Und, und, und. Die ZEIT hat die Seite `Streit ´ ins Leben gerufen, aber zu dem Thema Corona wird kein Streit zugelassen. Dabei gibt es durchaus Anlass dazu, jenseits von allen Verschwörungstheorien. Die Grippesaison Winter 2017/2018 hat 25.000 Tote gefordert (Zahlen des RKI).
Als der Lockdown beschlossen wurde, lag die Todeszahl von Corona bei weit unter 1.000 Toten. Und das wirft für Sie keine Fragen auf? Prof. Bhakdi hat zusammen mit 4 weiteren Professoren eine Anfrage an den Bundestag gerichtet, der ich mich voll anschliessen kann. Eine Kernaussage darin lautet: Die Schäden einer Therapie (Maßnahmen des Lockdown) dürfen nicht höher sein als die Schäden durch die Krankheit. Ihr Artikel hat mit seriösem, informativem und ausgewogenem Journalismus, wie ich ihn eigentlich von der ZEIT erwarte, rein gar nichts zu tun. Deshalb verabschiede ich mich nunmehr von der ZEIT, wütend und enttäuscht. – U. Nölle
Eine Passage fand ich besonders erhellend. Verschwörungstheoretiker «fühlen sich besonders – die Psychologie spricht von „narzistischer Selbstüberhöhung“.» Da passierten sie vor meinem inneren Auge Revue. Zum Glück sind nicht alle verbohrte „Eingeweihte“. Ich bin erstaunt, wie oft sich Diskussion lohnt. Verschwörungstheoretiker sind ja gerade vom wissenschaftlichen Argumentationsvirus infiziert, auch wenn ihre Theorien „absurde Entstellungen unserer eigenen Argumentation … Made in Criticalland“* sind. An den Argumentationsvirus docken wir doch mit unseren diskursiven Antikörpern an! *Bruno Latour, «Elend der Kritik» — zitiert in: Nils Markwardt, www.republik.ch/2020/05/07/was-wissen-schafft. Was Markwardt schreibt, gefällt mir ebenfalls sehr. – Almut Stribeck
Verschwörungstheorien sind die Verdichtung von Widersprüchen einer zunehmend auf Rationalität, Objektivität und Wissenschaftlichkeit getrimmten Welt. Dabei stoßen wir auf die Grenzen dualistischer Denksysteme. Wer alleinige Wahrheiten in Anspruch nimmt, verfängt sich schnell in Projektionen und Selbsttäuschungen. Dies zu erkennen, wird das menschliche Zusammenleben und Wertesystem grundlegend verändern. – Walter Moritz
Hier eine Anmerkung am Rande, außerhalb des Kernthemas, dessen Behandlung ich begrüße und inhaltlich vollständig teile. Auch Prof. Bhakdi ist Arzt und kein Mediziner ( S. 2, Spalte 1, Abs. 6). Genauso wie alle anderen jetzt populär gewordenen Virologen, Mikrobiologen, Hygieniker und Epidemiologen – sofern sie aus der Medizin und nicht aus natur-wissenschaftlichen Basisfächern hervorgegangen sind. Da die o.g. Ansprache von Vertretern meiner Zunft zwar objektiv falsch, aber im Medienjargon weithin üblich und zum Selbstläufer geworden ist, habe ich an den Deutschlandfunk einen Vorschlag zur Richtig- stellung gesandt innerhalb deren neuer Sendung „Sagen und Meinen“. Einer meiner geschätzten akademischen (medizinischen) Lehrer prägte einmal den Merksatz: „Das ist nicht nur nicht richtig, sondern falsch !“ – Prof.Dr.med.Ulrich Krause
Seit über 30 Jahren lese ich regelmäßig die ZEIT und muss Ihnen mitteilen, dass ich dies nun nicht mehr fortsetzen werde. Ihr Dossier „Das große Komplott“ in der ZEIT vom 14.05.2020 hat mich fassungslos zurückgelassen. Wie der Autor mit Menschen, die ihre demokratische Pflicht, kritisch zu denken umgeht, entbehrt für mich jeden journalistischen Niveaus. Ich hätte mir in diesen Zeiten eine kritische, differenzierte und ausgewogene Argumentation gewünscht – zumal bei einem Dossier, das auf der Titelseite sehr eindrucksvoll angekündigt wird. Warum verunglimpfen Sie Menschen, die sich um einenwirklichenDiskurs bemühen und machen sie lächerlich? Warum wiederholen sie nur gebetsmühlenartig die Argumente, die von den Regierenden in schlichter Einfalt immer wieder geäußert werden?
Wenn es so ist, dass „Verschwörungstheorien“ auf einfachen Kausalitäten beruhen, dann ist doch die beängstigend schlichte Argumentation der Herren Spahn, Lauterbach und Drosten, die mit Abstand größte Verschwörungstherorie. Gesundheit für den höchsten und wichtigsten Wert in unserer Gesellschaft zu halten, verleugnet eine mehr 2000 Jahre alte Kultur des Abendlandes. Sie ist weder mit christlichen Werten noch mit einer differenzierten ethischen Argumentation vereinbar. Dass sich der „Gruß“: „Bleiben Sie gesund“ epidemisch ausbreiten konnte, ist ein auch fatales Indiz dafür, wie wenig noch darüber nachgedacht wird, was wirklich wichtig ist und unsere Gesellschaft in eine gute Zukunft bringen kann.
Ich werde leider den Eindruck nicht los, dass Sie sich – wie so viele andere Medien – vor einen Karren spannen lassen, den sie damit immer schneller in ein Chaos zerren, das jetzt schon an vielen Stellen unserer Gesellschaft sichtbar wird: im Bildungssystem, im Gesundheitswesen, im ganz alltäglichen Miteinander total verängstigter Menschen, denen seit Wochen die immer gleichen undifferenzierten und oft aus dem Zusammenhang gerissenen „Informationen“ zugemutet werden. Sind Sie sich Ihrer enorm hohen Verantwortung überhaupt noch bewusst? Ist Ihnen überhaupt klar, was sie mit solchen Artikeln anrichten? Ich wünschte mir eine ZEIT, die vom Ethos eines unabhängigen, diskursfähigen, unbequemen und gebildeten Journalismus bestimmt ist. Diese ZEITen scheinen wohl vorbei zu sein. – Thomas Thiel
Mit großem Bedauern stelle ich, Zeit-Leserin seit fast 20 Jahren, fest, dass es auch Ihrer Zeitung nicht gelingt in Zeiten von Corona kritisch zu hinterfragen, qualitätsvoll zu recherchieren und möglichst unabhängig zu informieren. Im Speziellen bezieht sich meine Kritik auf das Thema des Dossiers. Es gibt jede Menge Ungereimtheiten in diesen Tagen: Warum hat das RKI Pathologen am Anfang von Obduktionen abgeraten, warum erst kein Mundschutz und dann doch etc.pp.
Weil es eben viele Unklarheiten gibt! Und angesichts der alarmierenden Zahlen und Bilder aus Norditalien mussten schnelle Entscheidungen gefällt werden. Zu hinterfragen, ob diese immer richtig waren und auch unterschiedliche wissenschaftliche Meinungen offen zu diskuttieren, das gehört zur Demokratie und zeichnet mündige Bürger aus.Schön, das Sie darauf hingewiesen haben, dass auch Ihre Zeitung Geld von Bill Gates bekommen hat. Vielleicht recherchieren Sie ja mal über die Bill- und Melinda- Gates- Stiftung. So ganz unabhängig und umfassend. Oder wie sich die WHO finanziert. Oder warum es die Impfpflicht für Masern gibt, aber schon seit Jahren keinen Einzelimpfstoff, auch keinen Zweifach- und -wegen Lieferengpässen- auch oft keinen Dreifachimpfstoff. Dafür aber den teuren Vierfachimpfstoff. Stattdessen werden alle Kritiker als Verschwörungstheoretiker zusammengefasst- nicht nur in der Zeit!
Oder schreiben Sie doch mal einen Artikel darüber, wie wichtig ein gutes Immunsystem ist und was man dafür tun kann. Das schützt unser Leben- nicht nur vor Corona! Kritisch Maßnahmen, die uns alle massiv einschränken zu hinterfragen, das ist keine Verschwörungstheorie, das ist Demokratie, für die ich 1989 in Leipzig demonstriert habe. Aber ach- ich bin Heilpraktikerin, Klassische Homöopathin, meine Tochter ist nicht geimpft, ich gehöre natürlich genau in die Ecke, in die sie alle in Ihrem Artikel reinschieben. Was nicht ganz passt: ich bin auch PTA und habe in den letzten Wochen in der Apotheke, wie viele meiner Kollegen und Kolleginnen die Kunden darumgebeten Abstand zu halten, den Mundschutz aufzusetzen, habe mir Sorgen und Nöte angehört und einfach meinen „systemrelevanten“ Job gemacht.Ich habe versucht mir eine Meinung aus vielen unterschiedlichen Informationen zu bilden, so wie früher in der DDR. Ihr Dossier ist grottenschlecht und für mich extrem enttäuschend. Mein Abonnement ist gekündigt. – Claudia Vollmer
Ein Zitat aus dem letzten Buch von J. Habermas „Was dem blöden Haufen nicht zu Bewusstsein kommt, ist die Relevanz zwischen WAHR und FALSCH – A.G.Riedel
Ein gelungener Artikel mit einer differenzierten Betrachtung der Verschwörungstheorien. Dennoch würde ich mir wünschen, dass Sie in einer Grafik/ übersichtlichen Darstellung die Verschwörungstheorien rund um Corona aufarbeiten und die jeweiligen Argumente dafür und dagegen aufführen. Ich persönlich beobachte in meinem Umfeld immer mehr Personen die Verschwörungstheorien anhängig sind/werden – eine von Ihnen, von den allermeisten als seriöse, objektive, unabhängige und qualitativ hochwertige Zeitung angesehen, erstellte Aufarbeitung der Theorien würde Klarheit im Dschungel der Fake-News etc. schaffen und somit den ein oder anderen zum Umdenken bewegen. Auch würde ich mir ein gleiches Vorgehen für die Argumente der Corona-Maßnahmen Gegner/Befürworter wünschen (welche keine Verschwörungstheorien darstellen: bspw. Abwägung der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen; Tatsache das die Maßnahmen nur Rechtsverordnungen darstellen und deswegen mit zunehmender Dauer an Legitimität verlieren etc.) Vielleicht könnten Sie auch in den folgenden Ausgaben „Corona“ – Artikel gebündelt abdrucken. – Timo Ammann
Hinsichtlich Ihres Artikels ‚Verschwörungstheorien‘ will ich mit diesem Schreiben meine Enttäuschung mitteilen. Einen auf Genauigkeit und Objektivität in der Sache bedachten, wohlverdienten Mann wie Prof. Bhakdi neben einen vielleicht etwas aus der Mitte geratenen Koch und ein sicher sympathisches, aber für eine angemessene Beurteilung der Sache ‚unbedeutendes‘ Ehepaar zu stellen und dazu den Titel ‚Das große Kompott‘ zu wählen, wird weder Ihnen, noch der Lebensleistung und dem bitter notwendigen kritischen Beitrag Prof. Bhakdis gerecht. Dazu eine inhaltliche Gestaltung des Artikels, die allgemeine Ausführungen zu psychischen Mechanismen von Menschen, die sich in Verschwörungstheorien verstricken, zitieren, um im direkten Anschluss die Aufmerksamkeit auf Prof. Bhakdi zu richten, der „Gefallen an seiner neuen Tätigkeit als YouTuber“ findet. Eine billige, durchsichtige Art, jemanden zu desavouieren. Es ist eine journalistische Frechheit, einen Facharzt für Infektionsepidemiologie (!), der Professor der U Mainz war und dort zweiundzwanzig Jahre das Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene leitete, dermaßen herabzuwürdigen. Ich bin bitter enttäuscht, auch über die bereits seit Wochen nur tendenziös zu nennende Berichterstattung in Sachen Corona, die von Ihrem Haus ausgeht. – Marlies Pennekamp
In der Krise beweist sich der Charakter einer Gesellschaft. Angesichts der Corona-Pandemie geben sich Weltuntergangs-Propheten und Verschwörungstheoretiker die Klinke in die Hand. Andere wiederum möchten sich am liebsten aus der vermeintlich fragilen Gegenwart in die „gute alte Zeit“ zurück beamen. Aber die „gute alte Zeit“ wird in der Erinnerung oft sehnsuchtsvoll verklärt. Vor dem Hintergrund einer weltweit schlechten gesamtwirtschaftlichen Lage in den 1970er-Jahren entstand der Punk als Jugendkultur zwischen Protest und Provokation. Bei den musikalischen Vorreitern dieser Bewegung, den „Sex Pistols“, konnte man sich nicht des Eindruck erwehren, dass ihr Sänger Johnny Rotten sich lediglich eine einzige Textzeile einprägen musste: „There is no future!“. Im sich weltweit ausbreitenden Punk flossen Zukunftsangst und Weltuntergangsstimmung zusammen. Vor ihren Konzerttourneen ließen sich die Bandmitglieder von ihrem Manager Malcolm McLaren in New Yorks chicesten Modeboutiquen „punkgerecht“ einkleiden.
Auch bei den Managern dieser alternativen Szene stand Gewinnmaximierung ganz oben auf der Tagesordnung. Heutzutage sind es die vielen Klicks im Internet, an denen die Weltuntergangspropheten mitverdienen. Keine Zukunft gab es damals tatsächlich für den schwer drogensüchtigen Bassisten der Sex Pistols, Sid Vicious, der sich, unter Mordverdacht an seiner Freundin stehend, mit gerade mal 21 Jahren den „goldenen Heroinschuss“ setzte. Die Kult-Punkband „The Stranglers“ beklagte bereits vor mehr als 40 Jahren, dass es „No more Heroes anymore“ geben würde. In der heutigen Retroperspektive wird jedoch gerade den damaligen Hauptprotagonisten aus Politik und Gesellschaft postum eine hohe Anerkennung zugesprochen. Ein Fotoshooting der Newcomer-Band „Joy Division“ für ein Plattencover symbolisierte wie kaum eine andere Szene die verbreitete Perspektivlosigkeit jener Zeit, insbesondere unter den jungen Menschen. Die vier Bandmitglieder mussten die Aufnahmen bei Eiseskälte unverhältnismäßig dünn bekleidet absolvieren, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht viel mehr besaßen als ihr Hemd auf dem Leib.
Deren charismatischer Frontmann Ian Curtis kam kurze Zeit später unter tragischen Umständen ums Leben. Nach Überwindung der Trauer über den plötzlichen Tod des Bandkollegen erteilten sich die übrigen Musiker im Gedenken an ihren Freund selbst eine „New Order“ und entwickelten sich zu einer der populärsten und erfolgreichsten Popgruppen der 1980er-Jahre. Die Menschen wurden in der Geschichte stets von Krisen begleitet. Mit einer ängstlichen und negativen Grundhaltung kann und wird man nichts Positives bewirken. Bereits lange Zeit vor der Coronakrise bestimmte in diesem Land verbreitet „Mikado“ das spitzenpolitische Geschehen. Eine „Ruckrede“, wie sie der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog im Jahre 1997 gehalten hatte, wäre längst überfällig. Sollte sich herausstellen, dass die Bundesregierung diese Pandemie trotz entsprechender frühzeitiger Warnhinweise zunächst unterschätzt hatte und dadurch verspätet mit umso drastischeren Maßnahmen reagieren musste, müssen die politisch Hauptverantwortlichen an der Spitze der Bundesregierung, im Gegensatz zu früheren Zeiten, dennoch keine persönlichen politischen Konsequenzen fürchten.
In diesem Punkt war früher tatsächlich manches besser. „Hans und Lieschen Müller“, die nicht demonstrieren gehen, sondern die Samstage in ihrem Garten verbringen, und die sich in ihren Berufen keine groben Schnitzer erlauben dürfen, begegnen diesem mangelnden Verantwortungsbewusstsein mancher Spitzenpolitiker mit zunehmenden Unverständnis. Gerhard Schröder zählte innerhalb der vergangenen 20 Jahre zu den wenigen Politikern, die für ihr politisches Handeln die persönlichen Konsequenzen gezogen haben. Diese Pandemie bringt nicht ausschließlich Nachteile mit sich. Das zuletzt etwas verwässerte politische Kabarett gewinnt ohne ein dauerkicherndes Studiopublikum wieder deutlich an Niveau. Auch die „Geisterspiele“ in der Fußball-Bundesliga sind weit weniger erschreckend als befürchtet. Die Hass-Spruchbänder der sogenannten „Ultras“ möchte eh keiner mehr sehen. Niemand kann derzeit vorhersagen, wie lange die Pandemie noch andauern wird. Der Corona-Shutdown hat bereits jetzt einen hohen wirtschaftlichen Schaden verursacht.
Viele Branchen, Selbständige und Arbeitnehmer sehen sich ohne eigenes Verschulden einer existenziellen Krise ausgesetzt. Sie dürfen in ihrer Not nicht alleine gelassen werden. Auf der anderen Seite gibt es Menschen bzw. Wirtschaftszweige, die von der Krise kaum tangiert sind bzw. finanziell sogar profitieren. Der Bund musste seit Ausbruch der Finanzkrise aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB rund 450 Milliarden Euro weniger an Zinsen ausgeben. Diese Zinsersparnis erfolgte zu einem wesentlichen Teil zu Lasten der Sparer. Auch der Staat könnte in dieser schweren Krise seine Solidarität unter Beweis stellen, indem er eine deutlich über der aktuellen Marktrendite verzinsliche längerfristige „Corona-Solidaritäts-Anleihe“ begeben würde. Die hohen Liquiditätsbestände von Sparern und vor allem institutionellen Anlegern suchen in diesen zinslosen Zeiten händeringend nach ein paar wenigen Prozent Zinsen bei gleichzeitig guter Bonität des Emittenten. Die Mittel müssten zweckgebunden für ökonomisch in Not geratene Opfer der Pandemie verwendet werden.
Der Vorteil gegenüber allgemeinen Steuererhöhungen zur Finanzierung der Corona-Folgekosten besteht darin, dass die Kaufkraft der breiten Bevölkerungsschicht nicht zusätzlich verringert würde und sich vor allem jene solidarisch zeigen könnten, die glücklicherweise wirtschaftlich von Corona weitgehend verschont geblieben sind. In fiskalisch wieder besseren Zeiten könnte der Bund die Anleihe zurückzahlen. In Krisenzeiten wie diesen hilft ein politisch kleinmütiger und auf Sicht fahrender Inkrementalismus nicht weiter. „Die Zeit läuft uns davon“ sang im Jahr 2002 Peter Heppner von „Wolfsheim“. Ein Jahr später stellte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einer großen Reform, der seither letzten einer Bundesregierung, die Weichen für einen langanhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung. – Alfred Kastner
Nun haben die Verschwörungstheorien – oder wie Anselm Neft in seinem Essay in Zeit-Online richtig schreibt der Verschwörungsglaube – die Titelseite der ZEIT erreicht. Sicher ist es richtig, dass die Medien sich mit dem befassen, was auch in der Öffentlichkeit diskutiert wird. In den Artikeln, die dazu geschrieben wurden und insbesondere im Dossier von Sebastian Kempkens gehören nicht alle dort aufgeführten Fälle in diese Kategorie. Es gibt ja durchaus berechtigte Anfragen an die von der Bundesregierung und den Ländern verhängten Einschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass diese Anfragen nicht artikuliert werden konnten oder können oder nicht artikuliert wurden und werden. Ganz im Gegenteil, man wurde eigentlich von Fernsehen und Presse immer auf dem Laufenden gehalten, auch in Bezug auf all die Unsicherheiten, die mit den Entscheidungen verbunden waren.
Es gab auch schon bald in der öffentlichen Debatte die kritischen Stellungnahmen. Allerdings erbrachten diese selten echte Alternativen. In der Tat wusste Anfang März in Deutschland kaum jemand, was da auf das Land zukommen könnte, und man konnte sich schon fragen, warum das Coronavirus nicht wie eine Grippe behandelt werden konnte. Aber in ihrer ersten Rede dazu hat Kanzlerin Merkel sehr deutlich gemacht, worin die Unterschiede bestanden. Diese Unterschiede bestehen noch heute, es hat sich eigentlich nicht sehr viel geändert. Die von der Bundesregierung und den Ländern veranlassten Maßnahmen führten dann dazu, dass es bisher in Deutschland verhältnismäßig glimpflich ablief. Dazu trug auch wesentlich bei, dass viele Menschen schon vor offiziellen Maßnahmen selbst sich vorsichtig verhielten, zu Hause blieben oder anderen Menschen nur mit Abstand begegneten.
Richtig ist sicherlich, dass man schon sehr bald die Maßnahmen regional und sozial hätte differenzieren können, so dass nicht alle Menschen in gleicher Weise betroffen waren und die wirtschaftlichen Schäden vielleicht geringer ausfallen konnten. Aber hinterher ist man immer schlauer! Es kann nun von einer Meinungsdiktatur überhaupt nicht die Rede sein. Alle dürfen alles hinausposaunen, was ihnen so einfällt. Es ist ja manchmal nicht zu fassen, was einem in den sozialen Medien entgegenschwappt. Das muss hier nicht wiederholt werden. Die Auseinandersetzung mit Realitäten ist dabei nicht gefragt. Wichtig wäre allerdings, dass man nicht alles nur durch die deutsche Brille betrachtet, sondern auch die internationale Situation zur Kenntnis nimmt. China kann man hier zunächst beiseite lassen, weil die dortige Regierung sich nicht als sehr verlässlich für die internationale Diskussion erwiesen hat.
Auch die veröffentlichten Zahlen sind nur sehr eingeschränkt vergleichbar, wie auch in der Presse immer wieder verdeutlicht wird. Trotzdem geben sie genügend Hinweise zum Vergleich. Italien, Spanien und auch Frankreich sind in gewisser Weise überrascht worden und hatten dann regionale Hotspots, in denen es sehr heftig zuging. Dadurch hat man ja in Deutschland erkennen können, worauf man sich vorbereiten musste. In Großbritannien hat man zunächst gemeint, man könnte das Virus laufen lassen, um so zu einer Immunität zu kommen. Man hat aber schnell – auch durch die Reaktionen aus der Bevölkerung – feststellen müssen, dass die zu erwartenden Todesfälle nicht akzeptabel wären und ist dann umgeschwenkt. In ähnlicher Weise hat die Regierung der USA agiert, dort noch mit einem Präsidenten, dem es nur um die eigene Person geht. Nun hat man in beiden Ländern beides: ständig steigende Zahlen von Infizierten und von Todesfällen und eine Wirtschaft am Abgrund.
Brasilien befindet sich mit Präsident Bolsonaro auf einem ähnlichen Weg, Russland ebenso. Auch dort wurde das Virus für unproblematisch erklärt, bis man von der Wirklichkeit eingeholt wurde. Es gibt nur wenige Länder, von denen man bisher kaum etwas zum Virus gehört hat. Dazu gehören Weißrussland, Nordkorea und Kasachstan, alles Länder, in deren Regierungen man wenig Vertrauen haben muss. Ansonsten geht man fast überall auf der Welt in eine ähnliche Richtung und versucht, die fatalen Wirkungen des Virus zu verlangsamen und zu reduzieren. Es gibt sicherlich Unterschiede in den Ländern und es gibt eben auch Unterschiede zwischen den Ländern. Es ist ganz offensichtlich und auch gut erklärbar, dass große Länder mit kleiner Bevölkerung weniger betroffen sind. Die Hotspots sind große urbane Zentren oder Orte mit lokalen Besonderheiten (Karneval, Starkbierfeste u.ä.).
Diese Dinge sind einem einigermaßen aufmerksamen Zeitungsleser ohne Probleme zu erkennen gewesen. Ich bin deshalb der Meinung, dass man denjenigen in Deutschland, die nun von Meinungsdiktatur reden und Verschwörungsglauben verbreiten, kein großes Forum bieten sollte. Die in den Demonstrationen in Stuttgart, Berlin oder München vorgebrachten Postionen kann ich in keiner Weise teilen und auch nicht verstehen. Für mich nachvollziehbar ist, dass diejenigen, die schwerwiegende wirtschaftliche Nachteile erleiden müssen, auf Änderungen drängen. Die politisch Verantwortlichen müssen dazu in konstruktiv kritische Debatten gebracht werden. Wir sollten aber nicht noch einmal wie 2015 aus Angst vor irrationalen Reaktionen das Verhalten einer kleinen aber lauten Minderheit, die sich auf dem Irrweg befindet, vorwegnehmen. – Eckehard Fricke
Nur mal vorweg, ich bin kein Freund von Verschwörungstheorien! Was mir aber in dieser ganzen Corona Diskussion auffällt ist, wie schnell kritische Meinungen sofort in die Ecke ‚Verschwörungstheorie‘ gestellt werden. Ich kann nicht feststellen das, selbst die Experten, wir wirklichklich genau wissen mit was wir es da zu tun haben, noch weniger die Regierung. Da erscheint es mir für eine Demokratie, die ja vom Widerstreit der Meinungen lebt, doch ziemlich befremdlich wenn kritische Meinungen sofort so kategorisiert werden. Noch befremdlicher ist es wenn die freie Presse, also eine Regulativ der Demokratie, sich bedingungslos der Regierungsdoktrin(?) unterordnet. Auch die Tatsache das sich einige Vertreter der Faschisten den Unmut eines Teils der Bevölkerung zunutze machen wollen, diskreditiert nicht diejenigen die Kritik anmelden. Also bitte wieder die freie Meinungsäußerung als hohes Gut in den Vordergrund stellen. Bedingungsloser Gehorsam hat schon mal fatale Konsequenzen gehabt! – Lutz Toennis
Wie hat es mich gefreut, daß Prof. Dr. Sucharit Bhakti, der in der Coronakrise gezielt totgeschwiegen wurde – endlich – eine Stimme bekommt und das in der ZEIT. Prompt stellte sich Ernüchterung ein. So wird er als Teil einer eigenartigen Mixtur bestehend aus einem bekannten Koch und einem Therapeuten-Paar sogar in die Nähe von Verschwörungstheorien gerückt. Prof. Bhakdi ist Buddhist und liest niemandem die Leviten, wie es Ihr Journalist formuliert – das ist nicht sein Stil. Seine sehr berechtigten Fragen an Frau Merkel sind bis heute unbeantwortet geblieben. Wer seine Videos gesehen hat und auch nur über ein Quäntchen Menschenkenntnis verfügt, spürt, daß man bei der Wahrheitssuche zu Corona an diesem nicht nur kultivierten Menschen, sondern gleichzeitig überaus kompetenten Fachmann nicht vorbeikommt. Man fragt sich, zu wem der Titel „Das große Komplott“ wohl besser paßt. Antworten dazu werden wir bestimmt im erwähnten Buch zu Corona, das Prof. Bhakti jetzt plant, finden. Noch einen Fakt bzw. Frage zum Schluß: In der Grippewelle 2017/18 mit 25.000! Toten in Deutschland gab es keinen Lockdown, nirgendwo. Warum eigentlich nicht? – Fritz Junghans
Auf S. 13 schreiben Sie, am 23. März habe H. Hildmann ein Video gesehen, in dem auf den Straßen „des Landes“, dabei kann es sich ja wohl ausschließlich um Deutschland handeln, die Bürger über Lautsprecher u. a. die Aufforderung hörten „Tragen Sie Masken!“ Wo in Deutschland war diese Aufforderung am 23. März zu hören? In Verbindung mit „Halten Sie Abstand!“ kann das auch kaum eine alte Aufforderung gewesen sein. – Manfred Bauer
Ich bin seit zwanzig Jahren Abonnent ihrer Zeitung, die ich jede Woche mit Spannung und Interesse lese. Der Artikel ihrer letzten Ausgabe „Das große Komplott“ irritierte mich sehr und ich kann ihn für mich so nicht stehen lassen. In vielen Medien geht es nun um einen sinnlosen Stellungskrieg um freie Meinungen von Wissenschaftlern und Bürgern. Dialektik der öffentlichen Debatte wird vergiftet durch eindeutige Positionierung von Medien. Frau Dönhoff sagte einmal: Die meisten von uns halten zwei Dinge für selbstverständlich: dass jeden Morgen auf dem Frühstückstisch eine Zeitung liegt und zweitens, dass es sich um ein unabhängiges Blatt handelt.“ Und das wünsche ich mir als mündiger Leser auch in schwierigen, wirtschaftlichen Zeiten von der „Zeit“. – Lieselotte Stiegler
Sie schreiben einen Artikel über Verschwörungstheorien und als eins der drei Beispiele für Verschwörungstheoretiker bringen sie Professor Sucharit Bhakdi. Ausgerechnet der Mann, der sich in jedem Video und bei jedem Interview weigerte Vermutungen anzustellen, dass irgendjemand hinter dem Ganzen steckt. Er glaubte Fehler zu sehen und wollte unbedingt darauf aufmerksam machen. Das einzige was Sie ihn wirklich vorwerfen ist, dass er „in der verschwörungstheoretischen Szene gefeiert wird“. Wie Andreas Voßkuhle in der gleichen Ausgabe trefflich anmerkte „gegen Applaus von falscher Seite ist man nie gefeit“. – Janet Cunningham-Kricke
Die Angst vor und der Wunsch nach einem starken StaatWas verunsichert Menschen so, dass sie Zuflucht in einer einfachen „anderen Wirklichkeit“ suchen: Es sind aus meiner Sicht die aktuell hohen Zustimmungswerte der Bevölkerung für die Regierung. Handelt es sich hier um Autoritätsgläubigkeit einer dummen, leicht verführbaren Masse? Nein. In der Coronakrise geschieht etwas ziemlich Seltenes: Eine demokratische Regierung zeigt – trotz einiger gravierender Fehler – Besonnenheit, Stärke und Handlungsfähigkeit, und eine durchaus kritische Bevölkerung würdigt das. Dieses außergewöhnliche Phänomen kann auf manche Zeitgenossen irritierend wirken. Es geht hier um die Angst vor und den Wunsch nach einem starken Staat, einen Widerspruch, der in unserer Demokratie und vielleicht auch in jedem einzelnen Bürger zu finden ist. – Klaus Botzenhardt
Danke für den Artikel „Das grosse Komplott, Verschwörungstheorien“. Wenn man selbst auch Zweifel hat, wie unsere Gesellschaft auf die Pandemie reagiert, muss man aufpassen, dass man nicht den falschen Leuten glaubt. Meine Sorgen sind, warum zählt in unserer Gesellschaft Menschlichkeit so wenig, warum geben wir so leicht demokratische Rechte auf? Ich habe viel Erfahrung mit narzisstischen Menschen. Es passt so sehr zu ihnen, Unsinn zu verkünden und andere Menschen glauben ihnen auch noch! Es passt sehr zu ihnen, die Menschen gegegeneinander zu hetzen. Ich glaube, es gibt nur einen Weg, die Pandemie, zu beherrschen: die Umwelt zu zerstören, anderes Leben auszurotten. Es gibt allerdings einen Nebeneffekt: wir rotten uns auch aus! Pandemien gibt es dann sicher nicht mehr……… – Eva Klein
Mit Erstaunen habe ich gelesen, wen Herr Kempkens alles in die Schublade der sogenannten Verschwörungstheoretiker sortiert: u.a. Menschen wie Herrn Bhakdi, der es mitdenkend wagt, die seit Wochen allgemein vorherrschende und alles dominierende Meinung zu befragen – damit macht er nichts anderes als von seinem Recht auf Meinungsfreiheit in einer freiheitlichen Demokratie Gebrauch! Ich war sehr erleichtert, dass es in diesen (Corona-)Wochen der überwiegend gleichgeschaltet wirkenden ziemlich unkritischen Medienberichterstattung auch möglich sein kann, anders zu denken. Danke, Herr Bhakdi! Befremdet hat mich auch die Titelseite zum Artikel, auf der die angeblichen „Verschwörungstheoretiker*innen“ zu einem „Komplott“ verbunden werden. Das ist doch wirklich Bildzeitungsniveau – hat die ZEIT das nötig? – Waltraud Huizing
Ich habe noch nie einen Leserbrief an die Zeit geschrieben , aber jetzt muß es sein ! Es gab in der Zeit vom letzten Donnerstag eine Schlagzeile , “ Ein Land stürzt ab “ , ganz anderes Thema , aber sofort kam mir der Gedanke , das Niveau in der Zeit ist mit Ihrem Artikel “ Das große Komplott “ leider auch totol abgestürzt ! Einen Professor , der sein ganzes Berufsleben zum Thema Viren gearbeitet hat mit einem wildgewordenen Koch und einem Beraterpaar in Sachen Hypnose und Tai Chi in einem Atemzug zu nennen , wenn ernsthaft über das Thema Corona gesprochen werden soll , ist in meinem Augen das Niveau der Bildzeitung , at its best ! Zum Glück war in dieser Ausgabe der Zeit auch der Artikel von Frau Maja Göpel und Frau Petra Pinzler zu lesen , das hat mich wieder etwas aufgerichtet . – Christine Burmeister
Die Gedanken sind „frei“???? Auf YouTube habe ich das Interview mit Sucharit Bhakdi, Professor für Mikrobiologie em., gehört und fand seine Fragen und Antworten sehr interessant. Dass er nun in der ZEIT unter dem Titel „Das große Komplott“erscheint und in die Ecke von Verschwörungstheoretikern gestellt wird, empfinde ich höchst unangemessen und nicht dem gegenseitigen Respekt dienend. M.E. war sein innerer Impuls, aufgrund seines Wissenschaftsgebiets Fragen zu stellen, zum Nachdenken anzuregen und nicht, allgemeingültige Antworten verbreiten zu wollen. Sind Gedanken nicht mehr frei??? Haben Journalisten das Recht (und das bei einer Zeitung wie der ZEIT) Wissenschaftler abzuwerten und in Schubladen zu stecken??? Mit meiner Wahrnehmung finde ich diese Entwicklung besorgniserregend. – Dagmar Textor-Müller
Ich war entsetzt als ich das Dossier in der aktuellen Ausgabe der ZEIT gesehen und gelesen habe. Daher dieser Brief mit der Bitte um eine Richtigstellung und Entschuldigung für dieses Dokument v.a. bei Herrn Professor Sucharit Bhakdi. Warum diffamieren Sie Herrn Bhakdi und stellen ihn in eine Ecke mit „Verschwörungstheoretikern“? Es gibt neben ihm auch viele andere verdiente Wissenschaftler, die ähnlich argumentieren und dies inzwischen auch mit Zahlen belegen können (Letalität z.B. in der Studie von Herrn Streeck bei 0,36% oder in der Studie von Herrn Ioannidis bei 0,1 – 0,2%). Demnächst gibt es vielleicht auch Zahlen aus der Münchner Studie.Ich hoffe doch sehr auf eine Entschuldigung Ihrerseits oder – wenn Sie Herr Kempkens das nicht möchten – dann wenigstens von der Redaktion der ZEIT bei Herrn Bhakdi für diesen unsäglichen Ausrutscher.
Eigentlich wollte ich mein ZEIT-Abo nach diesem diffamierenden und rufschädigenden Artikel kündigen, aber meine Frau hat mich noch einmal davon abgehalten. Die einseitige Panikmache wegen Covid-19 und die Unverhältnismäßigkeit in der Berichterstattung der ZEIT dazu haben mich schon vorher an meinem Abo zweifeln lassen. Andererseits habe ich die ZEIT seit meiner Studienzeit als weltoffenes und liberales Blatt sehr zu schätzen gelernt. Ich hoffe, dass Sie sich in Zukunft wieder auf journalistische Tugenden besinnen und zu kritischeren und faktenbasierteren Artikeln zurückkehren mögen. – Rainer Schlötterer
Ich hatte mir ganz ehrlich etwas anderes erhofft von einer Zeitung wie die „Die Zeit“ mit einem gewissen Anspruch. Leider wurde ich enttäuscht, denn Sie machen kaum etwas anderes wie der Mainstream. Sie werfen einen anerkannten Professor und Experten wie Sucharit Bhakdi, der zwar emiritiert, aber nicht verkalkt ist, in einen Topf mit einem Fernsehkoch und einem Therapeuten-Ehepaar – das alleine ist schon enttäuschend. Noch enttäuschender ist aber derAufbau ihres 10-Spalten-Artikels. Um ihre These zu stützen, baut er zwangsläufig auf Herrn Hildmann auf, der offensichtlich in einer persönlichen Krise ist und mit der Aussage: „Ich habe verstanden, was für dunkle Mächte unser Land zerstören wollen“ seine Qualifikation abliefert. Bis Sie überhaupt mal beginnen, sich mit Prof. Bkahdi zu beschäftigen, haben Sie bereits fast 5 ganze Spalten ihrem Bestseller-Autor gewidmet. Eine Spalte reicht dann, um den seit 2012 im Ruhestand befindlichen Mikrobiologen als senilen Spinner abzustempeln und als Begründung zitieren Sie andere Medien wie die Süddeutsche oder Faktenchecker der öffentlich-rechtlichen Medien!
Hätten Sie sich mal die Mühe gemacht z.B. den Faktenchecker des ZDF, Herrn Nils Metzger zu hinterfragen – der in seinem ersten Leben als Kriegsberichterstatter auch für Zeit online geschrieben hat und damit offensichtlich über ausreichend Qualifikationen verfügt,einen mehrfach ausgezeichneten Mikrobiologen „abzuqualifizieren“ – dann würde ich ihre Ausführungen vielleicht ernst nehmen. Dann würzen Sie ihre Verschwörungstheoriensuppe noch schnell mit einer Prise Xavier Naidoo, Ken Jebsen und leiten weiter zu dem Therapeuten-Ehepaar – dann wird es aber wieder höchste Zeit zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukommen, damit der geneigte Leser nun endlich weiß, was das alles für verwirrte Menschen sind. Sorry, aber wie eingangs bereits erwähnt – sehr enttäuschend. – Rainer Leymann
Ich mache mir große Sorgen um unsere Menschenrechte als freie und selbstbestimmte Bürger einer freien Republik! Was unterscheidet uns gerade von Putins Russland, von Erdogans Türkei oder Orbans Ungarn. Die Bundesregierung hat es mit demokratischen Mitteln geschafft, die Medien gleichzuschalten, anderslautende Meinungsäußerungen als Verschwörungstheorien zu titulieren, freie besorgte Bürger in rechte oder linke Lager zu stecken. In den Medien wird mit keiner Silbe erwähnt, dass auch ganz normale Bürger bei den Demonstrationen sind, Bürger, die sich Sorgen machen. Es wird nur berichtet von Unteranderung. Was mir noch viel größere Sorgen macht ist die Stimmung der Angst, die mit ständig gleichlautenden Nachrichten weiter und weiter geschürt wird, Menschen, die andere denunzieren und an den Pranger stellen, wenn sie sich nicht pandemiekonform verhalten. Zu mindest von der Zeit hätte ich erwartet, dass auch kritische Stimmen früher dargestellt werden! – Reiner von Kamen
Ich war jahrelang – immer mal wieder mit Unterbrechungen – begeisterte ZEIT – Leserin….. bis zu dem Zeitpunkt der Corona-Krise! Mit jeder Ausgabe stieg meine Verwunderung über Ihre Berichterstattung, die mit der gestrigen (14.05) ihren Höhepunkt erreichte. Kritische Stimmen, abseits des Mainstreams, werden sofort als Verschwörungstheorien abgetan, kompetente, professionelle Fachleute, die nicht mit dem RKI und Herrn Drosten übereinstimmen, verunglimpft. Der einzige Transparenzbericht dient Ihrer sehr fragwürdigen Rechtfertigung, was den Zuschuss der Bill Gates Stiftung angeht! Ich bin zutiefst enttäuscht und fassungslos!! Hiermit weise ich Sie ausdrücklich darauf hin, es in Zukunft zu unterlassen, mich telefonisch oder per E-Mail für ein Abo zu bewerben. Sie werden Ihrer besonderen Verantwortung (siehe Artikel 5 unseres Grundgesetzes) für den Erhalt unserer Demokratie in keinster Weise gerecht! PS Zu meiner Person: ich bin 68 Jahre alt, habe drei erwachsene Kinder, unterrichte noch ein paar Stunden an einer Mittelschule und bewege mich fernab jeglicher Verschwörungstheorien. – Inge Braconnier
Ein breiteres Meinungsspektrum abbilden, dies ist meine Bitte an „Die Zeit“. Wenn Die Zeit renommierte Wissenschaftler wie Prof. Bhakdi in die Spinnerecke stellt, hat sich Die Zeit entwertet und selbst bloßgestellt. Zur Verschwörungstheorie braucht es eine Verschwörungstheorie und nicht wie bei Prof. Bhakdi benannte Fakten gegen die Angst. Im Gegentei, er nahm sogar Bill Gates in Schutz und unterstellt seiner Stiftung gute Absichten. Unterscheiden zu können zwischen unterschiedlicher Virengefährlichkeit im Zusammenhang – mit der Luftverschmutzung – mit dem Ausbau des Gesundheitswesens – mit den Elendsquartieren der Bronx oder in Prato bei zehntausenden chinesischen Textilarbeitern sind notwendigen Hinweise, damit Missstände verbessert und unangebrachte Ängste vermieden werden.
Wegen lauter Angst vor dem einen Covid-Baum den Wald an Lebensrisiken nicht mehr wahrzunehmen, ist ein Verschulden unserer Staatsmedien und leider auch Der Zeit. Bin gespannt, wann die jährlich etwa 23 000 Toten durch Kohlekraftwerke in der EU (DW, 05.07.2016), die ca. 15 000 Toten der multiresistenten Klinikkeime in Deutschland (RKI, Eurosurveillance, 14.11.2019) etc. etc. durch unsere Regierungen in Verbindung mit Medien wie Die Zeit gerettet werden. Unsere Gesellschaft braucht weniger Angst und Gedankenverengung sondern mehr Mut und Aufbruchstimmung.
Nachtrag: Genau Ihr journalistische Verhalten, sich mit abweichenden Meinungen nicht auseinanderzusetzen, nur Mainstream gelten zu lassen, ist der Grund, warum immer mehr Personen auch außerhalb der ZEIT u.a. renommierten Zeitungen Informationen suchen und Publizisten mit Minderheitenmeinungen in nachrangige Medien ausweichen müssen. Inzwischen sind Prof. Bhakdis Anfangsthesen – das der von ihm durchaus ernstgenommene Virus nur i.V.m. Zusatzrisiken (Luftverschmutzung, schlechtes Gesundheitssystem etc.) gefährlicher als schwere Influenza ist (eine gefährliche Krankheit aber bisher ohne Lockdownreaktionen!) – in Deutschland die Covid19-Letalität in Höhe der Influenza-Letalität liegt (1/5 der vom RKI anfangs genannte Letalität!) – zu unterscheiden ist zwischen Tote mit und Tote durch Covid19 allgemein anerkannt.
Bin gespannt, ob seine weiteren Thesen wie – es wird keine schwere weitere Covid19 Infektionswelle in D geben oder – Impfungen machen bei Corona-Viren (u. a. weil sie häufig mutieren) wenig Sinn zutreffen werden. Ein Erratum in “Die Zeit“ wäre daher sicherlich angebracht und eine Entschuldigung bei Prof. Bhakdi, ihn öffentlich in die Spinner-Ecke gestellt zu haben. Damit es klar ist: Ich teile die vorsichtige Haltung der Regierung, aber sobald breiteres Wissen verfügbar ist, müssen Ängste, bei zu vielen sogar Panik, mimiert und nicht durch die Medien weiter angeheizt werden. Treiben Sie und Ihre Kollegen nicht noch mehr Mitbürger zu Sekundärmedien, publizieren Sie bitte ein breiteres Meinungsspektrum, wie “Die Zeit“ selbst sinngemäß häufig schrieb “…von der Diskussion lebt die Demokratie“. – Johannes Reintjes
Ich möchte hiermit zum nächsten möglichen Termin mein Abo der Zeit kündigen. Ausschlaggebend ist ihr letzter Artikel, der auch das Motto der Titelseite war: Die Stunde der Verschwörungstheorien. Ich kannte die Zeit von früher, als noch kritische Hintergrundartikel gut recherchiert gebracht wurden. Aktuell finde ich davon nichts, die offizielle Regierungspolitik wird nachgebetet, die Inkonsistenzen nicht herausgearbeitet, sondern voller Verständnis mit Hinweis auf die wechselnde Lage oder Sichtweise heruntergespielt. Als ob nicht jeder Politiker seine ureigenste Zukunft bei Entscheidungen im Auge hat. Wer wird da schon wiedergewählt, wenn die Medien ihn für Tote verantwortlich machen. Schon ein blöder Spruch wie von Boris Palmer sorgt ja schon für unglaubliche Aufregung. Die Autoren stellen auch keine Fragen, dass sollten gefälligst die Verschwörungstheoretiker tun, sondern sie wissen einfach alles, verunglimpfen alle, die ihnen nicht passen, nicht anders wie die öffentlich-rechtlichen Medien.
Insbesondere Prof. Bhakdi, der 2016 ein gut lesbares Buch veröffentlicht hat, in dem bereits der Medienhype und die Hysterie bei MERS, Ebola,EHEC, BSE, SARS etc. kritisch abgehandelt werden, wird in einer Form abqualifiziert (offenbar als Rentner noch potent, aber irgendwie senil), die völlig unwürdig ist. Es geht nicht um die Luftverschmutzung von Italien, sondern eben um Fragen. Warum wird nicht gefragt. Die Autoren wissen ja schon alles, ohne irgendetwas untersucht zu haben, natürlich weil wir Deutschen so wenig Tote haben, haben wir alles richtig gemacht. Schnelle, nachgebetete Gründe sollen alles erklären, obwohl wir doch eigentlich nichts wissen. Natürlich ist Trump, Bolsonaro und Johnson indiskutabel, kein Wunder, dass es soviel Tote da gibt. Auch Schweden. die auch Maßnahmen ergriffen haben, aber ein gewisses Alternativszenario erprobt haben, nehmen einfach mehr Tote in Kauf. Italien, Spanien und Frankreich mit ihren drastischeren Maßnahmen haben soviel Tote, weil ??? Der ewige Vergleich mit der Pest ist unerträglich, ich möchte dieses Land mal sehen, wenn 1/3 der Bevölkerung stirbt, da ist zu vermuten, dass es anders zugeht.
Da gingen die Leute nicht mehr arbeiten, weil sie sich die Habseligkeiten des Nachbarn geholt haben. Es gibt aber viele offene Fragen, die zu klären wären: Warum hat die WHO die Pandemie Definition ausgedehnt? Kann man überhaupt feststellen, ob ein Erreger gefährlich ist? Ist ein gesamtgesellschaftlicher Shutdown notwendig, wenn 1, 10, 100 oder erst wenn 1000 sterben? Ist die Drucksache 2012, das Pandemieszenario vom RKI, mit den 3 Wellen und Millionen Toten, noch immer die hypothetische Blaupause des Regierungshandelns? Das Pandemieszenario der John Hopkins Universität vom Oktober 2019 mit führenden Wirtschaftsbossen und Politikern wäre auch interessant. Auch da wurde von Millionen Toten ausgegangen, aber auch gefragt, wie trotzdem die Wirtschaft überleben kann.
Der Artikel „Hammer und Tanz“, der den Lockdown empfohlen hat, hatte doch eindeutig gemeint, dass die Zeit des Aufschubs genutzt werden sollte, um Programme oder Szenarien zu erstellen, wie danach fortgefahren werden kann. Warum durfte bei uns während der Zeit darüber nicht diskutiert werden? Warum war die anfängliche Diskussion „flatten the curve“ plötzlich kein Thema mehr? Und so könnte man immer weiter machen, statt auf andere zu zeigen, die zu verunglimpfen oder ihnen Schuld zuschieben, schließlich ist jeder ohne Maske schon fast ein Mörder, wäre es für mich interessanter die psychologische Motivation ihrer Autoren kennen zu lernen. Ich bin maßlos enttäuscht – Dr. Jürgen Reiss
Vielleicht sollten wir einmal in Erwägung ziehen, dass die „Verschwörungstheorien“ keine Theorien mehr sind sondern Realität. Womöglich ist der neoliberale Kapitalismus genau das Phantom, das, während wir es suchen, längst die Parteien und uns selbst fest im Griff hat. Es wäre die neue Feudalherrschaft der Superreichen, deren Vermögen und Weltkonzerne ökonomisch und politisch die reale Macht sind. Politische Parteien wären dann eine Art Bereitschaftspolizei, um die Bürotürme der Konzerne vor dem Zugriff der Menschen zu schützen. Aber immerhin ist denkbar, dass ich den Parteien und Ministern Unrecht tue. Also sorry, wenn ich euren immer wiederkehrenden Kniefall mit Stirnaufschlag vor dem großen Geld missverstanden haben sollte. – Klaus Landahl
Ich bin bestürzt darüber, dass selbst Journalisten der „Zeit“ nicht besonnen und faktenbasiert bleiben in einer von allgemeiner Angst und (latenter) Aggression geschwängerten Atmosphäre, in der längst totgeglaubte Tendenzen zu Diffamierung und Denunziation wieder allzu üblich geworden sind. Prof. Bhakdi wird in die Liste von Verschwörungstheoretiker eingereiht und damit verunglimpft, obwohl er sich in seinen Interviews ausdrücklich von allen Spekulationen distanziert. Man wirft ihm darüber hinaus „Desinformation“ vor. Als Beleg dafür halten die Autoren seine Auffassung für wissenschaftlich widerlegt, dass bei den bekanntlich hohen Todesfallzahlen durch Covid-19 in Nord-Italien Luftverschmutzung eine Rolle spielt. Unter Missachtung gravierender regionaler Unterschiede weisen sie darauf hin, dass laut OECD in Italien als Ganzemkeine höhere Luftverschmutzung herrscht als in Deutschland.
Satelliten-Bilder identifizieren jedoch die Po-Ebene als größte NO2-Dreckschleuder Europas – im Internet unter ‚Bilder‘: „Sentinel-5P“ und „Luftverschmutzung“. Darüber hinaus zeigt eine sehr erhellende wissenschaftliche Studie vom April 2020, dass in Europa die intensivsten Hotspots für Smog in Norditalien und der Region Madrid liegen – im Internet:„Sciencedirect“ und „NO2“. Demnach ereigneten sich von den 4443 untersuchten Covid-19-bedingten Todesfällen 83 % (!) in stark NO2-belasteten Regionen (über 100 μmol/m²) und lediglich 1,5 % in NO2-armen Regionen unter (50 μmol/m²). Unter Berücksichtigung der genannten wissenschaftlichen Erkenntnisse erscheint Covid-19 wie der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Und Regierungen sollten wesentlich mehr Mittel bereitstellen für Umweltmaßnahmen wie Luftreinhaltung als für Impfstoff-Entwicklung. – Dr. med. Hartmut Gehrung
Mit Interesse habe ich Ihre diversen Artikel in der letzten Ausgabe rund um Demonstrationen, Virolgen und Verschwörungstheroien in Bezug auf Corna gelesen. Ich fand es sehr gut, daß sie das Thema aufgegriffen haben. Gewünscht hätte ich mir, daß Sie nicht nur über Professor Bhakti schreiben, sondern ein Interview mit ihm führen. Auch z.B. Herr Professor Püschel aus Hamburg wäre eine gute Wahl. Die Diversität der Meinungen verschiedener Ärzte und Virologen zum Thema Corona in der Zeit abgebildet zu haben, würde gegen Verschwörungsthorien helfen. Auch ein Interview mit Herrn Kohn, Mitglied der SPD, suspendierter Personalrat im Bundesinneministerium fände ich sehr interessant in Bezug auf seine Einschätzung der Lage. Ich finde daß die Coronamaßnahmen in Kontext mit möglichem Konkurs kleiner Firmen, drohender Vereinsamung, Entwicklungsraum für Kinder stehen müssen. Die Intensivbettenkapazität für schwere Coronafälle sind ja vorhanden. – Janani P. Herbst
Die Corona-Krise hat eine kleine Verschiebung mentaler Zugehörigkeiten von gesellschaftlichem zu gemeinschaftlichem Bewusstsein bewirkt. Das ist – allgemein gesagt – ein positiver Effekt, denn Gemeinschaften kann man nicht verordnen, sie entstehen durch Einsichten und den Willen zu daraus abgeleiteten Konsequenzen, also zu allen gesellschaftlichen Gruppen offen stehendem Engagement. Aber diese Entwicklung passt nicht jedem in den Kram, denn die individuelle Aufmerksamkeit, die natürlich nach wie vor jedem zusteht, verliert durch Gemeinschaftsgefühle ihren hochgejubelt krönenden Stellenwert. Individuelle Aufmerkamkeit beruht im gesamtgesellschaftlichen Kontext auf der Unterscheidung von anderen, wird sie überbewertet, entstehen sich gegenseitig abgrenzende Exklusivitäten, also das Gegenteil von Gemeinschaftlichkeiten.
Wenn sich Verschwörungstheoretiker über diese Zusammenhänge hinwegsetzen, sollte man sie fragen: Wenn nur jede millionenste Begegnung von Menschen in der Öffentlichkeit zu einer Übertragung des Coronavirus führt, möchten Sie dann dieser Einemillionenste sein? Und natürlich kann man auch diese Frage mit einer reduktionistischen Gedankenjonglage abtun, indem man behauptet, dass dieses Virus überhaupt nicht existiert oder ungefährlich ist. Das ist dann eine argumentationsfreie Selbstbestätigung. Stichwort Echokammer, auch wenn die noch so winzig ist. – Christoph Müller-Luckwald
Schon das Wort Verschwörung reicht inzwischen aus, alle Kritiker in Sachen Corona über einen Kamm zu scheren und mundtot zu machen. Politiker von Bundespräsident bis hin zu mutigen Bürgermeistern rufen in regelmäßigen Abständen dazu auf, nicht im Mainstream zu erstarren, sondern um der Demokratie Willen den Diskurs zu suchen. Aber wehe, man macht das! Was, bitteschön, werfen Sie Prof. Bhakdi in Ihrem Verschwörungsartikel eigentlich vor? Dass er gutbürgerlich lebt? Dass er viele Kinder hat? Dass sein erstes Video in Sachen Corona technisch nicht gut war? Dass er „teils valide Zahlen und Argumente“ vermische mit „Spekulation und Desinfomation“? Die Faktenchecks der öffentlich-rechtlichen Sender seien „allesamt nicht besonders gut für Bhaddi ausgefallen“, heißt es weiter. Geht es ein bisschen genauer? Es wird nur ein Beispiel angeführt: Zahlen der OECD zu Luftverschmutzung, das scheint doch recht dürftig. Was hingegen soll ich davon halten, dass das Robert-Koch-Institut kurzerhand eine zweite Reproduktionszahl kreiert, wie kürzlich geschehen, außer der „normalen“ gibt es jetzt auch eine „geglättete“, die eine sehr viel niederiger als die andere. Ist das keine Spekulation, keine Desinformation? Verschwörung? Damit stellen Sie Prof. Bhakdi kurzerhand in eine Reihe mit Leuten wie Hildmann und Jebsen u.a. Nein, Diskurs wird nicht zugelassen, ist nicht erwünscht, wird im Keim erstickt: alles Verschwörungtheorien. So einfach ist das. – Hedwig Brengmann-Domogalla
Mit diesem Dossier enttäuscht mich die ZEIT massiv. Bevor in der Tagespresse die ersten kritischen Töne zur Handhabung der Corona-Krise auftauchen durften, wurden sie in der ZEIT schon lesbar und ich dachte damals: „Endlich traut sich mal jemand“. Jetzt werden sämtliche Meinungen, die von der vorgegebenen, ja, scheinbar vorgeschriebenen Linie Merkel-Drosten abweichen, als Verschwörungstheorien in einen Topf geworfen. Das ist unverantwortlich. Auch wenn man Sucharit Bhagdi nicht in allen Teilen zustimmen mag: Er hat es, ja, gewagt, auch die Nebenwirkungen dieser dem ganzen Land verordneten Therapie zu benennen. Die andersartigen „Viren“ der Angst- und Panikmache zu benennen, ebenso darauf hinzuweisen, dass wir als noch lebende und noch nicht komplett zu Zombies gewordenen Wesen ständig von irgendwelchen Viren besiedelt sind, die umso weniger pathogen wirken, je stärker das Immunsystem des Einzelnen ist. Unsere Immunsysteme und besonders die der Kinder, für die das besonders wichtig ist, wurden rücksichtslos heruntergefahren. Wenn jetzt Kinder schwer erkranken, was schon wieder als Beweis für die Gefährlichkeit von Covid 19 angeführt wird, könnte es auch sein, dass sich bereits eine Immunschwäche ausgebildet hat, zusammen mit kindlicher Depression über verordnete Einsamkeit. Alte Menschen in den Heimen sterben höchstens mit Covid 19, vor allem aber an ihrer Verzweiflung, Einsamkeit und Sinnlosigkeit. Und wem bei all der vorhandenen Gängelung und der ständigen Gefahr, denunziert zu werden, wenn der Abstand mal nur 1.40 Meter beträgt, um unsere demokratischen und bürgerlichen Rechte bange ist, soll ebenfalls ein Verschwörungstheoretiker sein? Ruhe in Frieden, Demokratie! – Dr. Susanne Wetzel
In ihrer letzten Ausgabe haben Sie unter dem Stichpunkt „Verschwörungstheorien“ über einige Menschen mit wirren Ansichten berichtet, dabei aber auch Herrn Prof. Bhakdi interviewt. Aus meiner Sicht tun sie Herrn Bhakdi bitter unrecht, wenn sie ihn in die Verschwörungsecke stellen. Bhakdi ist ein hervorragender Mikrobiologe mit ausgezeichnetem Ruf, und seine Beiträge sind sachlich fundiert. Vielleicht hat er den Coronavirus anfangs etwas unterschätzt, so wie viele Epidemiologen ihn offensichtlich (mit bekannten Konsequenzen) weit überschätzt haben, aber ihn in dieser Art lächerlich zu machen ist nicht gerechtfertigt und schlechter Journalismus. – Univ.-Prof. Dr. Jochen Klein
Besonders der Satz „Selbst ganz normale Menschen geraten in ihren Sog“, hat mich bei dem Verschwörungethema dazu bewogen, etwas hierzu zu schreiben. Durch Zufall habe ich am 29.4.2020 ein Interview beim Privat Sender Servus TV mit dem Prof. Sucharit Bhakdi in der Sendung Talk Spezial, Titel “ Corona -Wahn ohne Ende?“ gesehen. Mein erster Eindruck war positiv. Im Gegensatz zu unseren Öffentlich Rechtlichen, die, pardon, meistens den Mainstream vertreten, ist der Privatsender Servus TV offener. Bhakdi gehört für mich nach diesem Interview definitv nicht in eine Verschwörungsschublade. Die „Komplott“ – Autoren beschreiben ihn recht geschickt als einen schon lange im Ruhestand lebenden „Opa“, der auf seine Kinder zu Hause aufpasst. „Man kann sich gut vorstellen, das er ein verständnisvoller aber strenger Professor im Institut für Mikrobiologie und Hygiene in Mainz war.“ heißt es. Der „Grundstein“ zu einer diskreditierenden Personenbeschreibung ist hiermit gelegt. War und ist er anerkannt und gab es Auszeichnungen? Das passt nicht ins Bild.
Seinem ursprünglichen Anliegen, die Verhältnismäßigkeit zwischen staatlichen Zwangsmaßnahmen und die Gefahr durch das Corona Virus wird nicht einmal ansatzweise kommuniziert. Zitiert wird beispielsweise die Süddeutsche Zeitung mit ihrem Artikel „Corona Falschmeldungen erreichen Millionen“. Und da sind da noch die Fakten Checks der etablierten Presse, wo Bhakdi nicht gut abschneidet. Die Zahlen der Luftverschmutzung in Nord – Italien sind übrigens gemäß OECD nicht normal wie beschrieben, sondern nachweislich hoch.(Mein Faktencheck) Bhakdi hat im TV Interview für die Länder Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien unzureichende Krankenhaus Kapazitäten und mangelnde Hygienestandards beschrieben. Der offene Brief vom 15.April 20 von Thomas Brunner an die SZ, wo Bhakdi und 18 nahmhafte Wissenschaftler und Ärzte die Einschätzungen und Zahlen des RKI und dem Berater der Bundesregierung Prof. Dorsten kritisch gegenüberstehen, finde ich auch erwähnenswert. „Kritischer Geister hatten und haben es in diesem Land immer schwer. Schnell ist man Rassist, Klimaleugner oder aktuell, Verschwörer. – Dipl. – Ing. Walter Schroiff
Leider ist dieser sonst interessant geschriebene Artikel ein Beispiel für „schlechten Journalismus“ und damit der ZEIT nicht würdig. Wieso? Weil hier genau wieder das getan wird, was seit Wochen Kritiker den Medien vorwerfen: Dass sie sich nicht objektiv inhaltlich mit Kritik auseinandersetzen, sondern bei Vorverurteilungen stehenbleiben und Menschen mehr oder weniger direkt zur Verschwörungsszene zuordnen, die dort wirklich nicht hingehören! Das Bild von Herrn Prof. Sucharit Bhakdi auf der ersten Seite über den dicken Lettern DAS GROßE KOMPLOTT zu zeigen und darunter mit dem Begriff „Verschwörungstheorien“ in Beziehung zu setzen, grenzt schon an öffentliche Diffamierung. Dass dieser freundliche Wissenschaftler in seinen Aussagen beinhart ist und die Bundesregierung angreift, ist nicht nur sein gutes Recht.
Es ist die Pflicht aller Personen mit Rang und Namen, sich gegen offensichtliche Fehlentscheidungen solcher Tragweite wie in der derzeitigen Corona-Politik zu widersetzen, wenn sie dieses für sich erkannt haben. Leider bleibt die Frage, warum sich Politik und Wissenschaft vor einer Auseinandersetzung mit Leuten wie Bhakdi offensichtlich scheuen, in diesem Dossier unbeantwortet! Das Prinzip des wissenschaftlichen Streits ist seit langer Zeit Grundlage unserer Wissenschaftskultur und hat bis heute oft zu neuen Synthesen und wertvollen Erkenntnissen geführt. Wissenschaft (und auch Politik) muss immer offen dafür sein, sich in Frage stellen zu lassen. Dabei dürfen nur Sachargumente zählen – nicht die Zuordnung zu Haltungen, die von der Politik und dem Mainstream als richtig oder falsch betitelt werden. – Theo Wohlenberg
Ich komme gerade vom Einkaufen und bin wie so oft in letzter Zeit sehr enttäuscht. Das ich von bestimmten Medienformaten keine ausgewogene Berichterstattung erwarten darf liegt selbst für mich mittlerweile auf der Hand. Aus der Vergangenheit, war ich aber gerade von Ihrem Blatt stets gut recherchierte Artikel gewohnt, welche regelmäßig auch die Hintergründe ausgeleuchtet haben. Aber auch sie sehe ich nun auf dem „Feldzug“ gegen die Verschwörungtheoretiker. Damit wird aus meiner Wahrnehmung ja eine Person beschrieben, die falsche oder verfälschte Informationen kritisch hinterfragt. Mit dieser Beschreibung kann ich dann auch gut leben. Ganz allgemein schützen unsere grundgesetlich verbürgten Rechte aus guten Grund genau dieses Recht. Von Journalismus im besonderen hatte angenommen diesem kritischen Hinterfragen ebenfalls verpflichtet zu sein. Offensichtlich eine Fehleinschätzung. – Tobias Radeck
„Große Gedanken brauchen Platz“ und „DIE ZEIT ist anders.“ heißt es in der Eigenanzeige auf Seite 12. Darf ich aus dem zur Verfügung gestellten üppigen Platz für das Titelthema – allein eine ganze Druckseite für die Fotos der Verschwörungs“theoretikerIn“ – schließen, dass dort „große Gedanken“ geäußert werden? Ich finde es mehr als bedauerlich, dass ein Presseprodukt Ihrer Reputation diesen Ver-rückten einen solchen Raum gewährt. Allein schon die Subsumierung des kruden Gedankenguts unter dem Begriff „Theorie“ sollte ein der Aufklärung zugewandtes Blatt nicht folgen, sonder „anders“ sein. Theorien, wenn sie dem Anspruch wissenschaftlicher Erkenntnis gehorchen, müssen begründet sein und die Möglichkeit des Scheiterns, der Widerlegung eröffnen. In welchem Punkt ist das bei den MärchenerzählerInnen Ihres Artikels oder anderer vergleichbarer Personen gegeben?
Jedes Gegenargument wird, wenn’s gar nicht mehr anders geht, geradezu als Bestätigung der eigenen Gedankenwelt genommen. Ich habe überhaupt nichts dagegen, etwa in einer kleinen Glosse, Aussagen aus diesem Bereich mit der Realität zu konfontieren; das was Sie gemacht haben ist aber, dem offenkundigen Blödsinn Reputation zu verleihen. Haben die Journalisten aus den Folgen der Pegida-/AFD-Berichterstattung überhaupt nichts gelernt oder gibts, noch schlimmer, gar klammheimliche Sympathisanten? Wie wohltuend „anders“ hebt sich davon Ihr Kollege Heribert Prantl ab: „Flankiert werden sie dabei von allerlei Spintisierern, die mit dem Etikett „Verschwörungstheoretiker“ beklebt werden, obwohl es sich bei ihren Anschauungen gerade nicht um Theorien handelt, nicht um Thesen, die aus denkender Anschauungen gewonnen werden, sondern um Phantasmen, die im undurchsichtigen Nebel von Vorurteilen, Lügen, Halbwahrheiten, Ängsten und Ressentiments entstehen. Sie alle versuchen, ihre Idiotien dadurch zu adeln, dass sie sich als Verteidiger der Verfassung tarnen.“ Ich zweifle zunehmend, ob ich das jetzige Probeabonnement in ein festes einmünden lassen soll. – Udo Kroschewski
Corona als Mittel zum Zweck? Nun, die große Verschwörung, eine Pandemie auszulösen, gibt es sicher nicht. Aber was ist mit den „kleinen Verschwörungen“, die Existenz und Folgen der Pandemie auszunutzen? Den Unterschied zwischen diesen beiden Seiten einer Medaille arbeitet das Dossier m.E. nicht ausreichend scharf heraus. Ohne die schweren, gerade für kleinere Betriebe oft existenzbedrohenden Nachteile der Pandemie und der – berechtigten! – Maßnahmen zu ihrer Eindämmung kleinzureden: Ist es nicht vorstellbar, dass das eine oder andere größere Unternehmen die Opferbereitschaft und das Verständnis seiner Mitarbeiter angesichts der Krise auch dazu nutzt, aus anderen Gründen fällige Restrukturierungsmaßnahmen durchzuführen? Und ist es nicht sogar vorstellbar, dass die eine oder andere Regierung, gleich auf welcher Ebene von Staat bis Kommune, die durch Corona gewachsene Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, Einschränkungen zu akzeptieren, solange es einem „guten Zweck“ dient, auch dazu nutzt, manche ihr unlieb gewordene Leistung an, oder Freiheit für, ihre Bürger dauerhaft zu beschneiden?
Da wir – in 75 Friedensjahren satt und verwöhnt geworden – jetzt in der Krise merken, dass wir auf manche Extras getrost verzichten können, werden viele dieser Abstriche uns wenig stören. Wir werden Corona und ihren Bändigern sogar dankbar sein, uns die Augen geöffnet zu haben. Umso schwerer wird es uns werden, die Stimme in Fällen zu erheben, in denen Unternehmen und Regierungen aus unserer Sicht zu weit gingen mit der „Corona-Kur“. Und leichter wird es auch nicht dadurch, dass die Behauptung, Corona habe als Vorwand für die Einführung einer Beschränkung gedient, mit dem Stempel „Verschwörungstheorie“ versehen wird. Einer solchen vorschnellen Fehleinordnung leistet das Dossier leider Vorschub. – A. Käde
Die Palette der sogenannten „Verschwörungstheorien“, die ist vermutlich tierisch groß und immer irgendwie auch eine Sache des Standpunkts. Bevor „Gott“ die Erde erschuf, gab es nichts. Er wollte aber nicht, dass es nur ihn gibt. In nur sieben Tagen soll er diese riesengroße Welt erschaffen haben, wohlgemerkt, in nur sieben Tagen! Der siebte Tag war nun vorbei, und die Erde fertig. Gäbe es Gott nicht, wären wir alle nicht da. Blieben da noch zwei Fragen für mich: 1. „Woher kommt Gott?“ 2. „Woher kommen die Verschwörungstheorien?“ – Klaus P. Jaworek
Die geistige Beschränktheit eines der im Artikel beschriebenen Verschwörungstheoretikers zeigt sich doch allein darin, daß er einerseits die gefährlichen Mobilfunkmaste sprengt, auf die er aber, andererseits, zur Verbreitung seiner kruden Botschaft angewiesen ist. – Dieter Lanz
Ich bin sehr froh, dass Sie dieses Thema aufgreifen, die Verschwörungstheoretiker machen mir mehr Sorge als das Corona-Virus – was als Herausforderung doch wirklich ausreichen sollte. Ich lebe seit über 10 Jahren komplett vegan. Herr Hildmann ist nun nicht zum ersten Mal negativ aufgefallen. Jetzt gibt es natürlich die, die es schon immer wussten- Veganer sind nicht normal! Ich bitte Sie daher, in Ihren Beschreibungen etwas vorsichtiger zu sein, statt hier weitere Vorurteile zu bedienen. Ich lese in ihrem Text z.b. „der Shutdown hat den Veganer politisiert…“. Ich lese aber nicht „Bhakdi, der Fleischesser ist schon lange im Ruhestand.“ Oder „der ehemalige Radiomoderator, der sich mit tierischen Produkten ernährt“ usw. Hätte es nicht gereicht, bei Herrn Hildmann einfach einmalig eine Berufsbezeichnung (der bekannte vegane Koch) zu nennen? Es gibt übrigens nicht erst seit Corona herzzerreißende Videos über Tierschicksale in Asien (und überall sonst auf der Welt), ich wäre sehr überrascht, wenn er das tatsächlich erst jetzt mitbekommen hat. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass diese Menschen zur Vernunft kommen und die abstrusen Theorien hinterfragen. – I.Duffy
„Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, Verderblich ist des Tigers Zahn, Jedoch der schrecklichste der Schrecken, Das ist der Mensch in seinem Wahn.“ (Schiller, Das Lied von der Glocke) So lautete der Kommentar meiner 91-jährigen Mutter zu den Medienberichten über Verschwörungstheorien. Die journalistische Recherche der ZEIT, mit der sie in ihrer Ausgabe vom 14.05.2020 versucht, einen Überblick im Dschungel der Verschwörungstheorien zu schaffen, ist sehr verdienstvoll. Trotzdem bleibt die Frage, was vernunftbegabte, also (eigentlich) zu Vernunft fähige, aufgeklärte Menschen antreibt, diesen abstrusen, in sich unlogischen und befremdlichen Erklärungsmustern für die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen der Regierungen vieler Länder vermehrt zu folgen, unbeantwortet. Während man bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der sog. Hygiene-Demos den Eindruck gewinnt, dass hier Menschen für ihre Freiheitsrechte auf die Straße gehen, die vorher noch nie etwas davon gehört haben und weder ihren Wortlaut auch nur annähernd zitieren oder gar die Quelle benennen können, stellt das Dossier der ZEIT Menschen vor, die eine akademische Ausbildung haben und damit zu annähernd differenziertem und reflexivem Denken befähigt sein sollten.
Ob es nun der Vegan-Koch Hildmann mit seinem abgebrochenen Physikstudium, aber dem ökonomischen Talent zum Aufbau eines umsatzstarken Lebensmittelunternehmens, der Mikrobiologie-Professor und langjährige Leiter eines Universitäts-Instituts Bhakdi oder die Psychotherapeuten Pietza und Marklin sind, es bleibt die Frage, was diese Menschen antreibt, sich mit Anhängern krudester Verschwörungstheorien wie der QAnon-Bewegung, Mobilfunkmasten- und Impfgegnern, Bill-Gates-Hassern und Aluhut-Trägern zu verbünden und auch die Nähe von rechten, rassistischen und antisemitischen Hetzern nicht zu scheuen. Schiller konnte im 18. Jahrhundert noch von „Wahn“ sprechen. Heute finden sich in seriösen Medien die Begriffe „Irre“ „Wahnsinnige“ oder „Besessene“ selten, stattdessen sucht man nach Erklärungen in psychologischen Studien und muss konstatieren, dass man „keine klaren Antworten findet“, aber eine Gemeinsamkeit gibt es doch: „die narzisstische Selbstüberhöhung“. (Zeit vom 14.05.2020, Dossier S. 13)
Dieser Gedanke wäre weiterzuführen: Aus Selbstüberhöhung oder Selbstüberschätzung entsteht, verbunden mit einem besorgniserregenden Realitätsverlust, Selbstermächtigung, die die Anwendung von Gewalt und von Methoden der Manipulation einschließt. Das ist es, was wir beim Auftreten der großen Wortführer (es gibt kaum Wortführerinnen) und selbsternannten Prediger auf Youtube oder auf den Plätzen bundesweit erleben. Jede und jeder, die oder der ihnen auf den digitalen Plattformen folgt oder bei den Demonstrationen applaudiert, muss sich bewusst sein, welche Melange aus Verschwörungsideologen, Rechtsextremisten und Antisemiten er oder sie damit unterstützt und ihr Streben nach Einfluss und Macht befördert. Beängstigend ist, dass die meisten genau dies nicht abzuhalten scheint. – Helmi Karst
Ich bin sprachlos, mit welcher Unverfrorenheit Sie Ihre Interessenkonflikte mit der Gates-Stiftung als Transparenzhinweis unter Ihr Titelthema »Verschwörungstheorien: Das große Komplott« setzen. Bestenfalls kann ich das als psychologische Übertragung verstehen: Ihren Komplott mit der Gates-Stiftung projizieren Sie auf »ganz normale Menschen«. Geschickt fügen Sie Passagen ein, die »Corona-Demonstranten« einschüchtern sollen: »Polizisten führen A. Hildmann ab«…. «Crowley wurde mit seiner Familie tot aufgefunden«… Und dann diese billige Ausrede: »ein in der Branche übliches Verfahren: Viele Verlage organisieren Veranstaltungen, die von Stiftungen oder Unternehmen unterstützt werden.« Stiftung ist aber nicht gleich Stiftung! Die Gates Stiftung gibt dort Geld, wo sie hintenherum um so mehr verdient. Und sie stiftet der Zeit, denn die Zeit sorgt dafür, dass sie an entscheidender Stelle entsprechende »Transparenzhinweise« positioniert, die der Gates Stiftung ein Deckmäntelchen verschafft, gute Werke zu tun.
Ich zitiere aus Kathrin Hartmanns Buch: Aus kontrolliertem Raubbau 2015: „Noch nie in der Geschichte hatte eine einzige sogenannte Wohltätigkeitsorganisation so viel globale Macht wie die Bill und Melinda Gates Foundation. Wie ein Krebsgeschwür wächst ihr Einfluß in alle gesellschaftlich relevanten Bereiche hinein und beansprucht dort zunehmend Deutungshoheit und Kontrolle über Gesundheit, Bildung, Klima, Landwirtschaft und Welternährung.« Dazu auch SWR 2 Wissen: »Die WHO am Bettelstab. Was die WHO macht, bestimmt Bill Gates«. Solange Sie diese Tatsachen verschweigen, haben Ihre sogenannten Transparenzhinweise ihre Glaubwürdigkeit verloren. Übrigens psychologische Übertragungen bieten die Chance, etwas Verdrängtes zu realisieren. Eine kleine Hoffnung. – Christiane Steigerwald
In der letzten Ausgabe der ZEIT ist nach meinem Empfinden der Begriff „Verschwörungstheorie“ das am häufigsten verwendete Hauptwort. Es ist wohl war, dass sich viel Irrsinn in menschlichen Köpfen ansammeln kann. aber man könnte sich vielleicht auch fragen, womit „Verschwörungstheorien“ gefüttert werden: Vielleicht mit einer unübersehbaren Anzahl tatsächlicher Verschwörungen? Sind die bekannten „Whistle-Blower“ auch „Verschwörungstheoretiker“? Wird Julian Assange womöglich zu Recht langsam hingerichtet? Ein anderes Beispiel: Nach den NSU-Morden entwickelte die Polizei bekanntlich „Verschwörungstheorien“. Waren da etwa kriminelle Banden am Werk, die sich gegenseitig umbrachten? Man kann sich irren – aber neun Jahre lang? Wirkliche Klärungen gibt es nicht, am wenigsten vor Gericht. Da darf man dann – muss man – eine „Verschwörung“ annehmen: Dass auch staatliche Stellen die Morde gar nicht so verkehrt fanden… Dass der Dieselbetrug jahrelang halboffiziell gedeckelt wurde, ist eine Tatsache – was auch nur „verschwörungstheoretisch“ erklärbar ist. Überhaupt sind Aussagen, die Politiker treffen, nur in seltenen Fällen wahrhaftig und ehrlich. Dass die Rettung von Menschenleben ein Hauptgrund für den Lockdown waren, kann ich nicht glauben.
Es geht auch nicht um die Gefahr, dass das Gesundheitssystem durch die Pandemie überlastet werden könnte, sondern es geht um die öffentliche Wirkung, die ein solche Überlastung haben könnte. Denn in anderen Fällen interessieren Menschenleben kaum. Die vielen Kinder, die beim Abbiegen von LKW´s getötet werden… Mal hier eins, mal dort eins, heute in dieser Stadt, morgen in jener, aber halt keine medienwirksame Häufung. Abbiege-Assisten für LKW´s? Hat Zeit bis 1922…. Oder die Massentierhaltung, mit Antibiotika vollgeballerte Tiere, schnell wachsendes billiges Fleisch mit der Folge, dass die Zahl der antibiotika-resistenten Bakterien zunimmt. Die Menschen, die deswegen sterben müssen, sind ein steter Fluss, die häufen sich auch nicht medienwirksam, also ist das egal. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Fazit: Es drängt sich der Eindruck auf, auf der politischen Bühne wird mehr gelogen als die Wahrheit gesagt. Ja, und wen wundert es da, dass wir in einer Blütezeit von „Verschwörungstheorien“ leben? – Roland Exner
Zu ihren Berichten zum Thema Verschwörungstheorien kann ich nur feststellen, sie sind alle Quatsch! Ich sage nur China, China, China! Im Jahr 2021 begeht die Kommunistische Partei Chinas den 100. ten Jahrestag ihrer Gründung, und bin gespannt was sich die undurchsichtigen Herren in Peking nach Corona an weiteren Happenings einfallen lassen, dieses Jubiläum gebührend zu zelebrieren, um dem Westen ihre Dominanz aufzuzeigen. – Gert Besner
Wer zu blöd ist, das Reichstagsgebäude mit dem „Reichstag“ zu verwechseln, der ist sicher auch zu blöd „das Große Komplott“ aufzudecken! Das „Titelthema“ ist ja eine Tatsachenfeststellung und Vorverurteilung, und was für eine, die volle Titelseite! shame on you! Sebastian Kempkens und der zuständige Redakteur. – Reinhard Scherer
Die Wirklichkeitsverzerrung ist nicht nur auf Seiten der Produzenten von Verschwörungsideen und Hasskommentaren („Das wird man wohl noch sagen dürfen“), sondern auch auf Seiten mancher ihrer Kritiker zu suchen („Mit solchen Leuten darf man nicht diskutieren“). Beide Seiten haben nicht selten eines gemeinsam: Sie greifen gern zu raschen Methoden der Abwehr von negativen Emotionen wie Unsicherheit, Schwäche, Schmerz und Angst, die häufig auf mangelnde Komplexitätstoleranz zurückgehen. Zudem verwechseln die sich Beklagenden das “Sagen dürfen” häufig mit “Zustimmung erhalten” und so manche ihrer Kritiker verwechseln politische Korrektheit mit Urteilsstärke und moralischer Verantwortung, nämlich dann, wenn sie die Grenzen dessen, was man nicht sagen darf oder mit wem man nicht diskutieren darf, überdehnen. Der Hinweis auf die Freiheit der Rede in unserer demokratischen Gesellschaft verdeckt dann die eigentlichen Ursachen der wechselseitigen Verständigungsbarrieren.“
Krankhafte Steigerungen von „Verschwörungstheorien“ finden sich nicht nur bei narzisstischen, sondern bei allen externalisierenden Persönlichkeiststörungen („die andern sind schuld“): Auch paranoide, antisoziale und negativistische Stile sehen die Ursachen bedrohlicher Ereignisse in fremden Mächten. Verschwörungsaffine Menschen neigen zu einer externalisierenden Haltung („Die anderen sind schuld“), um negativen Affekt wie Unsicherheit, Schwäche, Schmerz, Angst und Komplexität durch eine fluchtartige Aktivierung des für den gelassenen Weitblick zuständigen psychischen Systems zu suchen (des „Selbst“). Dieses System nennen wir das integrierte Selbst, das alle persönlich relevanten Lebenserfahrungen in einem ausgedehnten Netzwerk zusammenführt. Wenn der Selbstzugang allerdings derartig “fluchtartig” gesucht wird, verflacht die Selbstentwicklung, weil zu wenig neue, oft auch schmerzhafte Erfahrungen angeschaut werden. – Prof. Dr. Julius Kuhl
Seit dem Auftreten der Corona Pandemie wurden in Deutschland viele Grundrechte massiv eingeschränkt und das Recht auf Leben verabsolutiert. In der Anfangsphase wurde dies unreflektiert hingenommen. Selbst die seriösen Medien haben ihre kritisch recherchierende Funktion freiwillig aufgegeben. Die Zahlen, die im täglichen Lagebericht vom RKI heruntergebetet wurden, waren sakrosankt und wurden nicht hinterfragt. Selbst die Sprachregelung, „im Zusammenhang mit Corona gestorben“, wird noch heute von allen NachrichtensprecherInnen wortwörtlich wiederholt. Dabei wäre es endlich an der Zeit, zu unterscheiden, ob jemand an oder mit Corona gestorben ist. Und es gibt noch jede Menge weiterer Ansatzpunkte für kritische Fragen. Wie gefährlich/ansteckend ist Corona im Vergleich zu einer Grippewelle, die immerhin im Jahr 2017/18 über 20.000 Tote in Deutschland forderte, ohne dass irgendwelche besonderen Maßnahmen ergriffen wurden? Welche Relationen gibt es zwischen Testanzahl und gemeldeten Neuinfektionen? (nach tatsächlichem Infektionsdatum und nicht nach Meldedatum der Gesundheitsämter)
Wie viele getestete Personen sind tatsächlich erkrankt, d.h. müssen intensiv behandelt werden? Wie viele direkte Corona Todesfälle gibt es? Zur besseren Vergleichbarkeit sollten alle Zahlen auch pro 100.000 Einwohner angegeben werden. Das Hinterfragen der obigen Informationen würde zeigen, dass die Neuinfektionen bereits ab 22. März rückläufig sind, d.h. bevor die Lock down Maßnahmen greifen konnten! Darüber hinaus könnte man erkennen, dass der „exponentielle“ Anstieg der Neuinfektionen im März ein „künstlicher“ Effekt war, hervorgerufen durch die starke Erhöhung der Testanzahl. Schon allein die kritische Betrachtung der vorgelegten RKI Zahlen würde zeigen, die „wissenschaftlich“ begründete Alternativlosigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung der Krise auf sehr wackligen Beinen steht.
Ist es da nicht selbstverständlich, dass in einer freiheitlichen Demokratie, nach anfänglicher Schockstarre, die Menschen anfangen, den Finger in die Wunde der Widersprüchlichkeiten zu legen und ihre Zweifel per Internet oder auf öffentlichen Kundgebungen auszudrücken! Dies wäre eigentlich die Aufgabe der Medien gewesen, aber da herrschte leider die freiwillige Gleichschaltung vor, statt kritischer Berichterstattung. Und jetzt, da der öffentliche Unmut nicht mehr zu überhören ist, werden die Kritiker als Verschwörungstheoretiker bezeichnet oder in ihre Nähe gerückt. Dies ist eine bewährte Methode, um sich nicht ernsthaft mit den kritischen Fragen zu befassen. Natürlich tauchen auf solchen Kundgebungen Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger, Rechtsradikale etc. auf, um ihr jeweiliges Süppchen zu kochen. Aber man tut der großen Mehrheit der Kritiker unrecht, wen man sie mit diesen Randerscheinungen in einen Topf wirft, statt endlich ihre Fragen und Zweifel ernst zu nehmen. – Hans-Martin Fink
Verschwörungstheorien zu Corona erscheinen sehr verschroben und hanebüchen, darunter auch der 5G-Mobilfunk als direkte Ursache, was sogar zu kriminellen Anschlägen auf Sendemasten geführt hat. Allerdings bestehen aber auch berechtigte Bedenken, dass Mobilfunk hoher Intensität die Gesundheit einschließlich des Immunsystems schädigen und damit Infektionen begünstigen könnte [1, 2]. In der weltweit größten Datenbank zum Thema Mobilfunk, dem „EMF-Portal“ der Hochschule RWTH Aachen, sind mehr als 2000 wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen von Mobilfunk im Allgemeinen gelistet. Doch über die Bewertung der Ergebnisse scheinen die beteiligten Wissenschaftler aus aller Welt bis heute zutiefst zerstritten zu sein [3, 4]. Die Mobilfunkbetreiber müssten eigentlich den Unbedenklichkeitsnachweis mit Nebenwirkungen für ihre Produkte erbringen, so wie die Pharmaindustrie in langwierigen Studien für ihre Medikamente! Im Wesentlichen werden bei der Festlegung der Grenzwerte nur die thermischen und nicht die nicht-thermischen Effekte berücksichtigt, die viel kritischer sein können.
Bei der neuen 5G-Technologie die mit noch höheren Frequenzen arbeitet, kommt noch erschwerend hinzu, dass die Funkmastdichte erheblich zunimmt, und auch die Intensität, um auch das sehr gut abschirmende Mauerwerk durchdringen zu können [5]. Auch wenn das Bundesamt für Strahlenschutz behauptet, bisher gebe es keine Belege für die Schädlichkeit von 5G, warnen mehr als 400 Mediziner und Naturwissenschaftler in einem internationalen Appell vor dem überstürzten Ausbau der 5G-Technik, darunter auch der Physiker und Biologe Dr. Ernst-Ulrich von Weizsäcker, und fordern, dass die Gesundheitsrisiken vor einem flächendeckenden Einsatz untersucht werden müssten, bevor wir die gesamte Bevölkerung immer höheren Werten der elektromagnetischen Felder (EMF) aus dieser Technologie aussetzen [3, 5, 6]! Sogar Vodafone hat seine Aktionäre im Jahresbericht 2017 über die möglichen gesundheitlichen Risiken von Mobilfunk aufgeklärt [3].
[1] https://www.all-in.de/bad-hindelang/c-lokales/gesundheit-wer-haette-das-gedacht-corona-mobilfunk-und-das-immunsystem_a5060541 [2] https://klaus-buchner.eu/5g-schwaecht-das-immunsystem-in-zeiten-der-corona-krise/ [3] https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/mobilfunk-wie-gesundheitsschaedlich-ist-5g-wirklich/23852384.html [4] https://www.zeit.de/news/2019-11/18/macht-uns-5g-krank [5] https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/5g-netz-die-risiken-und-chancen-des-neuen-mobilfunkstandards-5g/25348376.html?ticket=ST-1599151- 3n9AKvke1ByBRLqP0JE1-ap4 [6] ZEIT Nr. 4/2019 https://www.zeit.de/2019/04/mobilfunknetz-5g-datenuebertragung-gesundheitsgefahr-strahlenbelastung – Dr. rer. nat. Rudolf Lauck
Mit dem Artikel ‚Das große Komplott` haben Sie eine jahrzehntelange Zeitabonnentin verloren – wie können Sie eine Persönlichkeit wie Professor Dr.Bhakdi in Ihrem Artikel als Vertreter für ‚Verschwörungstheorien` aufführen? Jemand, der einen offenen Brief mit 5 klugen Fragen an die Kanzlerin gerichtet hat? Ich verweise in diesem Zusammenhang auf einen Artikel in dem unabhängigen Informationsblatt ‚Der Arzneimittelbrief`(Herausgeber: Prof.Dr.Ludwig) aus April 2020, in dem er als anerkannter Experte zitiert wird (siehe da). Bevor Sie solche Artikel das nächste Mal veröffentlichen, sollten Ihre Journalisten sich die Mühe machen, entweder besser zu recherchieren oder Sie brauchen sich nicht mehr mit der Frage zu befassen, ‚was treibt selbst ganz normale Menschen um, dass sie in diesen Sog geraten?`. Im Übrigen zur Definition von ‚Verschwörungstheorie` (siehe Duden): ‚Vorstellung, Annahme, dass eine Verschwörung, eine verschwörerische Unternehmung Ausgangspunkt von etwas sei`. Ich bitte Sie, wie kann man einen Hrn.Prof.Dr.Bhakdi in ein solches Licht rücken? – Ulrike Hoffmeister
Ich bin zwar kein Verschwörungstheoretiker, aber jeder der den Arte Film „Profiteure der Angst“ gesehen hat, und damit auch H. Drosten, der damals 2009 bei der Schweinegrippe von Millionen Indizifierten und auch Millionen Toten geredet hat, hat diese Zahlen jetzt bei Corona wiederholt. Die Schweinegrippe verlief harmlos und auch bei der jetzigen Corona Welle ist laut den Zahlen über die Sterbehäufigkeit, die man als Grafik vom RKI runterladen kann, die Todeszahl nicht höher wie in den anderen Jahren. Sicher, jeder Tote ist einer zuviel. Am Anfang der Corona Krise wurde alles geleugnet, um nachher die Bevölkerung in Angst und Panik zu versetzen. Es ist daher nicht ungewöhnlich das man die Politik in Bezug auf diese Krise sehr kritisch sehen kann. – K. Lamm
In Ihrem Beitrag „Das große Komplott“ ist zu lesen, dass sich Thomas Mann im Jahre 1918 davon überzeugt zeigte, dass das internationale Illuminatentum womöglich die Schuld an der Entfesselung des ersten Weltkrieges trüge. Der Orden der Illuminati bestand meines Wissens nach nur von 1876 bis 1885. Allein deshalb habe ich große Zweifel, dass ein so hochgebildeter Mensch wie Thomas Mann es für möglich hielt, dass diese Organisation 30 Jahre nach ihrem kurzen Bestehen für den Ausbruch des 1. Weltkrieges verantwortlich sein könnte. – Dr. Walter Meyer
Oh, ich bin ein Verschwörungstheoretiker: Die erkennt man laut Ihrem Artikel daran, dass sie Fragen stellen, versuchen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen und leugnen, ebensolche zu sein. Dann gehöre ich definitiv dazu. Eine Verschwörungstheorie ist eine Theorie, die hinter schwierigen Verhältnissen eine Verschwörung vermutet. In den drei Beispielen Ihres Artikels gibt es nur eine solche Theorie: Prof. Bhakdi dagegen sucht nach validen Daten und das Therapeutenpaar zeichnet sich durch Impfgegnerschaft und die Teilnahme an einer Demonstration aus – wo ist hier die Theorie? Mit Ihrem Artikel entsteht der Eindruck, der Leser solle auf Linie gebracht werden. Wo bleibt die gewohnte Differnziertheit der ZEIT? Generalverdacht und Diffamierung sind das Gegenteil davon. Das ist übrigens Ihre Art von Verschwörungstheorie, Herr Kempkens: Alle derzeit offenen und schwierigen Fragen und Fragensteller unter einen undiffernzierten Sammelbegriff zu packen. Ich bleibe dabei: ich will Fragen stellen und mich meines Verstandes bedienen. Und ich dachte, dass das auch zum Berufsethos des Journalismus gehört. – Tanja Hübschmann-Randebrock
Bei dem oben genannten Artikel hätte ich mir eine differenziertere Unterscheidung berechtigter Kritik und ideologisch begründeter Ablehnung von Herrschaftsstrukturen und -meinungen gewünscht. In der Medizin hat das Wissen eine Halbwertszeit von weniger als 5 Jahren, das Wissen von heute ist faktisch der Fehler von morgen. In diesem Sinne ist es in einer Krisensituation wie dieser, in der es zu einer massiven Beschneidung von Grund- und Freiheitsrechten kommt, mehr als gerechtfertigt, gesetzte Maßnahmen immer wieder auf Ihre Richtigkeit, Angemessenheit und Aktualität zu hinterfragen. Es ist ein Muss in der Wissenschaft, dominantes Wissen kritisch zu hinterfragen und einem Falsifizierungsprozess zu unterziehen, um der Wahrheit am nächsten zu kommen. Ebenso ist es ein Muss in einer Demokratie, solche Prozesse zu ermöglichen und einen möglichst breiten Diskurs zu fördern. Jede Kritik, vor allem jene, welche von Expertinnen mit fundiertem Wissen vorgebracht wird, als Verschwörungstheorie abzuwerten ist unwürdig und gefährdet die Demokratie! – Karin Hochreiter
Ich fand den Text sehr diffamierend. Fachliche Begründungen ihrerseits, z.B. Hr. Bhagdis Argumenten gegenüber, haben mir hier komplett gefehlt. (Wozu hier dann noch Erwähnungen der Wohnorte, Lebenssituation und sogar das Bild des Wohnhauses des Ehepaares Pietza in dem Artikel herangezogen wurden, ist mir zusätzlich schleierhaft.) Schade, daß ihr Zeitung, die ich bisher sehr geschätzt habe, sich auf ein derart schmalspuriges und schlechtes journalistisches Niveau herablässt. In ihrem Artikel wurden meiner Ansicht nach ständig „Äpfel mit Birnen“ verwechselt, was den sog. „Verschwörungstheoretikern und Spinnern“, (wie jetzt wohl pauschal alle Kritiker der Legitimation der stark beschneidenden Corona- Maßnahmen, genannt werden,) ansonsten gerne vorgeworfen wird. Warum läßt man in den öffentlichen Medien nicht einfach mal unterschiedliche Expertenmeinungen gelten: Es gibt neben Hr. Prof. Bhagdi noch viele weitere Expertenmeinungen, wie z.B. die von Dr. Wodak, Dr. Püschel (s. die immer noch nicht befriedigende Basisfrage ob „An“ oder „Mit“ Corona gestorben), etc., etc. Der Ausspruch von Helmut Schmidt, den Sie in derselben Ausgabe auf Seite 9 zitieren: „Eine Demokratie in der nicht gestritten wird, ist keine“, klingt da wie blanker Hohn. Und was all die Spinner und Verschwörungstheoretiker betrifft:
Die emotionale Reaktion vieler Menschen auf den Lockdown und die tägliche Anzählung der Toten (im Zusammenhang mit Corona) in den Medien, ist doch eine angsteinflößende Situation und daher absolut verständlich. Im Übrigen hat auch der Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari bereits im März 2020 in einem Stern-Interview angemerkt:“Die Epidemie ist der perfekte Deckmantel für einen Staatsstreich.“ (Noch so ein wirrer Vollspinner??). Auch der Autor Daniel Kehlmann sagte in einem Interview, dass die Messungen des Robert-Koch-Instituts für ihn nicht nachvollziehbar seien (s. Interview in der Süddeutschen 06.05.2020,S.9:…“Ich bin natürlich ein Laie, aber ich interessiere ich mich durchaus für Mathematik-und trotzdem ist es mir nicht gelungen auch nur im Ansatz zu verstehen, wie diese R-Zahl zustande kommt.“.. Kurz zu meiner Lebenswelt: Ich arbeite im Sozialen Dienst eines Altenheimes und halte mich natürlich an die Vorgaben der Regierung. Anfangs habe ich diese auch als notwendig und sinnvoll erachtet. Es kamen bei mir jedoch schnell Fragen zum fehlenden Plan B auf. Es fehlte ja jegliche Bewältigungsstrategie, bzw. Perspektive. Außer natürlich Warten auf den rettenden Impfstoff. Bis dahin sind jedoch die meisten BewohnerInnen bereits an Einsamkeit, Mangel an Abwechslung und Bewegung gestorben.
(An dieser Stelle habe ich mich über den Einwand von Wolfgang Schäuble zur „Würde des Menschen“ gefreut. Auch das Recht auf Selbstbestimmung bleibt zunächst aufgrund der Komplexität der Lage in solch einer Einrichtung ungelöst.. Es ist im Übrigen auch insbesondere für das Pflegepersonal eine richtig tief belastende Situation ständig mit der Androhung von Quarantäne konfrontiert zu sein. (Abgesehen von dem Risiko für die eigene Gesundheit). Es bedeutet nämlich für diese (nach Kontakt mit einer positiv getesteten Person (BewohnerInnen oder Personal), auch bei einer zunächst negativen Testung privat in Quarantäne zu gehen und ansonsten weiter mit der besonder schutzbedürftigen „Risikogruppe“ zu arbeiten. Hier natürlich mit FFP2 Maske und auch das ist beschwerlich. Es fehlt doch auch jegliches Ersatzpersonal (Der Pflegenotstand war doch schon vorher drastisch.) und natürlich kann jeder Angestellte, auch bei noch so großer Vorsicht, selbst unbemerkt erkrankt sein und das Virus in die Institution einbringen.
Die 1000,00 Euro Prämie pro Alten- und KrankenpflegerIn finde ich da einen lächerlichen Betrag. Wo ist da der Anreiz noch in einem solchen Bereich zu arbeiten?? In unserer Einrichtung gibt es Pflegekräfte, die bereits nach mehrfach negativer Testung dennoch wegen Kontakts mit einer positv getesteten Bewohnerin seit über vier Wochen privat Quarantäne halten müssen mit strenger Überwachung des Gesundheitsamtes und unter Strafandrohungen, jedoch ansonsten weiter ihren Dienst tun müssen.) Ich möchte hier nicht zu weitschweifig werden, jedoch wünsche ich mir einen respektvolleren Umgang, auch mit Menschen, die die Sinnhaftigkeit der von der Regierung angeordneten Maßnahmen bezweifeln. Ich jedenfalls kann es gut verstehen und war in den letzten Wochen stark belastet.
Zum Artikelinhalt möchte ich hier garnicht mehr weiter eingehen, aber sehr gerne auf ihre Anmerkungen, dass ein Austausch derzeit sehr wichtig erscheint. Ich arbeite ja, wie in meinem Leserbrief unter (meine Lebenswelt) beschrieben als Sozialpädagogin in einem Altenheim. Es ist für mich kaum noch aushaltbar was dort durch die derzeitigen Geseztmäßigkeiten (Pandiemiegesetz wegen des C-Virus) mit den BewohnerInnen und dem Personal geschieht. Es geht mir hier nicht darum zu leugnen, dass das C-Virus in manchen Fällen tödliche Folgen haben kann. Ich finde jedoch die derzeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus, die alle anderen Lebensrisiken und auch Lebensqualitäten (wie z.B. das Recht auf Selbstbestimmung , die Bewegungsfreiheit, Besuchsrecht (das wurde ja schon unter strengen Maßnahmen hart errungen,-wurde jedoch direkt wieder aufgehoben als eine Bewohnerin positiv getestet wurde, obgleich der gesamte betreffende Wohnbereich/übrigens nunmehr bereits für 4 Wochen in Quarantäne ist.)
Es ist wirklich schrecklich was dort für Maßnahmen vollzogen werden. Daher rege ich mich über die Berichterstattung in den Medien auf. (Neben Dr. Bhakdi, Dr. Wodarg, etc., die andere Anschichten zum Virus haben, gibt es ja auch viele weitere Mediziner, die am sich kritisch gegenüber der Notwendigkeit der Maßnahmen stellen. Die werden meiner Ansicht nach viel zu wenig gehört..) Davon abgesehen, gibt es aber auch einfach die Praktiker wie mich, die hier einen Hilfeschrei senden und sich wünschten, daß mal genauer hingeschaut wird was in den Altenheimen da mit den Menschen geschieht und inwiefern die Maßnahmen wirklich sinnvoll und angemessen sind. Bitte schauen Sie doch dort mal genauer hin. Es ist eine sozialethische Katastrophe, die hier passiert ist. (Eine C-Virus Infektion ist nie 100% auszuschließen. Auch nicht mit einer Totalisolation der BewohnerInnen, auch wenn bei uns schon alles mögliche getan wird, um diese zu vermeiden.) – Eine Leserin
Haben Sie sich denn mit den Argumenten von dem Ehepaar und vorallem von Bhakdi tiefergehend befasst? Das macht in Ihrem reißerischen Artikel nicht den Eindruck. Nicht sehr ZEIT-gemäß. Stattdessen stürzen Sie sich auf A.Hildmann. Ist einfacher.. Ist nicht differenzierte Berichterstattung der ZEIT würdig und der Auftrag der 4.Gewalt im Staate? Oder befolgen Sie einen anderslautenden Auftrag? Leisten Sie mit Ihrer Stimmungsmache nicht Vorschub einer erwünschten Einheitsmeinung wie in einem totalitären Staat üblich? – D.Sandritter
Leserbriefe zu „Weg mit diesen Skulpturen!“ von Peter Strieder
Es ist schon erstaunlich, wie sich „gottbegnadete Künstler“ auch 75 Jahre nach Kriegsende in Deutschland präsentieren „dürfen“ ! Die Skulpturen auf dem Olympiagelände sind sie eine Sache, Straßennamen von Malern, Schriftstellern und anderen Nazikünstlern, die man vielfach noch findet, sei es aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit, die andere. Schlimmere Gründe mag man sich hierbei gar nicht vorstellen. – Georg Jahn
Haut die Skulpturen nur weg. Und am besten das ganze Maifeld. Warum nicht gleich auch Buchenwald und Bergen-Belsen einebnen? Gewisse Kreise wären dankbar. Kann man aber bestimmte Vergangenheit wirklich einfach weghauen? Ich habe sie noch erlebt! – Prof. Dr. Cord Meckseper
Es muß etwas Augenfälliges geben, damit der Mensch sein Gehirn in Betrieb setzt. Und augenfällig sind die Skulpturen aus der Nazizeit allemal. Sie gehören zur deutschen Identität , wie eine Hasenscharte, obwohl nicht schön, zur Identität eines Menschen gehört. Wären heute noch die barbarischen Zustände im alten Rom in unserem Bewußtsein, wenn man das Kolosseum abgerissen hätte? In Deutschland sind schon viel zu viele Naziartefakte entsorgt worden unter dem Vorwand der Vergangenheitsbewältigung. Damit bereitet man ein Vergessen vor und erreicht, daß das Bild der AFD vom „Fliegenschiß“ als zutreffend empfunden wird. Trotzdem bin ich Herrn Strieder dankbar für seine Forderung, denn sie provoziert dringend notwendigen Widerstand. – Dr. Ing. Dirk Stahlmann
Die Thematik im Artikel „Weg mit diesen Skulpturen!“ von Peter Strieder (DIE ZEIT vom 14. Mai, Feuilleton, Seite 43) ist sicher diskussionswürdig. Aber seine Schlussfolgerung „Letztlich hat die Politik zu entscheiden, ob etwas die Wertschätzung als Denkmal erfährt“ ist gespenstisch, denn schließlich hatte sich genau „die Politik“ der Nazi-Zeit für diese Skulpturen und ihre Wertschätzung entschieden. Und außerdem: Arno Breker beispielsweise wurde von Auguste Rodin als „Michelangelo der Deutschen“ apostrophiert. Ich spreche nicht für diese pseudo-germanischen Muskelprotze, aber ein herrisches „Weg mit diesen Skulpturen“ ist für mich keine demokratische und somit auch keine akzeptable Lösung – nicht einmal für diese unsympathischen Zeitzeugen. – Bernd Hielscher
Was für ein Forum bereitet man dem Autor- auf einer ganzen riesigen Seite des Feuilletons der ZEIT darf er seine These und Forderung nach Abbau der „Nazi-Skulpturen“ auf dem Berliner Olympia-Gelände ausbreiten- und ein Anschauungsbeispiel liefern für das, was ich persönlich „ideologisches, kulturverachtendes Denken“, ja sogar „Gesinnungsfaschismus“ nennen würde. Es ist der Geist der modernen Bilderstürmerei, der Zensur, der aus diesen Zeilen weht… der etwa dazu führte, dass in den letzten paar Jahren ein harmloses Gedicht von Eugen Gomringer an der Fassade einer Berliner Hochschule übermalt wurde, dass Gemälde aus dem 18. Jahrhundert , die den „männlichen verobjektivierenden Blick“ auf das weibliche Geschlecht zeigen, aus Museen entfernt wurden, dass klassische Kinderbücher, etwa von Ottfried Preussler oder Astrid Lindgren ,“gereinigt“ wurden und umgeschrieben…… in was für einer (illiberalen, intoleranten) Zeit leben wir eigentlich, um Gottes willen?
Der Denkmalschutz setzt dem Ansinnen des Autors (noch) Grenzen, doch mit öffentlichen Kampagnen (dazu zähle ich diesen Artikel in der ZEIT), dazu modernen Aktionsformen wier Shitstorms etc im Internet, versucht man alles, um die eigenen Überzeugungen gegen andere durchzusetzen. Doch halt- wer ist eigentlich „man“? Nun, die „political correctness“ kommt ja bekanntermaßen eindeutig von Links, und der biographische/ berufliche Hintergrund des Autors lässt daran auch keinerlei Zweifel. Kurioser Nebeneffekt: Ist sich der Autor eigentlich bewusst, dass er mit der gleichen Argumentation für den Abriss des sowjetischen Sieges- „Ehrenmals“ in Berlin Treptow plädieren müsste?
„Müsste“- ja, wenn es ihm denn überhaupt um die Sache ginge und nicht um eine politisch-ideologische Richtungsentscheidung! Denn jenes „Denkmal“ ist ja wohl mindestens so stark eine Verherrlichung des antidemokratischen und menschenverachtenden Sowjet-Systems wie die von ihm in den Blick genommenen Kunstobjekte aus der Nazi-Zeit! Aber davon ist natürlich keine Rede- es entlarvt allerdings nur den Autor in seiner ideologischen „Scheuklappen“- Position und -Rhetorik. Was für ein „Offenbarungseid“! Man könnte den Kopf schütteln über soviel Ignoranz eines „Zeitgenossen“, doch leider gestalten solcherlei Leute aktive Politik (wie er es tat) oder tun es heute noch. Ein Graus! – Karl-Heinz Grau
Ihr Beitrag, mit Verlaub, naiv bis dämlich! Meine dringende Empfehlung zur postgradualen Weiterbildung für Sie: Erich Fried, Die Maßnahmen. – Gernot Henseler
Ich hatte das Privileg mein Kunststudium während der Studentenrevolte 1967/68 zu beginnen. Der Rektor der Kunstakademie war ehemaliges NSDAP Mitglied; der Bundeskanzler war ehemaliges NSDAP Mitglied; ein „fürchterlicher Richter“, der am Kriegsende als überzeugter Nazi noch Todesurteile sprach, war Ministerpräsidentin des Landes Baden-Württemberg. Mit nichts setzten sich die Studierenden intensiver auseinander, als mit den Jahren 33 bis 45, deren Vorgeschichte und Nachwirkungen. Wer es wissen wollte, wusste auch, dass Emil Nolde frühzeitig NSDAP Mitglied wurde. Was jüngst als Überraschung präsentiert wurde, war den Kunstgeschichtlern längst bekannt. Was wir alle aber nicht kannten, war echte Nazi-Kunst. Bis heute schlummert sie in den Giftschränken der Museen. Um etwas von der tausendjährigen Ästhetik kennenzulernen, mussten wir nach Nürnberg oder eben nach Berlin fahren.
Das Funkturmgelände, der Fehrbelliner Platz, Tempelhof, jede Menge Entdeckungen, die es erlaubten, ein wenig zu begreifen, welche Rolle Form damals spielte. Und natürlich das Olympiagelände. Tiefe Eindrücke eines martialischen Denkens. Besonders die Skulpturen! So etwas gab es sonst nirgends. Wie gross gedacht, wie stumpf in der Wirkung. Nebenan Corbusiers einzige unité d’habitation auf deutschem Boden. Um die Ecke das Kolbe Museum, das spannend wie eh und je die Nähe der Moderne zum Heroischen ahnen lässt. Wer hier reinigen will, weil er meint, der Demokratie wäre ein solches Ensemble nicht angemessen, hat noch immer Angst vor leerem Pathos. Der Wunsch, die Skulpturen zu tilgen ist mutlos und unemanzipiert. – René Straub
Dem ehemaligen Senator ist gewiss zuzustimmen, wenn er sich dagegen ausspricht große Teile des Olympiageländes aus Gründen des Denkmalschutzes zu restaurieren und zu erhalten. Es gibt sicher Besseres als Arno Brekers Monumentalskulpturen mit Steuergeldern vor dem Verfall zu bewahren. Bei seinem kritischen Blick auf unsere Geschichte ist ihm jedoch an anderer Stelle ein Fehler unterlaufen, als er mit Bezug auf die Langemarckhalle über die Schlacht bei Langemarck in Belgien schreibt, da sei der 1. Weltkrieg bereits verloren gewesen.
Die erwähnte Schlacht fand am 10. November 1914 statt. Man kann sicherlich darüber streiten, ab welchem Zeitpunkt die Fortsetzung des Krieges für Deutschland aussichtslos geworden war, aber 1914 hatte er ja gerade erst angefangen. Und noch zum Soldatenfriedhof von Langemarck: Während eines Urlaubs in Belgien in den 70er Jahren habe ich unter anderem diese Stätte besucht und war erschrocken und wütend über den Spruch des „Dichters“ Heinrich Lersch im Eingangsbereich der da lautet: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen. In Anlehnung an den Senator: Weg mit diesem Spruch! – Klaus Buchenau
Nicht weg: Anmalen! (Kommt auch billiger) – Astrid Raimann
Aus den Augen, aus dem Sinn? Glaubt der Autor ernsthaft, dem Rechtsextremismus entgegenwirken zu können, indem er die steinernen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus abräumen lässt? Ermöglicht doch gerade das Berliner Olympiagelände eine anschauliche Auseinandersetzung mit der bombastischen Ästhetik und der ihr zugrunde liegenden Ideologie der Nazis. Daher: Aufklärung statt Bildersturm! – Dr. Christoph Bergwitz
Durch so einen Artikel fühle ich mich bevormundet. Ich habe jahrelang neben dem Olympiagelände in Berlin gewöhnt und ich finde, es ist ein sehr einfühlsam und behutsam restauriertes Denkmal, das an unsere Zeiten und Nutzungsbedingungen angepasst wurde. Dort kann man wirklich Geschichte atmen und sehen, wie sich die verschiedenen Zeitschichten überlagern und ja, ich finde, es wichtig, dass historische Orte möglichst im Originalzustand erhalten bleiben, nur dann bekommt man einen authentischen Eindruck und kann sich selbst eine Meinung bilden. Außerdem bin ich mir sicher, dass solche Orte durch ihre große Ausstrahlungskraft auch Menschen anziehen, die sich nicht sehr für Geschichte interessieren und das kann ein Einstieg sein in den Wunsch, sich mehr damit zu beschäftigen.
Das Olympiagelände hat eine besondere Ausstrahlung, ich kann einen Besuch nur jedem empfehlen, gerade am Tag des offenen Denkmals kann man Stellen besichtigen, die sonst der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Herr Strieders Ansatz ist doch Umerziehung mit dem Holzhammer, wenn das Gelände „entnazifiziert“ werden soll und Straßen, Gebäude und Trainingsplätze nach Opfern des rechten Terrors umgenannt werden sollen. Das wirkt in meinen Augen verkrampft und fast schon lächerlich, man kann dem Bürger mehr zutrauen! Security und Museumspädagogen können einen Blick darauf haben, dass das Gelände nicht zum Wallfahrtsort für Nazis wird. In die gleiche Kerbe – aus den Augen aus dem Sinn, was übrigens in den meisten Fällen nicht funktioniert, schlägt auch der Abriss des Palastes der Republik.
Eine durchdachte Umgestaltung zum Museum und modernen Veranstaltungsort hätte ein super Anziehungspunkt in der Hauptstadt Deutschlands werden können. Nichts ist so eindrucksvoll wie Originalschauplätze! Und jetzt, ja Vorsicht, ich hätte mir auch gerne den Privatwohnsitz von Hermann Göring „Karin Hall“ in der Schorfheide angeschaut und ich bin deshalb KEIN Nazi und ich wäre durch die Besichtigung des Gebäudes auch keiner geworden. Ich bin sicher, dort hätte man dem Größenwahnsinn gut nachspüren können und mit welcher Skrupellosigkeit die Nazis sich bereichert haben. – Katrin Krampe
Meinen Sie wirklich, die schlimme NS-Zeit mit der Beseitigung von Bauten aus dieser Zeit aus der Geschichte streichen zu können? Welche baulichen Zeitzeugen gehören als nächstes auf die Tagesordnung: – Ist es das Kolosseum in Rom, dem Symbol für die menschenverachtenden Gladiatorenkämpfe, dem Symbol der Sklavenhaltergesellschaft?, – Sind es die griechischen Tempel als Symbol der Götzenanbetung, – die Überreste der von fundamentalistischen Muslimen zerstörten historischen Bauwerke in Syrien, – die Reste der monumentalen Skulpturen in Afghanistan, – der l’Arc de Triomphe in Paris als Zeichen des beginnenden Kolonialismus? Würde sich der fundamentalistische Islam in Europa durchsetzen, würden ohnehin einige bauliche Zeugen der Geschichte ohnehin schrittweise zerstört werden. Ich kann mich des Eindrucks der Bilderstürmerei nicht erwehren. – Schmolling
„Eine kritische Kommentierung greift zu kurz.“ Da stimme ich Ihnen gern zu. Ein schlechter Deutsch-Aufsatz wird durch die Korrekturen des Herrn OStR nicht hohe Literatur. Aber „Die Skupturen … müssen weg.“ überzeugt mich nicht: Wenn wir die Spuren der Vergangenheit dergestalt beseitigen, beseitigen wir auch die Spuren an die Erinnerungskultur der Nachkriegszeit. Der Rosseführer und seinesgleichen verkörpern ein Menschenbild, das Bild vom weißen Übermenschen, das, so sagen ja die postkolonialen Sozialwissenschaftler, das Feindbild vom minderwertigen „Neger“ u.a. zur Grundlage hat. So wie die Europäer diesen Menschen,die Köpfe abgehackt haben oder, wie die Belgier im Kongo, dem Reich es Bösen, die Hände (dokumentiert z.B. in“King Leopold´s Ghost“), so könnte man mit Rosseführer verfahren, Das könnte auf einer höheren Ebene – auf der Ebene der Empathie – Bewußtsein schaffen. – Klaus E. Margraf
Weg mit diesen Skulpturen! Warum? Das Olympiastadion in Berlin mit all seinen Bauten, Skulpturen und Sportfreiflächen muss der Zukunft erhalten bleiben. Warum soll mich das an Hitler und die Nazis erinnern? Die Nazis sind die dunkle Geschichte Deutschland und wir sind alle aufgerufen, alles zu tun, um dieses Gedankengut aus den Köpfen der Menschheit zu jagen. In einer Demokratie ist das nicht so einfach und braucht mehr Zeit. Deutschland hat in Sachen Aufarbeitung dieser Nazis in ihrem Dritten Reich viel getan und viel erreicht. Ich erinnere mich an meine ständigen Streitgespräche vor 60 Jahren als Student mit meinem Stiefvater, der nicht wahrhaben wollte, welches Unheil der Nationalsozialismus der Menschheit angetan hat. Es hat geholfen. Auch mit der Nazi-Kunst am Olympiastadion. Wenn wir das umsetzen wollten, was der Autor Ihres Berichts vorschlägt, müssten wir gerechterweise in die Vergangenheit zurück und anfangen in Ägypten und Italien, einschließlich dem Vatikan, einige, wenn nicht alle, antiken Bauten zu zerstören. Für mich sind diese Tragödien, die sich auf der Welt ereigneten, kein Vogelschiss der Geschichte. Ich muss damit in meinem Leben leben und mich damit auseinandersetzen. Dabei stört mich nicht die Statue des Boxers auf dem Olympiagelände von dem Bildhauer Josef Thorak, der unseren einzigen deutschen Weltmeister im Schwergewicht Max Schmeling als Model gewinnen konnte. Ganz im Gegenteil. Wollen wir jetzt diskutieren ob Schmeling oder Thorak Nazis waren? – Hans-Jürgen Grüttner
Mit großem Interesse habe ich soeben Ihren Beitrag “Weg mit den Skulpturen” in der ZEIT gelesen. Da tauchen wenigstens zwei alte Erinnerungen auf: Zum einen, Sie als Arbeitsrichter, dem ich als Vertreter des Arbeitgeberlagers (AVBM) in einem gewissen Spannungsverhältnis gegenüberstand. Sie haben mir damals so oft klar gemacht, dass die geselligen Fahrten der Betriebsratsmitglieder nach Sprockhövel (warum nicht Spandau?) für die gemeinschaftliche abendliche Nacharbeit der Seminare am Tage unverzichtbar seien. Bis schließlich mein damaliger Chef, Dr. Hartmann Kleiner, mich zur Zurückhaltung mahnte, “bevor sich so eine falsche Rechtsprechung dauerhaft verfestigt”.
Außerdem habe ich mich einmal schriftsätzlich über Ihren gesellschaftspolitischen Standort mokiert und wurde deshalb vom Direktor des AGB. Mohaupt (?) einbestellt. Zum anderen war ich in meiner Berliner Zeit (seit 1986 in Wilhelmshaven) regelmäßiger Besucher des Olympia-Bades und habe mit Staunen und Verwunderung das Spalier der Skulpturen durchschritten, die Sie heute abgerissen wünschen. Die Figuren wirkten mir damals schon ein wenig “wie aus der Zeit gefallen”, wie man heute sagt. Aber heute, ich bin jetzt 75, sehe ich das anders, also auch anders als Sie. Zumindest gebe ich eine etwas andere Sichtweise zu bedenken. Kann man schlimme Zeiten, die es seit Menschengedenken gibt, vergessen machen, indem man die diversen Zeitzeugnisse beseitigt? Ist es nicht “erwachsener”, wenn man sich diesen, mitunter furchtbaren, monströsen, lächerlichen, aber eben auch authentischen Zeitzeugen stellt?
Ist unsere Republik nicht “erwachsen” und stark genug, diesen Heroen-Quatsch zu dulden und zu durchschauen? Tilgen, ausradieren von Geschichte ist m. E. nicht der richtige Weg, um Geschichte zu begreifen und zu bewerten. Diese – pardon -“Bilderstürmerei” ist doch ihrerseits Ideologie-befrachtet, sie ist doch ebenfalls Zeitgeist-gebunden. Warum immer diese ständigen, etwas krampfig wirkenden Weltverbesserungen, Ermahnungen, Bekehrungen? Warum immer wieder diese neue, die einzig richtige Umerziehung des Volkes? In der Ruhe liegt die Kraft! Mit dieser etwas platten Schlussbemerkung will ich´s ´mal gut sein lassen. – Lutz Bauermeister
Weg mit diesen Skulpturen!Eine eindeutige Trennung zwischen Nazikunst, entarteter oder moderner Kunst ist nicht in jedem Fall möglich. Das gilt für Emil Nolde ebenso wie für Josef Wackerle. Die politische Haltung, die Kontaminierung, von der Herr Senator Strieder spricht, ist in den Bildern und Skulpturen der NS-Zeit nicht so einfach zu identifizieren, deshalb werden diese Werke der Bevölkerung vorenthalten. Mit dem Abriss der letzten Gebäude und Skulpturen aus dem Dritten Reich, wird man die AFD nicht los. Die faschistische Ideologie hinterließ Baudenkmäler wie das Berliner Olympiagelände, an dem wir Nachgeborenen, die „faschistischen Ästhetisierung“ Walter Benjamins erleben können. Es wurde genug zerstört. Was als Denkmal schützenswert ist, soll auf keinen Fall von Politikern entschieden werden. Wann endlich werden die Bilder und Skulpturen der NS-Zeit, die die Amerikaner zurückgegeben haben, in einer repräsentativen Ausstellung, den „Entarteten“ gegenüber gestellt. Vor den Bildern von Scholle, Schamhaar und Schützengraben können wir Demokraten dann selbst entscheiden, ob das Kunst ist, die uns anspricht. – Sinda Dimroth
Warum sollten die schwerleibigen Skulpturen rund ums Olympiastadion abgeräumt werden? Wie das Stadion selbst liefern sie einen guten Anschauungsunterricht über den verquasten Monumentalismus der Nazis. Ein dialektischer Umgang mit dieser erdrückenden Kunst wäre es, den Vorschlag des Schauspielers Daniel Craig gegenüber dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Wowereit aufzugreifen und das Olympia- Stadion offiziell und weithin sichtbar in Jesse-Owens-Stadionumzubenennen! Ich habe in meinem Buch „Berlin ist zu groß für Berlin“ (2013) diesen Vorschlag wiederholt und graphisch veranschaulicht. – Hanns Zischler
Erschreckend, mit dem Berliner Olympiagelände das Totalitäre weitgehend unbearbeitet unter Denkmalschutz gestellt zu sehen. Für welchen Zweck? Der Rundgang, auf den Peter Strieder uns mitnimmt, zeigt, wie Denkmalschutz Kontinuität schafft und zu einer Verneigung vor der Naziherrschaft geraten kann. Ist es möglich, in Nazi-Herrschaftsräumen heute das friedliche Leben herrschaftsfrei pulsieren zu lassen? In Bauten und Räumen, die immer verbunden bleiben mit dem menschenverachtenden Grauen, das die Nazis in die Welt brachten. In Herrschaftsräumen, die das Zusammenspiel von Führerkult, Überhöhung einer „Herrenrasse“, Massenloyalität, totalem Geltungsanspruch und vollständiger Auflösung von Individuum und Freiheit inszenieren. Ist das die Olympische Idee? – Die in der Coronakrise so leeren Räume: Worauf warten sie? – Reinhard Koine
Der Berliner Denkmalschutz braucht kein Weltbild, dass gemäß der Meinung des Autors er, als er noch Senator war, aber auch andere Politiker, offensichtlich nicht ausreichend hinterfragt hätten. Der Denkmalschutz ist nämlich einzig dem Denkmalschutzgesetz Berlin vom 24.04.1995 verpflichtet und keinerlei Weltbild, welcher Couleur auch immer. Der Autor behauptet, auf dem Olympiagelände werde mit Unterstützung des Denkmalschutzes die Propaganda der Nazis fortgesetzt und kritisiert die Charakterisierung der Denkmalbehörde, das Olympiagelände sei „als monumentale Sportanlage der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein überragendes Zeugnis der Olympischen Idee. Zugleich steht es als mahnendes Symbol der Bau- und Kunstolitik in der Zeit des Nationalsozialismus.“ Auch das Maifeld sei „ein Geschichtszeugnis von überragender historischer, künstlerischer, wissenschaftlicher und städtebaulicher Bedeutung.“
Dem Zitat ist nichts hinzuzufügen, denn präziser kann man es nicht ausdrücken. Geradezu abenteuerlich wird die Sache dann, wenn Strieder eine kausale Verbindung zwischen dem Geist des Rechtsextremismus und Nationalismus , wie er sich auf dem gesamten Olympiagelände manifestiere, und Gauland, Höcke, den Wahlerfolgen der AfD und schlussendlich den NSU-Morden und den Morden von Hanau und Halle herstellt. Der selbsternannte Bilderstürmer fordert, die Skulpturen etc. müssen weg und fordert als Krönung des Ganzen, was als Denkmal Wertschätzung erfahre, habe letztlich die Politik zu entscheiden. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Berliner Denkmalschutz nicht vom jeweils herrschenden Zeitgeist – egal welcher politischen Färbung – zu sehr beeinflussen lässt. – Norbert Kiessling
„Das Sommermärchen (ist) vorbei“, schreibt Peter Strieder und beklagt in direktem Zusammenhang, dass „Nationalismus und Rechtsextremismus … wieder erstarkt“ seien. Damit konstruiert er einen Gegensatz, der nicht haltbar ist. Das Sommermärchen von 2006 war nicht der Gegenpol zu erstarkendem Nationalismus, im Gegenteil: Mit guten Gründen sieht der Berliner Autor Max Czollek „eine Verbindung zwischen der WM 2006 und dem AfD-Einzug in den Bundestag 2017“. Die „Normalisierung von Nationalismus und Nationalsymbolen“ (Czollek) während der WM 2006 hat rechtsradikalen Bewegungen und Personen den Weg bereitet. Man konnte wieder ungehindert Deutschlandfahnen schwingend durch die Städte ziehen.
Strieders Versuch, dem mordenden Rechtsradikalismus des NSU und den Hetzern der AfD die geläuterte, vermeintlich weltoffene Heimatliebe des „Sommermärchens“ entgegenzustellen, entspringt wohlmeinendem, dabei aber naivem Wunschdenken. Zu kurz springt Strieder auch mit seiner Forderung nach der Entfernung der Skulpturen, Wandgemälde und Reliefs vom Berliner Olympiagelände. „Alle Skulpturen entsprangen der Ideologie der Nazis“, behauptet er und übersieht damit, dass der damals über die Auswahl der Arbeiten entscheidende Kunstausschuss „noch weitgehend unabhängig“ von den kunstpolitischen Vorstellungen der NS-Regierung agierte, wie die Kunsthistorikerin Ursel Berger festgestellt hat.
Strieder nennt als Beleg für seine These die auf dem „Reichssportfeld“ gezeigten Nazikünstler Breker, Thorak und Wackerle – und „vergisst“, Künstler wie Georg Kolbe, Ludwig Gies, Waldemar Raemisch oder Adolf Strübe zu erwähnen, die alle Arbeiten für das „Reichssportfeld“ schufen. Keine der Skulpturen dieser Künstler auf dem Olympiagelände, nicht Kolbes „ruhender Athlet“, auch nicht Strübes Tierplastiken können als typische NS-Kunst verstanden werden, keiner dieser Künstler stand dem NS-Regime nahe. Kolbe war nach der Machtübernahme der Nazis als repräsentativer Künstler der verhassten Weimarer Republik gesehen und als „KPD-Sympathisant“ (U. Berger) verdächtigt worden, hatte sich offenbar geweigert, eine Hitlerbüste zu schaffen und war von Goebbels daran gehindert worden, die Leitung des Meisterateliers für Bildhauerei an der Akademie der Künste zu übernehmen; Gies´ expressionistische Christusfigur, die schon 1922 für einen der größten Kunstskandale der Weimarer Republik gesorgt hatte, wurde 1937 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ an prominenter Stelle gezeigt; der mit einer „Volljüdin“ verheiratete Raemisch musste 1939 in die USA emigrieren; Strübe hatte als Vorsitzender der 1937 aufgelösten Berliner Sezession 1935 und 1936 noch Ausstellungen mit verfemten Künstlern wie Klee, Beckmann, Dix, Feininger, Großmann oder Rohlfs organisiert.
Dass Kolbe auch bei den von den Nationalsozialisten organisierten „Deutschen Kunstausstellungen“ in München ausstellte, dass Strübe kurzzeitig Mitglied im Nationalsozialistischen Dozentenbund war, zeigt dabei, dass sich Biographien der in einer totalitären Diktatur lebenden Künstler selten in reinen schwarz-weiß Tönen darstellen lassen, wie Strieder das bei seiner Einschätzung der Künstler und ihrer Arbeiten auf dem Olympiagelände tut. Dass 1935/36 eine auf den ersten Blick überraschende Auswahl der Künstler stattfand und dass in Teilen von der nationalsozialistischen Kunstauffassung abweichende Arbeiten akzeptiert wurden, lässt sich auch damit erklären, dass das Regime sich anlässlich der Olympischen Spiele vor dem Ausland weltoffen und modern zeigen, die wahre Natur des Terrorregimes verschleiern wollte. „Bei der Ausstattung des Olympiageländes mit Skulpturen zeigte sich 1936 eine weiterbestehende Pluralität von künstlerischen Arbeitsweisen“, urteilt der Berliner Kunsthistoriker Wolfgang Ruppert 2015.
Strieders Darstellung ist aber nicht nur oberflächlich und – zumindest – unvollständig, seine Forderung nach Entfernung der Skulpturen nicht nur fragwürdig. Darstellung und Forderung dienen auch nicht seinem Ziel, den Aufstieg rechtsextremer, völkischer, antisemitischer Kräfte zu stoppen. Glaubt der ehemalige Senator im Ernst, Rechtsradikalismus ließe sich dadurch bekämpfen, dass man Skulpturen vom Olympiagelände entfernt? Warum schreibt man stattdessen nicht einen Wettbewerb aus, in dem sich heutige Künstler mit den Arbeiten von 1936 auseinandersetzen, und stellt dann die Ergebnisse den – tatsächlichen oder vermeintlichen – NS-Werken entgegen? Zudem würden eine historisch begründete Einordnung der Skulpturen und bessere, belegbar korrekte Informationen in Schulen und Medien, die offene und mutige Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen und, wo möglich und nötig, deren konsequente strafrechtliche Verfolgung dem angesprochenen Ziel eher dienen als die einseitige Darstellung historischer Ereignisse und eine reine Symbolpolitik – nichts anderes wäre die Entfernung der Skulpturen in Berlin. – Jörg Bernauer
Als – inzwischen pensionierter – Geschichtslehrer besitze ich eine Ausgabe von „Mein Kampf“, die im Bücherregal in meinem Arbeitszimmer steht. Viele Jahre lang habe ich an einer rätselhaften Krankheit gelitten: Immer, wenn ich an meinem Schreibtisch arbeitete, schnellte in regelmässigen Abständen mein rechter Arm nach oben. Kein Orthopäde, kein Physiotherapeut wusste Rat. Jetzt endlich – Peter Strieder sei Dank – ist das Rätsel gelöst: es waren die magischen, magnetischen, hypnotischen Kräfte, die von Hitlers „Mein Kampf“ ausgingen, die meinen rechten Arm nach oben zwangen. Seit ich das Buch geschreddert, verbrannt und die Asche in der Spree versenkt habe, bin ich geheilt. – Jürgen Straßburg
Skulpturen zu schleifen, das Maifeld abräumen zu wollen ist einfach nur blinder Umgang mit der Geschichte: Ganz nach der Devise weg ist weg – und dann ist alles gut. Aber weit gefehlt… in Konsequenz sollte man die Goldelse sprengen, die polnischen Soldaten haben es im Nachhinein ja bedauert das nicht getan zu haben, oder sie zumindest wieder zurückbauen. Die Frage ist dann allerdings, welche Daseinsberechtigung das gesamte Olympiastadion oder gar das Brandenburger Tor noch hat. Da gäbe es von Berlin bis zum Königsplatz bei uns in München (der weitgehend entnazifiziert ist) aber noch den Führerbau und das Haus der Deutschen Kunst, und insgesamt von Nord nach Süd in der Republik sehr viel zu „säubern“. Wir hätten da auch noch einen schönen Reichsadler an der Oberfinanzdirektion, sollte dann wohl auch weg. Zudem sollte man nicht nur bei Bauwerken anfangen: Wenn dann schon richtig, also auch Kunst und Kultur gehören „abgeräumt“, bereinigt und entnazifiziert.
Frau Merkel musste auf massiven Druck zwei Bilder des „entarteten Künstlers“ Nolde verbannen – zwar hervorragende Kunstwerke, aber eben von einem „entarteten“ Antisemiten, die man bewährterweise wohl besser auf der Hauptfeuerwache in Kreuzberg verbrennt. Sie sollte dann aber auch nicht mehr in Bayreuth auflaufen um Wagner, einem Integrateur des Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft, zu lauschen. Eigentlich hat dann niemand mehr dort etwas zu suchen und die Partituren gehören genauso in die Glut der Hauptfeuerwache. Da hätten wir auch noch über 50 Hindenburgstraßen in diesem unserem Lande, das kann doch auch nicht so bleiben? Um selbst den Rahmen nicht zu sprengen, spare ich mir weitere Beispiele.
Nein, das ist definitiv der falsche Umgang mit unserer Vergangenheit, man muss sich dem Erbe stellen, es nicht ausschlagen und vor allem muss man es in den richtigen Kontext bringen. Nur weil irgendwer irgendwas davon für seine Zwecke missbraucht, darf man es deshalb nicht dem Erdboden gleich oder gar zu Asche machen. Ebenso sollten Nazi-Wandmalereien zugänglich sein, auch sie sind zum „Begreifen“ dieses Wahnsinns unserer Vergangenheit durchaus hilfreich. Lieber Herr Strider, zum Glück haben Sie in Ihrer Zeit als Senator die „grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Erbe des Faschismus – auch dem baulichen – versäumt. Sie mögen wohl jetzt fühlen wie die polnischen Soldaten. Die Goldelse hat`s überlebt, das sollte das Maifeld und die anderen „Artefakte“ unserer Geschichte aber auch. Das kann so bleiben. – Prof. Rudolf Hipp
Es ehrt den ehemaligen Senator für Stadtentwicklung in Berlin, das er in später Einsicht heute selbstkritisch konstatiert, „dass wir nicht genau genug hingeschaut haben“ und „ob es nicht an der Zeit ist, das gesamte Gelände und den Denkmalschutz einer kritischen Revision zu unterziehen und das Gelände zu entnazifizieren…“, aber seine Forderung „Weg mit diesen Skulpturen !“ ist meines Erachtens die falsche Schlussfolgerung. Mit der Beseitigung der Skulpturen ist es eben nicht getan. Es sollte vielmehr heute eine aktive Auseinandersetzung mit der rassistischen, faschistischen Nazikunst stattfinden, in Form einer Umwidmung bzw. einer ästhetischen, künstlerischen Gegenposition zu diesen Kunstwerken. Und dazu braucht man eben die Nazikunst, damit Künstler von heute und morgen an ihr klarmachen können, was das ist: Rassismus .
Was das ist: Faschismus. Was das ist: faschistische Kunst. Künstler würden da sicher konstruktive Vorschläge machen. Eben weil wir das teils versäumt haben, ist es notwendig – angesichts des wiedererstarkenden Nationalsozialismus, den wir viel zu lange nicht wahrhaben wollten – auch im Kunstbereich seine schleichende Wirkung zu entlarven. Sicher sollten die Skulpturen von ihren hohen Sockeln heruntergenommen werden und ihr bombastischer architektonischer Background negiert, aber nicht beseitigt und zerstört werden, und durch etwas anderes ersetzt werden, so als sei nichts gewesen. – Friedhelm Welge
Keine BilderstürmereiDer frühere SPD-Senator für Stadtentwicklung behauptet in seinem Plädoyer für den Rückbau des Berliner Olympiageländes, dass die Politik entscheidet, ob ein Denkmal Wertschätzung erhalten soll. Das ist aber ein Denkfehler und Aufruf zur Bilderstürmerei je nach politischem Gusto. Nein, Denkmäler erinnern und mahnen. Auch an dunkle, totalitäre Zeiten. Sie sind lebendige Geschichtszeugnisse. Das soll so bleiben. Kritik ja, gerne auch mit mehr Informationen, Abriss nein. – Dr. Thomas Cieslik
Historiker beklagen barbarische Maßnahmen, dass z.B. ägyptische Pharaonen bei ihrer Tronübernahme die Namen ihrer Vorgänger entfernen ließen, Statuen wurden zerschlagen. In letzter Zeit wird in zunehmendem Maß krampfhaft danach gesucht, wo Zeugnisse des nationalsozialistischen Unwesens überlebt haben könnten. Dabei wird aber übersehen, dass man Auftraggeber, Kunst und Künstler unterschiedlich sehen muss. Caravaggio war ein Mörder, Althofer hat die Judenpogrome in Regensburg angeführt, Goethe war ein Lustgreis, Nolde wird Antisemitismus zugeordnet; aber sind deshalb ihre Werke nichts mehr wert? Wenn jetzt die Skulpturen der 30-er und 40-er Jahre, die doch weitgehend an römische Arbeiten erinnern, der Zensur zum Opfer fallen sollen, ist das eine Wiederauflage der Maßnahme „Entartete Kunst 2.0“. Wer legt fest was gute Kunst ist und was Böse? Bildersturm und Bücherverbrennung haben noch nie die Vergangenheit getilgt. Der mystische Glaube, dass mir dem Auslöschen des Namens auch die dahinter stehende Person verschwindet gehört in frühere Jahrhunderte. Ebenso der Wunsch, die Seele finde dann keine Ruhe und müsse bis zum Jüngsten Gericht herumirren entspricht dem Aberglauben früherer Epochen. – Wolf Beier
Noch ein Politiker, der sich von der AfD treiben lässt. Jeder kann Denkmäler interpretieren, wie er will aber warum sollte ich meine Handlung von den Phantasien der Rechten bestimmen lassen? Müssen wir wirklich die wenigen Unbedarften schützen, die vielleicht die falschen Schlüsse ziehen? Sollten wir dann nicht auch die Pyramiden in die Luft sprengen, weil sie von einem autokratischen Regime mit der Hilfe von Versklavten gebaut wurden? Wie wäre es mit dem Kolosseum, wo tausende von Christen (die Guten!) den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden? – dr. Salvatore Algieri
Was passiert, wenn man diese Kunst entfernt? Kein öffentlicher großer Aufschrei, so weit sind wir trotz fleißiger rechter Agitation hoffentlich nicht. Doch in einigen Gemütern wird sich die Opferhaltung regelrecht vollfressen an willkommen neuem Stoff: „Die Kunstfreiheit in der Merkel-Diktatur!“ Und irgendwann kommt‘ s sowieso wieder: Sei es, dass andere Kunstwerke zerstört werden, sei es, dass sich Künstler, die im rechten Spektrum angesiedelt sind, aus viel schlimmerem Heldenbrei schöpfen und neue, dazu noch bejubelte Kunstwerke daraus kreieren. (Der Ausdruck „Heldenbrei“ stammt von Freya Klier, ihrem Buch „Abreiß-Kalender“ aus dem Jahr 1988) Meine Idee: Stehen lassen. Und eine Ausschreibung an alle Kunstschaffenden (ausnahmsweise eine gerechte, um vernachlässigten Kräften eine Plattform zu bieten neben bekannten Größen) Schafft Gegenbilder. Witzige, ironisierende, ernste, lebensvolle, Tieftraurige. Und stellt die neuen Arbeiten genau in Dialog zu den im NS-Auftrag geschaffenen. Sprayer (Der Versuchung nicht nachgeben, eine der alten mit Farbe zu überziehen, lasst sie völlig unangetastet stehen, das ist wichtig!) Streetart Künstlerinnen. Maler, Bildhauerinnen. Lyriker, Musikerinnen. Alles was geht. Macht Deutschlands Kunstszene mobil gegen rechts. – Simone Schulz
Mit Senator Peter Strieder, der schon in den 1990er Jahren als Lobbyist von Hertha BSC ein neues Fußballstadion (nebenbei lukrativer Großauftrag für eine breite Klientel) errichten wollte und immerhin die herthablaue Tartanbahn durchsetzte, haben wir als Denkmalschützer seinerzeit intensiv um Erhaltung und Weiterbau des Olympiastadions und der Gesamtanlage gerungen – und zum Glück gewonnen. Übrigens Hand in Hand mit zahlreichen Welt-Sportverbänden, die ich als Vorsitzender des Landesdenkmalrates um Unterstützung gegen die Berliner Administration gebeten hatte. Die Geschichte des Olympiageländes reicht bekanntlich weit vor den Nationalsozialismus zurück und über die Nachkriegszeit hinaus bis zu der großartigen, 2004 eingeweihten Neugestaltung von Gerkan, Marg und Partner, die sich u.a. durch eine beschwingte Bedachung und neue Kurvatur der Zuschauerränge auszeichnet. Dieses mit der Geschichte Berlins im Guten wie im Bösen so innig verbundene, herausragende Gesamtdenkmal der Weltsportgeschichte ist somit in seiner historischen Entwicklung ablesbar:
Zu der gehört nicht nur die monumentale Gestaltung und ideologische Vereinnahmung der Olympischen Spiele durch den Nationalsozialismus, sondern auch dessen Überwindung in Form der demokratischen Aneignung. Das modernisierte Ensemble wird weltweit als vorbildlich anerkannt, nicht zuletzt im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Dass man bei der historischen Kommentierung leider heute vielleicht lautere Töne anschlagen muss als vor zwanzig Jahren, ist zwar diskussionswürdig. Völlig untragbar aber ist Strieders unsäglicher und antidemokratischer Angriff auf Denkmalschutz und Erinnerungspolitik, die er wieder einmal (wie einst im Kaiser- und im Dritten Reich) der regierenden Obrigkeit anvertrauen möchte! Seine angeblich aus politischer Sorge um die Macht des „Wortes aus Stein“ (Adolf Hitler) motivierte Attacke ist – wie schon der erste Satz offenbart – nur notdürftig kaschiert: arbeiten doch Hertha BSC und SPD seit Jahren wieder einmal intensiv am Projekt einer neuen „reinen“ Fußballarena (nebenbei ein lukrativer Großauftrag für eine breite Klientel). – Prof. em. Dr. Adrian von Buttlar
Ihr Artikel beginnt mit einer nicht zu rechtfertigenden Unterstellung: „Nach dem Erstarken der Rechtsextremen blicken wir anders auf das architektonische Erbe der Hitler-Zeit…“ Ich frage mich, wie kommen Sie auf „wir“? Sprechen Sie von sich im Respektsplural? Meine demokratischen Freunde und ich, auch der Chefredakteur der ZEIT, Josef Joffe, sehen die Hinterlassenschaften der NS-Zeit anders als Sie. Uns geht es nicht um eine radikale Haltung wie Ihre, nämlich: „weg damit!“. Im Gegensatz zu Ihnen sind „wir“ an einer pädagogisch-historischen Komponente interessiert. Gerade die Auseinandersetzung mit den damaligen „Werten“, die beinah das gesamte Volk zu begeistern wussten, ist immerwährendes Gebot, damit es nicht wieder geschieht. Sie kritisieren, dass u.a. die Aufklärungstafeln zur Entstehungsgeschichte, zu wenig Beachtung finden.
Anstatt darüber nachzudenken und zu verbessern wollen Sie „…das gesamte Gelände entnazifizieren…“, und Ihr Motto lautet: „Weg damit!…“. Vor Jahren schrieb Josef Joffe zum Thema (Auszug) : „..Statuen lassen sich plattmachen. Die Geschichte bleibt, Verdummung steigt. Wie kann Geschichtsvernichtung, eine nachgeschobene Zensur, das Geschichtsbewusstsein stärken? Z.B. Napoleon oder Bismarck: Ihre Statuen versinnbildlichen das Gute und das Schlechte im Leben einer Nation. Sie „reden“ mit uns; sie werfen Fragen auf; sie befeuern eine nimmer endende moralische Debatte. Exorzismus ist dagegen eine Scheinlösung, denn die historischen Fakten lassen sich nicht wegoperieren.
Überdies fragten die alten Römer: Quem ad finem – wo soll das aufhören? Olympiastadion Berlin, Haus der Kunst in München, heute Lee, morgen Jefferson und Washington? Oder Helmut Schmidt? Dessen Bild in der Bundeswehr-Universität musste weg, weil seine Uniform ein Hakenkreuz aufwies. Bild weg, Nazismus weg? Nein, nur Helmut Schmidt, der Namensgeber der Universität. Die Gräuel der Wehrmacht bleiben. Das Foto wurde inzwischen mit einer angefügten Erklärung wieder aufgehängt. So sollte es sein: Historie im Kontext, der das Nachdenken schärft…“ Macht die Umbenennung der Sansibarstraße im Berliner Afrikanischen Viertel den wilhelminischen Imperialismus ungeschehen? Die Frage beantwortet sich selber. Es hat keinen Sinn, sich vor der eigenen Geschichte zu verstecken, indem man Statuen plattmacht. Sie muss von Generation zu Generation wiederentdeckt, seziert und debattiert werden.“
Die Gefahr, das „Kind mit dem Bade auszuschütten“, ist dem jeweiligen Zeitgeist geschuldet. Beispiele dafür sind auch die „Bilderstürmer“ im Zuge der Reformation, die Vernichtung von unersetzlichem Kulturgut im Zuge der Säkularisation und die Umbenennung von Straßen und Plätzen während der Phase des real existierenden Sozialismus. So viel Geschichte ist immerfort aufzubereiten und zwar von „uns“ gemeinsam. Geschichtsvergessenheit dagegen spielt genau der neuen Rechten wie der AfD in die Hände. – Klaus Zieglmeier
Glaubt Herr Strieder wirklich, dass er den „Geist des Rechtsextremismus und des Nationalismus“ bändigen und ihm Einhalt gebieten kann, indem er einige Skulpturen am Olympiastadion schleift? Wo bleibt das Vertrauen in die geistige und moralische Entwicklung der Gesellschaft, wenn er meint, dass es des Unsichtbarmachens steinerner Zeugnisse bedarf, um die Herzen, vor allem aber das kritische Denken der nachwachsenden Generationen für den Erhalt unserer demokratischen Gesellschaftsordnung zu gewinnen? Ich denke in diesem Zusammenhang an das überdimensionierte Lenin-Denkmal, das bis zur Wende in Berlin-Friedrichshain stand. Dem Berliner Senat konnte es damals gar nicht schnell genug gehen, es in transportfähige Stücke zu zerlegen, die im Köpenicker Forst verschämt vergrabe wurden.
Welch ein Mangel an Souveränität und Selbstvertrauen! Der gewaltige Kopf, den man zum Glück nicht zerschlug, wurde inzwischen wieder ausgegraben und zieht nun in der Spandauere Zitadelle die Besucher an. Lassen Sie das olympische Gelände so wie es ist. Oder wollen Sie nun auch Kirchen und Kathedralen schleifen, angesichts des riesigen, wirklich riesigen Unrechts, dessen sich die katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte (z. B. durch die Inquisition) schuldig gemacht hat? „Letztlich hat die Politik zu entscheiden“, schreibt Herr Strieder. Wünschen wir ihr dafür den notwendigen Weitblick. – Edmund Köhn
Der Ungeist, der Nazi-Kunst schuf, verschwindet nicht automatisch, wenn man in Berlin und anderswo die Objekte beseitigt. Man mag Übung darin haben wie etwa beim Umgang mit Mauer und Palast der Republik, aber die Art und Weise zeigt ein eher beschränktes Denken der Verantwortlichen auf. Dies umso mehr, wenn gleichzeitg das Schloß in Legoland-Manier rekonstruiert wird. Führt doch von ihm und seinen Hohenzollern ein direkter Weg zur Nazi-Kunst, deren Reste man jetzt entsorgen will. Ja, museale Schautafeln im Olympia-Gelände und an anderer Stelle reichen nicht; solche Denkmäler sollten uns auch zu einem „Denk-Mal!“ provozieren. Mein Vorschlag ist, die Skulpturen bis auf weiteres unter grobem Stoff verschwinden zu lassen oder mit Holzbohlen zu verkleiden – wie wirkungsvoll Verhüllungen sein können, hat Christo am Reichstag schon gezeigt. Mit weiteren Relikten kann vergleichsweise verfahren werden, dazu nur sparsame Text-Erklärungen, aber Verlinkungen zu modernen Medien direkt vor Ort. – Dr. med. Leo Voss
Sie stellen nicht die einfache Frage „Ist das Kunst, oder kann das weg?“, sondern wollen die Skulpturen Brekers, Thoraks und Wackerles aufgrund politischer Erwägungen aus dem öffentlichen Raum verbannen. Zwar ist es wohl schwierig, einem Werk nachzuweisen, dasses ein Kunstwerk sei. Vergleichsweise einfach scheint es mir jedoch zu zeigen, dass ein Werk eben keinKunstwerk ist: Zwei Fragen bringen im Zweifel ein Kunstwerk zu Fall: Ist es Kitsch? Dann kann es keine Kunst sein! (Außer vielleicht in ironischen Ausnahmefällen) Hat der Künstler bei und mit seiner Erschaffung einer verbrecherischen Ideologie gedient? Dann ebenfalls: Weg damit! Nach diesen Kriterien fallen die genannten Skulpturen wohl durch; denn wenn sie vielleicht – und nur mit Mühe – den Kitschtest noch bestehen sollten, so lässt sie Frage 2 hier klar durchs Raster fallen. Noldes Gemälde im Kanzleramt dagegen bleiben Kunstwerke: Dass dem Künstler inzwischen Antisemitismus nachzuweisen ist, stellt zumindest diese Werkenicht infrage. Denn weder sind sie kitschig noch wurden sie etwa dem Nationalsozialismus gewidmet. Allenfalls waren sie im Kanzleramt nicht in der richtigen Institution platziert. – Karl Ulrich Würz
Wider die damnatio memoriae! Eine Replik auf Peter Strieders Forderung, das Berliner Olympiagelände von Relikten der NS-Kunst zu säubern Der ehemalige Berliner Senator für Stadtentwicklung in Berlin, Peter Strieder, fordert, offenbar beseelt vom Geist der „extinction rebellion“, das einstige „Reichssportfeld“ in Berlin von Namen, Bildern und Plastiken aus der NS-Zeit zu „reinigen“. Er begründet seine Forderung damit, die Zuerkennung der Denkmalwürdigkeit der gesamten Anlage durch den Berliner Senat leiste den aktuellen rechtspopulistischen und neonazistischen Tendenzen in unserem Lande Vorschub. Er plädiert also für eine damnatio memoriae von Relikten einer verbrecherischen Diktatur und hat damit den Beifall einer einschlägig orientierten Öffentlichkeit sicher. Die Beseitigung von Kunst- und Bauwerken, die „nicht mehr in die Zeit passen“ oder als Zeugnisse inkriminierter politischer Systeme gelten, hat eine lange Tradition. Schon Pharao Ramses II. ließ die Namen verhasster Vorgänger aus Tempelinschriften ausmeißeln; frühchristliche Fanatiker zerstörten „heidnische“ Plastiken und Tempel und gerade Berlin bietet ein Paradebeispiel für diese prekäre politische Praxis:
Im Herbst 1950 hat die kommunistsiche Führung der eben gegründeten DDR aus einem – Strieders Appell nicht unähnlichen – eliminatorischen Impetus gegen heftige inter- nationale Proteste die Sprengung des Berliner Stadtschlosses erzwungen. Namen zur Markierung öffentlicher Räume sind zweifellos temporär wirksam, à la longue aber „Schall und Rauch“. Deshalb kann auch aus einem „Adolf-Hitler-Platz“ oder einer „Ernst-Thälmann-Straße“ post festum problemlos ein „Adenauerplatz“ oder eine schlichte „Marktsstraße“ werden, ohne dass sich ihre stadträumliche Funktion ändern müsste. Dass man heute an dem vom Nationalsozialismus instrumentalisierten Langemar(c)k-Mythos (November 1914!) oder an der Benennung einer Straße nach dem Burschenschaftsahn Friedrich Friesen Anstoß nimmt, sei in Frage gestellt. Es steht eher zu vermuten, dass diese Namen heute niemandem etwas sagen, er sei denn Histo- riker. Strieder geht es hier indes nicht um das architektonische Konzept einzelner Gebäude oder der Gesamtanlage des einstigen Reichssportfeldes. Er stößt sich vielmehr an der unveränderten Übernahme von Namen, Wandbildern und Plastiken aus der NS-Zeit, das heißt: Er hat die Symbol-Ebene im Auge.
Dass die Führungskader der NS-Diktatur gerade die (Bau-)Plastik als Instrument zur Propagierung ihres Rasse-Ideals und des diesem immanenten Men- schenbildes einsetzten, steht außer Frage. Daran zeigt sich freilich die Rückwärtsgewandtheit der parteioffiziellen NS-Ästhetik. Seit alters dienten Plastiken zur symbolischen Selbstdarstellung eines politischen Systems und seiner Protagonisten im öffentlichen Raum. Es sei, pars pro toto, nur an Marc Aurels ikonisches Reiter-Standbild auf dem römischen Kapitol oder an das monumentale Statuen-Fragment Konstantins d.Gr. (im Hof des dortigen Konservato- renpalastes) erinnert. Monumentale Plastiken und Einschüchterungsarchitekturen mit ihrer „Überwältigungsästhetik“ sind keine Erfindung der Nazis. Ein klassisches Beispiel ist der römische Petersdom als Ausdruck der „ecclesia militans“ im Zeitalter der Gegenreformation.
Man hat den Traditionalismus der staatsoffiziellen NS-Ästhetik und ihren Rückgriff auf durch Tradition geadelte Kunstmodelle der Antike, der Renaissance und des späten 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer „Modernisierungskrise“ (Peter Reichel) bezeichnet, wie er in der Ablehnung des „neuen Bauens“ durch den Staatsarchitekten Albert Speer oder in der Verbannung der „entarteten“ Kunst aus den Museen sich äußerte. Modern war dagegen die multimediale Inszenierung der Staatsmacht, etwa durch die gigantomanen Kulissenarchitekturen des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes, das Fahnenmeer, die zum Massenornamant erstarrten Karrees der Wehrmacht, des Arbeitsdienstes, der Hitlerjugend oder der „Lichtdom“ als massentaugliche Propagandamedien. Auch das sog. Reichssport- feld ist ein, im Wortsinn, „plastischer“Ausdruck der propagandistischen „Ästhetisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse“ (P. Reichel), gleichsam der Bühnenvorhang, der den repressiven Terror des Systems vor den Augen der Welt verdecken sollte. Dass Strieder ausgerechnet einen der beiden Rosse- bändiger von Josef Wackerle als exemplarischen Beleg der „Nazi-Kunst“ gewählt hat, spricht nicht für seine ästhetische Kompetenz. Wackerle, schon lange vor Beginn der NS-Diktatur ein etablierter Plastiker, hat mit dem Rückgriff auf das antike Rossebändiger-Motiv eines seiner schwächsten Monu- mente geschaffen.
Es erinnert in seiner blockhaften Statuarik eher an archaische Kuroi oder an die Neue Sachlichkeit. Ganz anders die Plastiken der „gottbegnadeten“ Staatskünstler Arno Breker und Josef Thorak, die in ihrer an Michelangelo geschulten Körperlichkeit, besonders aber durch ihren militant-aggressiven Gestus die NS-Ideologie unverstellt verkörpern. Die im III. Reich entstandene skulpturale Dekoration der Berliner Olympia-Stätten sehe ich nicht als „Denkmal der Schande“, sondern als Freilichtmuseum für den Missnrauch von Kunst. Sie wurde, wie ihre Vorbilder, auf Wirkung im freien Raum konzipiert und sollte nicht in Museumsdepots und Asservatenkammern verbannt werden. „Historische Orte müssen auch erlebt werden“ (Frank Reuter). Magdalena Bushart hat schon 1989 schlagend gezeigt, wie die Versetzung von Breker-Figuren in einen anderen räumlichen Konext, nämlich auf eine Sportstätte der sowjetischen Streitkräfte in der DDR, ganz unabhängig von ihrem Gestus als Beispiel des „Mens-sana-in-corpore-sano“- Ideals uminterpretiert werden konnte. – Es sollte nicht gelten:“Tabula rasa, causa finita“. Deshalb fordere ich: Stehen lassen! Zeigen statt verdrängen! Erklären! Und -im Glücksfall – verstehen! – Dr. Hans-Ulrich Kolb
Es geht meiner Meinung nach nicht nur um das architektonische Erbe aus der Hitler-Zeit, sondern darüber hinaus auch um die Relikte der beiden Weltkriege. Diese finden sich auch in unserer Region. Als Beispiele möchte ich das Kriegerdenkmal auf dem Luisenfelsen in Laufenburg/Baden erwähnen. Vor allem die Blickrichtung des Adlers nach Süden in Richtung Schweiz sticht ins Auge. In der Gemeine Murg/Baden findet sich ein abstruses Kriegerdenkmal – nicht weit von der Grundschule – welches zwei Soldaten in voller Montur zeigt (es sollte für ca. 45.000 €) im Rahmen der Dorfkernsanierung auch mit saniert werden. Und zuletzt das Kriegerdenkmal auf dem Brandfelsen in Todtnau. Ich stimme mit Herrn Strieder vollkommen überein, dass im Zusammenhang mit dem erstarkten Rechtsextremismus wieder intensiver darüber nachgedacht werden, ob solche Relikte – stehen sie nun auf dem Olympiagelände, am Rheinufer oder im Südschwarzwald – noch ihre Berechtigung haben. Sie sollten „gesprengt“ werden – zumindest aber intensiv sich einer Diskussion stellen müssen, an deren Ende das Verschwinden dieser falschen „Erinnerungsstücke“ stehen muss. – Hans-Peter Cheret
Leserbriefe zu „Schon vorher krank“ von Merlind Theile
Die „Geiz ist Geil“ Mentalität hält weiter an. Sklavenhandel ist eigentlich längst und zu Recht verboten. Die unhaltbaren, menschenunwürdigen Zustände für Schlachthofmitarbeiter, für Erntehelfer, vor allem beim Spargelstechen, und teilweise auch für häusliche Pflegekräfte aus Osteuropa hat Merlind Theile für die Fleischindustrie mit ihrem Artikel dargestellt und angeprangert. Es ist Traurig und Beschämend, das trotz vieler Berichte in Zeitungen und in Fernsehberichten über diese üblen Missstände keine wirklichen Veränderungen zu erkennen waren. Die zuständigen Ämter der betroffenen Städte und Kreise, der Zoll sowie die Landes -und Bundespolitik kennen diese Probleme der dort, für uns, tätigen Menschen seit vielen Jahren. Es bedurfte der Corona-Krise und der Ansteckungen dieser Menschen damit die Verantwortlichen, die für Abhilfe sorgen können, endlich aufwachen. Daran ist erkennbar, wie die Gewichte bei den Behörden und in der Politik verteilt sind. – Felix Bicker
Kurz und sehr präzise, was sie dort geschildert haben. Dem aufmerksamen Zeitgenossen mögen diese Zustände nicht entgangen sein, dass schon seit Jahrzehnten. Die Schlacht- bzw. Fleischbranche ist somit das Aggressivste, was es überhaupt am Markt gibt. Es übertrifft sogar noch die Baubranche, weil hierbei das Elend der Tiere mit einfließt. Die Politik hat bei der Regelung in der Fleischindustrie völlig versagt -Schulnote 6- weil schon seit Jahrzehnten die Regelung dessen den Protagonisten der Fleischindustrie, hier den aggressiven Fleischmogulen iVm den „oligarchen“ Bauernverbänden/Landvolkverbänden überlassen wird gem. dem Motto der „Selbstverpflichtung“. Einen größeren Betrug bzgl. der „Selbtverpflichtung“ gibt es überhaupt nicht, weil sich keiner daran hält, sonst wären die Umstände anders (Abgesehen vom Handling mit den Tieren), Bezahlung, Unterbringung und der Behandlung der Billigarbeiter in der Fleischindustrie.
In erster Linie müßten umgehend die Subunternehmer etc verboten werden. Um die Anstellung der Arbeiter -von woher auch immer- hätten sich nur die Arbeitsämter zu kümmern mit spez. Schnellen Verfahren. Der Fleischpreis, genau so wie die Preise für Landwirtschaftsprodukte überhaupt, müßten pauschal verdoppelt werden, um dem elenden Druck des Tierelends und den Arbeitsbedingungen zu entgehen. Genau dies wäre die Aufgabe oa Bauernverbände, die meinen, für die Landwirtschaft zu arbeiten, aber nichts anderes als Lobbyisten für die Fleischindustrie sind. Somit haben diese Bauernverbände seit Jahrzehnten ihre Aufgaben verfehlt. – Rainer Rehfeldt
Mein Vater leitete während meiner Kindheit eine Filiale einer kleineren Fleischereikette in Darmstadt. Im Alter von 12 Jahren, also genau vor 50 Jahren, begann ich mir Informationen aus seinem Beruf und besonders auch Fleischpreise zu merken. Demnach kosteten damals (1969) 1kg Fleischwurst 12 D-Mark oder 1 kg Schweinenackensteaks ebenfalls 12 D-Mark. Mein Vater verdiente 600,- D-Mark brutto, unsere 3ZKT (Bad gab es nicht) Wohnung 65,- D-Mark/Monat kalt, der VW-Variant meiner Eltern etwa 9.000,- D-Mark. Heute wäre das Einkommen in ähnlicher Position sicher mindestens 3600,- EUR, also das 12-fache, ein VW Passat läge bei 45.000,- EUR, das 10-fache, die Miete wäre wohl mindestens 780,- Euro, das 12-fache. Natürlich ist die Qualität heutiger Fahrzeuge und Wohnungen über dem Standard von 1969.
Dennoch muss man sich fragen, wie es möglich ist, dass die oben beschriebenen Wurst- und Fleischsorten heute absolut genauso viel kosten wie vor 50 Jahren. Anders als bei Autos und Wohnungen ist die einzige Entwicklung der letzten 50 Jahre bei der Fleischversorgung der Bevölkerung ein endlos steigender Druck zur Kostensenkung. Regionale Schlachthöfe wie z.B. der damalige Darmstädter Schlachthof an der Frankfurter Landstraße sind durch wenige riesige Schlachtfabriken ersetzt worden mit den (eigentlich schon lange) bekannten Umständen, die Frau Theile in ihrem Beitrag nochmals akzentuiert hat. Zurecht brandmarkt sie diese Umstände als „schon vorher krank“. Wurst und Fleisch für unseren Konsum muss bestimmt nicht 10mal so viel Kosten wie 1969 (also 60,- EUR für 1 kg Grillsteaks). Aber es sollte unbedingt so viel kosten, dass Tiere artgerecht gehalten werden können, in der Verarbeitung allen Beteiligten die gleichen Lebensumstände ermöglicht werden können, die auch wir anstreben und natürlich in der gesamten Produktionskette vom Tier auf der Weide bis zum Grill hohe Qualitäts- und Hygienestandards eingehalten werden können (wie sie übrigens z.B. in der Automobilindustrie als selbstverständlich angesehen werden). – Dr. Roland Pelzer
Zunächst erneut vielen Dank an Merlind Theile. Nach „Tod eines Erntehelfers“ ein weiterer Bericht über einen Bereich, wo es weh tut und ekelhaft ist! Nein, ich will kein Vegetarier werden, um nachts wieder ohne Gewissensbisse schlafen zu können. Ich esse gerne Fleisch. Bei uns im Dorf gibt es aber keinen Metzger, dafür drei (!!!) Discounter. Wenn wir wie seit 30 Jahren in Urlaub nach Inzell in Bayern fahren, freue ich mich auch auf das gute Fleisch bei meinem Lieblingsfleischer. Da steht sogar, von welcher Kuh/Rind das Fleisch stammt, wie und wer verarbeitet, sehe ich am/beim Metzger. Das Fleisch ist natürlich teurer. Ich bin kein Idealist, aber den erhöhten Preis zahle ich nicht NUR wegen der Qualität, sondern auch wegen fairer Löhne. Ich schäme mich, dass wir alle seit Jahren in der Fleischindustrie (schon die Wortkombination „Fleisch“ und „Industrie“ erzeugt bei mir Übelkeit) Sklaverei zulassen. Der Gesetzgeber muss nicht nur einen Mindestlohn festlegen, sondern auchkontrollierbareUnterbringung. Und wir alle müssen die Lebensmittel wieder schätzen lernen. Wenn sich jetzt einzelne Unternehmer wie Herr Tönnies beklagen, könnte ich gar nicht so viel Fleisch essen, wie ich kotzen (Sorry für das Wort) möchte. – Peter Helbig
Im Artikel „Schon vorher krank“ in der heutigen Ausgabe ist von einem „Umkehrschluss“ die Rede. Es ist bedauerlich, dass sich nun auch die ZEIT zur großen Gruppe derjenigen gesellt, die diesen Begriff falsch und ohne jegliches Verständnis für seine Bedeutung und die Logik (Stichwort „modus tollendo tollens“) verwenden. Noch bedauerlicher ist es, dass dadurch alle darauf aufgebauten Thesen des Textes zu diesem wichtigen Thema – zumindest vom logischen Standpunkt gesehen – nichtig sind. – Tim Leffler
Mein Vater leitete während meiner Kindheit eine Filiale einer kleineren Fleischereikette in Darmstadt. Im Alter von 12 Jahren, also vor gut 50 Jahren, begann ich mir Informationen aus seinem Beruf und besonders auch Fleischpreise zu merken. Demnach kosteten damals (1969) 1kg Fleischwurst 12 D-Mark oder 1 kg Schweinenackensteaks ebenfalls 12 D-Mark. Mein Vater verdiente 600,- D-Mark brutto, unsere 3ZKT (Bad gab es nicht) Wohnung 65,- D-Mark/Monat kalt, der VW-Variant meiner Eltern etwa 9.000,- D-Mark. Heute wäre das Einkommen in ähnlicher Position sicher mindestens 3600,- EUR, also das 12-fache, ein VW Passat läge bei 45.000,- EUR, das 10-fache, die Miete wäre wohl mindestens 780,- Euro, das 12-fache. Natürlich ist die Qualität heutiger Fahrzeuge und Wohnungen über dem Standard von 1969. Dennoch muss man sich fragen, wie es möglich ist, dass die oben beschriebenen Wurst- und Fleischsorten heute absolut genauso viel kosten wie vor 50 Jahren. Anders als bei Autos und Wohnungen ist die einzige Entwicklung der letzten 50 Jahre bei der Fleischversorgung der Bevölkerung ein endlos steigender Druck zur Kostensenkung.
Regionale Schlachthöfe wie z.B. der damalige Darmstädter Schlachthof an der Frankfurter Landstraße sind durch wenige riesige Schlachtfabriken ersetzt worden mit den (eigentlich schon lange) bekannten Umständen, die Frau Theile in ihrem Beitrag nochmals akzentuiert hat. Zurecht brandmarkt sie diese Umstände als „schon vorher krank“. Wurst und Fleisch für unseren Konsum muss bestimmt nicht 10mal so viel Kosten wie 1969 (also 60,- EUR für 1 kg Grillsteaks). Aber es sollte unbedingt so viel kosten, dass Tiere artgerecht gehalten werden können, in der Verarbeitung allen Beteiligten die gleichen Lebensumstände ermöglicht werden können, die auch wir anstreben und natürlich in der gesamten Produktionskette vom Tier auf der Weide bis zum Grill hohe Qualitäts- und Hygienestandards eingehalten werden können (wie sie übrigens z.B. in der Automobilindustrie als selbstverständlich angesehen werden). – Dr. Roland Pelzer
Hervorragender Artikel, der die „organisierte Verantwortungslosigkeit“, die alles andere als neu ist, sehr gut darstellt. Wenn wir mit bzw. trotz dem Wissen über die meist kritische Tierhaltung und die ArbeitnehmerInnen in prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen zu dem Entschluss kommen, dass Fleisch(-verarbeitung) systemrelevant ist, stimmt mich das mehr als nachdenklich und traurig. Es wäre wünschenswert, dass Julia Klöckner ihre Aufgabe ernst nimmt und systemrelevant wird. – Vera Papadopoulos
„Die Fleischindustrie in Deutschland und die mit ihr verbundenen Produktions-, Handels- und Subventionskomplexe sind schon vor allem deshalb systemrelevant, weil sie unsere Trinkwasserversorgung gefährden. Weil wir Bürgerinnen und Bürger es zulassen, dass auf der relativ kleinen Fläche der BRD so exorbitant große Mengen an Fleisch produziert werden, riskieren wir durch Überdüngung und Pestizideintrag die dauerhafte Verseuchung unserer Grundwasservorräte. Und wir leisten uns auch noch den Luxus, die „schlechten“ Teile der bei uns gemästeten Tiere zu exportieren und „edle“ Teile, vor allem Rinderfilets, zusätzlich zu importieren. Hier werden die Gedankenlosigkeit und Dekadenz unserer Wohlstandsgesellschaft und die damit verbundene Machtlosigkeit der politischen Entscheidungsträger in besonderer Weise sichtbar.“ – Erwin Engeßer
Wenn ich mich recht erinnere sind die in Deutschland üblichen Arbeitsbedinungen ein großer Wettbewerbsvorteil gegenüber z.B. der französischen Fleischwirtschaft, die eben deshalb (teilweise?) kaputtgegangen ist, was dem Le-Pen Club als Argument gegen Europa und vor allem Deutschland genutzt hat. Im Wettbewerb gibt es immer auch Verlierer und hier zeigt sich mal wieder: Je asozialer die Produktionsverhältnisswe, je besser die Wettbewerbsfähigkeit. Genau dies ist sozusagen das „Agenda – Problem“ und genau dies wird immer wieder geleugnet. Es zeigt wie fragwürdig die Aufforderung an die ärmeren Länder Europas ist, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, mittels Agenda-Politik (Hausaufgaben machen!) siehe Macrons Politik, denn das würde ja dann die deutsche Wettbewerbsfähigkeit schwächen und also die nächste Agenda erfordern usw.usw. Umgekehrt sorgen die unsozuialen Reformen in Deutschland z.B. Rente ab 67 bei den Arbeitern für Ärger, weil sie nicht verstehen wieso sie über Europa die Rente der Franzosen, ab 62 mitfinanzieren sollen und dann lieber AFD wählen. Was also möglicherweise in einem geschlossenen Systhem (Staat) gut funktioniert, der Wettbewerb, sorgt zwischen unterschiedlichen Systhemen (Staaten) für jede Menge Spaltung und Ärger. – Für eine schwäbische Hausfrau wahrscheinlich zu komplex? – Dieter Herrmann
…die industriell massentiermordende Fleischindustrie, die über 50 Millionen Schweine pro Jahr in der Bundesrepublik Deutschland abschlachtet (um nur diese Geschöpfe-Art beim Namen zu nennen), bekennt sich lt.“ Verband der Fleischindustrie“: Systemrelevant! In der Bedeutung und Verinnerlichung des Wortes scheint diese (skrupellose) Sinnhaftigkeit für das System bedeutsam – aber was steht systematisch dahinter? 30.000 Menschen schlachten im Akkord (rund um die Uhr) Tag für Tag (außer an Feiertagen): unsere Mitgeschöpfe in schrecklichen Realitäten eines Horrorszenarios: und es ist die Hölle auf Erden für jene Tiere! Das Entsetzen macht mich zu einem Menschen der Trauer und des tiefen Mitleides! Mein Onkel war Veterinärmediziner und später Dekan einer Universität – in seiner vorgeschriebenen Volontärs-Zeit im Schlachthaus ist er vor Entsetzen in Ohnmacht gefallen, er wusste: das Tiere eine Seele haben und leiden! Und er sagte mir als II. Weltkriegs-Teilnehmer – solche Bilder habe sein Vater als Leutnant des I. Weltkrieges bei Bajonettangriffen persönlich erlebt, wenn sich Menschen-Soldaten gegenseitig abschlachteten und blutig zerfetzten! Da aber ist es die Menschenart: die andere Menschen so brutal und grauenvoll tötet, schwer verletzt – und wir haben doch in uns eigentlich ein Mitgefühl, die Emotion der Unversehrtheit für sich und den anderen Mitmenschen!?! Wie kann so etwas abtrainiert werden? Und was bringt uns zu solchem bestialischen Verhalten, dass wir bedingungslos auf Befehl hemmungslos ermorden, zerstören, vernichten, abschlachten…? Ist vielleicht Corona der Krieg der Tiere gegen die Menschheit – stellvertretend die Notwehr der kleinsten Lebewesen, der Viren? Haben wir darüber nachgedacht- und auch erkannt: wie schwach wir letztlich sind!
Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass durch das industrielle Abschlachten der Tiere, unserer Mitgeschöpfe: hier schon die brutale Enthemmtheit beginnt, sich dem Leben gegenüber ohne Rücksicht auf (Seelen)-Verluste einer inneren Kälte zu bemächtigen: die alles Abschlachten zur Alltäglichkeit werden lässt – wie dann an den Fronten des Krieges auch! Nur, diese „Schlachttiere“ können sich nicht wehren, waren eigentlich im Vertrauen auf den Menschen, zuvor schon in einer schlimmen Vorphase auf engstem Raum zusammengepfercht und unter oft unfassbaren Bedingungen: bis sie schlachtreif abgeholt werden zum Transport in die Vernichtung zu den Schlachthäusern an den verschiedenen Orten in unserem Land! Und dann sieht man in den Metzgereien, Supermärkten, Fleischanbietern oder davor als Werbung: freudig lachende Schweine und Rinder abgebildet, werden die Auslagen des portionierten Fleisches nett garniert und gerne auch das pure Tartar als Delikatesse angeboten… Wie können wir Menschen im Wissen um diese Massenmordaktionen überhaupt noch Fleisch essen, wenn wir nicht extrem verdrängen müssen, um überhaupt einen Bissen dabei herunterzubekommen in unseren unersättlichen Magen, hinein in die Verdauung! Und hinten kommt dann der Anteil des Tieres als Kot oder Scheiße heraus – so ist die Gesamtnatur des Tieres dann verarbeitet von uns Menschen: 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf der deutschen Bevölkerung im Jahr – Babytierle und Tierkleinkinder mit einbezogen! Welch ein Planet des grauenvollen Abschlachtens und des Massenmordens…
Ich mag als Vegetarier nicht behaupten, dass ich nun zudem ein besonders feinfühliger Mensch sei – doch eines weiß ich mit Bewusstheit und mit meinem Bewusstsein: es gibt wahrlich keinen Grund als Menschen unsere Mitgeschöpfe aufzufressen, auch wenn wir sie: zum Fressen gerne haben! Wenn Chinesen Hunde auffressen, sind wir entsetzt und sehen das als unmenschlich an – doch wenn wir selber (Span-)Ferkelchen, Kälbchen(Haxen), Lämmchen(Braten) uns einverleiben: dann ist das scheinbar das normalste Geschehen von der Welt. Denken wir eigentlich darüber nach, dass diese kleinen Geschöpfe letztlich Babys und Kleinkinder von Tier-Müttern sind und waren, die wir von ihnen wegtrennen, die wenigen Monate an Lebenszeit aufziehen, um sie schlachtreif dann in die Schlachthäuser zu treiben: und alsbald auf den Tisch bekommen, sie in uns verdauen, ohne das es uns seelisch und emotional dauert… „Was Du nicht willst, dass man Dir tut, das füg‘ auch keinem andren zu!“ Wenn wir uns vorstellen müssten, dass die Schweine die Menschen wären und wir Menschen die Schweine… Na dann: „Guten Appetit!“ Der Arzt, Philosoph, Theologe, Musikwissenschaftler und Pazifist Albert Schweitzer erkannte gegenüber seinen Mitgeschöpfen: „In keiner Weise dürfen wir uns dazu bewegen lassen, die Stimme der Menschlichkeit in uns zum Schweigen bringen zu wollen. Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den Menschen erst wirklich zum Menschen macht.“ – Axel Manfred Rumpf von Mansfeld
In was für eine scheinheilige Welt dürfen wir nun Einblick halten. Die Politiker schauen seit Jahren weg wenn es um die Arbeits- und Unterkunftsbedingungen in der Fleischindustrie geht. Ganz zu schweigen wie mit den Tieren umgegangen wird. Die Geldmaschine muss rollen. Aber oh weh, wenn es um den Schutz von uns Allen geht. Dann hört das Wegschauen auf. Jetzt muss aktiv etwas gegen diese Zustände getan werden. Das hätte schon vor vielen Jahren passieren müssen. Doch da hat man lieber weggeschaut. – Miriam Lenz
Merlind Theile hat in dankenswert kurzer Form die wesentlichen Aspekte informativ dargestellt. EIn Punkt über die Systemrelevanz der deutschen Fleischindustrie hinaus erscheint mit noch wichtig: Wir sind Weltmeister im Export von Schweinefleisch – legt man die gesamte Schlachtmenge zugrunde, ist der Exportanteil von 1996 bis 2018 von 7 auf 45 % gestiegen (2,4 Mio t Schweinefleisch im Ausfuhrwert von 4,5 Mrd €, Quelle Thünen-Institut), beliefert werden v.a. andere EU-Länder und China. Die Fleischproduktion in unserem hochentwickelten Land ist nur auf Kosten von Personal, Tier und Natur möglich und ertragreicher als direkt in Bulgarien oder Rumänien? – M. LInder
Sehr freue ich mich über die Thematisierung der Schlachthöfe auf der Titelseite – genauso wie ich mich gefreut habe, dass darüber im Bundestag debattiert wurde. Die Fleischindustrie in ihrem jetzigen System mit dem Titel „Schon vorher krank“ grundsätzlich in Frage zu stellen, findet meine ausdrückliche Zustimmung – allerdings wünsche ich mir, dass dabei – oder in einer weitergehenden Berichterstattung – auch expliziter auf die Tiere eingegangen wird (auch wenn sie zweimal kurz erwähnt werden, das ist mir nicht entgangen). Das Leid, dass die Tiere dort erfahren müssen, ist grenzenlos und wird sicher durch die Arbeitsumstände des Personals verstärkt – im Akkord Tiere töten zu müssen ist psychologisch mehr als herausfordernd. Die Vergehen reichen von unzureichender bzw. nicht vorhandener Betäubung (gesetzlich vorgeschrieben), unnötigen Tritten, Elektroschocks und anderen Quälereien, um die verängstigten Tiere anzutreiben.
Mehrere Undercover-Recherchen haben z.B. in 2018 durch das Deutsche Tierschutzbüro zu Anzeigen geführt, die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem „berühmt“ gewordenen Fall in Oldenburg immer noch.https://www.tierschutzbuero.de/realitaet-schlachthof/Kürzlich hat das niedersächsische Agarministerium in einer Pressemitteilung verkündet, dass in 58 von 62 Kontrollen in Schlachthöfen der letzten anderthalb Jahre „Auffälligkeiten“ in Punkto Tierschutz festgestellt wurden, dazu kamen schwerwiegende Mängel in der Betriebshygiene. http://www.animal-health-online.de/gross/2020/05/04/schlachthof-kontrollen-in-niedersachsen-viele-maengel-bei-tierschutz-und-hygiene-entdeckt/34049/Das Ganze hat System. Kontrollen finden zu selten statt und die wenigen Konsequenzen bei Vergehen werden einkalkuliert. Auch die eigentlich vereinbarte Videoüberwachung in Schlachthöfen wurde nun doch wieder abgewählt. https://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/2046386/vorerst-keine-verbindliche-videoueberwachung-in-schlachthoefenTierschutz ist in Deutschland seit 2002 in der Verfassung verankert. In der industriellen Tierhaltung und -tötung hat das bislang nichts verändert. Unser Umgang mit fühlenden, teilweise hochintelligenten Mitlebewesen bzw. die gesellschaftliche Akzeptanz dessen ist unwürdig und muss endlich ein Ende haben. – Stefanie Aehnelt
Der Artikel verkürzt die notwendige Debatte um Fleischpreise auf ein fast unerträgliches Maß und lässt wesentliche Aspekte vollkommen aus dem Blick. Zunächst ist das Problem ja keineswegs neu. Man erinnere sich nur an den Aufschrei, der durch Deutschland ging als bei einem Billigdiscounter in einer Lasagne-Fertigpackung – deren Preis deutlich unter einem Euro lag – plötzlich (statt des angeblichen Schweinefleisches) Pferdefleisch gefunden wurde. Wollte man zynisch hätte man sich über den Fund von Pferdefleisch in der besagten Lasagne nun noch fast freuen können. Immerhin Pferdefleisch! Mit anderen Worten: Was erwarten Konsumenten/Politiker bei solchen Preisen? Wenn man noch bedenkt, wer an einem solchen Produkt mitverdient (Hersteller, Spediteur, Supermarkt) verwundert es doch eigentlich, dass sich überhaupt Fleisch in dem Produkt fand. An dieser Stelle setzt nun der Artikel von Frau Theile an, der zu einem „Systemwechsel“ aufruft, nach dem Motto: „Bessere Löhne, würdiges Wohnen und kürzere Schichten für die Arbeiter“ (was ist eigentlich mit den Tieren?) und man würde das Problem schon in den Begriff bekommen.
Mögliche Probleme, die daraus erwachsen, werden zwar gesehen, aber lapidar abgearbeitet mit der Schlussfolgerung, dass Fleisch dann „wohl teurer“ werden würde und „man“ womöglich auf etwas verzichten müsste. Das Ganze endet mit dem belehrenden Hinweis, dass der durchschnittliche Deutsche ohnehin zu viel Fleisch esse. Die Marschrichtung ist also klar: Preiserhöhungen als Zwangsdiät für den gefräßigen Bürger zum Wohl von Mensch und Tier. So liest sich der Artikel und schließt sich damit gleichförmig an bereits geführte Debatten an. Ich meine, dass eine Diskussion genau hier ansetzen müsste. Denn bei genauer Betrachtung gibt es das von Frau Theile favorisierte Modell des fairen Fleischkaufs, bei dem das Wohl von Menschen (Arbeiter und Landwirte) und Tier im Einklang steht, bereits. Es findet sich bei jedem (unabhängigen) Metzgermeister, in jedem guten Bioladen und auf vielen Bauernmärkten. Wenn man sich nun fragt, warum nicht jeder Mensch zum kleinen Metzger an der Ecke, in den Bioladen oder auf den Bauernmarkt pilgert, um „faires“ Fleisch zu kaufen, stößt man an die Grenzen von Frau Theiles Artikel. Mag sich der gutgebildete, saturierte ZEIT-Leser diesen Luxus leisten können (und wollen), gilt dies sicherlich für einen großen Teil der Gesellschaft in Deutschland (trotz hohem Wohlstand) gerade nicht. Der Ruf nach höheren – und damit vermeintlich „fairen“ – Fleischpreisen ist also eine Elitendiskussion.
Höhere Fleischpreise würden nämlich bei Vielen zur eigenen Gewissensberuhigung beitragen, nicht jedoch zu „Verzicht“ führen, sondern dazu, dass Teile der Gesellschaft kein Fleisch mehr konsumieren könnten. Mit anderen Worten: Der osteuropäische Wanderarbeiter (der unter menschenunwürdigen Bedingungen Arbeiten in Schlachthöfen wahrnimmt) mag sich heute noch ein Stück des von Ihm hergestellten Fleisches leisten können, ob dies nach einer entsprechenden „Preisanapassung“ noch möglich ist, darf bezweifelt werden. Hier beginnt aus meiner Sicht der eigentlich spannende Teil dieses Diskurses, den ich mir von einer progressiven Zeitung wie der ZEIT gewünscht und erwartet hätte. Wie schafft man faire Arbeitsbedingungen und Tierwohl einerseits mit Preisen in Einklang zu bringen, die für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich sind? Oder um es anders auszudrücken: Der Sonntagsbraten als soziale Frage. – Philipp Gentili
Was für ein wichtiges Thema auf der Titelseite! Merlind Theile hat recht: Wir zahlen einen hohen Preis für billiges Fleisch. Doch nicht erst wegen der aktuellen Situation mit Corona und auch sonst nicht nur durch die Ausbeutung der Beschäftigten der Fleischindustrie, das Leid der Tiere und wenn wir mehr Fleisch essen, als gesund wäre. Wir akzeptieren auch den hohen Wasserverbrauch, die Umweltverschmutzung und verwenden laut FAO ein Drittel unserer Landfläche, um Tiere zu füttern, während mehr als jeder zehnte Mensch hungert. Wir brauchen also eine andere Tierhaltung, und zwar nicht erst wenn multiresistente Keime eine neue Pandemie verursacht haben. Ich wünsche mir mutige Beiträge zu dieser essentiellen Debatte in der ZEIT. – Tom Diebel
Leserbriefe zu „Natürlich geht es“ von Maja Göpel und Petra Pinzler
Der im Betreff bezeichnete Beitrag wirft einige berechtigte Fragen auf. Das Grundproblem bleibt aus meiner Sicht leider außen vor. Die Wirtschaft ist kein zeitloser Zustand, sondern seit Ersatz der Tauschwirtschaft durch Zahlungsmittel ein Kreislauf. Wird dieser Kreislauf längere Zeit unterbrochen, haben die stillgelegten Kapazitäten keine finanzielle Grundlage mehr. Sicherlich haben sichVolkswirtschaftler mit dieser Frage auseinander gesetzt. Ihre Antworten finden jedoch keinen Eingang in die öffentliche Debatte. Beim Orakeln und Mutmaßen bleiben Politiker und Medien sicherheitshalber unter sich. Ihre Schlussfolgerungen sind daher zu „kurz gesprungen“. Das ist bedauerlich. Eine Debatte über einzelne Fragen und Vorstellungen geht ins Leere, wenn die volks- umd finanzwirtschaftliche Seite nicht einbezogen wird. Meiner Meinungsäußerung füge ich folgende Gedanken hinzu: Sie stellen Fragen, die sich viele nachdenkliche Menschen stellen. Sie bleiben jedoch im Konjunktive. Wer soll diese Fragen beantworten? Kann unsere Demokratie darauf eine realistische umsetzbare Antwort finden? Wenn der Ausweg aus der gegenwärtigen Situation der Gesellschaft nicht gefunden wird, werden Unzufriedenheit der Nährboden für krude Vorstellungen zur Lösung aktueller Probleme mit unabsehbaren Folgen. – R. Schmolling
Deutschland steuert gefährlichen Kurs. Vorbemerkung.75 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkriegs domi- niert Deutschland wieder in Europa ökono- misch mit Defiziten an Menschlichkeit, und Verantwortung. Exkanzler Helmut Schmidt hat Sensibilität für die Interessen unserer Nachbarn gefordert, die in Deutschland wieder selten geworden ist.1 Die britischen Historiker Simss und Zeeb2 sehen Europa „Am Rand des Abgrunds“. Wahrheitsliebe ist jetzt geboten. 1.Wahrheit: Ziele des Bundespräsidenten 2016, noch als Außenminister, hat Bundesprä- sident Steinmeier in seinem Buch „EUROPA IST DIE LÖSUNG,“3 Hauptziele veröffentlicht, um die EU zukunftsfähig zu machen:„Wir müs- sen uns die Instrumente geben, die für eine gemeinsame Außenpolitik erforderlich sind…. Es ist den Ländern, die schwierige Reformpro- zesse durchlaufen, ein Licht am Ende des Tunnels zu zeigen .-. insbesondere der jungen Generation eine europäische Perspektive der Zuversicht zu bieten. .-. Am Ende .-. muss eine wesentlich robustere und wetterfeste Eurozone bestehen. .-. Gleichzeitig sollten die Staaten, die mehr wollen, nicht gehindert werden voranzu- schreiten, .-.vorausgesetzt, dass die Tür für an- dere offen bleibt“. Das steht so im EU-Vertrrag, Art. 326 bis 334 AEUV. Man muss es nur wol- len und machen.
2.Wahrheit: Paukenschlag gegen EU-Recht Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) ist gebunden an, aber ignoriert den Art.130 AEUV der EU-Verträge. Dieser verbietet „nationalen Organen, den Versuch, die Europäische Zen- tralbank (EZB) und die nationalen Zentralban- ken bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu beeinflussen“. Die EZB und die nationalen Zentralbanken dürfen keine Weisungen von Organen der Union, Regierungen der Mitglied- staaten oder anderen Stellen einholen oder ent- gegennehmen. Eine Klage gegen Entscheidun- gen der Europäischen Zentralbank vor einem nationalen Gericht hätte demnach abgewiesen werden müssen. Der zuständige Europäische Gerichtshof (EuGH) sieht durch das Karlsruher Urteil das EU-Rechtssystem gefährdet. Bundes- tagspräsident Schäuble sieht darin eine Gefahr
1 H.Schmidt, Deutschland u. seine Nachbarn, S.141 2 B.Simms+B.Zeeb, Europa am Abgrund, 2016 3 Steinmeier, Europa ist die Lösung 2016, S.35 ff. 4 Schlüsselprojekte+faire Finanzierg: Heinr.-Böll- Stiftg, Europa, Solidarität+Stärke,Bd.6, S.12f.+46 für den Euro und hält deshalb politische Stär- kung Europas für notwendig. Die EZB-Präsi- dentin Frau Lagarde sagt, die EZB werde un- beirrt ihre Aufgaben wahrnehmen. – Was ist passiert? Das BVerfG urteilt am 5.Mai 2020 aufgrund einer Klage von AfD-Politikern, das Programm der EZB zum Ankauf von An- leihen (PSPP) sei „kompetenzwidrig“ und ent- scheidet, die Bundesregierung und der Bundes- tag seien verpflichtet, „der bisherigen Praxis entgegenzutreten.“ Wie bitte? Ein nicht zustän- diges deutsches Gericht fordert die Bundesre- gierung auf, vertragswidrig auf die EZB einzu- wirken? Ein Vertragsverletzungsverfahren wird das klären müssen. – Nur wenn die Kanzlerin jetzt umdenkt und Italiens und Frankreichs Regierungen vor dem Sturz bewahrt, kann der Euro die Coronafolgen überstehen. 3.Wahrheit: Hilfe ist Gemeinschaftsaufgabe
Der Artikel 125 AUEV, verbietet zwar, für Schulden anderer Mitgliedsstaaten der EU zu haften, erlaubt ABER „gegenseitige finanzielle Garantien für die gemeinsame Durchführung eines bestimmten V orhabens“. CoronaNothilfe muss genau das sein, mit gemeinsam finanzier- ten innovativen EU-Zukunftsinvestitionen4, die kein Staat allein meistern kann, als 1. Schritt zur Euro-Reform. Das ewige Schlusswort „keine Transferunion“ hat weder Würde noch Zukunft. 4.Wahrheit:Bedrohlicher Exportüberschuss Deutsches Recht: Das deutsche Stabilitätsgesetz über die Ziele der Wirtschaftspolitik (das magische Viereck) von 1967 verpflichtet die deutsche Regierung unter anderem zu einer Politik für außenwirtschaftli- ches Gleichgewicht. Deutschland verstößt re- gelmäßig mit hohen Exportüberschüssen gegen dieses Gesetz und müsste das längst durch hö- here Inlandsnachfrage z.B.höhere Investitionen in Schulen u. höhere Mindestlöhne korrigieren. Deutsche Hauptkunden: Deutschlands Exporte gingen wie üblich 2018 zu 69% in die EU(www.bmwi.de). Wenn die EU stolpert, stolpern wir mit. Wenn Italien oder Frankreich stürzt, stürzen wir mit. Deutscher Exportüberschuss ist bedrohlich: Deutschlands Exportüberschüsse allein mit Ita- lien, Frankreich, Spanien u. Großbritannien
-1- betrugen 2018 insgesamt 103,3 Mrd. €. (www.gtai.de). Weil diese Exportüberschüsse im Zielland Importüberschüsse sind, fehlt dort in gleicher Höhe Einkommen und entsteht Ar- beitslosigkeit, mit der Folge niedrigerer Steu- ereinnahmen u. Sozialabgaben bei gleichzeiti- ger Steigerung von Sozialausgaben. Deutsch- land ist deshalb mitverantwortlich für ein ständiges doppeltes Defizit in den Handels- bilanzen und den staatlichen Budgets seiner wichtigsten Partner. Wir schwächen damit Investitionskraft und Schuldentilgungsfähig- keit unserer Hauptkunden und müssen im eigenen Interesse deren Nachteil ausgleichen. 5.Wahrheit: Europa spart sich kaputt ist der Titel des Buchs von Nobelpreisträger u. früheren Chefvolkswirt der Weltbank Joseph Stiglitz von 2016. Stiglitz stellt darin fest:5 1) ernste Konstruktionsfehler der Eurozone und 2) wie die behoben werden müssen und können, 3)dass Deutschland allen schade durch Bloc- kade von Reformvorschlägen von Macron, Piketty und Stiglitz 4)dass Deutschlands verfehlte Europapolitik mit überholten Theorien des 19. Jahrhundets begründet werde und dass 5)Deutschlands Exportüberschüsse mangels fairen Ausgleichs die Eurozone in stolze Gläu- biger und deklassierte Schuldner spalte, was, wenn Deutschland nicht einlenke, die Eurozo- ne zerreißen werde.
J.Stiglitz erläutert zwei Reformschritte, als not- wendig, um einen Zusammenbruch der €-Zone abzuwenden: regional differenzierte Zinspolitik der EZB und die Befähigung aller EU-Staaten, Vollbeschäftigung in allen EU-Staaten zu sich- ern durch eine demokratisch entschiedene und kontrollierte Fiskalpolitik, die heute fehlt. Piketty hat 2017 mit einem Expertenteam dafür einen „Vertrag zur Demokratisierung der Euro- zone“ erarbeitet u. veröffentlicht.6 Kundige Ökonomen wissen, dass Stiglitz und Piketty Recht haben und die Staatssekretäre in den zuständigen Ministerien ebenso, denn Piketty und Stiglitz warnen als namhafte Experten wie auch Bofinger, Guérot, Haber- mas, Hüther, Lagarde, Lehndorff, Simms mit Zeeb, Sinn und Varoufakis. – Olaf Specht( Prof.(FH) i.R. VWL u.BWL)
Besten Dank für Ihre klaren Worte zu den politischen Lehren aus der Corona-Pandemie „für den richtigen Umgang mit der Klimakrise“! Es scheint mir gar nicht so verwunderlich, „dass vermeintliche Wahrheiten der Ökonomie sich plötzlich als große Irrtümer erwiesen haben“. Die fünf zentralen „Argumente“ stellen Sie als das dar, was sie immer schon waren und sind: pure Ideologie. Eine entscheidende Frage sparen Sie allerdings aus: die Machtfrage. Seit Jahrzehnten zeigen uns wahrheitsverpflichtete Wissenschaftler/innen, welches Verhängnis Wachstumsdogmen, Konsumwahn und Marktherrschaft auf unserem Globus anrichten. Demokratische Medien – wie DIE ZEIT – helfen diese Einsichten zu verbreiten und zu erklären. Mit dieser Ideologie sei „nach Corona endgültig Schluss“; so die Überzeugung der Autorinnen Göpel/Pinzler. In den Köpfen aufgeklärter Menschen ist das wahrscheinlich nicht erst jetzt so. Das Blöde an der Ideologie ist aber ihre Verankertheit im Bewusstsein derer, die generationenlang in das Wirklichkeitsverständnis und Menschenbild der kapitalistischen Lebenswelt enkulturiert wurden.
Noch immer gilt die aufklärerische Erkenntnis, dass die herrschenden Gedanken weitgehend die Gedanken der Herrschenden sind. Es besteht hierbei ein ebenso verlogenes wie gewieft gestricktes Einverständnis zwischen den Mächtigen in Wirtschaft und Politik. Unverhohlen und unverschämt wirft sich diese unheilige Allianz von Eigentümermacht und politisch Ermächtigten in den USA, in Brasilien, in Russland oder auch in Ungarn und Polen in die Brust. Doch auch hierzulande dürfte auffallen, wie die Politik der Wissenschaft Folge leistet, wenn die Mediziner vor dem Virus warnen. Unser ziviles Leben wird im Handumdrehen ausgehebelt. Warnungen der Klima- und Armutsforschung werden dagegen abgewiegelt, verharmlost, belächelt. Geht es also um die Aufrechterhaltung der privaten Aneignung des gesellschaftlich erarbeiteten Reichtums (bei gleichzeitiger Sozialisierung der Risiken und Verluste), zählen wissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr. Die Ideologie mag intellektuell und moralisch abgewirtschaftet haben, in der Machtfrage aber nicht. – Viktor Rintelen
Ich habe Ihren bemerkenswerten Beitrag in der ZEIT sehr gern gelesen. Mein freundlicher Einwand: Sie sagen, was wir nicht mehr benötigten. Zustimmung! Was ich indes unter 5. vermisse, das ist ein energiewirtschaftliches Gesamtkonzept, welches zumindest schlagwortartig überzeugen täte. Wie, bitte, denken Sie zum Beispiel über neuzeitliche, sehr gut in Ihr Gesamtbild passende Kernenergie aus sehr kleinen, dadurch risikoarmen, zudem atommüllfreien Reaktoren? Patentierte Lösungsvorschläge lägen bei Nuklearia e.V. in der Schublade. – Gernot Henseler
Maja Göpel und Petra Pinzler widerlegen fünf Argumente, die vor Corona gegen den Klimaschutz ins Feld geführt wurden. Doch auch die Gegenargumente reichen nicht für befriedigende Lösungen. Es ist eben nicht «natürlich», dass es geht. Denn es gibt Zielkonflikte. Um diese zu bereinigen, ist ein übergeordnetes Ziel anzupeilen. Hilfreich dabei ist folgende Feststellung (anwendbar auf alle fünf Argumente und Gegenargumente): Jeder Konsument schafft durch seinen Konsum Arbeit, hat also auch ein Recht auf Arbeit. Kann dieses Recht nicht eingelöst werden, hat er dennoch ein Recht auf Unterhalt. Jeder hat aber auch die Pflicht, beizutragen, dass der genannte Kreislauf funktioniert. Daraus ergibt sich die Forderung nach demographischer Verantwortung, damit die nötigen Transferleistungen nicht auf ein Fass ohne Boden treffen. Wo nötig, muss die Geburtenrate gesenkt werden.
Zum Thema 1: Menschen wollen kaufen, und zwar immer mehr.Arbeitseinsatz wird aus zwei Gründen benötigt: Decken der Grundbedürfnisse und Verteilen von Einkommen und Perspektiven. Gibt’s nicht genug Arbeit, dann gibt es ein Problem. Bereits die Pharaonen hatten dafür Lösungen, etwa den Bau der Pyramiden. Das schuf Arbeit und verteilte so Einkommen. Denselben Zweck hat überflüssiger Konsum. Je mehr durch den Fortschritt Arbeit eingespart wird, umso mehr muss konsumiert werden, um Perspektiven und Einkommen zu verteilen. Übrigens, umso mehr Konsumenten es gibt, umso mehr lohnt es, die Produktion zu automatisieren und damit Arbeit einzusparen, was zum Ausgleich wieder mehr Konsum nötig macht. Die Lösung wären Transferleistungen (z.B. Grundeinkommen) an mehr oder weniger «freiwillig Arbeitslose», was aber leider geeignet ist, die demographische Verantwortung zu schwächen. Auch dies macht Auflagen notwendig. Übrigens, der Pyramiden-Bau war kaum umweltbelastend, weil es wenig Menschen gab. Auch der 3 Prozent Anteil der Luftfahrt am Co2-Ausstoss wären verkraftbarer, wenn es weniger Menschen gäbe.
Zum Thema 2: Ohne Wachstum ist alles nichts.Bevölkerungswachstum benötigt Wirtschaftswachstum. Dieses ermöglicht Bevölkerungswachstum, usw. Dazu kommt, dass die Zuständigkeit für beides an unterschiedlichen Orten liegt. Südkorea hat eine Geburtenrate unter 1 und hohes Wirtschaftswachstum. Umgekehrt hat Nigeria eine Geburtenrate über 7, kann aber nicht genug Perspektiven durch Arbeit bieten, was zur Suche nach Ersatzperspektiven führt, die die Geburtenrate erhöhen. Dieser Mechanismus führt vor allem zu Migrationsdruck und nicht so sehr Dürren, die übrigens auch durch zu hohes Bevölkerungswachstum bewirkt werden. Staaten wie Nigeria brauchen Transferleistungen und auch dies macht Auflagen notwendig.
Zum Thema 3: Globalisierung ist gut.Die Autorinnen schreiben: «Aber es darf eben nicht mehr nur der niedrigste Preis das wichtigste Kriterium für den Produktionsstandort sein.» Leider ist der Süden nur durch niedrige Preise konkurrenzfähig. Höhere Preise führten zu Produktions-Überschüssen und zur Benachteiligung von Ländern, die nur mit niedrigen Preisen einsteigen können. Im Prinzip waren auch die hohen Ölpreise, von denen der Süden profitierte, Transferleistungen, die aber nicht zu einer Senkung der Geburtenraten führten. Gegen die heutigen Probleme im Nahen Osten (Ursache: Abhängigkeit vom Ölpreis und perspektivlose Jugendliche) sind die aktuellen Probleme im Norden (unterbrochene Lieferketten) klein.
Zum Thema 4: Irgendeine Technologie wird uns schon retten.Beim Bau einer Brücke sind technische und soziale Anforderungen zu erfüllen (Stabilität und Nutzen für Alle). Ebenso beim Bau einer Brücke in die Zukunft. Leider erwartet man von einem erfolgreichen Techniker vor allem, dass er einen profitablen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leistet. Unerwünscht sind Ratschläge zum Aufzeigen der Grenzen (vgl. das Buch «Die Technik reicht nicht. Was ist nötig damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?», BoD 2016)
Zum Thema 5: Der Markt wird alles regeln.Der Markt kann nicht alles regeln. Dies kann aber auch die Planwirtschaft nicht: aber auch nicht das Berufen auf die Menschenrechte. Denn da gibt es den Zielkonflikt zwischen dem Recht auf Eigentum und den Rechten auf Lebensunterhalt (Nahrung, Wohnen, Bildung, etc.). Die Ursachen vielen Probleme lassen sich mit dem Stichwort «Tragik der Allmend» charakterisieren. Ein Gegenmittel ist das Recht auf Eigentum. denn Eigentum wird selten geplündert. Aber es gilt auch «Eigentum verpflichtet», auch zu Transferleistungen. Damit diese nicht auf ein Fass ohne Boden treffen, ist demographische Verantwortung nötig. Fazit: Ohne Eingehen auf das Thema Demographie, sind die Probleme nicht lösbar. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger
Chapeau, Frau Göbel, Frau Pinzler! Angetrieben von den Lockermachern um Lindner und Laschet, entlarvt eine sündhaft teure, im Kern vermutlich hilflose Politik die „Wir haben verstanden“-Sprüche der ersten Corona-Tage („Danach wird nichts mehr so sein, wie es vorher war.“) als pure Lippenbekenntnisse. Statt Lehren aus der Krise zu ziehen, betreibt sie im Namen einer „verantwortungsvollen Normalität“ tatsächlich eine möglichst schnelle Rückkehr zu einer in mancherlei Hinsicht verantwortungslosen Verdrängung längst bekannter Probleme. Allerdings erscheinen mir die Lehren, die Sie am Ende selbst ziehen, ergänzungsbedürftig – weil zu einseitig auf die Ökologie fixiert.
Genauso dringend erscheinen mir Investitionen in Gesundheit und Pflege sowie in Bildung und Betreuung; das Almosen für die Pflegekräfte und die mantrahaft beschworene Digitalisierung im Bildungswesen sind da nicht einmal ein Anfang. Man stelle sich einmal vor, wir hätten die seit Generationen von Bildungsexperten geforderten Klassenstärken in den Schulen und Betreuer-Kind-Relationen in den Kitas – ein Großteil des Gehampels um Schließungen und rollierende Wieder-Öffnungen wäre uns erspart geblieben! Klar, das kostet – aber die Steuern der heutigen und folgenden Generationen unterschiedslos in die Rettung aller möglichen Branchen (u.a. der Freizeitindustrie) zu stecken, könnte sich bei der nächsten Wirtschaftskrise bitter rächen. – Josef Pütz
Mit großem Interesse und mit uneingeschränkter Zustimmung habe ich Ihren o.a. Beitrag gelesen. „Menschen wollen kaufen und zwar immer mehr.“ Offensichtlich halten sie dies für die unabdingbare Bedingung eines guten Lebens und sie werden in dieser Überzeugung allgemein bestärkt von Ökonomen, Wirtschaftstreibenden, Regierungen … Eine Änderung wäre wohl nur möglich, wenn sich das Bild davon, was ein gutes, gelingendes Leben ausmacht, modifizieren ließe in eine Richtung, wie sie Hartmut Rose in seinem Werk „Resonanz“ so überzeugend ausgeführt hat. Mein Vorschlag: Frage Sie doch bei Hartmut Rosa an, ob er für „DIE ZEIT“ über die Corona-Pandemie, ihre Folgen und die sich daraus ergebenden Chancen schreiben will. Ich bin überzeugt, dass dies nicht nur von mir, sondern auch von einer großen Leserschar goutiert würde. – Dr. Heinz Mückstein
Oh, sancta simplicitas (infiliciter). – Alois Teodoruk
Ein Tag nach Redaktionsschluß der ZEIT prognostizierte das Bundesfinanzministerium einen wahrscheinlichen Rückgang der Steuereinnahmen für Bund, Länder und Gemeinden von fast 100 Milliarden Euro: eine Schreckensmeldung, die Zurück in alte Wachstums- gewohnheiten verführen könnte?! Was nicht eingerechnet wurde, sind die eingesparten Kosten der massiv rückgängigen CO2-Emissionen und die damit verbundenen positiven Nebeneffekte. Die Corona-Krise fordert dazu auf, wirtschaftliche Auswirkungen auf Umwelt oder Klima ob negativ oder positiv in die Bilanz mit einzubeziehen! – Walter Moritz
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft (C2C) nach Prof. Baumgart. Wir brauchen Recycling- und Folgekostenzertifikate für alle Produkte, die nicht biologisch abbaubar sind. Bei fossilen Brennstoffen wären die fast identisch mit CO2-Zertifikaten; bei Fertigprodukten von Haushaltsgeräten über Autos bis zu Schiffen wären es kostenpflichtige Papiere, deren Erträge die Recyclingkosten abdecken und in einen Fonds fliessen, aus dem Recycling und Folgekosten bezahlt werden. Produzenten hätten dann großes Interesse, ihre Produkte langlebig, modular zerlegbar, einfach reparierbar („Kultur der Reparatur“ nach Prof. Heckl) und eben leichter recyclebar zu konstruieren. Und natürlich hätten die Produzenten hohes Interesse daran, ihre Ware gleich statt zum Kauf als befristete Dienstleistung mit einkalkulierter Rücknahme zur Wiederverwendung anzubieten und so weitgehend ohne die Zertifikate auszukommen.
Wenn dann nichts mehr ohne ein Recycling- und Folgekostenkonzept angeboten werden kann, werden die in Ihrem Artikel zu den Punkten 1-4 aufgeworfenen Probleme durchaus planerische Vorgaben und Zwänge über den Markt gelöst: Menschen können (1) mehr kaufen (alles ist ja recyclebar), wir erleben (2) ein Wachstum in Dienstleistungen OHNE Mehrproduktion, die Globalisierung geht (3) nicht ohne Recycling und damit mehr regionale Diensteister und (4) die Technologie allein hilft nicht, denn ohne Recyclingkonzept geht nichts mehr. EU und Regierungen wären gut beraten, Recyclingkonzepte zur Vorbedingung für Konjunkturhilfen zu machen. Vielleicht können Sie derartige Ansätze in einem Ihrer nächsten Artikel vorstellen ? – Dr. Dirk Bade
1. zu:Natürlich geht es.von Maja Göpel und Petra Pinzler sowie 2. zu: Klima: Was heißt nun politisches Handeln?von Jens SoentgenMaja Göpel und Petra Pinzler erwähnen Ergebnisse von Umfragen: „das haben sich fast alle befragten Deutschen gewünscht“: „mehr Zeitwohlstand“ und „mehr Muße“, Aber geht das? „Natürlich geht es“! Und Jens Soentgen stellt fest: „Wirksam wird Umweltpolitik, wenn sie spürbar das Leben vor Ort verändert“. Also: Ran an die Vier-Tage-Woche. Ein spannendes, ökologisch, ethisch, wirtschaftlich, rechtlich, politisch begründetes Konzept liegt vor in dem Buch von Thilo Schäfer: „Freie Freitage für die Zukunft – Konzept für menschenwürdigen und sofort wirksamen Klimaschutz für die Ära nach Corona“ (ISBN 9789 4639 82993) mit Vorteilen für jeden Menschen, für erhöhte Lebensqualität, für alle unsere Nachkommen, für Um- und Mitwelt, für die Senkung des CO2 Ausstoßes, für die Einhaltung des Pariser Abkommens (2015) durch die Bundesrepublik, als Modell für andere Länder Europas und der Welt, global, für das Ökosystem Erde. Also ran an die Diskussionen um die Probleme, die die Vier-Tage-Woche selbstverständlich mit sich bringt, und ran an die Umsetzung dieses Konzeptes – vielleicht mit Modifikationen, aber ran! – Hjalmar Thiel
Den Titel Ihres Artikels kann ich ja auf drei verschiedenen Weise betonen und immer bewegt er etwas Anderes als Schwerpunkt. Erstmal ganz herzlichen Dank dafür. Hoffentlich löst er das aus, was Sie sich wünschen. Ich bin 68er, habe eine grosse Familie also auch Enkel, arbeite an neuen Konzepten in der Naturmedizin, bin von Beruf Atemtherapeut und stehe mit einigen großen Menschheitslehrern in Verbindung. Diese sagen Anfang, Gegenwart und Ende sind auch ein Aspekt von Dreieinigkeit. Heute lese ich im Internet, dass Physiker warnen, die Sonnenwinde, also rythmische Energieauswürfe der Sonne, können die Menschheit in die Steinzeit zurückversetzen. In der NZZ lese ich „Technologie und Naturwissenschaft rütteln am Menschenbild“ Ich finde Ihren Titel deshalb so gut gewählt, weil es geht nur „NATÜRLICH“ weiter, im Umgang miteinander, im Umgang mit der Erde, die alles geschenkt hat, die Sonne freut sich, wenn wir unser Herz (unsere innere Sonne) öffnen. Die Inkas, die Sumerer, die Inder, die Eskimos, die Indianer alle wussten und wissen, wer hinter der Sonne steckt. Wir haben es vergessen. Sie ist nicht rachsüchtig, eher wärmend und gütig, aber sie lässt nicht zu, dass die Menschheit oder besser Teile von ihr, die Erde zerstören. An diesem Wendepunkt sind wir jetzt. Deswegen stimme ich ihrem Artikel zu etwas mehr Vehemenz hätte ihm gut getan. Die Jüngeren haben freittags einen kräftigen Impuls gesetzt, Ihre Generation gehört zu denen, die umsetzen dürfen. Die Schule der Pein hat noch häßlichere Möglichkeiten, um uns zum Lernen zu bringen, möge es uns erspart bleiben. Ihre Generation muss neue Wege in Beziehung, Parnerschaft und Verträgen gehen. – Hans Joachim Hühner
Ihren Ausführungen kann ich nur zustimmen. Da ich auch etwas zum Thema geschrieben habe, wenn auch nicht so professionell, erlaube ich mir, Sie darauf aufmerksam zu machen: https://www.ulrich-willmes.de/grenzen-der-globalisierung.htmlVielleicht finden Sie dort für künftige Artikel noch die eine oder andere Anregung. – Dr. Ulrich Willmes
Den Autorinnen Maja Göpel und Petra Pinzler kann ich nur vollauf zustimmen! Wenn die Regierung für das Klima eine vergleichbare Entschlossenheit wie bei den Beschlüssen im Zusammenhang mit der Coronapandemie aufbrächte! Mit welchen Massnahmen über das „einfache Weglassen“ hinaus (wie wir es derzeit amtlich verordnet bzw. veranlasst praktizieren mit weniger reisen, weniger produzieren, weniger kaufen …) mittel- und langfristig der Klimakrise zu begegnen ist, ist wissenschaftlich längst erwiesen. Die Fridays-for-Future Engagierten fordern seit Anbeginn: Hört auf die Wissenschaft! Konkrete Vorschläge liegen auf dem Tisch bzw. die Kompetenz für weitere Konkretisierungen ist in Fülle vorhanden. „Eine Rückkehr in die kapitalistische Normalität verbietet sich“ (siehe der Aufruf von Juliette Binoche, den Astropyhsiker Aurélien Barrau u.v.a.) folgerichtig auch mit Blick auf die Klimakrise. Weil der politische Wille der Verantwortlichen dafür offenbar fehlt, bedarf es mehr Engagement – und unbedingt auch mehr Publizität – für Positionen, die eine Abkehr von unserer bisherigen Wirtschafts- und Lebensweisewie fordern, wie o.g. Aufruf oder der Offene Brief von 3.000 Wissenschaftler*innen aus aller Welt, die fordern, die Arbeitswelt nachhaltiger zu gestalten und zu demokratisieren. – A. Wiese
Leserbriefe zu „Das ist eine gute Nachricht“ von Tina Hildebrandt
Was soll gut sein an einer Nachricht aus der hervorgeht, das die Politiker und Politikerinnen niemanden ihresgleichen unbesorgt lassen . Ich jedenfalls kann mich nicht darüber freuen. Und ob sich die Mitarbeitenden der Behörde darüber freuen , das ihre Leitung ein Versorgungsposten geworden ist, bezweifle ich doch sehr. – K.Brandt
Selbst Teil der wegsterbenden Leserzielgruppe angehörig, obwohl weder ein Studienrat , noch eine Zahnarztgattin auf der Flucht zur `Süddeutschen Zeitung` ( `Streiflicht` von heute) frage ich mich: womit bitte hat Ihr Beitrag in der `Zeit`, `Das ist eine gute Nachricht` den Untertitel verdient : `Andrea Nahles hat wieder einen Posten`? Der Begriff `Posten` (aus der Politiker-`bashing`-zone ) im Wählergedächtnis mit dem Topos `Postengeschacher` konnotiert, sprichwörtlich noch vor amtlich vorliegendem Wahlergebnis, handelt von Karrieren anstelle von Aufgaben, von Ambitionen anstelle von Befähigung. Nicht selten von notorisch reanimierter Unfähigkeit. Beweis: die Ahnenreihen von Verkehrs- u. Landwirtschaftsministern. Ob die 1400 Scheintoten von Post u. Telekommunikation zu reanimieren leichter wird als die von der SPD, keine Ahnung. Würde in den Händen von Andrea Nahles am ehesten zu einer Aufgabe als zu `nem Posten. Die aus der Regierung sie seinerzeit als Bauernopfer hops gehen ließen, wälzen heute `faute de mieux` nur zu gern einen harten Brocken Modernisierung auf die Schultern einer fähigen, sachorientierten Politikerin. Zukünftig weniger missglückte Witze reißen? Geschenkt. – Rupprecht v. Braun
Mehr Ironie ist auf der Titelseite der Zeit Nr. 21 nicht mehr zu leisten. Oder sind Tina Hildebrands Zeilen zu Andrea Nahles wirklich ernst gemeint. Dann sind diese angesichts der von den Coronamassnahmen wirtschaftlich getroffenen Menschen nur blanker Zynismus. Die arme unterdrückte Frau Nahles und ihr Kind können jetzt mit 150.000 Euro jährlich wieder in die Zukunft schauen. Wir Soloselbstständige und Kulturschaffende mit Kindern können uns über eine edle Spende von 2000 , -Euro freuen und glücklich in die Zukunft sehen. Da winkt ja schon die Grundsicherung. Von den Beschäftigten in der Fleischindustrie mal ganz abgesehen. Von der Politik erwarte ich Fürsorge für das Volk und nicht nur das ewige Hin- und Herschieben von Posten. Und von einer Wochenzeitung erwarte ich mehr als Ironie oder Zynismus. Es gibt derzeit Wichtigeres zu tun. – Thomas J.Birgel
Bezüglich Ihres Berichtes über den neunen Job von Andrea Nahles gibt es zwischen meiner Frau und mir unterschiedliche Meinungen. Sie hält in nicht für eine Satire, ich dagegen schon. Bitte sagen Sie mir, dass das nicht ernst gemeint ist, was Sie da geschrieben haben. – Dr. Bernhard Jung
Wäre ein unvoreingenommener Beobachter für die Überschrift verantwortlich, er hätte geschrieben „Das ist keine gute Nachricht“. Sie halten die geplante Beförderung von Andrea Nahles auf den Präsidentenposten einer Behörde mit 1400 Beschäftigten für einen Glücksfall. Ich gehe einmal davon aus, dass die gut dotierte Position ausgeschrieben wurde, dass sich darauf prinzipiell jeder Bundesbürger bewerben konnte und dann „nach Eignung, Befähigung und Leistung“ entschieden wurde. Frau Nahles hat 22 Semester Germanistik (und Politikwissenschaft) studiert, einen SPD-Ortsverein gegründet, war Jusovorsitzende, hatte Parteiämter inne, wurde Ministerin, führte die Bundestagsfraktion, war die erste Bundesvorsitzende der SPD und trat zurück, bevor sie abgewählt wurde. Sie ist nicht, wie Sie insinuieren, wegen eines missglückten „Witzes“ gescheitert, eher schon wegen ihres geringen Urteilsvermögens in der Causa Maaßen, wahrscheinlich wegen schlechter Wahlergebnisse, mit Sicherheit an ihrer eigenen Unzulänglichkeit.
Sie war Meisterin im Intrigieren; integrieren konnte sie entgegen Ihrer Annahme nicht. Sie versuchen den Eindruck zu erwecken, Frau Nahles sei Opfer männlicher Arroganz geworden, der Wiedergutmachung zustehe. Reicht das als Empfehlung aus? Am Ende erwarten Sie, dass wir uns alle freuen können, weil „wir von Politikern regiert werden, die sich auch Gedanken um andere machen.“ Abgesehen davon, dass das ihre Aufgabe ist, für die sie gewählt und entlohnt werden, ist Ihre Behauptung falsch. Sie meinen wohl „um andere Politiker“. Es ist das alte Spiel: In der Politik schiebt der eine dem anderen die fette Pfründe zu. Dass Sie das beifällig kommentieren, beweist, wie recht unser oberster Richter mit seiner Kritik am Zusammenspiel von Politikern und (medialen) Eliten zu Lasten des „Normalbürgers“ hat. – Johannes Kettlack
Unter dem Titel „Das ist eine gute Nachricht: Andrea Nahles hat wieder einen Posten“ berichtet die ZEIT (21/2020) auf der Titelseite, dass Bundesfinanzminister Scholz die frühere Arbeitsministerin und SPD-Vorsitzende Andrea Nahles zur Leiterin der „Bundesanstalt für Post und Telekommunikation“ ernannt hat. Normalerweise werden solche – völlig unpolitischen – Bundesanstalten von Fachleuten geleitet. Die Literaturwissenschaftlerin (M.A.) und Ex-Politikerin Nahles hatte bisher keinen fachlichen Bezug zu den Aufgaben der 1995 gegründeten Bundesanstalt für Post und Telekommunikation, welche die sich aus der Privatisierung der Deutschen Bundespost ergebenden beamtenrechtlichlichen und sozial-betrieblichen Folgen abwickelt. Aber was solls, „die Mitarbeiter der Behörde [werden] eine fähige Chefin bekommen“, mehr noch: „Wir können uns darüber freuen, […] weil wir von Politikern regiert werden, die sich auch Gedanken um andere machen“. Ich gehöre nicht zu diesem „wir“, und es erfreut mich nicht, wenn Deutschland korruptoid wird. – Prof. Dr. habil. Helmut Berschin
Tina Hildebrandt lobt in den höchsten Tönen den neuen Posten von Andrea Nahles als Leitung/Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Diese einseitige Lobsagung von Frau Hildebrandt zu dieser Ernennung ist nicht nachvollziehbar und hoffentlich ihrer Solidarität gegenüber Frauen geschuldet. Es ist verständlich und löblich, daß Herr Scholz seiner Parteigenossin Andrea Nahles einen guten Posten zuschanzen möchte. Im großen Gebilde der SPD Parteiverwaltung hätte sich doch sicherlich eine gut bezahlte Stelle finden können. Dies wäre integer und politisch korrekt gewesen. Die eigenmächtige Vergabe eines hochdotierten und sehr lukrativen Postens in Höhe von 150.000 EUR jährlich als Leiterin einer Behörde im öffentlichen Dienst ist Parteiklüngel im höchsten Maße. Ja, meiner Meinung nach geht dies bereits in Richtung Korruption und ist unwürdig für den Standort Deutschland. – Dr. Roland Schnitzlein
Ganz offensichtlich scheint ihnen art.33abs2 GG nicht ganz geläufig zu sein; hier wird eine gut dotierte behördenleiterstelle ohne jedwede ausschreibung intern qua parteizugehörigkeit besetzt. Als dank für das schweigen nach dem rücktritt von parteipolit. geprägten ämtern? Wie hiess es bei frontal 21 häufig: Toll! – P.Roetzel
Vorab muss ich – und das ist meine gute Nachricht – erwähnen, dass ich gerade durch die „Corona“ Entschleunigung nun seit Jahren endlich erneut die Muße habe DIE ZEIT zu lesen, vorherige Versuche musste ich mehrfach abbrechen, da es sich nie richtig ergab, Ihre interessanten Artikel zu lesen, zu überdenken und auch zu diskutieren. Besonders die reflektierende Berichterstattung und Kommentierung fehlt(e) mir in den Tagesmedien, die geradezu marktschreierisch besonders zum Thema Corona erscheinen. Aus diesem Grunde werde ich wohl sicher das Probeabo verlängern!
Sehr geehrte Frau Hildebrandt, zu Ihrem Beitrag: „Das ist eine gute Nachricht“ möchte ich folgendes anmerken: Unabhängig von der Personalie beschreiben Sie geradezu naiv, wie schön es doch sei, dass Politiker (die uns „regieren“) sich auch Gedanken um andere (Politiker) machen. An sich tatsächlich eine gute Nachricht, dass unsere Volksvertreter sich kümmern aber in diesem und in vielen anderen Fällen erkenne ich hier eher bekannte Vetternwirtschaft und Pöstchenschieberei. In unzähligen solcher Fälle besetzen „sich um andere kümmernde Politiker“ wichtige und unwichtige Positionen mit Parteigenossen und mit horrenden Gehältern. Es sei zunächst daran zu erinnern, dass die allermeisten solcher schönen Posten mäßig bis kaum Wertschöpfung haben und sich für den Inhaber risikolos darstellen. In der sogenannten freien Wirtschaft würden viele diese Posten wesentlich geringer bezahlt, da die ökonomische Relevanz fehlt, Verwaltungstätigkeiten eben. Verantwortung für Misserfolg ergibt sich erst gar nicht, da der Staat (Bund, Länder, Kreise oder Kommunen und all die dazugehörigen Behörden, öffentlichen Institute und Verbände) kaum Rechenschaft abverlangt.
Zweit- und drittklassige Politiker verhelfen viert- und fünfklassigen „KollegInnen“ zu Kompensationsjobs ohne Wenn und Aber und das ist übrigens völlig parteiübergreifend, Selbstbedienungsmentalität eben. Schauen sie sich doch bitte die große Zahl von maßlos übervergüteten Sparkassenvorständen an, Stadtwerkechefs, Regionalflughafenmanager, Landes-Straßenbaubetriebsleiter und andere solcher Jobs bei Bundes- und Landesbehörde allgemein. In den überwiegenden Fällen haben die ernannten Umsorgten kaum Qualitäten aber das Vitamin B, leider ergab und ergibt sich als Folge, dass diese hochsubventionierten Tätigkeiten dann Mittel zum Selbstzweck sind und wie erwähnt wenig Wertschöpfung produzieren sondern zumeist Verdruss und weitere Kosten. Besonders fragwürdig ist diese Art des Kümmerns in den Städten und Kommunen, recherchieren Sie doch nur am Beispiel Dortmund (jede andere Stadt spiegelt dies sicherlich) wie viele solcher Posten vergeben sind, welche Vergütung bezahlt wird, wie sie verteilt wurden, welche Wert sie schaffen und wer sie und die meist subventionierten Organisationen bezahlt. Die Antwort zu letzterem liegt offen vor: Gebühren- und Steuerzahler! Also, das Beklatschen von Kümmerern ist einfach, wenn andere bezahlen und bei Fehlleistungen keine Konsequenzen folgen. Da bleibt es offensichtlich beim Verdacht der Vetternwirtschaft. – Reinhard Reinartz
Ein Lobhudelartikel für eine an ihrer eigenen Persönlichkeit gescheiterten Politikerin auf der 1. Seite!!! Das ist nicht nur peinlich, sondern auch bestes Futter für die AfD und ihren Vorwurf des Tendenzjournalismus. Wenn es auch schwer fällt, der AfD recht zu geben. Es ist Tendenzjournalismus! Natürlich spielten auch Intrigen eine Rolle. Ohne geht es in der SPD nicht. Frau Nahles war die peinlichste SPD-Vorsitzende( nicht nur wegen ihrer “Fresse” –Aussage), die sie je hatte, kaum von `Frau Eskens überboten. Statt einen weiteren Versorgungsfall zu problematisieren, wird auch Frau Merkel noch zur Hilfe gerufen, ob es nun stimmt oder nicht. Auch der Verweis auf ihr Profitum ist peinlich. Ich könnte eine Reihe von Politikern benennen, die Profis waren und genau so elendig gescheitert sind. Ich tue es aber nicht, um Frau Nahles nicht noch weiter zu diskreditieren. Ich werde die Zeit nicht weiter lesen. p.s.: Ich war übrigens 29 Jahre Mitglied der SPD und Frau Nahles 2008 ein Grund, die Partei zu verlassen. – Jürgen Kussatz
Das Sabbatjahr von Andrea Nahles ist fast vorbei, und schon ist sie wieder in „Lohn und Brot“. Sie wird die neue Chefin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Die „Ex-SPD-Bosse-und Bossinnen“ suchen nicht sehr lange nach dem richtigen Arbeitsplatz, dieser richtige Arbeitsplatz, der kommt, wie ganz selbstverständlich, bei den „Ex-SPD-Oberen“ vorbei. Als erste Tätigkeit von Frau Nahles, da könnte ihr doch eine Namensumänderung der Bundesanstalt in eine „Bundesagentur“, ziemlich gut zu Gesicht stehen! So etwas „Einmaliges“, das bleibt vielleicht für alle Ewigkeit, mit ihrem guten Namen (Nahles) verbunden! – Riggi Schwarz
Volontariat zur FührungskraftDer Einstieg des Artikels mutet eher nach einer ehrgeizigen jungen Mutter in einem qualifizierten Arbeitsprozess an. Nein, es handelt sich um die berühmt-berüchtigte Andrea Nahles, die es sich organisatorisch und finanziell leisten konnte, ganze acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes das von ihr hinterlassene Chaos zu hegen. Die eigentliche Welt war für Andrea Nahles stets die Politik mit ihren lukrativen Posten und schier unendlichen Karrierechanchen und Netzwerken. Sie mag durch Glück und ihrer unangenehmen und stellenweise gossenhaft Extrovertiertheit zeitweise den Eindruck eines Profis – einer Macherin – erweckt haben. Letztlich wurde die von ihr an den Tag gelegte Art der professionellen „Macherin“ durch unzählige Missgeschicke enttarnt.
Aus dem geförderten und öffentlich getragenen Profi einer „Power-Frau“ wurde Treppchen für Treppchen eine Polit-Dielettantin – eine von vielen aus den dafür eigens gestrickten Polit-Puschen. Und in einen solchen Polit-Puschen der „Heilen Welt“ schlüpft Andrea Nahles. Sie bewohnt dann eine abgeschirmte Stätte des Politsystems mit null Charisma und ohne erkennbarem Talent der Zugewandtheit zu ihren 1.400 Mitarbeitern. Ein dennoch überaus gut bezahltes Anforderungsprofil für eine soeben beschriebene Chefin! Das Wort Leistung ist in dieser Prosa eher deplatziert, wenn die erbrachte Polit-Leistung nicht als „Negativ-Leistung“ zu bezeichnen wäre. – Rolf Schlicht
Ihre geradezu euphorische Begrüßung eines neuen Pstenschachers zum Vorteil einer gescheiterten SPD_Politikerin wird den Verdruss an den tatsächlichen oder vermeintlichen Staatseliten weiter steigern. Welche Qualifikation weist Frau Nahles eigentlich vor, um eine Bundesoberbehörde leiten zu können. Warum wird wieder einaml ohne Kritik am Grundgesetz vorbei die Bestenauslese für den öffentlichen Dienst ignoriert? Warum verzichtet man auf eine öffentliche Ausschreibung? Wenn Sie bzw. Ihre Redaktion nur ansatzweise vom Funktionieren des öffentlichen Dienstes hätten, wäre Ihr Artikel anders ausgefallen. Aber nur weiter so, dann gibt es leider noch mehr Stimmen für die Systemverweigerer und -abschaffer. – Rainer Wilmer
Leserbriefe zu „Zurück auf der Straße“ von Kai Biermann et al.
Weder die bisherigen Infektionszahlen (0,2% der Bevölkerung), noch die Anzahl der am Virus Gestorbenen (0,01% oder ein Toter pro 10.000 Einwohner) stehen in einem auch nur ansatzweise nachvollziehbaren Verhältnis zu den Lockdown Maßnahmen und ihren wirtschaftlichen Folgen. Diese ließen sich vermutlich nur erklären, wenn es ein Worst-Case-Szenarion gibt, das sehr, sehr viel bedrohlicher ist. Ein solches Szenario mit vielleicht 60%-70% Infizierten (Herdenimmunität), multipliziert mit einer Mortalitätsrate zwischen 1,3% und 1,9% würde dann wohl zu einer Anzahl von COVID-Opfern führen, dass jedem sowohl die Maßnahmen, als auch die Folgen einer vorschnellen Lockerung klar wären. Politik und Medien (leider auch die Zeit), haben es nach meiner Wahrnehmung jedoch komplett versäumt, die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie in einen solchen Zusammenhang zu stellen. Wenn „man“ jetzt noch davon ausgeht, dass derartige Überlegungen ganz bestimmt auch in den Redaktionen diskutiert worden sind, sich aber niemand äußert, ist ein prima Nährboden für Verschwörungstheorien bereitet. Alle Experten seien um Nachsicht bei meiner fachlich nicht fundierten Überschlagsrechnung gebeten, gerne würde ich dazu etwas substantielles hören. – Frank Meierhoff
Wenn Sachsens Ministerpräsident in vorauseilendem Gehorsam tatsächlich der Ansicht ist, dass es bei Vorliegen eines Corona-Impfstoffes keiner Impfpflicht bedürfe, dann – es tut mir leid – ist er seiner Aufgabe offenkundig nicht gewachsen. Auch Herr Kretschmer sollte sich an gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren, aber ein solches Einknicken vor Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern zeigt mehr als deutlich, dass es die Angst vor den Populisten ist, die sein Handeln bestimmt. Eine Landesregierung hat auf der Seite der 70-80% vernünftig denkender und demokratisch eingestellter Bürger zu stehen und endlich mit dem hilf- und kopflosen Verständnisgefasel für den Rest aufzuhören. Mit Impfgegnern, Neonazis und Verschwörungstheoretikern verbietet sich jeder Dialog, auch und vor allem im Osten der Republik. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel
Ich stehe vor vielen Rätsel in den letzten Wochen. Angefangen mit dem Rätsel um einen Virus, der sich 5 Monaten nach seinem Ausbruch in China offenkundig noch immer nicht in seiner Gefährlichkeit einschätzen lässt, was auf Grund fehlender repräsentativer Studien nur noch schwer nachzuholen ist; über das Rätsel der in purem Aktionismus verfallenen Politiker, allen vorneweg Herr Spahn und Herr Söder, die sich mit restriktiven Einschränkungen überschlagen haben, sich aber selbst schwertun, die vorgegebenen Regeln einzuhalten; bis hin zu dem größten Rätsel: dem der Presseberichte und Artikel in unseren Zeitungen und anderen Medien, die allesamt die Informationen aus Pressekonferenzen veröffentlichen, ohne kritisch zu hinterfragen und ausgiebig zu recherchieren, um sachlich und informativ zu berichten, anstatt Panik und Angst in der Bevölkerung zu verbreiten und Lügen.
Auch ich stehe auf Demonstrationen gegen die Corona- Maßnahmen, bin weder Verschwörungstheoretikerin (die streiten das ja gern mal ab, wie ich nachlesen konnte), noch rechtsradikal, noch bin ich der Impfgegner schlechthin. Vielleicht kann mir jemand plausibel die Vorschrift erklären, warum aus Infektionsschutzgründen wegen des Coronavirus die Haare vorm Schneiden im Friseursalon gewaschen werden müssen? Und ob wir ab Montag bei der Kosmetikerin um den Mundschutz herum geschminkt werden? Und ob wir uns zukünftig wegen der Eindämmung des Virus nicht nur im Restaurant anmelden und Daten hinterlegen müssen, sondern auch auf der Toilette am Autobahnrastplatz? Wer mir zudem noch erklären kann, warum unsere Kinder an Spielplätzen mit Schildern konfrontiert werden, auf denen bildhaft erklärt wird, dass sie Mundschutz tragen und sich nicht gegenseitig berühren sollen, während 22 junge Männer über 90 Minuten auf einem grünen Platz einem Ball nachjagen, der darf mich zumindest einen Spinner nennen! – Marion Specking
Verschwörungs-Theorien sind die Allmachtsphantasien der Opfer bzw. der vermeintlich Ohnmächtigen, die sich für Missstände nicht selbst in die Verantwortung nehmen wollen und dafür Schuldige brauchen; und diese haben unsereinem immer das voraus, was der Verschwörungstheoretiker so gerne für sich hätte, aber bitter entbehrt: öffentliches Ansehen, Einfluss, Geld, Macht – alles en masse. Was immer zu beanstanden ist und nicht in simple Erklärungsmuster passt, aber allemal den beneideten rich & famous ones zugute zu kommen scheint, muss zwingend von diesen im Geheimen ausgeklügelt und hinterhältig umgesetzt worden sein – oder aber vom bösen Staat, der schon deswegen der Feind des Verschwörungstheoretikers ist, weil er nicht nur ihm, sondern allen zu dienen hat: ein Ding der Unmöglichkeit und also eine Anmassung sondergleichen! Allenfalls die Heldentaten eines einzelnen, allmächtigen, guten Gegenspielers helfen dagegen, von denen es aber in der Wirklichkeit keine gibt – höchstens in Super-/Spider-/Batman-&-woman-Filmen. Genau solches heldensüchtige Allmacht-Phantasieren verbindet Jebsen, Naidoo & cons. mit dem von ihnen aufgespiessten Bill Gates: der nimmt für sich in Anspruch, als einer der auserwählten Garagen-Tüftler das allmächtige Internet erfunden zu haben – dabei war’s der böse Staat, der dafür die Grundlagen entwickelt hat, mit seinen Steuergeldern; Private sind erst eingestiegen, als klar war, dass sich damit ein Riesen-Reibach in die eigene Tasche machen lässt. – Benjamin Kradolfer
Diejenigen, die heute gegen die Einschränkungen protestieren, sind dieselben, die protestiert hätten, wenn die Regierung (wie anfänglich in manchen Ländern) nichts zum Schutz der Bevölkerung unternommen hätte. Es nervt kolossal… – Nathalie Meinecke
Zu: “Zurueck auf der Strasse” (Kai Biermann et.al.) 9 Autoren und keiner merkt den Fehler! – Hermann Weigmann
Ich möchte mein Abo der ZEIT zum nächstmöglichen Zeitpunkt kündigen. Ich habe in den vergangenen Monaten die ZEIT sehr gern gelesen. Den Versuch, nicht nur Nachrichten zu bringen, sondern als Wochenmagazin Geschichten und Einordnungen zur aktuellen Situation zu bringen, die über den Tellerrand des Allwöchentlichen hinausschauen und Journalismus auch als Beitrag zur Verbesserung des Lebens zu sehen, fand ich grundsätzlich gelungen, auf jeden Fall spannend. Die Tendenz, zum „Erklärer der Nation“ zu mutieren und mit einem gewissen Bedürfnis von Menschen, die es „ganz genau“ oder vielleicht sogar „besser“ wissen wollen – sagen wir einer sich selbst eher überschätzenden Klientel – Geld zu verdienen, ist wohl nicht zu verhindern und blieb in meinen Augen in einem zu verkraftenden Ausmaß.
Vor der jüngsten Entwicklung angesichts der Corona-Krise hingegen stehe ich einigermaßen ratlos. Der Ton hat sich verschärft. Brüstete sich die ZEIT stets mit ihrem Bemühen nach Ausgewogenheit, darf man jetzt wöchentlich und auf ZEIT online fast täglich Schmähungen und Verhöhnungen lesen. Dabei scheinen die Menschen, über die berichtet wird, einer Differenzierung nicht wert zu sein. Gemeint sind u.a. die Berichterstattung über die Demos gegen die Corona-Maßnahmen: Tausende von Menschen werden unter „Rechts- und Linksradikale, Verschwörungstheoretiker, Impfgegner“, später dann Anhänger der „selbsternannten Partei Widerstand 2020“ und manchmal auch „Anhänger einer christlichen Gruppierung“ in eine Aufzählung gebracht, mit der dann auch schon das Wesentliche gesagt scheint. Argumente der Kritiker sind keiner Erwähnung wert und erfahren keine Entgegnung. Dabei wäre genau das doch das wirksamste Vorgehen, wenn die Empörung klein bleiben soll, wie gestern im Artikel „Keine Macht den Rücksichtslosen“ auf ZEIT online beschrieben.
Kritiker wie Wolfgang Wodarg und Bodo Schiffmann, beide in aller Kritik um Sachlichkeit bemüht, werden erst lange ignoriert und später möglichst eindrucksstark und wenig begründet unter „Verschwörer“ abgetan. Die Zahl der unwidersprochenen Einwände und der qualifizierten Kritiker vermehrt sich damit immer weiter, sozusagen ungebremst. Ich bin kein Freund dieses Lebens in Parallelwelten. Ich bin bei weitem nicht der Einzige, der mittlerweile die Größe der aktuellen Maßnahmen nicht mehr in eine sinnvolle Proportion zur tatsächlich sich bestätigten gesundheitlichen Bedrohung zu bringen vermag. Ich würde mir und meinem Umfeld eine hohe kritische Kompetenz bescheinigen, was das Erkennen von Verschwörungsmythen und dergleichen angeht; mehrfach habe ich interveniert, als ich Denkfiguren wie „die da oben“ und „wir hier unten“ feststellen musste. Ich bleibe aber ratlos, wenn ich sehe, wie Kritiker aller Art an den Rand gedrängt sehe.
Bspw. auch diejenigen, die auf die gesundheitlichen Folgen der Lockdown-Maßnahmen hinweisen, die u.a. für Menschen entstehen, deren OPs verschoben wurden oder die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall aus Angst vor einer Infektion im Krankenhaus lieber verschweigen. Wo blieb die kritische Begleitung des staatlichen Handelns in dieser schwierigen Zeit der Einschränkung so vieler Grundrechte? Wo bleibt der Mut, sich kritischen Fragen offen zu stellen? Wo das Vertrauen in den Diskurs? Als gestern das Demonstrieren an sich als Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in besagtem Artikel bezeichnet wurde, hegte ich erstmals Zweifel an der Festigkeit der freiheitlich-demokratischen Gesinnung der ZEIT. Mehrfach wurde nun auch schon Andersdenken und Kritisieren parallel gesetzt zum Virus selbst, von Giovianni di Lorenzo selbst in „Ein anderes Virus“ am 29.4.
Diese Parallele legt nahe, dass ich mich vor Andersdenkenden in Acht nehmen muss – weil ich mich infizieren könnte und damit nicht nur mich, sondern mein Umfeld und letztlich die gesamte Gesellschaft damit gefährde. Ich bin fassungslos – das sind Denkfiguren, wie sie unter allen Umständen vermieden und bekämpft werden müssen, wenn uns am Fortbestand unserer freiheitlichen Ordnung liegt. Ich habe mich daher zur Kündigung entschlossen. Vielleicht überdenkt die ZEIT-Redaktion ihre aktuelle Ausrichtung wieder, dann sagen Sie mir gern Bescheid. Meine Begründung sende ich auch ausgewählten Freunden und Bekannten – weil ich Vertrauen wage nicht nur in unser Immunsystem, sondern auch in unsere kritische Vernunft. – Samuel Dobernecker
In der analogen Welt gehen Demonstranten mit gemalten Schildern auf der Straße und erreichen 500 Menschen. Anonym im Internet darf man längst Unsinn für 50.000 Follower verbreiten. Den höchsten Einfluss hat man als Wikipedia-Administrator: Man verhindert die Veröffentlichung von angeblichen „Fake-News“ anderer: Man verfasst lieber eigenen Mist und erreicht damit 5 Millionen! Dumm nur, wenn auch Politiker(innen) auf die irren Sprüche hereinfallen. Man lese etwa die frei von gründlicher Sachkenntnis verfassten Texte zur „Energiewende“, zu 85 % vom Wiki-Administrator AN¬DOL verfasst, im bürgerlichen Leben Lokalpolitiker „Der Grünen“ Andreas L. aus Bayern. Zu energiepolitischen Fragen kann ich deshalb als ausgewiesener Energieökonom von der Nutzung Wikipedias nur dringend abraten. Zu politisch brisanten Themen ist diese Plattform total verseucht! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele
Berichterstattung über die Demonstrationen für Grundrechte – was passiert in unserem Land?Am Samstag dem 09.05. sind wir nach Stuttgart gefahren – um einen eigenen Eindruck davon zu gewinnen wer für was demonstriert, und was dort vor sich geht. Was wir fanden – 99% harmlos: ein bunt gemischter Querschnitt durch unser Volk, ganz normale Leute, besorgte oder auch nur interessierte Bürger allen Alters und aller Herkunft, und natürlich (wie auf jeder großen Versammlung) ein paar Spinner. Der größte Teil war dort um für die Einhaltung der Grundrechte einzutreten, man sah viele Grundgesetze in der Hand, viele andere, die ein Problem mit den letztlich diskutierten Impfvorhaben unserer Regierung haben, und einige die die sachliche Sinnhaftigkeit der derzeit implementierten Regeln und der diese begleitenden Vorgänge & Vorgehensweisen in Frage stellen. Abstand wurde weitgehend gehalten, es war sehr ruhig, und die in Kampfmontur aufmarschierte Polizei sah gelassen zu, ein Eingreifen offensichtlich nicht notwendig.
Dann die Berichterstattung (ZDF, Tagespresse, etc.), der zufolge sich dort ausschließlich „Rechte“, „AFD“ „Verschwörungstheoretiker“ (was immer das auch ist, und wo immer die jetzt so plötzlich herkommen, sind die jetzt rechts oder gar links, oder einfach nur böse?) und „Rocker“ tummelten – allesamt dubiose und sogar gefährliche Elemente, ein anständige Bürger möge sich fernhalten, man müsse dagegen entschieden vorgehen, etc., etc. – ich bin entsetzt. Denn all das bin ich nicht, und das waren auch nicht die Menschen die ich dort sah. Das ist kein seriöser Journalismus, und das ist nicht anständig. Wäre ich nicht dort gewesen – ich hätte es vielleicht geglaubt. Wir fanden dort keinen einzigen als solchen erkennbaren „Rechten“, geschweige denn Gruppen oder organisierte Teilnehmer aus diesem Lager, und „Verschwörungstheoretiker“ eigentlich auch nicht (dass Bill Gates, die WHO und das RKI irgendwie zusammenhängen, ist allgemein verfügbares Wissen). Nun stellt sich eine zentrale Frage (und ich will nicht darauf eingehen ob das was hier im Namen der Krise initiiert wird sachlich, aufgrund der heute, mehr als 10 Wochen nach Beginn der „Krise“ verfügbaren Daten gerechtfertigt ist oder nicht, oder einzelne „Maßnahmen“ –z.B. den akuten Maskenwahn – diskutieren):
Wenn dies die „richtige“ Seite ist, dass ein gefühlter Ein- Parteien Staat aus links bis liberal, grün (Startbahn West war gestern….) bis rot bis christlich sozial, euphorisiert von der Machtfülle einer nie dagewesenen Ausnahmegesetzgebung, in faschistoide Verhaltensmuster verfällt, wenn Menschen die anderer Meinung sind marginalisiert, verleumdet und dämonisiert werden, wenn „Solidarität“ bedeutet bedingungslos zu gehorchen ohne kritisch zu hinterfragen, wenn eine Polizei in teilweise unbegreiflichem Vorgehen quasi einen Krieg gegen das eigenen Volk inszeniert (Solidarität?), wenn die Menschen in Angst und Schrecken gehalten werden damit sie den Anweisungen folgen – und wenn es die „falsche“ Seite ist die hier als „rechte Verschwörungstheoretiker“ tituliert werden – wo wollen wir in dieser verkehrten Welt eigentlich stehen? Wem kann man noch vertrauen? Denen die wir gewählt haben? Die Gesellschaft wird gespalten, mehr als je zuvor. Und das macht mir Sorgen. – Axel Zott
Ganz sicher wird diese weltweite Krise vielfach politisch, medial und gesellschaftlich ausgenutzt, und insbesondere Menschen in prekären Lebenslagen werden darunter leiden. Das ist schlimm und niederträchtig. Verschwörungstheoretiker, auch klerikale, wollten der Welt immer schon den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, haben hinter dem Feigenblatt (pastoraler) Fürsorge Angst und Ungeist der Menschen geschürt; wahrhaftig ist daran nichts Neues. Der großartige Publizist und Schriftsteller Karl Kraus (1874-1936) befand bereits seinerzeit völlig zu Recht: „Der wahre Weltuntergang ist die Vernichtung des Geistes!“ Schaut und hört man sich in diesen Tagen nun innerhalb und außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen um, könnte man meinen, Armageddon ständen Tor und Tür offen. Es ist erschreckend wie besorgniserregend, wie wenig Verständigung, Aufklärung und reflektierendes Vertrauen über Millionen Jahre Menschheitsgeschichte und, insbesondere, über 70 Jahre Demokratie und sozialer Rechtsstaat inklusive 68er-Bewegung bewirken konnten.
Diese Krise offenbart leider einmal mehr die geradezu apodiktische Erkenntnis, dass Intelligenz, akademische Schulung und Klugheit nicht annähernd dasselbe sind. Und dass der Firnis der sogenannten Zivilisation allenthalben dünn geblieben ist. Es wird mir wohl ein Rätsel bleiben, warum relativ viele Menschen bewusst und/oder unbewusst bereit sind, in einem nicht unerheblichen, oftmals radikalen und nachhaltigen Maße den eigenen Intellekt, also das Angebot zu einer vernunftbasierten Dialektik, abzulehnen. Die sozialpsychologischen Auswirkungen dieses durchaus begründbaren systemischen Verhaltens müssen zwangsläufig, zumal fortlaufend angewendet, dazu führen, dass sich Menschen rational und emotional in einen Teufelskreislauf der Angst, Verunsicherung und Selbstaufgabe der eigenen Persönlichkeit begeben bzw. sich darin belassen. Doch wenn wir uns selber und unsere Errungenschaften in Bildung, Information und Deutung nicht mehr ernst nehmen können bzw. wollen, legen wir Hand an das eigene Selbstwertgefühl, die eigene menschliche Sinnhaftigkeit. Das „demokratische Grundrecht“ (und die Pflicht) mitzudenken wurde auch während dieser Krise nicht eingeschränkt. So findet auch der bekannte deutsche Autor und Jurist Dr. Heribert Prantl in seiner politischen Wochenvorschau, dass Verschwörungstheorien keine Theorien, sondern Idiotien sind. Und ebendiese machen (korrelatives) Verständnis, Verständigung und nicht zuletzt die gebotenen Differenzierungen außerordentlich beschwerlich.
Im Übrigen sollten wir uns grundsätzlich die Frage stellen, mit wem oder was wir uns, zumal öffentlich, gemein machen, wenn wir, ob im Rahmen etwa von Demonstrationen oder Leserbriefen, gesellschaftspolitisch Stellung beziehen. Eine Grundverantwortung, gegenüber uns selbst und der demokratischen Gesellschaft, die freilich Ehrlichkeit, Wahrheit und Wirklichkeit nicht entbehren sollte. Spätestens nach dieser Krise (und unbedingt vor der nächsten) jedenfalls wird eine Vermessung unserer „gesamtgesellschaftlichen Welt“ unverzichtbar sein; die Vornahme also von validen Evaluationen in allen relevanten Fachbereichen von Medizin über Soziologie bis Juristik, inklusive der Interferenzen. Klar muss – leider – sein und bleiben, dass das Leben zu jeder Zeit außerordentlich fragil ist, eine sichere Zukunft durch nichts und niemanden versprochen werden kann. – Matthias Bartsch
Alu-Hut versus Scheuklappen Über den Sinn bzw. Unsinn von Verschwörungstheorien zu streiten ist mühsam. Viel leichter hingegen ist es , redliche Bürger aus einem breiten Spektrum als Verschwörungstheoretiker zu verurteilen, sobald sie es wagen quer zur veröffentlichten Meinung zu demonstrieren. Ob das Virus von den Chinesen oder von Bill Gates in Umlauf gesetzt wurde? Unwahrscheinlich. Oder doch nicht? Ob die Amerikaner tatsächlich auf dem Mond waren? Wahrscheinlich. Oder nicht? Wo sich Beides im Bereich des Möglichen bewegt, ist es auch möglich, beides zu denken. Dies um so mehr, je perfider und subtiler die Täuschungsmethoden werden. Somit darf man, ob mit oder ohne Alu-Hut, die Frage nach dem Ursprung des Corona-Virus einfach offen lassen, und dafür feststehende Gewissheiten in den Focus nehmen. Zum Beispiel treibt gerade der weltweite Krisenmodus ein altes Wechselspiel aus Kapitalvernichtung und Überschuldung, wie wir es sonst nur als Folge globaler Kriege kennen. Und zu den Kriegsgewinnlern gehört immer auch das vorher aussichtslos mit dem Rücken zur Wand stehende Finanzsystem.
Das Letzteres nicht nur in der EURO-Zone, sondern weltweit der Fall ist, kann niemand ernsthaft bestreiten. Den unausweichlichen Zusammenbruch einem unsichtbaren Virus in die Schuhe schieben zu können, ist für die Verantwortlichen ein willkommenes Alibi. Ebenso unbestritten ist die Tatsache, dass die nun forcierte Digitalisierung aller Bereiche kaum jemanden vor der steigenden Arbeitslosigkeit bewahren wird. Im Gegenteil. Die Digitalisierung wird bei einer anwachsenden Bevölkerung das Problem der Erwerbslosigkeit massiv verstärken, und mit ihr die sozialen Fliehkräfte. So groß können die Scheuklappen der verantwortlichen Politiker und Ökonomen gar nicht sein, um dies nicht zu sehen. Oder soll hier etwa ein ganz anderes Ziel verfolgt werden? Oder doch nicht? Übrigens : bereits vor Jahren bekamen diejenigen einen Alu-Hut verpasst, die auf die Existenz der geheimen „Bilderberger-Treffen“ verwiesen. Man sollte es nicht glauben. Heute weiß man mehr. Vielleicht werden wir in einigen Jahrzehnten ebenso mehr über diese Krise wissen. Ob man es dann noch sagen darf bleibt jedoch eine offene Frage. – Martin Hartmann
Es ist wohl ein Zeichen unserer momentanen Lage, dass sie die größten Deppen auf den Plan ruft, nach denen nur niemand verlangt hat. Die meinen, sich Gehör verschaffen zu müssen. Wären alle etwas selbstgenügsamer, dann hätten sie das ja nicht nötig. Woher dieses Unzufriedenheit, woher der Drang, sich hervortun zu müssen, und sei es mit noch so schwachsinnigen Theorien? Oft denke ich mir: Warum nicht einfach ignorieren? Doch da beißt sich leider die Katze selbst in den Schwanz: Denn der Journalismus ist ja in seiner Konstitution darauf angewiesen, immer wieder Neues, Effektvolles zu liefern. Getreu nach Karl Valentin: „Es ist schon alles gesagt. Nur noch nicht von jedem.“ Schade, dass somit immer wieder auch Leuten, die es überhaupt nicht wert sind, Aufmerksamkeit zu bekommen, eine Plattform gegeben wird. – Maximilian Knaup
Leserbriefe zu „Denn sie wussten, was sie nicht tun“ von Anna Mayr
Ihnen und der Redaktion danke ich für den offenen, unvoreingenommenen Bericht über nackte Tatsachen. Die Mehrheit Ihrer Zunft wird es nicht wagen, hierüber eine ehrliche Debatte zu führen. 600 akkreditierte Journalisten beim Parteitag der SPD belegen, wie man auch ohne Recherche als Journalist einfacher und bequemer seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Den Quereinsteigern in der Politik, die sich als Elite betrachten und selbst entlohnen, haben Sie keinen guten Dienst erwiesen. In Zeiten, wo Selbstzensur selbstverständlich geworden ist, gehört dazu viel Mut. Deshalb gilt Ihnen, Frau Mayr, mein besonderer Dank. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden es die Ausschüsse des Bundestages nicht schaffen, die Zahl seiner Mitglieder auf das im GG festgelegte Maß zzu reduzieren. Hier versagt die menschliche Vernunft. Parteiinteressen dominieren die entsprechenden Debatten. Die Wähler, die den Haushalt des BT bezahlen, werden nicht gefragt. Das Mandat der Mitglieder des BT deckt diese Verantwortungslosigkeit nicht. Die Demokratie hat da Nachsehen. – R. Schmolling
Der vulkanische Winter (den Begriff kann man bei Wikipedia nachschlagen) ist ein Risiko der Klasse_C. Der vulkanische Winter trat im letzten Jahrtausend nach folgenden 5 Vulkanausbrüchen auf: Tambora 1815, Laki 1783 bis 1784, Huaynaputina 1600, Kuwae 1453 und Samalas 1257. Die Folgen eines vulkanischen Winters dürften erheblich schlimmer sein als die Auswirkungen durch Corona. Aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung wird es vermutlich erhebliche Probleme bei der weltweiten Ernährung und Energieversorgung geben. Ich schätze, dass das Risiko eines vulkanischen Winters in den nächsten 25 Jahren bei mindestens 10 Prozent liegt. Es ist deshalb sehr erstaunlich, dass dieses Problem bisher kaum beachtet wurde. – Karl-Heinz Mayer
Mit größter Bescheidenheit ein kleiner Gedanke zum Text von Frau Mayr, der einen feinen Unterschied macht: Leider nur eine… Auch wenn viele Menschen sich inniglich nach ihr sehnen; eine gefühlte Realität kann nicht existieren. Gleichwohl ahne ich, welchen Typus des Weltenwandlers sie meinen könnten. Er ist allerdings nicht in einer parallel existenten, gefühlten Realität unterwegs, sondern er weigert sich, jene Ohnmachtserfahrung zuzulassen, die wir Realität nennen und die alle Menschen miteinander teilen. Hier liegt auch eine der Wurzeln der Demokratie begraben. Heute haben es Menschen wieder auf die res publica abgesehen. Wollen wir zulassen, dass sie für sich die Existenz einer gefühlten Realität beanspruchen können? Lassen wir uns ontologisch nicht so leicht erschüttern. – Stephan Lehberger
Ausgehend vom Gedanken der Lernfähigkeit der Menschen, zeichnen Maja Göpel und Petra Pinzler das Bild einer Utopie, in der unsere Art des Wirtschaftens und Lebens vom Gleis der desaströsen Wachstums- und Marktideologie auf das Gleis einer ökologischen und klimafreundlichen Wende umgelenkt wird. Eine realistische Utopie, denn unser Land hat angesichts der Coronakrise den Beweis geliefert, dass es zu einer solch grundlegenden Weichenstellung durchaus fähig ist. Ausgehend von unserer Neigung, künftige Gefahren zu verdrängen, zeichnet Anna Mayr das Bild einer Dystopie: Wir laufen mit unserem völlig unzureichenden Ansatz einer abgeschichteten Risikovorsorge unbeirrt in prognostizierte Gefahren hinein. Eine realistische Dystopie, denn unser Land hat angesichts der Prognosen, Übungen und Berichte zur Pandemiegefahr den Beweis geliefert, dass es einmal mehr nicht zu einer präventiven Weichenstellung fähig war. Erschreckend, wie in dem Bild von Anna Mayr die Abgeordneten und Entscheidungsträger versagen, auf die Maja Göpel und Petra Pinzler ihre Hoffnungen setzen. Ein versöhnlicher Zug, wenn Anna Mayr am Ende mit dem Gedanken, dass das Unwahrscheinliche ein bisschen realistischer geworden ist, doch noch ein halb volles Glas entstehen lässt. – Reinhard Koine
Anna Mayr legt den Finger in selbst verursachte Wunden. Jetzt heißt es „Augen auf, Verstand einschalten und durch.“ – Monika Paris
Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über Krisen- und Risikomanagement „Denn sie wussten, was sie nicht tun“ gelesen. Es ist sehr wichtig, das Bewusstsein und Verständnis der Leser zu schärfen, um Beobachtungen und Entwicklungen kritisch zu reflektieren. Die Autorin hat vollkommen Recht, wenn sie die Problematik der Akzeptanz bestimmter Realitäten am Beispiel des möglichen Ausmaßes und der schwer kalkulierbaren Wahrscheinlichkeit von Katastrophen hervorhebt. Ich war selbst viele Jahre Krisenmanager, d.h. strategisch und operativ für die Auflösung problematischer Situationen in einem großen Unternehmen verantwortlich. Diese Situationen waren häufig derartig komplex und zugleich einem sehr hohen Handlungsdruck unterlegen. Zudem gab es für die meisten Fälle wenig Vorerfahrungen oder vorgezeichnete Lösungswege. Die Bewertung von Gefahren, das Treffen von Vorkehrungen um zum Beispiel bestimmte Abläufe einzuführen und die Schaffung technischer Voraussetzungen sind Grundlagen guten Risiko- und Krisenmanagements.
Beruhigend empfand ich die Vorstellungen, dass verantwortliche Politiker regelmäßig an Workshops teilnehmen, im Team mit Experten kritische Szenarien bewerten und strukturiert bearbeiten. Hier baue ich auf Stärken in der Planung und Logistik. Weitaus schwieriger beurteile ich den Teil der Abstimmung von Prioritäten und dem Lernen aus Fehlern. Hier stehen oft menschliche Faktoren im Wege, aber auch eine Kultur von Schuldzuweisung und Konkurrenzdenken. Schnell ist aufgebautes Vertrauen verloren, weshalb manche nötige Ermessensentscheidung letztendlich nicht gemacht wird. Darum appelliere ich vor allem an die Besserwisser, die sich gerade in Anti-Corona-Demonstrationen formieren zu mehr Zurückhaltung und Respekt vor der Profession der mit der Krisenbewältigung beauftragten handelnden Entscheidungsträger und Experten. – Alexander Stern
Wir haben vor Jahren schon das Zeit-Abo gekündigt! Ihre letzt Ausgabe vom 14.5.20 dient leider nur der weiteren Abscheckung, weit weg von einer ausgewogenen Berichterstattung, kein Abwägen bei Themen, z.B. Coronakritik: „Verwirrte Geister“, „abstruse Thesen“, „Verschwörungstheoretiker“ und im Medieneinheitsbrei, die Rechten und Holocaustleugner sind schuld. Arme Presse, gerade in diesen Zeiten könnte man vieles gegenüber- stellen, beide Seiten zu Wort kommen lassen. Vielleicht hat das ZDF Team einfach nur Prügel bekommen, weil inzwischen sehr viele Menschen euren regierungsuntertanen Einheitsbrei satt haben! Gefährlich sind nicht die Demonstranten, sondern eine Regierung deren Politiker alle zu Medizinmännern mutiert sind und ein RKI, das nicht unabhängig ist sondern als Angestellte der Regierung arbeitet. Viele kompetente Professoren, z.B. Prof. Püschel, Prof. Bhagdis, Prof.Homburg, die Liste kann unendlich fortgesetzt werden, werden nicht gehört oder aus dem Zusammenhang gerissen, bzw. verunglimpft.
Aber von Seiten der Regierung und RKI die wahre Kompetenz: Z.B. wird ununterbrochen eine 2. Welle angekündigt als Drohung und zur Panikmache obwohl Angst verbreiten gesetzeswidrig ist! Masken waren zuerst Unsinn und unhygienisch, jetzt sind sie Pflicht. Grenzschließungen bleiben noch lange bestehen lt. H. Seehofer, nun sind sie aufgehoben! Keine Lockerungen lt. Merkel und Söder, ein paar Tage später waren sie da die Lockerungen! Impfpflicht kommt lt. Herrn Söder, gestern heißt es, keine Impfpflicht! usw, usf., z.B. Herr Drosten, RKI, hat uns doch vor Jahren schon auf die gefähriche Schweinegrippe eingestimmt und lag damit falsch. Milliarden für weggewofene Impfstoffe damals! Ein guter Grund Herrn Drosten wieder als Experten zu nehmen und zwar täglich! Warum unterscheidet man nicht zwischen AN un MIT Corona gestorben? warum gibt es keine größeren Testreihen bei unterschiedlichen Altersgruppen wer vielleicht schon Antikörper hat? Warum unterscheidet man nicht zwischen Kranken und Infizierten?
Warum? warum ist so vieles unstimmig und sinnlos? aber sich Gedanken machen ist ja jetzt verboten, man ist ja sonst „Rechtsradikal“! Wir sind kein Covid 19 Leugner, aber ein derartiges Szenario zu schaffen ist vollkommen ignorant gegenüber den Nachteilen, die im Sozialen und im medizinischen Bereich noch auf uns zukommen werden und mit denen sich die Medien ganz und gar nicht befassen! Ihr Artikel über Andrea Nahles könnte einen zu Tränen rühren, gottseidank hat sie wieder einen Arbeitsplatz! Politiker, die bekanntermaßen IMMER ihre Posten in der Wirtschaft finden! So kann sie nun doch noch ein 2. Leben führen…. Ihre Sorge um Frau Nahles in Zeiten, in denen Millionen Menschen ihre Existenz verlieren und Kurzarbeit haben, und zwar wg Unfähigkeit der Politiker (aber die werden auf Seite 3 noch extra gebührend bemitleidet) zeugt völliger Unverhältnismäßigkeit und Inkompetenz! Ich beglückwünsche uns nochmal zur Abbestellung und zukünftigen Ignoranz ihres Blattes und hoffe es werden uns viele Menschen gleich tun! – Irene Rieder
Bei einem Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung ist das Verdursten von Menschen das kleinste Risiko. Man kann sich Mineralwasser im Supermarkt besorgen. Oder zum nahegelegenen Fluss gehen um sich Wasser zu holen. Zumindest auf dem Land. Die Gefahr ist das fehlende Brauchwasser. Denn keine Toilette wird mehr funktionieren.Das bedeutet der Mensch muss seine Notdurft alternativ verrichten. Wenn vorhanden, im Garten, in der Garage oder im Bad in einen Eimer. In großen Wohnblöcken werden die Fäkalien das Treppenhaus verunreinigen. Die Orte werden zu stinken beginnen. Solche Zeiten werden an das Mittelalter erinnern.
Und hier kommt das RKI wieder ins Spiel, denn dann ist die Seuchenkontrolle das wichtigste Werkzeug.(Typhus und Cholera) Meines Wissens gibt es für so einen Fall keine Vorgaben. In Deutschland sind die Wasserversorger in der Pflicht, im Katastrophenfall die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten. Es gibt Vorgaben um das zu erfüllen. Werden diese aber auch bundesweit überprüft? Sollte man meinen. Ich bin Wassermeister und könnte einen abendfüllenden Vortrag zur deutschen Wasserversorgung und seinen Defiziten im Katastrophenfall halten. – Klaus Gerbl
Herzliche Gratulation zu Ihrem Beitrag in „DER ZEIT“ vom 14.05.2020. Auf Seite 3 in der Rubrik Politik, widmen Sie eine ganze Seite dem Thema der gerade entfalteten, weltweit herrschenden Pandemie. In Ihrer Höflichkeitsform vermeiden Sie gekonnt, den Kern der Dinge zu nennen, ohne aber in den allgemeinen Strom der politischen Claqeure in den Medien zu verfallen. So umsichtig Sie die Bereiche dieses Themas versuchten zu behandeln, so sehr ist doch die zentrale Fragenbehandlung gerade nicht erwähnt worden. Das ist die Frage der Führung. Wenn in solchen besonderen Lagen, Herausforderungen, plötzlichen Ereignissen mit ihren Folgen Führung nötig ist, dann wird und muss sie sich gerade dann zeigen. Schon die Mutter von Napoleon stellte in ihrem (leider verbotenen Buch) fest, dass nach dem Königswesen die Herrschaft des grauen Kapitals kommen würde, bei dem niemand zur Verantwortung gezogen werde. Sie hatte schon damals das Richtige gesagt. Um ein Beispiel abzuwandeln das hier sinngemäß gelten kann. Das Beispiel nach der Frage der Eigenschaft von Bankern. Zitat: Das sind Leute die bei Sonnenschein Regenschirme ausgeben und bei Regen diese wieder einsammeln. So ist es auch mit Führung.
Derzeit sind Leute (in diesem unserem Lande) in der Verant- wortung, die bei allgemein dahinfließendem Strom der Ereignisse sich auf das Lächeln, Händeschütteln und Small-Talk verstehen, aber bislang keine besondere Fähigkeit mit bringen mussten. Vor allem keine Fähigkeit zur Führung. Diese Eigenschaft bedeutet, schneller und vorausschauender denken erkennen, bei eintretender Gefahr richtig beurteilen und entschlos- sen, handeln zu können. Eine Persönlichkeit der geeigneten Führung handelt souverän, im ganzheitlichen Denken und mit Empathie für die Gemeinschaft. Mithin verantwortlich! Im Falle der damaligen Flutkatastrophe in Niedersachen gab es, neben diesen Versagern, aber gab es damals auch einen Helmut Schmidt. Ein Gerüst an einem Haus fällt nicht ein, weil der Wind, angeschwollen zum Sturm, zu stark war. Oder die Bohlen unter den Fußstützen, oder der Haken in der Wand fehlte. Es stürzt ein, weil alles zeitgleich, zusammen kommt. Nicht wegen eines Einzelereignisses. Schauen wir also einen solchen Fehler vor der Pandemie an. Der vormalige Minister Wester- welle predigte doch mit Inbrunst das Lied von der freiheitlichen Liberalität, die man unbe- dingt, unter allen Umständen zu beachten habe.
Das nahmen sehr viele Unternehmen wörtlich und ließen im Billiglohnland China, die Masken, Brillen, Kittel, Handschuhe und die chemi- per e-mail: diezeit@zeit.de schen Testmittel ausdrücklich produzieren. Nicht im eigenen Land herstell- und nachlieferbar, also jederzeit, verfügbar gewesen wären. Turbokapitalismus pur also, war dieser unbegrenzte Drang der Gewinnmaximierung, verbrämt als Liberalismus bezeichnet. So sind die derzeit Verantwortlichen für das Wort Liberalität, wo ist dieser Herr der FDP, der sich gerade jetzt zu diesem Gebetsmühlensatz des Vorsitzenden Westerwelle, bekennt ? Dann sehen wir den strukturellen Fehler des Kapitalismus, in der praktizierten Form an. Er wirkt sich hier in seiner ureigensten Art aus. Am Beispiel von Italien wird das in voller Überzeugung augenscheinlich. Da hat man die Produktion von Modeartikeln nicht nur in China produzieren lassen. Nein, da hat man die unternehmerische Masse des denkbaren Ertrages auch noch vermieden. Es wurden Chinesen als unterbezahlte Billigarbeiter direkt ins Land geholt.
Die haben dann malocht, sind unter Tarif bezahlt worden, für Markenmode wie z.B. Gucci. Diese Markenartikel werden zu Höchstpreisen im übrigen Europa verkauft. Weil das nicht nur ein paar oder nur ein paar Dutzend, sondern gleich mehr als 300.000 Menschen waren, die zu Neujahrsfest in ihr Land nach China reisten, haben just diese dann gleich zu Hunderten die Infizierungen in Italien an den Start gebracht. Reflexartig riefen die Italiener aber nicht „MEA CULPA“ sondern statt dessen „wir sind unschuldig und das angeblich reiche Deutschland, soll dafür zahlen. Der marxistische Gedanke, wonach Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren seien, ist damit ausgedrückt. Ein dritter Fehler sei ebenso beim Namen genannt. Einzigartig unter Politikern ist es, sich zu Fehlern zu bekennen, oder ? Einzig Frau Von der Leyen hat sich öffentlich für Fehlverhalten auch entschuldigt. Der so bezeichnete „Gesundheitsminister“ Spahn hingegen hat weder im Oktober 2019, als das Virus in China erstmals auftrat, noch im Dezember 2019 als die Pande- mie von der WHO bereits so benannt wurde, und ebenso nicht im Januar 2020 seinem Amts- eid getreu, Schaden vom Volke zu halten gehandelt. Er hat den Schaden auch noch vergrös- sert.
Er sagte noch im Februar 2020, es sei ein harmloser Erreger, der noch weniger gefähr- lich als ein Grippevirus einzustufen sei ! Vertrauen von weiten Teilen der Bevölkerung ist damit missbraucht und zerstört worden. Nicht nur hat er alle Mahnungen, die von der WHO längtens mitgeteilt waren, schlicht missachtet und ausgeblendet. Er hat es dazu ohnehin kom- plett unterlassen, sich aus eigener Ansicht ein Bild über die Ereignisse in China zu machen. Vor dem Hintergrund des von Ihnen zitierten Gutachtens aus dem Jahr 2013 mit der Bezeich- nung „Modi Sars“ ,das auch nochmals eigens im Jahr 2017 vorgetragen worden war, sollte ihm gelegentlich eine Strafanzeige einbringen, weil es von ihm somit mehrfach ignoriert wurde. Das Wort Ignoranz besetzt hiermit , die passende Bedeutung, wenn man es nicht mit Fahrlässig, sondern mit Vorsatz ergänzt. Im Rahmen dieses Leserbriefes können nicht alle Fehler aufgezählt werden. Zur Beschrei- bung würde ein ganzes Buch, sogar zu knapp werden.
Angefangen von dem völligen Fehlen einer Vorwarnung an die Öffentlichkeit, der Unterlassung einer ganzheitlich angelegten Information während der Entscheidungsketten, der schon ans kriminelle Verhalten erinnernde Unterlassen der Versorgung, der Pflege- und Hilfskräfte in den Kranken- und Altenheime. Allein die Weiterverbreitung der Infektion allein durch diesen bereits selbst infizierten Perso- nenkreis geht vermutlich in die tausende von Fällen. Es dürfte selbst italienische Verhältnisse weit übertreffen, in diesem doch angeblich so „gut aufgestellten und vorbereiteten Land“ wie Herr Spahn öffentlich im März 2020 noch mit Inbrunst erklärte. Das Beispiel von Ischgl mit nur wenigen Infizierten, zeigt die Geschwindigkeit der Ausbreitung des Virus. Herr Yoge- schwar hat zutreffend angemerkt, dass Wegsperren von Menschen, dem Mittelalter angemes- sen war in Zeiten der Pest. Zeitgemäß wäre s.E. die Anwendung einer App gewesen, zur Dingfestmachung eines Infizierten. Und um , so Yogerschwar, eben schneller zu sein, als das Virus.
Erfrischend gnadenlos deckt das Virus Versäumnisse der Vergangenheit, in ununterbrochener Folge auf. Reihenweise werden Hunderte von Infizierten in den Schlachthöfen bekannt, ob wohl der vormalige Minister (einer von der FDP) doch damals 30 Mio D-Mark, aus Steuer- geldern als Soforthilfe, für die armen Sünder hat auszahlen lassen. Unmenschliche Verhältnis- se für die Menschen, so zeigen es die Offenbarungen nun. Bereits im dritten Reich wurden Menschen aus „dem Osten“ als Untermenschen bezeichnet. Die Behandlung habe dement- sprechend zu erfolgen, sagte man damals. Es scheint sich daran nicht viel geändert zu haben wie in der aktuellen Krise sichtbar wird. Mit dem Wegducken unter Verwendung des Etiketts „rechtsradikal“ sind diese Aufdeckungen, deshalb nicht mal im Ansatz geahndet. Das wären erstmals entschlossen und entschiedene Handlungen. Durch die Führung, so wir in Deutsch- land eine solche hätten, die diesen Namen verdient! Und die rechtsradikalen in Deutschland, wie solche Herren, a`la` Kalbitz und Höcke, von der AfD, könnte man auch mal in aller Öffentlichkeit fragen, welche Lösungen sie denn hätten in der Sache der Pandemie.
Sollte da keine Antwort kommen, dann könnte man sie doch auf ihrem Gebiet mal fragen, auf dem sie sich so besonders gut auskennen. Dem Gebiet der Ver- gangenheit und seiner Führung. Welches Weihnachten denn die vormalige „ach so deutsche Führung gemeint hat, als sie versprachen: … dass eben an Weihnachten die Jungs wieder zu Hause sind. Bar jeder Kenntnis der Landverhältnisse in dem überfallenen Russland. Diese Herren sind zur Sache der Pandemie mitnichten zu vernehmen. Somit kann man ihnen zu ehren, auch kein Denkmal in Berlin am Brandenburger Tor aufstellen. So bar, erscheint die aktuelle Regierung bei der Pandemie in gleicher Weise zu sein. Schön wäre es, wenn jetzt an Weihnachten diese Pandemie zu Ende wäre! – H. Schumacher
Heute wende ich mich mit zwei Anmerkungen an Sie: In der vergangenen Woche habe ich mein Abonnemt bei der „Zeit“ kündigen müssen. Es ist eine Maßnahme, die mir schwer fällt. Ich war mit meinem Mann zusammen dreißig Jahre wöchentliche Zeit-Leserin. Da ich im Zuge der Ehescheidung meine Finanzen sehr genau führen muss, habe ich mich dazu entschließen müssen. Ich rief bei einer Mitarbeiterin der Abonnementverwaltung an und sagte , dass ich sehr lange Abonnentin sei, jetzt aber kündigen müsse, weil…, den Grund gab ich also an, und ich werde vermutlich, wenn ich alles durchhabe und weiß, wieviel Geld mir zur Verfügung steht, sehr wahrscheinlich mein Abo wieder aufnehmen.
Ihre Mitarbeiterin war sehr strikt in Ihrer Haltung, mich als Abonnentin zu halten und machte Angebote, die ich aufdringlich fand und auf die ich nicht eingehen wollte. Das Telefonat nervte nach einer Weile deutlich. Ich musste Ihrer Mitarbeiterin ins Wort fallen. Das bleibt unangenehm haften. Und trotzdem sehe ich Ihre Zeitung als eine der Wichtigsten unseres Landes an. Bleiben Sie unserer Zeitungslandschaft erhalten. In der Ausgabe Nr. 21 findet sich im Politikteil auf Seite 3 eine ganz hervorragende Illustration. Auch deswegen hebt sich die „Zeit“ von anderen Blättern ab. Bleiben Sie alle gesund und weiter für die interessierten Leser da. – Gesa Hertzberg
Endlich wird die, auf Anforderung des Bundestags von der Bundesregierung diesem vorgelegte Risikoanalyse der „PANDEMIE DURCH VIRUS MODI-SARS (Bundestagsdrucksache 17/12051 vom 3.1.2013 / Seite 5 bzw. Seiten 55 bis 87) in einem wichtigen deutschen Medium ausführlicher erwähnt. Frage jedoch, warum so zurückhaltend. Denn diese 2013-Analyse liest sich erschreckend wie ein Drehbuch für die heutige SARS-CoV-2-Pandemie. Professionell mit Details zu den ungeheuren medizinischen, administrativen, technischen, insbesondere auch wirtschaftlichen Folgen, Herausforderungen für die Bundesrepublik. Zitat S. 65: „Bisher gibt es keine Richtlinien, wie mit einem Massenanfall von Infizierten bei einer Pandemie umgegangen werden kann. Diese Problematik erfordert komplexe medizinische, aber auch ethische Überlegungen und sollte möglichst nicht erst in einer besonderen Krisensituation betrachtet werden“. Sic! Die Autorin sagt: „Die Abgeordneten (des BT) ignorierten das Papier vollständig“.
MdB Prof. Karl Lauterbach, Epidemiologe, (Stv. Mitglied des Gesundheitsausschuss des Bundestags 2013 -2017, SPD) bei Maybrit Illner darauf angesprochen, wischte den Bericht unwirsch weg mit der Bemerkung (dem Inhalt nach), der Bericht hätte nicht umgesetzt werden können, weil die Zuständigkeiten nicht geklärt gewesen wären. Das grenzt an Zynismus. Hätte der Gesundheitsausschuss des Bundestags nicht die BReg. umgehend auffordern müssen, die Zuständigkeiten mit den Bundesländern zu klären und Vorsorge einzuleiten? Doch auch drei Bundesgesundheitsminister ergriffen bis Beginn der Corona-Pandemie keine der in ihrer eigenen (vom RKI erstellten) Analyse geforderten Vorsorgemaßnahmen! Gabor Steingart in Morning Briefing 18.Mai fordert zu Recht Einsetzung eines Untersuchungsausschusses des Bundestag. Nicht um einzelne Politiker zu verurteilen, sondern um eine umfassende Vorsorge für die nächste Pandemie schnellstmöglich auf den Weg zu bringen. – Harald N. Nestroy
Leserbriefe zu „Soll man mit denen noch reden?“ Streit von Karl Lauterbach und Franziska Schubert
Mein Tag beginnt jeden Morgen mit der ARD-Infonacht um 5.45 Uhr, mit „Kekules Corona-Kompass“, und seinen (kruden) Theorien? Prof. Dr. Dr. Alexander S. Kekule ist ein renommierter Virologe und Seuchen-Experte und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle. Dann gibt es da diese „anonymen“ Verschwörungstheoretiker“, die ständig ihre „kruden Theorien“ ins Volk ablassen! Wer hat nun eigentlich das „Ei des Kolumbus“ versteckt, und wo wäre das „Gelbe vom (Corona)Ei“ zu finden?
Eia popeia, was raschelt im Stroh?(Kinderlied) „Eia popeia, was raschelt im Stroh? Die Gänslein gehn barfuß, und haben keine Schuh. Der Schuster hat´s Leder, kein Leisten dazu, drum gehn die lieben Gänschen und hab´n kein Schuh´. Eia popeia, schlags Kikelchen tot, legt mir keine Eier, und frißt mir mein Brot, rupfen wir ihm dann die Federchen aus, machen dem Kindlein ein Bettlein daraus. Eia popeia, das ist eine Not, Wer schenkt mir ein Heller,, zu Zucker und Brot? Verkauf ich mein Bettlein, und leg mich aufs Stroh, sticht mich keine Feder, und beißt mich kein Floh.“ (Text: Clemens Brentano, 1778-1842, deutscher Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek
Man schaue sich nur die zwei kleinen Profilfotos der beiden Disputanten an ! Auf der linken unteren Seite der strenge, energisch blickende Karl Lauterbach, hochintellektuell, von sich und seiner Meinung selbst überzeugt, wie der Herrgott von seiner Schöpfung, eine andere auch nur anzudenken unter seiner erhabenen Würde – ihm gegenüber das Profilbild einer jungen, klugen Frau mit einem offenem Blick und einem sympathischen Lächeln, mitten in unser aller Leben stehend, dass eben nicht immer nur akademisch betrachtet und gelebt wird ! Nein, Herr Prof. Lauterbach, Sie mögen ja einen gewissen intellektuellen Unterhaltungswert haben und ich verstehe auch, dass dies nun Ihre Stunde ist – meine Blumen, meine Sympathie und Zustimmung bekommt Franziska Schubert ! – Jürgen Franke
Wenn man die Panikmache von Politik, RKI, den Medien und den omnipräsenten Herren Söder und Dr. Lauterbach einige Zeit beobachtet hat, ist die Frage erlaubt, ob sie vielleicht schlimmere Auswirkungen hat als die Pandemie selbst. Wer – in welchem Land auch immer – erfasst eigentlich die Zahl der Sterbefälle, die verursacht sind durch angstbedingte unterlassene notwendige Arztbesuche oder Krankenhausbehandlungen? Wie sähe dann zum Beispiel ein Zahlenvergleich mit den laut Dr. Lauterbach so ‚verantwortungslosen‘ Schweden aus? – Hans Ludwig Scherer
Wenn Herr Lauterbach keine Veranlassung sieht, sich als „Politiker“ unter „das Volk“ zu mischen, offenbart er ein Weltbild, das die Politiker als alleinige Macher – und das heißt als „Herrscher“ (nachzulesen bei Hannah Arendt) – über dem Volk als den Betroffenen ihres Handelns ansiedelt. Er braucht Menschen, die „an unsere Politik glauben“ – etwa so, wie einem Kranken nichts übrig bleibt als an die Therapie seines Arztes zu glauben. Ist es bei diesem Politikverständnis ein Wunder, dass das Misstrauen gegen die Demokratie wächst? Die Corona-Pandemie ist eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. Zahllose Menschen kämpfen Tag für Tag – oft mit unzureichenden Mitteln und improvisierend – dafür, dass die Opferzahlen nicht noch viel schneller steigen und das öffentliche Leben irgendwie aufrechterhalten wird. Und sehr viele sehen die Krise auch als Anlass, über unsere Gesellschaft nachzudenken, über die Tyrannei des Profits, die Ökonomisierung des Gesundheitswesens, die galoppierende Zerstörung der Umwelt, ein Weltwirtschaftssystem, dass einem großen Teil der Menschheit jede Entwicklungsmöglichkeit abschneidet.
Es gibt eine große Bereitschaft, vieles auf den Prüfstand zu stellen. Derweil starren die Politiker nur darauf, wie möglichst schnell der Zustand ante wiederherzustellen wäre. Korrekturen? Dazu können die Bürger ja später, wenn „alles vorbei“ ist, wieder Petitionen verfassen. Diese Bürger sind übrigens höchst unterschiedlich von der Pandemie und den Einschränkungen betroffen. Für einige gibt es nur ein paar Unbequemlichkeiten, bei andern ist die gesamte wirtschaftliche Existenz bedroht. Wenn die Politik die Einhaltung der Beschränkungen als Solidarität im Interesse aller fordert, muss sie auch selbst Zeichen der Solidarität geben – etwa indem allen nicht fest Angestellten ein Grundeinkommen gezahlt wird. Die Entlastung von der Sorge um den unmittelbaren Lebensunterhalt könnte bei vielen enorme Kreativität freisetzen für Initiativen und Angebote, die es allen leichter machen, die Krise durchzustehen. Nichts davon ist in der Politik zu spüren. Sie agiert wie immer nach dem Grundsatz „Wer hat, dem wird gegeben“. Sie feilscht um jeden zusätzlichen Euro mehr, der zum Beispiel Hartz IV-Empfängern das Überleben ermöglichen soll.
Wenn dann die AfD, die selbst ein radikal wirtschaftsliberales Programm verfolgt, unter den Protestierenden die Mär verbreitet, rücksichtsloses Hochfahren der Wirtschaft, Autokaufprämien etc. seien die Lösung für eine ohnehin nur vorgetäuschte Krise, findet sie verständlicherweise Gehör. Aber Leuten, die solchen Unsinn glauben, mag Herr Lauterbach auf keinen Fall begegnen. Die Niederungen, in denen sich die Unaufgeklärten herumtreiben, mutet er sich allenfalls journalistisch gefiltert zu. Zu denen, die dem von Lauterbach geforderten Konsens abtrünnig geworden sind, gehören allerdings auch immer mehr Menschen aus Familien, die sich über Generation sozialdemokratisch engagierten. Sollte die SPD die Absicht haben, ernsthaft darüber nachzudenken, warum ihre Umfragewerte stagnieren – wäre hier ein Ansatzpunkt. – Susanne Roether
1:0 für Franziska Schubert! Als ich die Titelfrage des Artikels las, dachte ich sofort: Ja, aber selbstverständlich! Was denn sonst? Einen nach Millionen zählenden Teil der Gesellschaft als „Spinner“, „Mob“ und „Wirrköpfe“ abzuqualifizieren und so vom Diskurs abzuschneiden, wie Lauterbach es tut und darauf zu hoffen, dass deren Meinungen sich irgendwie in Luft auflösen – ist das Politik? Argumente seien ohnehin hoffnungslos? Ja, wo ist da der Glaube an das bessere Argument, an das Prinzip der Demokratie? Hat man diesen Glauben im Zeitalter der Fake News schon zum Spielzeug von gestern erklärt? Wer entscheidet, nach welchem Kriterium, wer als „Spinner“ einer Rede nicht wert ist? Die, die Recht haben? Und wer hat Recht? Die, die die Macht haben? Und schon sind wir bei der Arroganz der Mächtigen, die so viele empört und in die Extreme treibt. Wer für alle sprechen will, muss mit allen sprechen! Und vor allem: Wie werden die so herabsetzend Bezeichneten wohl darauf reagieren?
Nach aller Lebenserfahrung werden sie sich verschanzen, empören, verbohren, zusammenschließen, radikalisieren – jedenfalls die Spaltung verschärfen. Jede andere Reaktion zu erwarten wäre weltfremd. Das heißt, genau durch abwertendes Ignorieren würde man sie aufwerten und nicht durch die doch geradezu subversive Idee der Grünen Franziska Schubert, die sich mit dem Schild „Gesprächsbereit“ mitten unter die stellt, die glauben, nicht mehr reden zu müssen, weil sie ja schon alles wissen. Na los, scheint mir diese Geste zu sagen, kommt raus aus euren Meinungsbrutkästen, in denen das Gesetz der gegenseitigen Bestätigung und Anheizung herrscht, tretet hinaus an die frische Luft des freien Diskurses und lasst uns dort nach den bekannten Regeln vernünftigen Diskutierens die Klingen kreuzen. Zeigt mal, was ihr draufhabt!
Das wäre die sachliche Ebene. Einem Kind, das zitternd aufwacht, weil hinter dem Vorhang ein „Geist“ sei, sagt man auch nicht Quatsch nicht rum, sondern, komm wir gucken mal nach. Ok, hier geht es nicht um Kinder, aber ein bisschen Psychologie schadet auch hier nicht. Das wäre die Beziehungsebene. Ich glaube, wenn überhaupt, wird eine öffentlich deutlich widerlegte Meinung eher absterben als eine von oben herab vom Gespräch ausgeschlossene. Lauterbach gibt zu, die Politik müsse „erklären und erläutern“ aber dies tue sie ja auch „ständig“. Gut, bei der Flüchtlingskrise habe man vieles wirklich „schlecht begründet“, aber bei Corona arbeite man „doch gerade deshalb so intensiv, um die Fehler von 2015 nicht zu wiederholen“. Wirklich? Kommunikativ alles paletti? Nein, nicht alles, gibt Lauterbach zu: „Ich glaube, es war ein Fehler, den Wert von Masken zunächst herunterzureden, obwohl wir wussten, sie bringen eine Menge – sind aber nicht verfügbar.“
Und dann wundert sich Herr Lauterbach, dass man den Politikern mit Misstrauen gegenübertritt? Da plaudert er das Prinzip von regierungsgenehmer Meinungsmanipulation ganz treuherzig aus und merkt nicht, dass er genau das bestätigt, was dieser „Mob“ da behauptet: Die da oben haben immer noch was zu verbergen! So verjuxt man für einen kurzfristigen „Vorteil“ – gutgemeint oder nicht spielt hier keine Rolle – langfristiges das Vertrauen in „die da oben“. Ich meine: Holen wir alle ins Gespräch – alle! Dauernd! Ausdauernd! Hören wir zu und lassen wir unsere besseren Argumente sprechen. Die haben wir doch – oder? Sie werden aber nur dann siegen, wenn sie nicht PR-förmige Verpackungen von eigenen Interessen, Imagekosmetik und/oder Manipulationsversuchen sind. So blöd sind wir nicht. Alle nicht. Fast alle nicht. – Michael Kokoschka
Herr Lauterbach repräsentiert eine privilegierte Schicht, die offensichtlich weder Not noch Armut kennt. „Naiv“ war die Sichtweise, dass grenzenloses Wachstum füralleMenschen Wohlstand bringt. Jetzt zeigt sich, dass die Privilegierten selbst in der Corona-Krise noch profitieren. Wundern wir uns da über Demonstrationen und Emotionen, die sich gegen die Auswüchse einer verfehlten neoliberalen Wirtschaft- und Sozialpolitik richten? Jetzt zu sagen: „Ich finde nicht, dass wir eine Bringschuld haben, uns unter das Volk zu mischen, um angebliche Versäumnisse wieder gutzumachen“, ist wenig vorausblickend. Aufgepaßt, dass die deutsche Politik nicht auch an Glaubwürdigkeit wie in den USA verliert! – Walter
Diese sogenannten Hygiene-Demonstrationen sind schädlich, es ist besorgniserregend, wenn man beobachtet, welche Gruppierungen sich mit ihren An- und Absichten hier zusammenfinden. Das gesundheitliche Risiko, dem man sich und andere mit der Teilnahme an so einer Veranstaltung aussetzt, mal ganz ausser Acht gelassen. Ich kann Herrn Lauterbach deshalb in allen Punkten folgen, mit einer Ausnahme: Ich finde nicht, dass Frau Schubert sich den Demonstrierenden andient, wenn sie hingeht und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das ist aller Ehren wert. Unter den Demonstrantinnen und Demonstranten sind sicherlich auch Menschen mit redlichen Anliegen oder beispielsweise auch welche, die aufgrund der „Corona – Maßnahmen“ um ihre finanzielle Existenz fürchten müssen. Ich hoffe, Frau Schubert kann sie erreichen. Aber auch diese Demonstrierenden sollten nicht aus den Augen verlieren, dass wir in einer ernsten Ausnahmesituation stecken, die auch für die politisch Verantwortlichen absolutes Neuland ist.
Hier immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist unerhört schwierig und da ist es einfach auch möglich, dass sich beschlossene Maßnahmen erst später als unangemessen oder sogar falsch erweisen. Oder eben als völlig richtig! Ich traue unserer Politik durchaus zu, dass sie sich im Klaren darüber ist, wie schwerwiegend die einschränkenden Maßnahmen für alle sind und bestrebt ist, diese baldmöglichst weiter zu lockern oder aufzuheben. Es gibt keinen Masterplan zur Bekämpfung der Corona Pandemie, nirgends. Man muss ja nicht weit schauen. Ein kleiner Blick ins europäische Ausland hilft vielleicht schon, um zu erkennen, wie weit Einschränkungen wegen der Corona Pandemie noch gehen können. Ausserdem dürfen die DemonstrantInnen und Demonstranten nicht ignorieren, mit wem sie da noch auf die Straße gehen. Ende der 70er (oder Anfang der 80er) Jahre war ich auf einer Schülerdemonstration .
Es ging um irgendeine Schulrechtsreform. Wir waren dagegen. Mitten in der Demonstration verteilten RAF – Sympathisanten Handzettel mit ihren Parolen. Sie forderten uns auf, diese auch zu skandieren. An eine der Parolen kann ich mich noch gut erinnern: „Buback, Ponto, Schleyer, der nächste wird ein Bayer.“ Damit war diese Demonstration für mich erledigt. Ich verließ sie, weil ich mit diesen Leuten nichts gemein haben oder mit Ihnen in einer Topf geworden werden wollte. Dass Ihnen unsere Anliegen völlig egal waren, muss ich wohl nicht betonen. Den vernünftigen Teilnehmenden der Hygiene – Demonstrationen kann ich nur wärmstens ans Herz legen, rechtzeitig den Absprung zu schaffen. Ich selbst halte den Zeitpunkt schon für überschritten. – Regina Stock
Das Streitgespräch zwischen Frau Schubert und Herrn Lauterbach erinnert mich ein wenig an die Kontroverse der 3 ZEIT Redakteurinnen, die Ex- Bundespräsident Gauck vorwarfen, er reiche dem rechten Rand den Finger und verlöre dabei die ganze Hand. Der Standpunkt von Karl Lauterbach, sich an einer Demo unter dem Motto „Widerstand 20“ nicht zu beteiligen, ist dagegen konsequent. Bei dem Streitgespräch zwischen ihm und Frau Schubert geht es um zwei Punkte 1. Teilnahme an einer buntgemischten widerständigen Demonstration 2. Kritik an den getroffenen Maßnahmen gegen die Corona Pandemie Über Punkt 2 kann man sich schnell einigen. Ja, es wurden Fehler gemacht. Wer weiß in solchem Fall wirklich, was richtig und was falsch ist? Die Debatte wird weiter gehen. Die Zukunft wird es zeigen.
Bleibt Punkt 1 und die Frage, ob man die unterschiedlichen Meinungen und Interessen auf einer Demo ausreichend klären kann, etwa durch ein Plakat „Gesprächsbereit“. Das mutet schon etwas naiv an. Glaubt jemand ernsthaft, auf diese Weise Aufklärung betreiben zu können oder auch nur Volkes Stimme einfangen zu können? Der Zweck einer Demo ist Aufmerksamkeit zu erregen und Widerstand zu leisten, wie das Motto der Versammlung es ja auch verkündet. Aber wogegen? Den heterogenen Ängsten und Forderungen, die sich da vermischen kann kein Mensch mit Argumenten begegnen. Die Teilnahme würde also lediglich dem undifferenzierten Protest der Anhänger von Konspiration, Esoterik, Mystik und rechtem Gedankentum in die Hände spielen. Das ist alles nicht schön für die Demokratie. Die Teilnahme ist dankenswerterweise in der Demokratie erlaubt, aber als gewählte VertreterIn in einer repräsentativen Demokratie muss man nicht den Umweg der außerparlamentarischen Opposition gehen. – Dr. Klaus Tuch
Anbei der erste Leserbrief meines Lebens zur Nr. 21 vom 14.05.2020 und/oder den noch folgenden Ausgaben. Ich lese seit 25 Jahren die Zeit, bin Mutter einer Kölner Familie: Mein Mann und ich sind Mitte Vierzig, beide selbstständig und haben drei gemeinsame Kinder. Die Demonstrationen und die Verschwörungstheoretiker betreffen einen großen Teil ihrer Ausgabe. Mein Leserbrief bezieht sich auf verschiedene Artikel, inkl. des Streitgesprächs zwischen Herrn Lauterbach (CDU) und Frau Schubert (Grüne) Die „Zeit“ ebenso wie Frau Schubert fragen sich, was die Menschen bewegt zu demonstrieren und sich „Verschwörungstheorien“ hinzuwenden. Ein Erklärungsversuch: Jeder Wissenschaftler, jeder Unternehmer, jeder Arbeitnehmer, jeder Mensch weiß: Entsteht ein Problem, werden zur Entscheidung der Lösung alle Meinungen gehört und sorgfältig abgewogen um das beste Ergebnis zu erzielen. Sollte unserer Regierung das umfangreich getan haben, so bekamen die Bürger in der kurzen Zeit zwischen dem 6. und 11. Mai, als sich die 180 Gradwende der Coronapolitik vollzogen hat, nichts davon mit.
Eine Entscheidung, die weitreichende Folgen für die nächsten Jahre unsere Gesellschaft hat, die nahezu jedes Grundrecht außer Kraft setzt, durfte nicht von uns mitgetragen werden. Eine öffentliche Debatte um das ethische Dilemma „Die Abwägung des Leides und des Todes der Pandemie im Hier und Jetzt gegen das andauernde, schleichende Leid und der schleichende Tod unserer Bürger der nächsten Jahre und Jahrzehnte“, gab es nicht. Keine Artikel darüber in den Medien, die die Coronapolitik für das Volk nachvollziehbar gemacht hätten. Satt auf die Selbstverantwortung ihre mündigen Wähler zu setzen (wie etwa die schwedische Regierung ) wurden Verordnungen erlassen. Über Zwang hat man noch nie etwas erreicht außer Widerstand, Angst und Zorn. Frau Dr. Merkel wünschte keine „Diskussionsorgien“, Andersdenkende wurden von Politik und Medien umgehend als Spinner, Verschwörungstheoretiker, Rechts- oder Linksradikale abgewertet. Die überwiegende Zahl der Demonstranten sind jedoch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft:
Familien, Arbeitnehmer in sozialen Berufen, in der Pflege, Mediziner, Unternehmer, Freiberufler, die die Demokratische Grundordnung weder in Frage stellen, noch zerstören wollen. Im Gegenteil: Sie lebt durch sie. Mit Sicherheit lockt die steigende Bereitschaft zu demonstrieren mittlerweile auch radikale Gruppierung an. Das ist leider sehr kontraproduktiv aber war tatsächlich bei Demonstrationen jeglicher Art und Zeitalter immer schon der Fall. Ich halte die Entwicklung von Medien und Politik, die Gesellschaft in „gut/ Disziplin“ und „böse/ Risiko“ zu spalten für sehr bedenklich. Ich wünsche mir mehr Umsicht und Klugheit in ihrer Wortwahl. Ich wünsche mir mehr Differenzierung. In jeder Hinsicht. Die Ignoranz mit der Herr Lauterbach im „Streitgespräch“, stellvertretend für viele Politiker und Medien, diese Demonstranten behandelt ist unklug und gefährlich.
Ich befürchte, dass sich dieser, in einer Demokratie gewünschter und notwendiger Widerstand wird sich in Zorn umwandeln könnte, wenn weiterhin kritische Bürger, die sich um die Zukunft unserer Gesellschaft sorgen, als unsoziale und unsolidarische Spinner gebrandmarkt werden. Stattdessen sollte wirklich ernsthaft der Frage nachgegangen werden, warum überhaupt demonstriert wird, so wie Frau Schubert (Grüne) es versucht. Ich bin ein parteiloser, politischer und medizinischer Laie. Ich fühle mich dennoch als Träger einer Allgemeinbildung und eines gesunden Menschenverstandes fähig Entwicklungen und Prozesse zu analysieren und zu hinterfragen. Ich kritisiere die Maßstäblichkeit der Maßnahmen, die meiner Meinung nach mehr Leid und mehr Tod auf Dauer in unserer Gesellschaft tragen als der Virus selbst und wünsche mir eine Rückkehr zur parlamentarischen Demokratie und zu unseren Grundrechten. Meiner Ansicht nach leiden gerade die Kleinsten und die Schwächsten in unserer Mitte und es entsteht ein nicht wieder gut zu machender Schaden je länger unser Ausnahmezustand dauert.
Mich wundert es eher, dass noch so wenige Menschen auf die Straße gehen um sich gegen die Einschränkungen Ihrer Grundrechte friedlich zu wehren: „Wenn Impfstoff Anfang und Mitte nächsten Jahres verfügbar ist, dann wird es keine Beschränkungen mehr geben, und wir kehren endlich zum normalen Leben zurück“ (Kanzleramtschef Braun, Tageschau 16.5.) Ernsthaft? Fitnessstudios und Schwimmbäder öffnen vor Kindergärten und Schulen? Ernsthaft? Ein Immunitätsausweis, der Reisen und andere „Rechte“ ermöglicht? Ernsthaft? Das Bundesgesundheitsministerium erwägt eine möglichen Abschaffung des berufsstandes des Heilpraktikers? ( Das ERSTE / Panorama) Ernsthaft? Die Reproduktionszahl „R“ des RKI, die von unserer Regierung als Entscheidungsbasis genutzt. wurde schon vor dem Shutdown durch unser gesellschaftliches verantwortungsvolles Verhalten unter 1 gefallen, Das Gesundheitssystem ist nicht kollabiert, Krankenhäuser haben Leerstand und melden Kurzarbeit an, es sterben mehr Menschen wegen fehlender medizinischer Versorgung als an Covid-19.
Mangende Notfallmedizin bei Herzinfarkten und Schlaganfällen, fehlende Vorsorgeuntersuchungen, Verzögerung der Behandlung und Nichterkennung bei Krebserkrankungen sorgen für unnötige Todesfälle im Laufe des Jahres und in den nächsten Jahren. Die Übersterblichkeit wird 2020 also vielleicht doch noch eintreten, aber verschuldet durch die Maßnahme der Politik. „Zu Hause bleiben“, mangelnde Bewegung schwächt unser Immunsystem und verursacht Thrombosen (Lungenthrombose ist die häufigste Begleitkrankheit der „Covid-19-Obduzierten), das mangelnde frische Luft schwächt das Immunsystem, der Mangel an Keimen, Bakterien und Viren schwächt das Immunsystem, weil es aufhört zu trainieren, Angst schwächt das Immunsystem. Was passiert mit unserer nicht immunisierten, geschwächten Gesellschaft im Herbst? Bei der nächsten Grippewelle. Selbst wenn es eine „normale“, schwache Grippe wird, werden mehr Menschen daran zugrunde gehen als sie müssten. Was passiert erst, wenn Covid 19 oder ein neues Covid xy auf unser schwaches Immunstem trifft?
Auf die Auswirkungen der politischen Maßnahmen auf die wirtschaftliche und die psycho-soziale Entwicklung unserer Gesellschaft gehe ich erst gar nicht näher ein. Es ist überfällig den Shutdown komplett zu stoppen. Alles andere ist in meinen Augen grob fahrlässig. Die Regierung wird m.E. zwar künftig dafür Rechenschaft ablegen müssen, aber wem nutzt diese Rechenschaft? Welcher irreparable Schaden ist dann entstanden? Ich schließe mit den Worten von Herr Schäuble, Präsident des deutschen Bundestages, ab: „Aber wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig.“ Denn der Tod sei eben Bestandteil eines jeden Lebens, erklärte er im Interview vom 26. April 2020. Gemäß § 1 und 2 unseres Grundgesetzes: Die Würde die Menschen ist unantastbar. (…) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, (…) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich (…) Es gibt keine Recht auf Gesundheit. – Susanne Augustinski
Das Gespräch offenbart zwei ganz unterschiedliche Politiker-Typen. Auf der einen Seite den elitären Hochschuldozenten und etablierten Politik-Profi, der allen Ernstes davon überzeugt ist, dass er allein durch seine Anwesenheit als Gesprächspartner eine Demonstration aufwerten würde. Dafür haben die alten Griechen übrigens den Begriff Hybris geprägt. Auf der anderen Seite die junge, aber praxis-erfahrene Politikerin, die erkannt hat, dass es Dinge im sozialen Miteinander gibt, die sich der Rationalität entziehen. Genau darum geht es aber hier. Diesen diffusen Ängsten in Verbindung mit der Pandemie kann man auch nicht durch rationale Argumente in Interviews oder Videokonferenzen entgegentreten. Schon seine 13-jährige Tochter, die er ja stolz anführt, könnte Herrn Lauterbach sicher darauf hinweisen, dass dazu ein direktes Gespräch erforderlich ist. Übrigens, der egoistische Hinweis von Herrn Lauterbach auf das erhöhte Infektiosrisiko bei Demonstrationen wertet ihn in meinen Augen weiter ab. Chapeau, Frau Schubert, ihre aktive Gesprächsbereitschaft vor Ort erfordert Mut und verdient meine volle Anerkennung. – Jens-Uwe Bliesener
Leserbriefe zu „Schafft die Gefängnisse ab!“ von Thomas Galli
Hier haben Sie mir aber einen schwer verdaulichen Artikel untergejubelt, muss ich sagen. Ich habe ja schon viele Psychologen und Sozialarbeiter über eine angebliche Obsoleszenz von Gefängnissen schwadronieren gehört und darüber gelesen. Aber solch eine Aneinanderreihung von Plattitüden und hundertfach Gehörtem macht mich dann doch wieder sprachlos. Ich wünsche Herrn Galli für seine Zukunft als Anwalt alles Gute. Er ist Kraft seiner Empathie dafür bestens geeignet. Aber man darf ihm oder wem auch immer durchaus dankbar sein, dass er den Beruf eines JVA-Leiters aufgegeben hat oder aufgeben musste. Dem Gefängnis die „Abschreckungswirkung“ einer Zigarettenschachtel zu attestieren. Also das würde nicht mal einem SozPed so einfallen. Das Gefängnis hat meiner gesunden Empfindung nach nicht als „Abschreckung“ zu fungieren, sondern die Menschen vor Straftätern zu schützen und diesen eine angemessene Bestrafung angedeihen zu lassen.
Als reine Abschreckungsmaßnahme wäre deren Unterhalt zu teuer. Auf die Idee, dass unsere Gefängnisse niemandem nützen, kann nur jemand kommen, der schon vor dem Antritt als JVA-Leiter ein lause Gefühl im Magen hatte und dann vollends traumatisiert wurde. Herrn Galli kann ich nur eines sagen: Der überwiegende Teil unserer Gesellschaft ist für „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Insofern können sich hiesige Kriminelle, Totschläger und Gestörte jeglicher Art glücklich und in Gottes Händen schätzen, dass sie hier leben und hier kriminell und hier abgeurteilt wurden. Nirgends auf dieser Welt ginge es ihnen besser. Ich urteile hier nicht darüber, ob wir einen zu laschen Strafvollzug und eine zu lasche Justiz haben oder nicht haben. Ich gebe hier nur meinen gesunden Menschenverstand zum Besten. „Dezentrale Wohngruppen“ für Straftäter oder „Entziehung der Fahrerlaubnis“ als Strafersatz bezeichne ich als Schnapsideen. – Boris Bogunovic
Der Artikel „Schafft die Gefängnisse ab“ von Thomas Galli in der ZEIT vom 14. 5. 2020 ist rundum überzeugend. Herr Galli kennt als ehemaliger Gefängnisleiter die Materie aus eigener Anschauung. Seine Argumente für die Abschaffung des Gefängnisses in seiner jetzigen Form sind nicht neu. Jedes dieser Argumente lässt sich mit einer Fülle von wissenschaftlichen Studien untermauern. Nur ein öffentlicher Diskurs darüber findet in den letzten Jahren nicht statt. Offenbar ist das jetzige System der Strafjustiz – wie die Gefängnisse selbst – durch hohe und stabile Mauern vor jeder kritischen Auseinandersetzung geschützt, und keine der politischen Parteien wagt sich an dieses heiße Eisen heran.Ich freue mich sehr, dass die ZEIT den Mut hat, einer solchen kritischen Stimme Raum zu geben. – Dr. Lothar Helm
Plausibel, Zustimmung! – Gernot Henseler
Amen. Ich bin überzeugt, dass Gesellschaften das mit zunehmendem Fortschritt auch irgendwann verwirklichen, aber ich fürchte, es wird noch ein ganzes Weilchen dauern. – Sven Raschke
Thomas Galli hat als ehemaliger Gefängnis-Chef gewichtige Argumente für eine Änderung des Strafvollzugs in Deutschland beigebracht und sollte als Mitglied einer Reform-Kommission das Thema weiter vefolgen. Helfen könnte ihm dabei der Film „Zwei Augen, zwölf Hände“, der vor Ostern 1961 bei den Berliner Film-Festspielen in der grandiosen Originalfassung gelaufen ist und beschreibt, wie ein englischer Kolonial-Offizier in Indien mit sechs indischen Schwerst-Verbrechern in einer Freiland-Kommune Resozialisierung betreibt, zunächst mit Erfolg, bis ein missgünstiger Viehherden-Besitzer durch Zertrampeln der Felder die Lebensgrundlage dieser sieben Menschen ruiniert und der Offizier bei der Verteidigung der ihm Anvertrauten stirbt . Im Schlussbild sehen die inzwischen Gefesselten ihren Wohltäter als Wolkenbild an den Himmel gemalt, als sei er auferstanden!
In der angedachten Reform-Kommission sollte auch eine Idee des Papstes diskutiert werden: Abschaffung der lebenslangen Inhaftierung in der jetzigen Form! P.S. Als Student der Germanistik an der Freien Universität in Berlin habe ich anlässlich einer Literatur-Arbeit über Kindsmörderinnen der Goethezeit wahrgenommen, dass vom Liebhaber verlassene Frauen bei einer unehelichen Geburt ihr Kind töteten und damit der Todesstrafe verfallen waren. Einzig Friedrich der Große übte daran Kritik, während Goethes Großvater das diesbezügliche Gesetz nicht infragestellte. – Dietrich Bauer
Dieser unkommentierte Artikel in der ZEIT, ist ein Schlag in das Gesicht der Opfer und das Ende meines Abonnements der ZEIT. – Jörg Schaldach
Hier ein sehr bizarrer Vorschlag: Es findet eine Gerichtsverhandlung statt, aber ohne Richter. Die Richter werden ersetzt durch Bürger, die sich als „Richter“ registriert haben. Jeder Deutsche kann sich registrieren lassen. Die registrierten Richter nehmen über das Intenet als Zuschauer am Gerichtsverfahren teil. Der Strafprozess wird nur durch Staatsanwalt und Verteidiger im Wechselspiel gestaltet. Für dieses Wechselspiel werden maximal 3 Tage angesetzt. Da die meisten Gerichtsverhandlungen viel länger als 3 Tage dauern, müssen die Tatbestände in kleine Stücke zerlegt werden, über die jeweils einzeln per Urteil entschieden wird. Nach jeder Verhandlung/Teilverhandlung sprechen die „Internet-Richter“ ihr Urteil, indem sie lediglich eine Punktezahl zwischen 1 und 100 vergeben.
Ist die Punktezahl zusammen mit früheren Punktezahlen unter 100, so kommt der Angeklagte frei. Die Punktezahl wird lediglich in alle Ausweise/Dokumente/Internet eingetragen. (In Bezug auf Chinas Sozialscoring: „smarter Ansatz“, Handelskammerpräsident Wuttke). Ist die Punktezahl über 100 (wie gesagt mit früheren zusammengezählt), kommt der Verurteilte auf die Insel. Auf der Insel (genauer gesagt zwei Inseln für Mann und Frau) gibt es keinerlei staatliche Authorität, keine kirchliche oder andere private Organisation. Natürlich auch keinerlei Besuch von irgendjemand. Versorgt werden die Leute nur durch die Luft (Hubschrauber, Fallschirm). Der Aufenthalt dort ist in jedem Fall lebenslänglich. – Ulrich George
Der Artikel „Schafft die Gefängnisse ab“ verengt den Blick auf die reine Spezialprävention, also die „Besserung“ des einzelnen Verurteilten. Dabei leisten Gefängnisse tatsächlich nicht viel, denn die Gefängnisstrafe ist das schärfste Schwert des Staates und damit für den Gefangenen zwangsläufig höchst unangenehm. Sie ist als ultima ratio gleichwohl notwendig, gerade um sie nur möglichst selten auch tatsächlich vollziehen zu müssen. Auf jede vollzogene kommen Hunderte von zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafen und Geldstrafen, die ohne das Damoklesschwert der JVA nicht umgesetzt werden könnten. Ohne die Drohung des Strafvollzugs wäre es faktisch ins Belieben der Verurteilten gestellt, ob sie ihren Bewährungsauflagen nachkommen oder die Geldstrafe bezahlen wollen.
Hier, bei den Bewährungsauflagen und dem Abarbeiten von Geldstrafen durch gemeinnützige Arbeit, findet die vom Autor vermisste Spezialprävention statt. Im übrigen unterschlägt der Autor die generalpräventive Wirkung von Gefängnisstrafen und ihre Bedeutung für einen gerechten Schuldausgleich. Es ist für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft essentiell, dass die Ehrlichen nicht den Eindruck haben, die Dummen zu sein, während die Dreisten sich ins Fäustchen lachen. Dazu ist es erforderlich, dass der Staat notfalls die Möglichkeit hat, die Dreisten drastisch zu sanktionieren. – Martin Siepermann
Chapeau an Herrn Galli, der es in einem kurzen, sehr treffenden Artikel zur aktuellen Situation des Deutschen Strafvollzuges Geschafft hat, die Misere unseres Vollzugsrechtes auf den Punkt zu bringen. Er beschriebt ein menschliches Dilemma, das das Auge um Auge-Prinzip aus biblischer Zeit, im Kontext unseres heutigen Rechtsverständnisses sehr eindrücklich widerspiegelt. Das Abschreckungsziel unserer Straffvollzugsanstalten ist schon deshalb mehr als fragwürdig, da keiner der potenziell Kriminellen vor Ihrer Tat auch nur im Geringsten reflektieren, was für Folgen für Opfer und für Sie persönlich Ihre mehr oder minder geplante Tat zur Folge hat, geschweige denn Gewissenbisse verspüren, diese Tat durchzuführen. Außerdem sind unsere Vollzugsanstalten eher Brutnester für weitere Gewaltbereitschaft und in keinster Weise Besserungsanstalten, bzw. Orte zur Reflektion der Folgen Ihrer Taten.
Die von Herrn Galli geforderten Maßnahmen zur Gewinnung von Einsicht durch soziale Dienste und eine damit verbundene Wiedergutmachung der Fehltritte an den Opfern oder der Allgemeinheit, sollte von unserer Justiz wesentlich stärker in den Fokus Gerückt werden als das Wegsperren nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Welcher Richter hat schon mal einem überführten Verbrecher die Frage gestellt: „Wie wollen Sie den Schaden den Sie angerichtet haben wieder gut machen…“ Diese Frage wäre vielleicht schon mal ein Anfang, der den Verurteilten zur Reflektion seiner Tat zwingen würde. Vielen Dank für diese interessanten Einblicke eines Mannes, der weiß worüber er schreibt und für sich selber die Konsequenzen aus seinen Erkenntnissen gezogen hat. – Rudolf Sommer
Leserbriefe zu „Behörde im Sturm“ von Anna-Lena Scholz und Jan Schweitzer
Erkenntnisgewinn dieses hyperlangen Artikels: Nichts, was schon x-mal durchgekaut wurde. das nennt sich also „Premium-Journalismus“. – Peter Dressler
Ei zu zerschlagen? Einerseits wirft man den Herrschaften vor, zu mächtig zu sein – andererseits erwartet man noch bessere Informationen und Auskünfte? Wissenschaft ist nicht das Orakel von Delphi mit der absoluten Wahrheit in der Tasche…Wissenschaft lebt aus Prozessen und Erkenntnissen und dazu gehört natürlich auch die Freiheit, Aussagen zu revidieren – und der Mut, das auch zu tun! – Stefan Schissler
In dem Beitrag BEHÖRDE IM STURM berichten Sie interessant über das RKI. Dabei geht es auch mal kurz um die verschiedenen Zahlen, die veröffentlicht und diskutiert werden. Was ich dort vermisse ist eine Aufklärung über die Zahlen. Was bedeuten Reproduktionsfaktor- oder Neuinfektionsveränderungen für das Risiko und die Menschen? Warum wurde immer mal der Fokus gewechselt? … Ich wünsche mir eine Gegenüberstellung der Werte im Zeitablauf und eine Erläuterung ihrer Bedeutungen für uns sowie, falls es das gibt, einen Hinweis, wie ich von einem Wert aus einen anderen schließen lässt. Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Daten ziehen. – Iman Schwäbe
Sie widmen sich in der Zeit Nr 21 in dem Artikel „Behörde im Sturm“ dem Robert Koch Institut (RKI). Dazu möchte ich diese Anmerkungen machen: I. Ihre Infos zu „Falsch Positiv Befunden“ Auf Seite 28 berichten Sie, dass Fachleute dem RKI vorwerfen, nicht in einer repräsentativen Untersuchung erforscht zu haben, wie viele Bürger erkrankt seien. Für eine solche wären 30.000 Personen zu etsten gewesen. Das Problem sei jedoch, dass die Tests auch Falsch-Positiv-Befunde erzeugen würden. Deshalb würde das RKI jetzt einen anderen Weg favorisieren und mit Anitkörpertests untersuchen wollen, wie viele Bürger „Corona“ schon hinter sich hätten. Kann es sein, dass Ihnen hier ein Fehler unterlaufen ist? Eine Erkrankung mit Covid-19 wird mit einem PCR-Test nachgewiesen. Diesen hat meines Wissens das Institut von Dr. Drosten entwickelt. Dr. Drosten behauptet nun, dass der PCR-Test hoch spezifisch sei. Sein Team habe diese Frage untersucht und KEINE Falsch-Positiv-Befunde beobachtet. Sprich: Null Falsch-Positiv beim PCR. (Aber vielleicht sind diese Infos nicht mehr taufrisch. Mein Kenntnisstand zu dieser Frage ist zugegebenermaßen ein paar Wochen alt.)
Die Antikörpertests funktionieren technisch völlig anders. Sie nehmen auch etwas anderes aufs Korn. Bei den Antikörptertests kommt es durchaus zu Falsch-Positiv-Befunden. Wie groß diese Irrtumswahrscheinlichkeit ist, hängt offenbar auch vom Hersteller des Tests ab. II. Die folgenden Anmerkungen mit Rechnungen im Anhang betreffen: 1. Falsch-Positiv-Befundung und bedingte Wahrscheinlichkeiten: Wie schnell die Aussagekraft von Tests in die Knie geht 2. Kritik am RKI: Wieso es nötig gewesen wäre, die Zahl der „Neuinfizierten“ mit der Zahl der Testungen zu relativieren zu 1. Wie krass sich Falsch-Positiv-Befunde auf die Aussagekraft von Tests auswirken und was sich dagegen tun lässt (wenn Geld keine Rolle spielt) Die Falsch-Positiv-Befunde oder Falsch-Negativ-Befunde hängen wesentlich von der Krankheitshäufigkeit ab. Bei einer gegebenen Falsch-Positiv-Häufigkeit gilt: Je geringer die Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerungsgruppe, die man untersucht, desto mehr „Falschpositive“ bekommt man bei der Testung.
So kann selbst bei einer geringen Falschpositivrate die Anzahl der „Falschpositivgetesteten“ die Anzahl der „Echtpositiven“ schnell so weit übersteigen, dass die Aussagekraft des Testergebnisses ganz tief in die Knie geht. Das ist ja auch einer der Gründe dafür, dass Ärzte und Medizinstatistiker bei Tests fordern, diese nur bei Risikogruppen durchzuführen. Weil bei Risikogruppen die Krankheitshäufigkeit höher ist, ist dort die Aussagekraft der Testergebnisse auch besser. Wie sich die Falschpositiven auswirken, habe ich am Beispiel einer fiktiven Testung von 100.000 Probanden ausgerechnet. Und zwar für unterschieldiche Falschpositivfehlerraten und für diese jeweils für unterschiedliche Krankheitshäufigkeiten. Die Tabelle im Anhang zeigt, wie die Aussagekraft eines Testergebnisses in Abhängigkeit von der Krankheitshäufigkeit sinkt. Und wie schnell ein Test, bei dem man denkt, der sei aufgrund der niedrigen Fehlerraten sehr zuverlässig, das Ergebnis dann doch eine nur geringe Aussagekraft hat. (Das Pdf stellt die Ergebnisse dar. In der Excel-Tabelle können Sie die Rechnungen nachvollziehen und prüfen.)
Die Aussagekraft von Tests mit Falsch-Positiv-Fehlern und/oder Falsch-Negativ-Fehlern lässt sich durchaus erhöhen. Und zwar durch Mehrfachtestung. Deswegen wurden bei Kanzlerin Merkel ja auch drei Testst durchgeführt. Es ging darum, die Negativ-Befundung bei der Kanzlerin abzusichern. Dass diese Testkaskade mathematisch funktioniert, hängt mit den bedingten Wahrscheinlichkeiten zusammen. Die Argumentation geht vereinfacht so: Der Negativbefund des (dritten) Tests ist zuverlässig unter der Bedingung, dass schon der zweite Test einen Negativ-Befund erzeugt hat, nachdem zuvor schon der erste Test ein Negativ-Befund ergeben hat. Dieses schöne Buch sorgt bei Laien mit Verständnis für Mathematik für Aha-Effekte: „Der Hund der Eier legt“. Hier beschreiben zwei Fachleute aus Hamburg verständlich und auch unterhaltsam die Tücken der Statistik und der bedingten Wahrscheinlichkeiten. Die Autoren heißen Prof. Dr. Hans-Peter Beck-Bornholdt und Hans-Hermann Dubben. zu 2: Warum die Relativierung der „Neu-Infizierten“ mit der Anzahl der Testungen pro Tag sinnvoll gewesen wäre: Das RKI und das Gesundheitsministerium haben meiner Meinung insofern Kritik verdient, als dass diese Institutionen nicht frühzeitig für eine Art „Pandemie-Controlling-System“ gesorgt haben. Sie schreiben in Ihrem Artikel denn auch, dass man seit zehn Jahren über den Aufbau einer modernen Infrastruktur zur Datenerhebung diskutieren würde. Das ist – wieder einmal – peinlich!
Wie kann es sein, dass die Exekutive samt ihren Behörden, z.B. RKI, zwar alle Bürger in ihre Wohnungen „zwingen“ können, aber offenbar nicht in der Lage sind, die Ärzte und Labore dazu zu verpflichten, im Pandemiefall wichtige Zahlen zu liefern? Eine wichtige Zahl wäre z.B. auch die Anzahl der täglichen Tests gewesen. Denn: Je mehr Menschen getestet werden, desto mehr „Neuerkrankungen“ findet man. Um das auszurechnen, reicht schono das Wissen aus, das man in der Grundschule bekommt. Die Anzahl der Tests hat das RKI aber nicht regelmäßig oder laufend erhoben. Wieso eigentlich nicht? Dass es zu einer Verzerrung der Wahrnehmung kommt, wenn man nur auf die Zahl der „Neu-Positiv-Getesteten“ alias „Neu-Infizierten“ schaut, falls man von Tat zu Tag mehr Tests durchführt, lässt sich leicht ausrechnen. Beispiel: Sie machen an einem Tag 1.000 Tests. Bei einer Krankheitshäufigkeit von 1% finden Sie dann 10 Kranke. Am nächsten Tag machen Sie 2.000 Test und finden nach Adam Riese 20 Kranke.
Wenn Sie jetzt nur die Folge der absoluten Zahlen anschauen – 10 Kranke am ersten Tag. Dann 20 Kranke am zweiten – dann bekommen Sie den Eindruck, dass sich die Krankheit rastant ausbreitet. Tut sie aber gar nicht. Die Krankheitshäufigkeit hatten wir in dem Beispiel ja konstant gehalten. Auch zu diesem Effekt finden Sie im Anhang eine Datei zu Corona. Die Daten stammen übrigens vom RKI. Das hat die Anzahl der Tests leider nicht regelmäßig erhoben, sondern erst sehr spät und nur für wenige Wochen. Diese interessanten Zahlen wurden zudem nur selten veröffentlicht. Wieso eigentlich? Diese Zahlen scheinen zur Einschätzung der Lage in einer Pandemie durchaus wichtig zu sein. Wieso werden die absoluten Werte der „Neu-Infizierten“ (richtig wäre: „Neu-Positiv-Getestete“) täglich publiziert, ohne dass diese mit den passenden Werten für „Anzahl getesteter Personen“ relativiert werden. Das geht seit Monaten so. Es ist offenbar so, dass das RKI die Labore oder Ärzte gar nicht verpflichten kann, die Anzahlen der druchgeführten Tests – besser wäre es, auch noch die Anzahl der getesteten Perosnen – zu melden. Wieso eigentlich nicht? Die Anzahl der Labore ist relativ überschaubar. Das sind ein paar Hundert oder Tausend. Mehr nicht. Ihre Adressen sind entweder schon bekannt oder wären leicht zu recherchieren. Fakt ist, dass das RKI die Anzahl der Tests erst sehr spät abgefragt hat. Das erste mal hat das RKI solche Werte für die beiden Kalenderwochen KW 11 und KW 12 im Lagebericht vom 26.03.2020 publiziert.
An diesemBeispiel möchte ich gerne kurz darstellen, wieso diese Zahlen wichtig sind – und zwar meiner Meinung nach sowohl für als Information für die Politik als auch mit Blick auf die Bevölkerung. Diese Werte hatte das RKI am 26. März veröffentlicht. für KW 11 Durchgeführte Tests: 127.457 Positiv-Testung: 7.582 Das entspricht: 5,9 % (Prozent) Neue Corona-Positive für KW 12 Durchgeführte Tests: 348.619 Positiv-Testungen: 23.820 Das entspricht: 6,8 % (Prozent) neue Corona-Positiv-Getestete In KW 12 wurden demnach fast 2,74-mal so viele Tests durchgeführt wie in KW11. Kein Wunder, dass auch die absolute Zahl der Neu-Positiv-Getesteten binnen Wochenfrist kräftig ansteigt. Doch: Wenn man nur die absoluten Zahlen der „Neu Positiv-Getesteten“ anschaut, was seit Beginn der Corona-Pandemie aufgrund der publizierten „mageren“ Daten geschieht, kommt man schnell zu einem verzerrten Eindruck, wie schnell sich die Pandemie ausbreitet: KW11 -> 7.582 „Neu-Infizierte“ KW12 -> 23.820 „Neu-Infizierte“ Diese Darstellung suggeriert eine Zunahme der „Neu-Infizierten“: um 16.238 bzw. eine Verdreifachung innerhalb von nur einer Woche!
Das ist schon etwas, das einen erschrecken kann, oder? Dabei hätte sich der größte Teil dieser Vedreifachung ganz einfach darauf zurückführen lassen, dass in der KW 12 rund 2,74 mal so viele Tests durchgeführt wurden wie in KW 11. Der Anstieg von 5,9 % (Prozent) Positivtestungen auf 6,8 % (Prozent) Positivtestungen beträgt dagegen nur 0,9 %-Punkte (Prozentpunkte). Das ergibt KEINE Verdreifachung, sondern lediglich einen Anstieg um: 15 % (Prozent) (= 0,9 / 5,9 x 100). Diese Werte habe ich auf Basis des aktuellen „Epidemiologisches Bulletin Nr 20/2020“ vom RKI für die Wochen bis einschließlich KW 19 ausgerechnet. – Rüdiger von Schönfels
DIE ZEIT am Tag der Heiligen Corona (14. Mai), Anna-Lena Scholz unf Jan Schweitzer „Behörde im Sturm“ Der Staat darf seinen Bürgern nur gebieten, was diese auch befolgen können („Ultra posse nemo obligatur“) Das RKI schreibt mir schon am 6. April, dass es „Sinn“ macht, Mund und Nase zu bedecken. Dabei schränkt das RKI den Sinn eines entsprechenden Gebots/einer Anordnung nicht auf den Schutz „anderer“ ein. Logisch und selbstverständlich wird auch der eigene (!) bedeckte Mund weitrechend geschützt, wenn je mal ein nicht bedeckter Mund eines „anderen“ (!), der akut infiziert ist, einem bedeckten Mund zu nahe kommt. Demgemäß braucht die Bundeskanzlerin nur drei Worte, um trefflich zu sagen: „Abstand und Mundschutz!“ Warum braucht es nach der RKI-Mail vom 6. April verständlicher Weise noch etwas Zeit für die ersten Anordnungen von Landesregierungen und Kommunen?
1. Der Staat setzt zunächst zurecht all seine verfügbaren Kräfte ein, um vorrangig die qualitativ hochwertige Masken für Krankenhäuser etc zu beschaffen. Diese sind anfänglich weltweit sehr knapp/schwer beschaffbar. 2. Die „einfache Mund-Nasen-Bedeckung (MNB“) ist Anfang April ebenfalls noch nicht millionenfach vorhanden. Die privaten Initiativen samt Sponsoring zum privat organisierten Nähen von mehrlagigen MNB laufen z.B. in Stuttgart und am Bodensee erst Anfang April an. 3. Juristisch examinierte Ministerpräsidenten wissen und sagen öffentlich zutreffend: Solange MNB nicht ausreichend verfügbarsind, darf der Staat das Tragen von MNB nicht anordnen. 4. Es braucht eine Weile, um allseits (!) zu überzeugen: Jeder Schal/jedes Tuch vor dem Mund ist besser als nichts (Tuch/Schal wird z.B. auch in Afrika bis heute benutzt, um zum Schutz vor Ansteckung durch nicht bedeckte Münder etwa akut infizierte beizutragen). Folglich wird die Juristerei im April darauf hingewiesen : Wenn das „dringende“ Gebot/die „Maskenpflicht“ notfalls auch durch Tuch/Schal im Gesicht befolgt werden darf, sind entsprechende Anordnungen zugleich „sinnvoll und (!) rechtens.“
Fazit: 1. Es ist unredlich, gegen das RKI/die Regierenden in Bund, Ländern, Landkreisen und Kommunen „Sturm“ zu laufen 2. Es ist nicht sachdienlich, wenn heute noch hier und da Wissenschaft, Politik, Fernsehen/Printmedien/soziale Medien und/oder der Mann/die Frau auf der Straße das MNB-Gebotals „nutzlos“, „lächerlich“ oder gar „schädlich“ abqualifiziert. 3. Je mehr Lockerungen nötig sind, um bestmöglich auch weltweiten Kollateralschäden zu begegnen, desto weniger kann „Distanz“ gehalten werden. 4. Je weniger „Distanz“, desto wichtiger der Mundschutz, sodass die Kurzformel für weiterhin große Erfolge in Bund, Ländern, Landkreisen und Kommunen den Mundschutz eines Tages sogar à la Asien voranstellen mag: Mundschutz und Abstand ! P.S.: Die leider noch immer „widersprüchlichen“ Informationen zum Wert der “Mund-Nase-Bedeckung (MNB)“ erinnern mich an meine Schulzeit. Wenn bei Diktaten mehrfach ein Wort vorkam, dessen Schreibweise ich mir nicht sicher war, dachte ich hier und da, es sei schlau, es mal so und mal anders zu schreiben, um hintennach zu behaupten, wie ich es richtig gemeint habe. Meine Lehrer waren von dieser Strategie nie zu begeistern. – Frank Müller-Thoma
Auch in Ihrer Zeitung vermisse ich sachliche Informationen.Wie das Fernsehen stellen Sie lediglich konfrontativ in emotionalisierter Weise ohne faktische Datenbasis gegensätzliche Meinungslager einander gegenüber. Ein Beispiel: wenn der Punkt umstritten ist, ob das Robert-Koch-Institut Patienten mit Symptomen oder ohne Symptome in die Statistik aufnimmt, erwarte ich von einer seriösen Zeitung, dass sie genau diesen Punkt recherchiert und z.B. die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht, so dass es jeder objektiv-neutral nachlesen kann oder dass Ärzte vor Ort interviewt werden, wie die Statistik erstellt wird.Eine fundierte Recherche würde bedeuten, dass man Argumente dafür bringt, wie die Richtlinien zustande kommen und welche Überlegungen dabei bestimmend waren. Die Glaubwürdigkeit des Robert-Koch-Instituts ist aktuell das A und O. Wegen der Zweifel an den Zahlen wird unsere Gesellschaft gespalten. Wenn man Ihre Artikel liest, bleibt es bei der Spaltung der Lager und es ändert sich nichts.Es ist die ureigenste Aufgabe eines guten Journalisten, in die Tiefe zu gehen und Hintergründe zu erforschen. Es steht aber überall der gleiche Brei zu lesen. – Eva Stenger
Die Politik in Deutschland hat eine Gesellschaft hervor gebracht, die seines gleichen sucht. Nämlich grottenschlecht! Ich erinnere mich an die Zeit als es noch hieß: Deutschland über alles…. Jetzt heißt es: Freiheit über alles…. Die öffentlichen Institute sind alle durchweg autark. Eine persönliche Erfahrung habe ich mit den Lehranstalten gemacht. Als Vater von 3 Schülern gab es für mich Anlass in einer bestimmten Sache die Schulbehörde in Düsseldorf einzuschalten. Nichts da, das muß ich mit der Schule ausfechten – hieß es. Und das läuft genauso mit anderen Einrichtungen. Ich weis gar nicht wofür die eigentlich da sind. Und die Hochschulen setzen noch einen drauf. Dort sind die Professoren durchweg auf sich selbst gestellt. – Gunter Knauer
Zu Ihrem insgesamt wohlwollenden Artikel zur Leistung des RKI im Rahmen der Coronapandemie möchte ich doch eine kritische Anmerkung machen: In den ersten Wochen nach Ausbruch der Erkrankung, am 24.3.2020, riet das RKI ausdrücklich von Obduktionen der Verstorbenen ab, mit der Begründung, die Infektionsgefahr sei für die Mitarbeiter der Pathologie zu groß. Gerichtsmediziner und Pathologen gehen jedoch täglich mit infizierten Verstorbenen um, die z.T. an gefährlicheren Erkrankungen litten als am Corona-Virus, z.B. an HIV oder Tuberkulose, damit sind die Pathologen längst vertraut und wissen sich zu schützen; man kann davon ausgehen, dass dies auch den Ärzten des RKI bekannt war und fragt sich nach dem Grund, von Sektionen abzuraten. In diesen Wochen führte Professor Püschel, Gerichtsmediziner am UKE Hamburg, schon zahlreiche Sektionen durch mit sehr interessanten, auch für die Therapie relevanten Ergebnissen. So fand er, dass alle an oder mit einer Coronainfektion Verstorbenen mindestens eine Vorerkrankung hatten, allein 80 Prozent eine Herz-Kreislauferkrankung, das Durchnittsalter lag bei 80 Jahren.
Ferner stellte er fest, dass viele Patienten an einer Lungenembolie verstarben, was dazu führte, dass nun alle Patienten, auch die ambulant behandelten und nicht intensivpflichtigen, mit gerinnungshemmenden Medikamenten – Heparin – behandelt werden. Hätte man gegen die Empfehlung des RKI von Beginn an möglichst viele Verstorbene seziert, wären die Befunde schon früher deutlich geworden. Erst ein „Brandbrief“ der Deutchen Gesellschaft für Pathologie und vom Bundesverband Deutscher Pathologen vom 3. April d.J. an das RKI, unterstützt von Prof. Welte, Pulmologe an der Medizinischen Hochschule Hannover, führte beim RKI zu einem Umdenken und nun sogar zur Empfehlung, an oder mit Coronavirus Verstorbene zu obduzieren. Es ist zu befürchten, dass durch diese Verzögerung wertvolle Zeit zur Gewinnung von Erkenntnissen zugunsten der Erkrankten verloren ging. – Dr. med. Dieter Weber-Klukkert
Von Sturköpfen auf allen Seiten und von willkürlich gewählten Maßnahmen, die nie ausführlich erklärt worden sind und vermutlich auch nie ausführlich erklärt werden. Die Willkür bestimmt unser tägliches Leben inmitten von Corona. Irgendwelche Politiker legen irgendwelche Regeln fest und vergessen sich total in den Irrungen ihrer Regularien. Die Welt jabst weiter nach frischer Luft, auf der Suche nach dem richtigen Weg! – Riggi Schwarz
Leserbriefe zu „Die Liga als Labor“ von Cathrin Gilbert
Ich bin nicht Ihrer Meinung. (Fernseh- und auch Tageszeitungs-)Nachrichten beschäftigten sich sehr viel mit dem CoViD-19 – Virus. In den letzten Wochen hat der Re-Start der Fußball-Bundesliga (der Männer) einen ziemlichen Teil davon eingenommen. Sehr viel wichtiger wäre gewesen: – Konkrete Kritik an den Schließungen der KiTas und Möglichkeiten aufzeigen, wie das Öffnen gehen könnte! Hier ist ein Versuch sinnvoll, finde ich. – Jetzt in der langsamen Wieder-hoch-fahr-Zeit den Blick auf Senioren, Pflegeheime und Risikopatienten richten, was getan werden kann und muss. Hierdurch bleibt eine Wachsamkeit und Rücksichtnahme erhalten. Jetzt werden wir folgendes haben: – Statt der Kinder in KiTas und Grundschulen sitzen nun Männer in Kneipen beisammen, um Fußball zu gucken. Indem die Spieler auf dem Rasen zusammentreffen, haben alle ein Vorbild, jegliche Vorsicht fahren zu lassen. – Emanzipationsbemühungen haben einen Rückschlag erhalten:
Die meist männlichen Autobauer werden wohl eine Kaufprämie erhalten (selbst bei 1500 Euro ist das pro Mitarbeiter dreimal soviel wie die Pflegeprämie, MIT der Prämie verdient eine Altenpflegerin EINEN Monat lang soviel wie ein Bandarbeiter). Meistens werden weiterhin die Mütter auf die ganz Kleinen aufpassen und mit den jungen Schulkindern Aufgaben abarbeiten müssen. Meiner Meinung nach hat die Diskussion um den richtigen Umgang mit Freiheit/Gesundheitsschutz durch die dauernde Diskussion um den Fußball – die wissen noch nicht mal, ob eine/r absteigen soll und wie! – ganz genau die falsche Richtung eingeschlagen. Es geht nicht um die paar Spieler, es geht um das, was als Signal in die Gesellschaft geht. – Wir hatten übrigens Versuchsanordnungen: neben Ihrem Artikel schreibt Merlind Thiele über die Fleischproduktion,- da wusste man alles, was man für dne Versuch brauchte, bloß hat keiner geguckt/gucken wolen). – Mirko Drabner
Mit Ihrer Bewertung, dass es „gut ist, wenn bald wieder angepfiffen wird“, dürften Sie ziemlich allein stehen. Die Wahrheit ist, dass viele Anhänger des Fußballs in den Corona-Zeiten den Profifußball überraschender Weise keinesfalls vermisst haben und – bis hin zu den „Ultras“ – der nun beschlossenen Fortsetzung der Saison in der Form von Geisterspielen nichts abgewinnen können. In einer Zeit, in der die Bevölkerung aufgefordert wird, die Verbreitung des Virus durch Vermeidung von körperlichen Kontakten zu hemmen, ist die Durchführung eines Mann- schafts-, Kontakt- und Kampfsports wie Fußball geradezu absurd. Allein die – berechtigte – Furcht, dass die meisten Profivereine ohne die Gelder der TV- Anstalten in Kürze bankrott sein würden, treibt die Verbände auf diesen paradoxen Aus- und Irrweg. Was muss noch passieren, damit sie erkennen, dass sie den Bogen überspannt und aus dem Volkssport Fußball ein Medienspektakel mit grotesk überhöhten Bezügen für Spieler, Trainer und Berater gemacht haben? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann
Es macht sich immer gut, technische Begriffe zu verwenden, aber man sollte dann auch wissen, was sie bedeuten. Eine Sollbruchstelleist eine geplante Schwachstelle (z.B. an einer Druckanlage), mit der ein unvorhergesehenes, aber mögliches Schadensereignis verhindert werden soll. Bei der neuerlichen Fußballrückkehr sind doch wohl bestenfalls nur Bruchstellen zu erwarten. Gilt das Hygienekonzept der DFL vielleicht noch zur Hälfte (Halbwertszeit), oder garnicht mehr? – Wolfgang Schäfer
Fußball spielen erlaubt!!!Mein Patenkind ist mit Leib und Seele Autist. Seit Mitte März durfte er nicht mehr zur Schule. Mittlerweile ist es so, das von Seiten seiner Schule, er erst wieder im September zur Schule darf!! So wie ihm geht es der ganzen Klasse! So wie ihm geht es vielen „besonderen“ Kindern, Jugendlichen , Erwachsenen! Mein Patenkind versteht nicht warum er nicht zur Schule darf. Weil sie den Abstand nicht einhalten können und keine Maske tolerieren,werden sie einfach für ein halbes Jahr weggesperrt. Niemand fragt danach wie all die betroffenen Eltern,Betreuer,Geschwister das schaffen können. Und dann wird jetzt doch tatsächlich sogenannten „Profifußballern“ erlaubt ,wissentlich, in allernächsten Körperkontakt zu gehen! Da fehlen mir die Worte…… – Sigrid Liebscher
Von einer glühenden Verehrung zur absoluten Verachtung dieses Sports, insbesondere des Profibereichs; das ist meine Metamorphose. Die Begründung zur Weiterführung der Bundesliga verweist auf einen geradezu pathologischen Zustands unserer Gesellschaft. Man muss sich darüber Sorgen machen, dass diese Gesellschaft von jeglicher Fragwürdigkeit in einem scheinbar ökonomischen Zusammenhang schnell begeistert ist. Da darf man nur hoffen, dass es uns nach der Coronakrise nicht ganz so schlecht geht. – Jürgen Dressler
Kitas, und teilweise die Schulen, sind noch geschlossen. Aber die Herren Fußball-Funktionäre und –Millionäre brauchen natürlich ihren Auslauf. Auch die „neue“, durch Corona belastete Normalität offenbart das hinlänglich und noch vor Kurzem mit viel Empathie und verständiger Kritik ausgemachte Missverhältnis zwischen sozialen und ökonomischer Wertschätzung und systematischer Relevanz. Kinder sind also zwar unsere Zukunft, aber Fußball-Bundesliga bedeutet eben „Brot und Spiele“ für (fast) das gesamte Volk. Indes ist ohnehin offen, wie „gefühlsecht“ selbst die Stimmung der Hardcorefans dieses Ball- und Rasensports unter den virulent-gespenstischen Bedingungen sein kann. Schauen wir einfach mal nicht hin, wenn das allzu wichtige, luftgefüllte Rundgummi wieder durch die Reihen unserer (wahren?!) Helden tanzt. Sonst wird sich nie etwas ändern an dem herrschenden „kapitalen“ Sportsgeist. – Matthias Bartsch
„Aktuell müssen sich alle Teams in eine selbstverordnete Quarantäne in ein Hotel begeben. So soll gewährleistet werden, dass die Spieler, Trainer und Betreuer bis zum Re-Start der Bundesliga nur noch Kontakt untereinander haben und sich niemand mehr extern anstecken kann.“ (aus: Bundesliga, Hygienevorschriften wegen Coronavirus) „Engmaschige und regelmäßige Testung der Spieler, die in der Vorwoche begonnen hat. Vor der Wiederaufnahme des Teamtrainings soll jeder Verein seine Spieler mind. zweimal getestet haben, um neue Ansteckungen zu verhindern. Zwei negative Tests sind für Spieler Voraussetzung, um in den Trainingsbetrieb zurückkehren zu können.“ (aus dem DFL-Hygienekonzept) „Dauer-Corona-durchgeteste“ Fußballspieler dürfen nun wieder auf dem Fußballrasen einem desinzierten Fußball hinterher rasen ; jetzt aber kommt der Hammer: „Die Spielbälle sollen vor und während des Spiels desinfiziert werden.“ (aus dem DFL-Hygienekonzept) – Riggi Schwarz
Wenn kommerzieller Fußball und Geld wichtiger ist als Menschenleben- Welcome to 2020, mit diesen Worten beschrieb ein Instagram-User das Thema des folgenden Textes sehr gut. Aufgrund der derzeitigen Corona-Krise wurden sämtliche Veranstaltungen und Freiwilligendienste eingestellt. Der Leistungssport an der Herrmann-Neuberger-Sportschule, sowie Vereinssport aller Art wurde für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Die Bundeskaderathleten dürfen gerade einmal seit ein paar Wochen unter strengen Hygienevorschriften und in Kleingruppen trainieren. Seit dem 16. Mai sind die Bundesligaspiele wieder in vollem Gange. Zwei Wochen vorher rannte einer der Spieler durch die Umkleidekabine und schüttelte unter anderem seinen Teamkollegen die Hand. Ohne Maske. Ohne Handschuhe. Die gern genutzte Form des Hand-Shake dürfte es in der momentan schwierigen und angespannten Lage auf keinen Fall geben, vor allem nicht von einem Bundesliga-Spieler, der seit gestern wieder wie gewohnt seinen Beruf ausüben darf. Dieser Aspekt wurde von der Regierung definitiv nicht berücksichtigt. Nun zur eigentlichen Unverschämtheit.
In den meisten Dörfern, Gemeinden und Städten unseres Landes gibt es Freiwillige Feuerwehren, die ehrenamtlich rund um die Uhr für uns alle einsatzbereit sind. Wöchentlich erklären sich erfahrene Feuerwehrleute bereit Übungen zu planen, gestalten und durchzuführen, sie geben ihr Wissen weiter und verlangen Nichts dafür. Dürfen diese Freiwilligen Feuerwehrleute für den Ernstfall üben? Nein! Hierzu gab es auf diversen SocialMedia-Seiten interessante Stellungnahmen. Die Bevölkerung solle sich doch in Zukunft einfach beim DFB melden, wenn es mal wieder brennt. Wie kann es denn überhaupt dazu kommen, dass als erstes die Bestimmungen für den Mannschaftssport gelockert, was absolut nicht lebensnotwendig ist und sind wir mal ehrlich, am Hungertuch nagen sie ja auch alle nicht? Fußballer umarmen sich in aller Öffentlichkeit und in anderen Ländern Europas werden Massengräber für Corona-Opfer ausgeschaufelt. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in Deutschland eine stabile und immer besser werdende Situation haben, warum um alles in der Welt sollten wir dies aufs Spiel setzten? Bei aller Liebe zum Sport nun mal eine ernsthafte Frage an die Verantwortlichen: Soll das ein Witz sein? – Hannah Schirra
Leserbriefe zu „Symbolfrau“ von Carolin Würfel
Zum wiederholten Mal ist das muslimische Kopftuch ein Thema. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte von Migration, selten jedoch wurden Migranten liebevoll empfangen. Das liegt im sozialen Wesen des Menschentiers, wie auch in anderen sozialen Tieren (Wölfe, Affen, Elefanten etc.) begründet. Es werden Gruppen und Reviere gebildet und gegen Fremde verteidigt. Daran hat sich nichts geändert. Die Pflicht der Frau, ihre Haare zu bedecken (der Mann ist ja bekanntlich das schwache Wesen), war allen drei monotheistischen Religionen gemeinsam, sie wurden ja in patriarchalischen Gesellschaften gebildet.
Bis in die Sechziger-/Siebzigerjahre bedeckten auch katholische Frauen ihr Haupt zum Kirchgang . Erst zunehmende Liberalisierung und Gleichberechtigung haben diesem Gebot/Brauch ein Ende bereitet. Jacqueline Kennedy bedeckte ihr Haupt bei der Papst-Audienz, Frau Merkel nicht. Es steht natürlich in unserer liberalen Gesellschaft muslimischen Frau frei, Kopftuch zu tragen, nur sollten sie dann negative Reaktionen unbelehrbarer Zeitgenossen voraussehen und klaglos hinnehmen. Meine – gläubigen – muslimischen Freundinnen gehen barhäuptig, denn „Gott schaut nicht auf den Kopf sondern in den Kopf“. – Ulla Ertl
Bisher habe ich Frau Gümüşay und ihre Thesen zu den aktuellen Fragen bezüglich Islam nicht kennen gelernt. Daher beziehe ich meine Meinungsäußerung allein auf Ihre Aussagen in dem im Betreff genannten Beitrag. Seit 2015 habe ich sehr viele Muslime beim Unterricht in Deutsch kennen gelernt und persönliche Kontakte geknüpft. Dabei waren konservative Muslime, die versuchten, mich zu provozieren und andere, die in der befreienden Situation in der Erstaufnahme demonstrierten, wie liberaler Islam frei vom sozialen Druck der Gruppe praktiziert wird. Mit einigen bin ich auf der Grundlage von Offenheit und Ehrlichkeit bis heute befreundet. Wir haben selbst in ganz persönlichen Befindlichkeiten keine Geheimnisse voreinander. Der leichtfertige Umgang mit Schlagworten ist weit verbreitet. Der Vorwurf des Rassismus wird sehr häufig als Totschlagargument in die Debatte geworfen, wenn keine konkreten Argumente gefunden werden, so auch bei Frau Gümüşay.
Ein offener und ehrlicher Diskurs über ein konkretes Thema ist nur möglich, wenn zuerst Klarheitund Übereinstimmung über die Bedeutung der Begriffe erzielt wird. Eine weitere Voraussetzung für einen ehrlichen Diskurs ist, nicht zu relativieren, zu verharmlosen und auf die Bosheit dieser Welt zu verweisen. Ich habe mir ihren Auftritt bei Maybrit Illner am 20.02.2020 angesehen. Ihr Auftritt hier bestätigt, ihre einseitige Betrachtung von Problemen: Sie Aktivistin, organisiert Kampagnen zur Ablenkung vom eigentlichen Problem der Muslime mit der Sexualität und der Stellung der Frau in der Gesellschaft, fordert pauschal Toleranz mit den Muslimen und wendet sich gegen Rassismus gegen Muslime und fordert „Weitsicht“.
Ihr Einsatz ist gut und richtig. Leider ist es für sie ein Tabu, über die Ursachen des islamischen Rassismus gegenüber Deutschen , über deren Stigmatisierung in Schulen und Moscheen, über den islamischen Antisemitismus zu sprechen. So gesehen ist ihr Aktionismus einseitig ausgerichtet. Frau Gümüşay wies im Gespräch über sexistische Gewalt muslimischer Männer in Köln auf die bereits allgemein bekannte Tatsache hin, dass das snicht nur ein islamisches Problem sei. Sie zeigte damit, dass sie an der Debatte über die Ursachen , die zu dem massenhaften Ausbruch sexistischer Gewalt führten, nicht wirklich interessiert war. Ganz im Gegenteil, sie gründete sogar nach der Kölner Silvesternacht eine Initiative „Schauhin gegen Rassismus, um vom Geschehen abzulenken“. Wie steht Frau Gümüşay zu dem Geschichtsbild, dass in der Türkei und in anderen muslimischen Ländern der Jugend von der Grundschule bis zur Universität vermittelt wird, wo bleibt ihr Einsatz gegen die Einteilung der Menschen in die Rechtgeleiteten, Gläubigen (Guten) und die Fehlgeleiteten, Ungläubigen (Bösen), gegen die Verachtung und Beschimpfung der deutschen und europäischen Kultur in Moscheen und selbst in deutschen Schulen?
Die Herabwürdigung von Menschen auf Grund ihres Glaubens oder Nichtglaubens ist in diesem Fall kein Rassismus? Wie ist die Bemerkung über ihre Eltern, dass denen das Tragen des islamischen Kopftuchs als Symbol in ihrer Kindheit nicht wichtig war, zu verstehen? Haben ihre Eltern sie nicht in diesem Sinne erzogen? Vielleicht wurde sie auch adoptiert und ist zum Islam aus eigener Überzeugung freiwillig bereits als Kind konvertiert und hat sich in der Zeit ihrer Pubertät mit dem Kopftuch als Symbol hervorgetan, wo andere Altersgenossen in anderer Weise ihr Äußeres besonders verändern, um wahrgenommen zu werden. Möglicherweise wollte sie sich auch ihrer Umma ihr Erwachsensein (Heiratsfähigkeit) zeigen. Die Menschen, die das Kind mit dem islamishen Kopftuch nach dem 11.09.2001 schräg ansahen, hatten offensichtlich noch nicht mitbekommen, dass die Mörder in den USA selbstverständlich keine Muslime waren und nicht aus islamischen Grundüberzeugungen mordeten.
Frau Gümüşay ist entgangen, dass in Europa der Kontakt mit Extremisten kein Zufall und damit kein Kavaliersdelikt ist. Hier hängt man seine Fahne nicht abwechselnd in jeden Wind. Man besucht weder Versammlungen der „Reichsbürger“, noch der Neo-Nazis, der Grauen Wölfe, noch der Milli Görüs-Doktrin. Nach meiner Kenntnis ist das in vom Islam dominierten Ländern nicht anders. Frau Gümüşay ist Muslimin. Sie gibt vor, gegen „Sexismus, Antisemitismus und Homofeindlichkeit“ zu sein. Wo bleibt ihr Wirken „im eigenen Haus“? Den Mordanschlag auf Seyran Ateš und viele andere Schicksale von türkischen Frauen, die Ehrenmorde, die religiös motivierten Morde von Muslimen blendet sie offensichtlich aus. Zu dieser meiner Wahrnehmung passt der Kommentar des Herrn Daniel Schulz (taz): „Wer gläubig ist, glaubt an einige Wahrheiten“. Das ist ein eigenartiges Verständnis von Glaube und Wissen. Wahrheiten sind Tatsachen. Gedankliche Vorstellungen, Vermutungen sind keine Tatsachen, sind nicht überprüfbar. Sie stellen als solche keine Wahrheiten dar. Die Benutzung bestimmter Symbole durch Frau Gümüşay legt nahe, dass sie die organisierten Glaubenssystemen und Funktionsstrukturen mit ihren kodifizierten Regeln und Praktiken der eigentlichen Religion und damit der persönlichen Religiosität gleich setzt. – Schmolling
Wer geht eigentlich über Ampeln? Ich gehe über die Straßen. Über Ampeln zu gehen ist mühsam, denn, wie kommt man da hoch?! Vielleicht sollte doch mehr auf korrekte Sprache bei unseren NEUEN DEUTSCHEN geachtet werden. WIR ALTEN DEUTSCHEN sind oft zu nachlässig in manchen Dingen. Mit einem zwinkernden Auge – Ute Koch
Autorin Kübra Gümüşay hat die Erfahrung gemacht: «Wenn ich bei Rot über die Ampel gehe, breche nicht nur ich die Verkehrsregeln, sondern alle Musliminnen in Deutschland.» Nun, mir persönlich ist das Missachten von Verkehrsregeln (durch wen immer) egal, wenn niemand gefährdet wird. Ich selber nutze manchmal Wege mit Fahrverbot seit ein Kuseng beim Fahradfahren getötet wurde. Trotzdem, die Aussage gibt mir zu denken, weil sie ein Kollektiv (die Deutschen) beschuldigt, ein anderes Kollektiv (Musliminnen) zu beschuldigen. Das ist bedenklich, weil Überempfindlichkeit und Kollektivbeschuldigungen schon oft (durch Hochschaukeln) zu Katastrophen geführt haben. Dies zu verhindern, ist die Aufgabe aller Eliten, egal aus welchen Religionen oder Weltanschauungen.
Der Zeit-Artikel beginnt mit der Schilderung von Gümüşays Gefühlen, von Trauer und Entsetzen angesichts der Ermordung von neun Menschen durch einen rechtsextremistischen Selbstmord-Attentäter. Die Tat wurde wohl von allen Deutschen verurteilt. Abgesehen vom Mitgefühl mit den Familien der Opfer, insbesondere auch deshalb, weil sie von einem Deutschen begangen wurde, der damit die Grundlagen eines guten Zusammenlebens verbrecherisch beschädigt hat. Umso nötiger ist eine offene Diskussion über diese Grundlagen. Es ist leider so, dass Kollektivbeschuldigungen und der Einsatz von Überempfindlichkeit als politisches Mittel eine Gefahr für eine gute gemeinsame Zukunft darstellen. Dazu ein Beispiel: Als Folge des Karikaturenstreits (2006) «kam es weltweit zu Protesten muslimischer Organisationen … bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Demonstranten auf den Strassen wurden teilweise gezielt desinformiert.» In Nigeria wurden 18 Kirchen zerstört und 123 Menschen getötet (Zitat und Angaben aus Wikipedia). Ich würde Gümüşays gerne fragen, wie ihre Gefühle waren, als diese Unschuldigen getötet wurden (und zwar nicht durch einen Einzeltäter) nachdem europäische, islamische Eliten falsche Informationen lieferten.
Gümüşays schreibt über die Diskriminierung von Gastarbeitern im Hamburger Hafen: «Mehmet, du nach untern, Hans nach obern.» Ich habe zweimal in Schweden als Elektropraktikant gearbeitet, Reinigungs- und Wartungsarbeiten in den Werksferien (z.B. Kabelschächte neu bestücken, Neonröhren an den Hallendecken auswechseln). Ich traf auch Studentinnen, die für Findus Bohnen gepflückt hatten. Wir waren dankbar für die gebotene Chance und die Gastfreundschaft. Die Ferien-Jobs waren begehrt und ich nehme an, dass auch «Mehmed» nicht gezwungen wurde, in Hamburg zu arbeiten. Wem nützt es daher, wenn aus Überempfindlichkeit Beschuldigungen konstruiert werden?
Gümüşays schreibt einerseits «Wir empören uns immer über Rassismus oder Rechtsterrorismus, als sei das eine Überraschung. Dabei ist das die Norm. Rassismus ist die Norm.» Andererseits schreibt sie: «Wahr ist, dass es Frauen, Muslima, gibt, die … zum Kopftuch, zur Heirat, zur Religion gezwungen werden. Falsch ist es aber, zu behaupten, derIslam, sei dieser Islam, sexistisch und patriarchalisch…» Da wird mit zweierlei Mass gemessen. Es wäre hilfreich, wenn man sich darauf einigen könnte, dass es überall solche und solche gibt. Doch entscheidend ist nicht die Denkweise an sich, sondern es sind die Auswirkungen. Wie Mark Twain schreibt «Man muss die Tatsachen kennen, bevor man sie verdreht.» Tatsache ist, dass im islamischen Raum der Prozentsatz der Christen seit Jahrhunderten durch Gewalteinwirkung und Vertreibung massiv verringert wurde (z.B. im Irak von 8% im Jahre 2003 auf heute unter 0.8%). Für dortige Christen waren es gute Zeiten, wenn sie nur als Bürger zweiter Klasse galten. Demgegenüber hat Europa Millionen Muslime aufgenommen und ihnen Lebensunterhalt geboten.
Eine gute gemeinsame Zukunft erfordert Lösungen der demographischen, ökonomischen und ökologischen Probleme. Hauptproblem sind die hohe Abhängigkeit einzelner Länder vom Öl und zu hohe Geburtenraten. Diese sind desto höher, je grösser der Einfluss der Religion ist. Zum Beispiel Jemen könnte nach einer UN-Prognose im Jahre 2050 mehr Einwohner (48.3 Millionen) haben als Kanada (47 Millionen). Was die Religion betrifft, so meine ich, es ist eine Anmassung zu glauben, dass Gott will, dass wegen Karikaturen Kirchen angezündet werden. Gott kann man nicht beleidigen. Wenn man von der Barmherzigkeit Gottes ausgeht, darf man annehmen, Gott wolle, dass die Menschheit noch lange gut überlebt und dafür ist notwendig, dass auch das demographische Problem gelöst wird. Wenn fehlgeleitete Religiosität dem entgegensteht, dann ist der barmherzige Gott auch gegen eine solche. Es wäre schön, wenn man sich bei einer solchen oder ähnlichen Vorstellung treffen könnte. – Dr. tech. Gernot Gwehenberger
Mir geht das Herz auf beim Lesen dieses Artikels. Und gleichzeitig spüre ich so eine Bedrückung und Enge um die Brust. Beides gleichzeitig, weil beides ununterbrochen angestoßen wird in nahezu jedem Absatz. Wie wundervoll, dass Sie beide sich nicht reduzieren auf einfache, scheinbare „Wahrheiten“. Ich weiß selbst ein wenig, was das bedeutet, welche Folgen es hat. Ich habe leider nicht die Kraft, mit dieser differenzierten Haltung in die Öffentlichkeit zu treten. Umso mehr bewundere ich Alle, die die Folgen zu tragen bereit und in der Lage sind und bibbere, dass es nicht zu schwer werden möge! Differenziertheit und umfassendes Mitgefühl scheint den wenigsten Menschen ein dringliches Anliegen zu sein. Und dabei ist es die beste, vielleicht einzige Möglichkeit, zu verhindern, andere Menschen – auch ohne dies zu intendieren – abzuwerten und in ihrer Würde zu verletzen. Und wie schwierig bis unmöglich es trotzdem ist, nicht gegen das eigene Ideal zu verstoßen, auch das klingt an, ebenso wie das, was dann noch hilft: Demut. Im letzten Absatz wird dies ganz deutlich. Ich fühle mich verbunden mit Ihnen und möchte mit diesem Brief diese Verbundenheit zum Ausdruck bringen, als kleines Zeichen meiner Solidarität und dem Wunsch, Sie auf diese Weise ein wenig zu stärken. – Dr. med. Sibylle Riffel
Ein neuer DIE ZEIT-Trend: die Ballung redundierender Corona-Artikel in den letzten Ausgaben auflockern durch – ebenso seitenlange – Diskussionen mit, Beiträge von und Portraits über Nachkommen von ehemaligen (türkischen) Gastarbeitern, die an Deutschland und seinen Ureinwohnern (von denen es gar nicht mehr so viele gibt), unter denen es aber vor Rassisten und Rechtsextremen nur so wimmeln soll, harsche Kritik üben? Was sie allerdings nicht davon abgehalten hat, die gar nicht so schlechten Bedingungen und die gute Infrastruktur dieses ungeliebten Landes für ein qualifiziertes Studium und die Ausübung eines einträglichen Berufes zu nutzen! Glaubwürdiger – und mutiger – wäre ihre Kritik, geäußert allerdings in doppelter, weil notwendiger Schärfe in allen autoritären, besonders islamischen, Staaten, wo Einschüchterung, Gefängnis bis hin zum Mord zum politischen Programm gehören, oft unter dem Deckmantel einer ach so friedliebenden Religion!
Die mildeste Reaktion der dortigen Machthaber darauf wäre wohl eine Verstärkung der Corona-Pflichtmasken durch ein Klebeband für den „vorlauten“ Mund! Nachdem noch immer kein „knallharter“ Konservativer, wie von mir gewünscht, zum Thema Immigration und Integration zu Wort gekommen ist, wird sich doch wenigstens e i n Nachfahre einer türkischen Gastarbeiterfamilie finden lassen, der differenzierter über Deutschland spricht und durch dessen Text das kleine Wörtchen „danke“schimmert? Ob Frau Gümüsay, die ein bißchen der frommen Helene ähnelt, in kleid- und sittsamer Verhüllung, auch nach dem Terroranschlag von Amri in Berlin „lost for words“ war und für seine Opfer Tränen vergossen hat? Das fragt sich – Dr. med. Ulrich Pietsch
Es ist begrüßenswert, dass Kübra Gümüsay für „Alevitenfeindlichekit“ sensibilisiert worden ist. Wie wäre es mit einer Sensibilisierung in Richtung des tief sitzenden türkischen Rassismus gegenüber Armeniern, Assyrer/Aramäern, etc. Das ist kein Randthema, denn auch Deutschland wird mit Recht daran gemessen, wie es mit seinen Schattenseiten umgeht. Die Christophobie in der Türkei ist weitaus schlimmer als jewede Islamophobie wo auch immer in Europa. Noch ein Verweis auf Christian Wulf und seine viel zitierte Aussage: „Der Islam gehört jetzt auch zu Deutschland“. Das war bei ihm nur eine Hälfte. Vor dem türkischen Parlament hat er hinzugefügt: „Und das Christentum gehört zur Türkei“. Das will auch in der „christlichen Welt“ niemand wissen. – Klemens Ludwig
Leserbriefe zu „Tragische Ironie“ von Thomas Assheuer
Ihrem klugen und bedenkenswerten Artikel in der neuen ZEIT („Tragische Ironie“) möchte ich nur noch einen Gedanken anfügen: Es gehört zur Tragik des Exodus, dass er alsbald die, die einst Sklaven waren, zu Herren werden lässt und zu Eroberern, die nun andere unterdrücken, vertreiben oder vernichten. So geschehen beim Exodus der Israeliten und ihrer Landnahme in Kanaan. So geschehen im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels bei der Vertreibung der Palästinenser und der späteren Besetzung des Westjordanlandes bis hin zu heutigen Annexionsplänen. So geschehen bei vielen anderen Exodusereignissen, die zuerst zu Recht gefeiert wurden, die aber irgendwann sich radikal verändert und ins Gegenteil verkehrt haben: ob in Nicaragua oder Südafrika oder Simbabwe. So sehr mir gefällt, dass Jan Assmann das Narrativ vom Exodus die grandioseste Geschichte nennt, die sich Menschen jemals erzählt haben, so sehr bitte ich doch auch die beschriebene Ambivalenz mitzureflektieren. – Dietrich Zeilinger
ich habe mit großem Interesse Thomas Assheuers Spalte zur Debatte um Achille Mbembe gelesen; er hat eine Tür in meinem Kopf aufgemacht, die Erzählung vom Exodus als Gegennarrativ zu Sklaverei zu begreifen ist tatsächlich nicht das, was man in Kirchen bisher zu hören bekommt. Milden Protest muss ich allerdings gegen die Verwendung des Adjektivs „altkatholisch“ in diesem Kontext einlegen. „Wir sind eine Minderheitenreligion“, erzählte mir der Pfarrer jener altkatholischen Kirchengemeinde in Wien, in die ich vor drei Jahren eingetreten bin. Die altkatholische Glaubensgemeinschaft entstand aus Widerstand gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit bzw. des Allprimats des Bischofs von Rom von 1870; keineswegs bezeichnet „altkatholisch“ also katholische Denkweisen aus dem Jahre Schnee, die es zu überwinden gilt. 1997 etwa fand in Österreich die erste Weihe einer Frau zur altkatholischen Priesterin statt; die Pflicht zum Zölibat für Geistliche gibt es nicht. Ich bin heilfroh, diese Alternative zu haben. – Katharina Tiwald
Ich möchte wahrlich keine Erbsen zählen. Aber bei Ihrem Satz mit dem „altkatholischen Blick auf die Hebräische Bibel“ hat es mich doch erheblich gerüttelt. Als Mitglied der als liberal und reformerisch bekannten oder eben nicht bekannten „Alt-Katholischen Kirche“ wäre mir sehr recht, wenn bestimmte Begriffe nicht durcheinander gebracht werden. Ich verstehe selbstverständlich, was Sie eigentlich damit sagen wollten. Da diese Debatte aber gerade eine hohe Aufmerksamkeit erreicht, sollte die besagte Begrifflichkeit richtig gestellt werden. Hierfür wäre ich Ihnen sehr dankbar. –Michael Hauck
Erlauben Sie mir einen sprachlichen Hinweis: In der letzten Ausgabe der Zeit vom 14. Mai 2020 verwendet der Autor Thomas Assheuer in seinem Kommentar im Feuilleton auf S. 43 das Adjektiv „altkatholisch“ für eine althergebrachte, traditionelle katholische Position. In der Theologie und der Ökumene bezieht sich die Beschreibung „altkatholisch“ oder „alt-katholisch“ jedoch ausschließlich auf die altkatholischen Kirchen, meistens im engeren Sinne auf die altkatholischen Kirchen der Utrechter Union (gegründet 1889), in Deutschland konkret auf das „Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“ mit seinem Bischofssitz in Bonn (https://neu.alt-katholisch.de/). Altkatholische Positionen umfassen dabei, obwohl sie sich wiederum auf altkirchliche Prinzipien berufen, durchaus auch die Zulassung von Frauen zum dreigliedrigen Weiheamt beispielsweise. Insofern ist die Verwendung des Wortes „altkatholisch“ durch den Autor auf mehreren Ebenen irreführend. Grundlegende Informationen zu den altkatholischen Kirchen bieten beispielsweise: – Eßer, Günter: Die Alt-Katholischen Kirchen (=Bensheimer Hefte 116 / Die Kirchen der Gegenwart 5), Göttingen 2016. – Suter, Adrian: Altkatholische Kirchen, in: Oeldemann, Johannes (Hrsg.): Konfessionskunde (=Handbuch der Ökumene und Konfessionskunde 1), Paderborn / Leipzig 2015, S. 247–274. – Ruth Nientiedt
ich zitiere:“…während die Götter der archaischen religionen mit den Königen im Bunde waren,schlug sich der Gott der Juden auf die Seite der unterdrückten. skandal“ hier irrt herr assheuer. kyros der grosse ,Herrscher im 600 v. Chr. in persepolis, War „Verfasser der 1. Charta der menschenrechte“. in Keilschrift im „“kyros Zylinder „verfassten Erlass, der lautet sinngemäß ein jeder Mensch soll die Religion ausüben die er möchte und dort leben wo er möchte unter der Voraussetzung,daß er das Besitztum anderer nicht verletzt. Er War es,der die Juden aus der Gefangenschaft in Ägypten entlässt. kyros War Herrscher auch über Ägypten und sein Erlass galt in seinem gesamten herrschaftsbereich,der damals ca. über 40 %der Menschheit umfasste. auch nachzusehen in zdf Mediathek vom 17.5.2020. Erbe der Menschheit. Christopher Clark. der Auszug taugt nicht als wende.als drohenderverlust der Herrscher mit Umsturz und machtverlust. und er taunter auch nicht als Antwort auf die Frage was achille mbeme von den dominikanern gelernt hat. Das ärgert mich.! die siegermächte,bzw. england hat m.e. den juden nach dem 2. Weltkrieg einen bärendienst erwiesen. Sie haben die ungelöste Palästinenser Frage den Israelis überlassen. die weltgemeinschaft ist in der verantwortlich ,eine zweistaaten Lösung herbeizuführen. es ist nicht in Ordnung ,die Forderung danach als antisemitisch zu diffamieren. Wir haben eine vergleichbare „lösung“ nach kriegerischen Konflikten in Korea hatten sie uns Deutschland und sie droht der Ukraine. – h
Sind Sie sich da sicher? Wenn ich an meinen lieblingsschinken aus Hollywood denke („Ben Hur“) dann hatten die Juden da schon auch Sklaven. Kann natürlich sein dass Hollywood… Kann auch sein dass die Juden ihren eigenen Glauben nicht so richtig verstanden haben – soll ja vorkommen. Wahscheinlicher scheint mir aber zu sein, dass ihre Vorverlegung der „Umwertung aller Werte“doch ziemlich daneben liegt? – Dieter Herrmann
Leserbriefe zu „Von Piepsmäusen und kernigen Bässen“ von Martin Hecht
Die Genderdebatte ist in ihrer Ernsthaftigkeit amüsant, vielleicht auch nur aus der Perspektive des weißen alten Mannes. Die sich dem Thema professionell widmenden Wissenschaftler stellen immer wieder erschüttert fest, dass Menschen in tradierte Verhaltensweisen zurückfallen, sich nicht genderkorrekt verhalten. Die Experten wirken ein wenig wie ihre Vorläufer, die wenig erfolgreichen Moralapostel des 20-ten Jahrhunderts. Die Sprechwissenschaftlerin Elisa Franz begründet diesen Rückfall mit Hofierungsstrategien, die dem Buhlen um Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht und der Inszenierung geschuldet sind.
Wir leben in einer liberalen Welt, in der niemand einem Rollenklischee folgen muss, nicht einmal einem genderkorrekten, so what? Veränderungen bei weiblichen Stimmen sind mir in den vergangenen 10 Jahren zunehmend aufgefallen. Ich habe dies immer einer Mangelernährung während der Pubertät zugeschrieben, die die Stimmentwicklung behindert. Das squeaky Stimmen als erotisch empfunden werden können, entzieht sich meinem Erfahrungshorizont, der sich im Schwerpunkt auf die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts herausgebildet hat. – Günther Vieweg
Danke für diesen gleichzeitig informativen wie amüsanten Artikel! Die Rückkehr des „Weibchens“ kann man nicht nur hören, man sieht sie auch: Moderatorinnen, Kommentatorinnen und Politikerinnen treten im Fernsehen nicht mehr in Hosenanzügen, sondern in kurzen Kleidern und High-Heels auf. In Talk-Shows sitzend, zupfen sie dann an den Rocksäumen und müssen ihre Beine krampfhaft verschränken. Brünette färben ihre Haare blond. Ich, 76, natur-grauhaarig, habe die alten Zwänge in den 60ern abgelegt. Allerdings musste ich beruflich meine Stimme tiefer legen – eine Piepmaus kann sich im Schulalltag nicht durchsetzen! – Marianne Schodlok
Gibt es irgendwo eine Sammlung von Audiobeispielen? Man würde besser verstehen. Auf jedem Fall sehr interessant. – dr. Salvatore Algieri
Endlich, endlich! Ihr hervorragender Bericht über Piepsmäuse…… mehr als überfällig! Seit Jahren schon – so wie Sie schreiben – irritiert und verärgert mich die „neue“ Sprechweise. Ich bin Schauspielerin und bekomme oftmals Bauchschmerzen, wenn ich im Radio, viel mehr aber noch im Fernsehen diesen Sprach-Duktus hören muss. Das mag hysterisch klingen, ist es aber nicht. Alle Sätze werden „auf Punkt“ gesprochen, das Ende des Satzes fällt ab, seine Bedeutung wird damit häufig unverständlich. Leider sind auch Dokumentationen von dieser „Krankheit“ befallen. Das ewige Gleichmaß dieses Sprechens langweilt und langweilt – Abschalten ist die natürliche Folge. Zu allem Überfluss wird über das Sprechen noch die – zu laute – Musik geblendet. Es wäre wunderbar, wenn Sie sich auch einmal dieser „Hintergrund“-Musik annähmen, die sich in den Vordergrund drängt. Alles wird verschandelt durch zu „LAUTE MUSIK“:
Der Inhalt wird unverständlich, Dramatik durch vermeintlich „dramatische“ Musik nur noch lächerlich. Spannung wird erzeugt durch Stille, Atemlosigkeit (als Beispiel dafür fällt mir gerade „Der 3.Mann“ ein: ab und zu hört man das bekannte einfache Motiv – das ist Hochspannung). In meinem gesamten Kollegenkreis ist man von dieser Entwicklung genervt und auch empört. Ich verschicke Ihren Artikel und bekomme, umgekehrt, von Freunden eben Ihren Artikel – das ist eine große Freude! Seit langer Zeit schon gibt es immer wieder Leserbriefe mit Beschwerden über schlechtes Sprechen etc., siehe oben. Was geschieht…..? Nichts!! Nochmals meine Bitte, wäre es möglich auch einen Artikel über die Hintergrund-Musik zu schreiben? Danke nochmals für Ihren ausgezeichneten Artikel. – Edda Pastor
Dies ist der erste Leserbrief, den ich verfassen werde. Ich möchte dies kurz festhalten – nicht um Ihnen zu schmeicheln, sondern um vorwegzunehmen, dass ich gegebenenfalls gegen die Etikette des Verfassens von Leserbriefen verstoßen könnte. Ich habe mich u.a. in meinem Studium der Allgemeinen Rhetorik an der Universität Tübingen mit der Bedeutung der Stimme auseinandergesetzt und musste dabei auch die Comfort Zone der rein theoretischen Auseinandersetzung verlassen – für mich ein Albtraum. Tatsächlich fällt meine Stimme nämlich in die Kategorie “squeaky weibliche Stimmen”. Sie sind mir als Feministin mit der Beschreibung derartiger Stimmen als “hochemotional” selbstverständlich gewaltig auf den Schlips getreten und ich wage überdies zu bezweifeln, dass meine Stimme als “erotisch” zu beschreiben ist (vielleicht führen hemmen mein äußeres Erscheinungsbild und Verhalten aber auch nur diesen Effekt…).
Das meine Stimme nun aber “extrem angesagt” ist, freut mich natürlich sehr. Denn in der Realität sind mir die Nachteile meiner stimmlichen Veranlagung täglich bewusst, ganz zu schweigen von den Toden, die ich bei Präsentationen, im Aufnahmestudio an der Universität, am Telefon und in vielen anderen Situationen bereits gestorben bin. Es ist durchaus nicht witzig von der Sprechstundenhilfe der neuen Gynäkologin am Telefon gefragt zu werden, ob man den erstenTermin vereinbart und in Begleitung der Mutter kommen möchte – mit 26 Jahren. Es ist noch viel weniger witzig, wenn man sein Gehalt inhaltlich auf hohem Niveau und unnachgiebig verhandelt und doch in die Schublade “Mäuschen” gesteckt wird. Ich schreibe Ihnen dies alles nicht, um mich zu beklagen. Vielmehr möchte ich Ihnen eine Frage stellen:
Könnte es nicht sein, dass die im Vergleich zur Männerstimme minderwertigen, sexualisierten Attribute, die der hohen, weiblichen Stimme zugeschrieben werden (derer Sie sich ja ebenfalls sehr ausdauernd bedienen), auch auf die Tatsache zurückzuführen sind, dass ebendiese Stimmfarbe nicht in hochwertigen, relevanten medialen Formaten auftaucht? Ich stimme Ihnen zu, dass eine professionelle Ausbildung für bestimmte Berufsfelder sehr sinnvoll ist, halte dennoch wenig von eintönigen Stimmen. Es würde der Emanzipation im Sinne einer Gleichberechtigung und somit unserer Gesellschaft sehr zuträglich sein, die Vielfalt der Stimmen hörbar zu machen und somit der Diskriminierung von u.a. Frauen ausgehend von ihren Stimmen in beispielsweise der Arbeitswelt entgegenzuwirken.
Tatsächlich vermitteln die Stimmen von Frauen wie beispielsweise Nike van Dinther von This is Jane Wayne (ebenfalls Eigentümerin einer squeaky Stimme) wichtige politische Inhalte, regen Diskussionen an und hinterfragen. Ab und an handelt es sich eben nicht um eine Inszenierung von klischeehafter Weiblichkeit zum Anlocken von Beschützern und Ernährern, sondern um eine Stimmfarbe unter vielen. Die Feststellung eines Trends ist natürlich trotzdem von Relevanz, nur sollte die rahmende Wortwahl vielleicht etwas differenzierter stattfinden. Denn geht man davon aus, dass Sprache das Bewusstsein bestimmt, so haben Sie einen kleinen Riss am Fundament des Sexismus mit Ihrer Wortwahl zugespachtelt. Nun hoffe ich, dass Sie vielleicht eine Antwort auf die ehrlich offen gestellte Frage haben – Diskussion ist mir am Ende des Tages deutlich wichtiger, als mich auf dem Titel angesagte Stimmeauszuruhen. – Hanna Schlieder
Leserbriefe zu „»Erfolg ist eher kalt«“. Gespräch mit Andreas Voßkuhle geführt von Giovanni di Lorenzo und Heinrich Wefing
Ich habe gerade den Artikel „Erfolg ist eher kalt“ – Interview mit Andres Vosskuhle – mit großem Interesse gelesen. Dabei bin ich dann auf Seite 7 auf die ZEIT-Frage/Antwort gestoßen mit den Worten: „ZEIT: Und dass alte Menschen …. regelrecht verreckt sind, …“. Das musste ich 2x lesen, denn ich konnte nicht glauben, dass die ZEIT vom „Verrecken“ alter Menschen spricht. Das ist empörend und ich kann es immer noch nicht glauben, dass Sie das – beim stattgefundenen Korrekturlesen (?) – überlesen haben. Das ist der ZEIT unwürdig und macht mich wütend. Ich bin übrigens 67 Jahre alt. – Bernd Götz
Im Interview mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle aus der Zeit Nr. 21 bin ich über die folgende Passage gestolpert, genauer gesagt, fast gestrauchelt. Voßkuhle sagt: „Die liberalen Eliten interessieren sich häufig eher für Menschen, die offensichtlich diskriminiert werden. Aber darüber darf man die anderen nicht aus dem Blick verlieren, die große Mitte, all jene, die nicht offensichtlich benachteiligt sind, sondern die eher unter dem Radar ein normales Leben leben.“
Was will er den politisch Verantwortlichen, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern damit sagen bzw. suggerieren? Hier drängt sich mir eine Reihe von Fragen auf: Zunächst einmal: Wer sind die „liberalen Eliten“? Voßkuhle muss wohl, politisch gesehen, diejenigen Menschen gemeint haben, die sich als eher links verstehen und sich politisch bei den Grünen oder den Linken – teilweise auch in der SPD – wiederfinden. Gesellschaftlich gesehen können das auch Menschen mit christlichem Glauben sein, aktiv in den verschiedensten Organisationen und Gruppen, die sich bemühen, das Schicksal von benachteiligten Menschen zu verbessern, und dazu gehört auch, was Voßkuhle weiter ausführt, das Justizpersonal, zu dem ich 30 Jahre gehörte. Was sollen die so skizzierten „liberalen Eliten“ nun also tun? Sie oder „die Politik“ sollen sich mehr um die Belange der Mehrheit kümmern, die ein „normales Leben lebt“. Was heißt das konkret? Sollen sie ihr Engagement verändern? Soll die Politik sich mehr auf den (angeblich vernachlässigten?) Mainstream orientieren? Das unterstellt zunächst, dass sie das bisher nicht tut. Das mag stimmen, wäre indes erst einmal zu belegen. Voßkuhle verweist hier auf die Gespräche, „die ich führe“. Auch das bleibt im Vagen. Unterstellen wir diesen seinen Eindruck jedoch zunächst einmal als richtig. Dann ist jedoch weiter zu bedenken, dass Aufmerksamkeit eine knappe Ressource darstellt: Wendet man sich mit ihr einer Gruppe zu, so ist es fast denknotwendig, dass man sich gleichzeitig von einer anderen Gruppe, konkret hier von benachteiligten Minderheiten, abwendet.
Wenn auch das stimmen sollte, so würde sich der oberste Hüter unseres Grundgesetzes von der Verheißung der Verfassung, Minderheiten zu fördern, um ihnen gleiche oder annähernd gleiche Lebenschancen zu erschließen, tendenziell verabschieden. Als jemand, der sich in den letzten Jahrzehnten immer für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen eingesetzt hat (ich bin selbst blind!), empfinde ich das als einen hochproblematischen Rückschritt. Aber vielleicht überinterpretiere ich diese Stelle auch; denn – wie gesagt – Voßkuhle führt diesen Gedanken ja nicht weiter aus. Jedoch muss man hier auch den ihn interviewenden Journalisten einen Vorwurf machen: Es wäre dringend geboten gewesen, bei ihrem Interviewpartner auf weitere Präzisierungen zu dringen. So sind Voßkuhles Ausführungen zu diesem Thema „schlechterdings nicht nachvollziehbar“, um einen Terminus zu bemühen, der zwar in der Diktion des Bundesverfassungsgerichts durchaus gängig ist, aber eigentlich bei allem – möglicherweise verständlichen – Ärger über die Entscheidung des EuGH im EZB-Fall kaum gegenüber einem mindestens gleichrangigen Gericht angebracht erscheint. – Uwe Boysen
Herzlichen Dank für dieses wunderbare Interview. Man muss persönlich nicht mit den Entscheidungen des Verfassungsgerichtes übereinstimmen, aber dieses Interview lässt mich auf jeden Fall in die Prinzipien des Rechtsstaates vertrauen. Und den letzte Satz nehme ich (selbstverständlich mit Quellenangabe) begeistert in meine Zitatensammlung auf: „Das Glück, das man im Leben erfährt, ist kein Ereignis, sondern eine Haltung, die man sich täglich neu erarbeiten muss.“ DANKE! – Dr. Patricia Klein
Ihr sehr interessantes Interview mit Herrn Vosskuhle animiert mich an einer Stelle doch, Ihnen eine Ihren Äußerungen widersprechende Erfahrung mitzuteilen. Sie sprechen auf Seite 7 davon, dass wegen der Besuchsbeschränkungen “ alte Menschen regelrecht verreckt sind, weil weder Angehörige noch Seelsorger zu ihnen vorgelassen wurden“. Mit meiner nun fast 98 jährigen Mutter habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht: Nach einem Oberschenkelhalsbruch musste sie zwingend operiert werden. Trotz der altersbedingten Risiken hat sie OP und anschließende Behandlung überstanden. So früh wie irgend möglich ist sie auf eigenen Wunsch und mit Unterstützung von Familie und Hausarzt zur weiteren Nachsorge und Pflege in das vertraute Zimmer im Altenheim zurückgekommen. Natürlich können wir sie dort zur Zeit nicht besuchen. Ich telefoniere täglich mit ihr, und sie erzählt immer wieder, wie liebevoll sie von den Pflegerinnen versorgt wird, wie genau der Hausarzt die Behandlung mit dem Pflegepersonal abspricht, wie alle bemüht sind, ihre kleinen Wünsche zu erfüllen. Sie fühlt sich geborgen und umsorgt.
Das Heim hat der Familie zugesichert, sollte der Zustand meiner Mutter sich erheblich verschlechtern, dann dürften wir sie, natürlich mit allen gebotenen Vorsichtsmaßnahmen, auch besuchen. Überhaupt bemüht sich das Haus mit viel Phantasie und Liebe, den Bewohnern die Situation erträglich zu machen. Für den Gottesdienst steht der Pastor mit dem Mikrofon im Garten, die Bewohner sitzen auf der Veranda, den Balkonen oder am offenen Fenster. Lokale Künstler geben immer mal wieder ein Hofkonzert, die Alltagsbegleiterinnen im Haus bieten soviel Gespräch, Aktivitäten und Beschäftigung an, wie nur möglich und die Köche und das Küchenpersonal bemühen sich, mit kleinen Leckereien im Alltag ein bisschen Verwöhnung zu ermöglichen. Vielleicht ist all das nur möglich, weil das Haus in zweiter Generation von einer in der Region ansässigen Familie geführt wird, die keinen Aktionären verantwortlich ist. Sollte meine Mutter während der Zugangsbeschränkungen sterben, was bei ihrem hohen Alter immer möglich ist, bedeutet es mir einen großen Trost zu wissen, dass sie nicht “ regelrecht verreckt“ ist, sondern liebevoll umsorgt und ohne Schmerzen ihr Leben zu Ende gegangen ist. Ist es nicht schön, dass es auch solche Geschichten gibt? – Waltraud Oeffner
Hatte von dem Artikel mit Andreas Voßkuhle gehört und mir voller Vorfreude die aktuelle Ausgabe der ZEIT gekauft, um sie genüßlich am Sonntagnachmittag in Ruhe zu lesen. Das Interview mit Herrn Voßkuhle ist ein selten zu findendes Statement eines (scheidenden) Präsidenten eines obersten deutschen Gerichts. Die Aussagen wirken authentisch und menschen- und gesellschaftsnah und überhaupt nicht abgehoben und floskeldreschend wie man es heutzutage in vielen Interviews zu hören/lesen bekommt. In sich eine kostbare Leseprobe eines vielleicht demnächst erscheinenden Buches. Kurz danach fand ich in der selben Ausgabe der ZEIT den Artikel von Thomas Galli. Welche Enttäuschung, ja welches Unverständnis über diese schwadronierenden Aussagen eines gescheiterten ehemaligen Gefängnisdirektors. Hier sollen die Täter mal wieder zu Opfern gemacht werden. Ein kurzer Blick ins Internet offenbarte den Grund für diese Veröffentlichung von weltfremden Thesen. Die ZEIT und der Herausgeber des Buches von Herrn Galli (Körber Stiftung) sitzen zusammen bei Kaffee und Plätzchen bei den gemeinsamen Planungen für Wohltätigkeiten für Hamburg. Das ist halt der Hamburger Klüngel, den gibt es nicht nur in Köln. Eine Überschrift: WERBUNG wäre gerne gesehen worden. – Didier Gross
Leserbriefe zu „Das Ende der Globalisierung?“ von Thomas E. Schmidt
Die Weltpolitik kann und muss sich ändern, global ! ! Liebe Mitmenschen, die Frieden suchen und wünschen. In den letzten zwei Sommern wurde der Wasserkreislauf in der Natur unterbrochen. Es gab keinen Regen. Jetzt ist der Geld- und Wertekreislauf durch ein Virus Stark behindert. Ist das das Ende des Kapitalismus ? Wie müssen wir Neu denken ? ? „ Design ist das Lösen eines Problems.“ Aus Zeit-Magazin Nr. 15 Design ist nicht nur Farbe- und Formgestaltung sondern praktische Arbeitsoptimierung. Wenn man sich austauschen will, sollte man den gleichen Gedanken, Sinn hinter dem gleichen Wort haben. Deshalb eine Definition : „ Frieden ist der Nichtgebrauch von Schusswaffen und Bomben, zur Zerstörung von Menschen, Wohngebäuden und Lebensraum, also Natur.“ Wie verhindert man militärische Lösungen, also Krieg ? Mit zwei Schritten können wir uns zum Frieden entwickeln. Es gibt also zwei notwendige Änderungen, im Kopf und als optimiertes Ziel. Erstes neues Ziel im Kopf:
Wir brauchen einen neuen Gedanken zu unseren Mitmenschen. „ Schlechte Menschen sind die Ausnahme.“ Rutger Bregman, 31 Jahre Niederländer und Historiker. Autor vom Buch: „ Utopien für Realisten.“ Der neue Gedanken heißt : Unter Menschen brauchen wir nicht zu Kämpfen. Wenn wir zusammen arbeiten erreichen wir mehr. Jeder Mensch hat Respekt vor dem Gegenüber. Jeder Mensch ist gleichwertig und wertvoll. Zweites, anderes Ziel in der Wirtschaft, ist angebracht: Das Konkurrenzdenken mit immer Schneller, immer Größer, verhindert die notwendige Ruhe und Gelassenheit beim Arbeiten und Leben. Nicht wie viel Geld schaffe ich auszugeben, umzuwälzen ist sinnvoll, sondern mit wie wenig, besonders Ressourcenverbrauch, komme ich aus. Wir haben keinen Planeten „ B “ auf den wir auswandern können.
Die Produktionstechnik kann fast alles herstellen, außer Menschlichkeit. Machen wir unser Leben einfacher, langsamer, wir nehmen uns genug Zeit ! Ich verstehe nicht, dass man früher leben konnte, ohne alle heutigen Hilfsmittel und heute so zu viel und noch mehr in seine Zeit packt. Frieden ist der Universalschlüssel um gemeinsam Probleme zu lösen. Wir animieren viele Menschen Richtung Frieden durch ein großes Friedensfest das von Deutschland aus startet und sich über Informationstechnik verbreiten kann. Das Vorbild, die Generalprobe ist die Wiedervereinigung ohne einen Schuss. Termin ist der 8. Mai, 75 Jahre Frieden nach dem zweiten Weltkrieg verpasst !! oder ganz spontan. Neuer Termin Pfingsten oder der 3. Oktober 2020. Mit friedlicher Achtung von Menschen – Josef Francken
Könnte es sein, dass der Text zum Bild auf der Seite 44 eigentlich lauten müsste: „…nicht jedem gefiel das“? Mit „…jedem gefiel das nicht“ sind doch eigentlich allegemeint. Oder hat meine Deutschlehrerin mich Falsches gelehrt?! – Dieter Tandler
Schon der erste Satz des Artikels zwingt zum Widerspruch. „Irgendwann hörte die Globalisierung auf“ suggeriert, dass wir durch Corona in eine neue Epoche befördert worden wären, in der die Nationalstaaten mangels ausreichend legitimierter europäischer oder gar internationaler Organisationen wieder das Heft in die Hand bekommen . Ich glaube eher, dass die Nationalstaaten die Globalisierung entfesselt haben, die sie langfristig verdampfen lassen wird. Wo nationale Unternehmen es bisher immer geschafft haben, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, da schaffen es die globalen Akteure jetzt, die Verluste zu nationalisieren. Nationalstaat und globalisierte Wirtschaft widersprechen sich einfach, und was wir jetzt sehen ist nichts weiter als ein bewaffneter Frieden bis die Karten neu gemischt werden. Das System hat keine Krisen, es ist die Krise. – Dieter Schöneborn
Leserbriefe zu „»Nie hab ich mich so ohnmächtig gefühlt«“. Gespräch mit Severine Thomas geführt von Jeannette Otto
Sozialforscherin Severine Thomas fragt sich „wo eigentlich die Schulsozialarbeiter geblieben sind. Die hätten den Kontakt halten können.“ Dazu ein paar Zahlen: 2015 gab es in Deutschland laut einer Schätzung des DJI etwa 16.000 Schulsozialarbeiter/innen an ca. 33.000 Schulen mit insgesamt etwa 8,4 Mio. Schülerinnen und Schülern (Zahlen des statistischen Bundesamtes). D.h. an mehr als der Hälfte der Schulen gibt es gar keine Schulsozialarbeit, und rein rechnerisch werden 525 Schülerinnen und Schüler durch eine Fachkraft für Schulsozialarbeit betreut. Zum Vergleich: Für den Unterricht stehen etwa 775.000 Lehrkräfte, also fast 50 mal so viele Personen, zur Verfügung. Man müsste daher die Frage anders formulieren: „Wo bleibt eigentlich die Schulsozialarbeit?“ An den Personen liegt es eher nicht. Übrigens: Etwa 75 % der Schulsozialarbeiter/innen arbeiten in Teilzeit. – Johannes Bienefeld
Die Frage, wo die Schulsozialarbeiterinnen eigentlich geblieben sind, kann ich klar beantworten: An der Schule! Sie haben den Kontakt zu den besonders belasteten Familien gehalten, LehrerInnen beraten und unterstützt, wenn SchülerInnen im Nirvana versunken schienen und man sich Sorgen um sie machen musste, Hausbesuche gemacht, in Kooperation mit dem Jugendamt Kinderschutz verwirklicht. Sie waren und sind genau da, wo sie gebraucht werden, Frau Thomas. Schade dass Sie einer systemrelevanten Berufsgruppe, die sowieso wenig Anerkennung erfährt, fälschlicherweise Untätigkeit unterstellen. Eine gute Recherche Ihrerseits hätte diese Falschaussage verhindern können. – Vera Papadopoulos
In der Ausgabe Nr. 21 vom 14.5.2020, S. 30, beklagt die Sozialforscherin Severine Thomas, dass die soziale Bedeutung der Schule in Vergessenheit geraten sei und meint, sie sei „der wichtigste soziale Ort für junge Menschen“. Damit hat sie recht. In ihrer Begründung führt sie an, dass den Jugendlichen „Kommunikation und Austausch in den Pausen“ fehle, auch dass die „Begegnungen mit Gleichaltrigen“ wegfallen würden „beim Sport, im Chor, …“. Was ich da vermisse, ist die Feststellung, dass derartige Begegnungen im Unterricht aller Fächer, besonders der gesellschafts- und sprachwissenschaftlichen, oft intensiver stattfinden als z. B. in Pausengesprächen oder unter befreundeten Jugendlichen:
Unterricht ist Kommunikation in Kleingruppen und in der Klasse zu politischen, historischen, ethischen und anderen für Jugendliche wichtigen und von ihnen gewünschten Themen, auch naturwissenschaftlichen und mathematischen, die in Familien und Freundesgruppen zu wenig, besonders außerhalb von Bildungsschichten oft überhaupt nicht besprochen werden, im Unterricht aber sehr wohl. Die Vorstellung von einem Unterricht, in dem vor allem Wissensvermittlung im Frontalunterricht stattfindet (die Schülerinnen und Schüler hören zu und schreiben mit oder erhalten Material) oder dass das Gelernte abgefragt wird, um eine Leistung zu beurteilen, ist falsch. Darin besteht auch eines der Hauptprobleme beim Unterricht online: Die Kommunikation aller Beteiligten fehlt bzw. ist schwer durchzuführen. – Dr. Helmut Landwehr
Ich habe eine 5. Klasse eines allgemeinbildenden Gymnasiums als Klassenlehrer. Den Artikel von Johanna Schoener „Lasst sie raus!“ [Zeit Nr. 18, 23.4.2020] habe ich, nachdem ich ihn dreimal durchgelesen habe, meinen Fünftklässlern geschickt – nicht als Hausaufgabe, sondern, um sie dazu zu bringen, über sich zu schreiben. Versprochen war: Jede und jeder bekommt eine persönliche Rückmeldung: Brief gegen Brief, Email gegen Email. Ich habe immerhin 10 Briefe und 8 oder 9 Emails bekommen (von 24 Schülern). Als ich den Artikel„Nie hab ich mich so ohnmächtig gefühlt„gelesen habe, ist mir Leos Brief wieder in den Sinn gekommen, weil er m.E. ziemlich gut – aus Sicht eines Kindes – die Ergebnisse der Befragung bestätigt. Daher möchte ich Sie bitten, Leos Brief in der „Zeit“ abzudrucken. Leo und seine Eltern haben ihr Einverständnis gegeben.: Im Anhang finden Sie meine Transskription des Briefes:
Ich habe den Text von Johanna Schoener [Zeit Nr. 18, 23.4.2020] gelesen und finde die Einstellung von Erna Solberg toll. Mir kommt es so vor, als wäre ich bzw. die Kinder an der Krise schuld. Ich werde für etwas bestraft (keine Freunde treffen, Skaterplätze geschlossen, Trampolinhallen geschlossen, lieber Schulunterricht als zu Hause lernen), für das ich doch gar nichts kann. Ich muss zu Hause bleiben, damit ich keinen anstecke, doch ich bin doch alt genug, mich an die neuen Regeln (Masken, Händewaschen) zu halten. Warum werden den Erwachsenen wieder Geschäfte geöffnet und ich darf immer noch nichts? Mir kommt es so vor, als würde es sich nur ums Geld drehen. Und Kinder bringen kein Geld. – Leo Querbach, 11 Jahre
N.B. Die meisten Kinder haben ähnlich emotional reagiert, manche waren richtig verzweifelt, vor allem wegen der Isolation. Und es ist auch jetzt, nachdem der Schulbetrieb wieder begonnen hat, die Sehnsucht nach Nähe der Klassenkameraden sehr zu spüren. – Ralph Müller
Leserbriefe zu „Trost in XXL“ von Wolfgang Ullrich
Der Begriff “Kunst“ ist strapaziert genug – nun auch in der ZEIT vom 14.Mai. Die “Kunst“ wie sie Hitler, dem verkrachten Künstler, gefiel, ihre hohle Monumentalität ist nicht mehr zu ertragen. Die pseudo-kollektive “Kunst” der banalen Harmlosigkeit verzichtet nicht auf Objekte, die man besitzen muss. Wie arm an Kultur müssen die Ambiente, Städte, Wohnungen sein, deren Bewohner sich mit plastikglänzende Maskottchen trösten? Es gibt seit den 60er Jahren öffentliche Kunst, die man nicht besitzen muss. Mit ihren sinnlichen Sinn-Dialogen konnte man sich, wenn man informiert war und wollte, in ideologiemüden Zeiten ohne Leitbilder individuell orientieren. Wieso “Companion“-Objekte und womit sie die Leute in Stimmung bringen, schreiben Sie nicht. Passiert da nicht mehr? Multiples sind kein Ersatz für Kunst-Ereignisse, die durch ihre Präsenz das Selbstbewusstsein anderer animieren. Der Kunstmarkt ist nicht der Hauptakteur in Sachen Kultur. Sie schreiben in Ihrem Artikel aber nur über teure und billige Kunst”. Worin besteht ihr Trost? Was hat sie zu bieten? Lassen Sie die Luft aus den käuflichen Fetischen! – Prof.Dr. Marlis Grüterich
Da krieg´ ich einfach nur die Krise, wenn ich sehe, was ein paar Menschen aus einem relativ kleinem Virus gemacht haben. Erst wurde es riesengroß aufgeblaßen, um dann festzustellen, dass dieses hausgemachte „Monster“ gänzlich über sämtliche Köpfe wächst; und ganz plötzlich wurden wir alle Opfer einer hysterischen Corona-Kampagne. Auch uns Künstler, hat es besonders hart getroffen, und bei vielen geht es jetzt einfach nur noch um die Existenz, ums nackte Überleben. Das heißt dann im Endeffekt: „Keine Ausstellung, keine Auftritt = kein Einkommen“! „Jeder Mensch ist ein Künstler“, tönte da einst Joseph Beuys, der Allrounder der Kunst, aber in diesen Corona-Zeiten, da sind wir Künstler wieder einfach nur zu „armen Schweinen“ verkommen, die nun auf Gedeih und Verderb, auf die Gunst dieser „Krisenverursacher“ angewiesen sind. Diese machen jetzt das Staatssteuersäckel auf, ganz aus Gnade vor Recht, um ein paar „Kröten locker zu machen“, sonst würde das totale künstlerische Absauf-Chaos drohen! „Wer hat uns nur diese „brotlose (Corona)Kunst(Suppe)“ eingebrockt?“ – Klaus P. Jaworek
Geht es nicht noch etwas größer, vielleicht in XXXXL? Was soll diese sinnentleerte Hülse „…hebt die Kunstwelt aus den Angeln“? In 5 Jahren ist das vermutlich alles vergessen, wenn nicht ein paar wenige wie Wolfgang Ullrich diesen KAWS weiter hoch-jazzen. Wie war das mit der (Mickey) Mouse und dem Elefanten nochmals? – Alois Lienhard
Leserbriefe zum Titelthema „Die Stunde der Verschwörungstheorien“ von Kai Biermann et al.
Einladung zum DialogEs beunruhigt mich zunehmend, wie sehr sich unsere Gesellschaft gerade polarisiert angesichts der Themen Gefährlichkeit des Coronavirus ja/nein und welche Kosequenzen sich daraus ableiten. Auch bin ich besorgt darüber, dass ich im gegenwärtigen Diskurs mehr Misstrauen und gegenseitige Abwertung erlebe als eine Atmosphäre der Offenheit und Wertschätzung. Da gibt es den virologischen/ politischen Mainstream und eine bedeutende Minderheit, die dem Mainstream äußerst kritisch gegenüber steht. Natürlich hat der Mainstream nicht automatisch recht, das Gleiche gilt jedoch auch für die kritische Minderheit. Ich habe den Eindruck, dass jede Seite sich gerade in der Wagenburg der eigenen Meinung verschanzt und nur noch sich mit den Informationen befasst, die zu der eigenen schon bestehenden Meinung passen. Durch die Internet- Algorithmen wird dieses Problem noch deutlich verstärkt. Wie wird nun im Spannungsfeld zwischen Mainstream- Medien und Fake- News (oder True-News?) die Wahrheit gefunden? Ich meine, in einem konstruktiven Dialog. Ich fordere alle auf, die mit dem Vorgehen der Regierung im wesentlichen einverstanden sind, vorab sich mit den Videos z.B. des kritischen Virologen und Epidemiologen Prof. Bhakdi eingehend zu beschäftigen. Die Kritiker fordere ich auf, einen Podcast von Prof. Drosten in voller Länge anzuhören.
Und dann lade ich Sie ein, sich in Ruhe mit einem Menschen aus dem anderen Lager zuzsammenzusetzen. Das dürfte nicht schwer sein- der Riss geht durch viele Freundeskreise. Diskutieren Sie: Wie gefährlich ist das Virus in Ihrer Wahrnehmung? Wie hoch ist Ihr persönliches Sicherheitsbedürfnis? Welche gesellschaftliche Gruppen nehmen Sie durch die Einschränkungen als besonders betroffen wahr? Falls die Fallzahl wieder steigt: welche Einschränkungen sind Sie bereit in Kauf zu nehmen? Versuchen Sie das Rechthaben außen vor zu lassen. Wertschätzen Sie sich gegenseitig für Ihr Wunsch nach Sicherheit, bzw. nach Freiheit. Seien Sie geduldig mit sich und den Anderen- wir können uns alle nur vorantasten. Mein Wunsch ist, dass wir zu einem neuen Miteinander finden, denn ich bin der tiefsten Überzeugung, dass uns allen das gemeinsame Wohl am Herzen liegt. Und auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, nur gemeinsam können wir herausfinden, was dem Leben wirklich dient. – Bertram Ribbeck
Das Titelbild der Zeit 21/2020 ist umwerfend. Ein tolles Sinnbild und dazu noch niedlich. – Daniela Feldkamp
Großes Kompliment für das Titelbild. Wenn ich nicht ohnehin seit Jahrzehnten Abonnentin wäre, hätte ich mir DIESE Zeit sicher allein schon deswegen gekauft. – Christine Ahrens
Leserbriefe zu „»Das wäre die feige Variante«“. Gespräch mit Gerhard Ludwig Müller geführt von Evelyn Finger
Das Interview mit Kardinal Müller hat mich berührt. Wie schnell man doch Personen des öffentlichen Lebens (und nicht nur diese) in Schubladen einsortiert. Auch ich habe dies getan und mich von der veröffentlichten Meinung über ihn (erzkonservativ, Antipode des Papstes etc.) blenden lassen. Dafür schäme ich mich nun ein wenig. Dabei hat der Kardinal recht: Es ist nicht einzusehen, warum Angehörigen die Teilnahme an einer Beerdigung verwehrt wird. Ebensowenig ist nachvollziehbar, weshalb man den Gläubigen so lange den Zutritt zu den Kirchen verwehrt hat. Wenn man nicht in den geräumigen Kirchenbauten Abstand halten kann, wo dann? Das Buch des Kardinals „Der Pabst. Sendung und Auftrag“ werde ich mir jedenfalls kaufen. – Stefan Martin
Die Wahrheit macht uns freiErzbischof Vigano verübelt dem Papst, dass er ihn nicht zum Kardinal kreiert hat und Kardinal Müller verübelt dem Papst, dass er seine Amtszeit nicht verlängert hat. Dazu kommt ihre retrokatholische, oft ultrarechte Ideologie, die sie für die wahre katholische Lehre halten. Inwieweit der US-Rechtskatholik Steve Bannon im Hintergrund mitwirkt, kann man nur vermuten. Nicht nur dass sie gegen Papst Franziskus agieren und hetzen, sie wollen auch erreichen, dass der Nachfolger von Franziskus einer aus ihrem ideologischen Dunstkreis wird.
Fürstin Gloria aus Regensburg spricht das aus: Müller wäre ein guter Papst, er sei der Trump der katholischen Kirche. Um seine erhofften Papstchancen nicht zu beschädigen, rudert Müller nun nach der Unterzeichnung des Vigano-Aufrufs zurück. Dieser trägt die Überschrift „Die Wahrheit macht uns frei“: das soll verdecken, dass es sich hier um ein verschwörungstheoretisches Pamphlet handelt. Wenn Vigano und Müller nur im Ansatz ihre priesterlichen Pflichten wahrnehmen würden, dürften sie erstens das Pamphlet nicht erstellen und zweitens nicht um Unterstützung dafür werben. Müllers Ausreden jetzt, die er im Interview mit großer Kunst erfindet, zeigen nur deutlich seine ideologische Position. Vigano, Müller & Co. schaden damit der katholischen Kirche und dem Papst. Sie schaden auch sich, weil es ihren Ruf und Charakter vor aller Öffentlichkeit zerstört. Das sind keine Kardinäle und Bischöfe, wie sie es sein sollten. Man müsste sie in den „Laienstand“ versetzen. – Axel Stark
Kardinal Müller führt als Beleg für seine krude Behauptung einer Weltherrschaft die Ziele des Faschismus und des Kommunismus an. Ob Missionierungen oder Kriege im Namen der Religionen verfolgten ebenso weltherrschaftliche Ziele. Ethnisch begründete kulturelle, religiöse und soziale Diversifizierungen galt es im Namen Jesus Christus zu überwinden. Aber Jesus ist schließlich auch an der Borniertheit von Pharisäern gescheitert. – Jürgen Dressler
Leserbriefe zu „Mächtig allein“ von Alice Bota
Alles recht instruktiv, was Autorin A. Bota zu Präsident Putin akribisch zusammengetragen hat. Unausgesprochen ist es aber auch wieder eine Kritik an Putin. Wie wäre es denn, wenn Frau Bota einmal ihre Phantasie walten ließe und darstellte, wie Rußland heute ohne die Persönlichkeit Putin aussähe. Waren nicht alle froh, als der Alkoholfreund Jelzin von der Bühne abtrat? Dieses Riesenreich ist einfach nicht mit westeuropäischen Maßstäben zu messen. Wer weiß denn, was die russischen „Liberalen“ und die relativ wenigen politischen Opponenten aus dem Land machen würden? Und vergessen wir nicht, daß der „Westen“ trotz Auflösung des Ostblocks weiterhin die Nato beibehält und diese sogar in Richtung Osten erweitert hat, Drohgebärden inklusive. Der Dialog mit Rußland in persona Wladimir Putin darf nicht abbrechen, muß vielmehr vertrauensvoll gepflegt werden! – Hans Anhoeck
Ein sehr interessanter Artikel über Vladimir Putin und seiner Idee vom autokratischen Staat Ihre Verbindung zwischen Putin und dem Kampfsport Judo ist jedoch mit viel Unkenntnis und Vorurteilen behaftet. Fairness, Respekt, Siegen durch nachgeben sind in keiner Weise in Verbindung mit dem Despoten zu bringen. Von von der Wochenzeitung Nummer 1 in Deutschland hätte ich mir eine bessere Recherche gewünscht. – Roland Lörcher
Leserbriefe zu „Klima: Was heißt nun politisches Handeln?“ von Jens Soentgen
Der Autor fordert einen Vorrang von lokaler Umwelt- vor globaler Klimapolitik. Da hat er sich verphilosophiert. Zum einen hilft es der Umwelt nichts, wenn das Klima kippt. Plastisches Beispiel: Um Störche zu schützen, werden Windräder verhindert, doch die trockenen Sommer lassen die Brut im Nest verdursten. Flora und Fauna brauchen Klimaschutzmaßnahmen noch dringender als Umweltschutz. Die brasilianische Regenwaldrodung hilft als Beispiel nicht weiter, sie ist schlecht für die Umwelt und fürs Klima. Zum anderen lässt sich der Zielkonflikt Flächenverbrauch in der Landnutzung leicht umgehen. In Deutschland gibt es weit mehr Dachflächen und Fassaden als notwendig wären, um vor Ort Wärme und genug Strom zu produzieren, dass es auch noch für die Mobilität reicht. Das bringt lokal saubere Luft und hilft dem Klima. Urban Gardening ist das nachhaltige Sahnehäubchen. So läuft Jens Soentgen in die Öko-Falle. Mit seinen Argumenten gegen flächenverbrauchende Anwendungen erneuerbarer Energien trägt er dazu bei, dass erst mal alles beim Alten bleibt und die Kohle noch länger als systemrelevant hingestellt werden kann. Obwohl die Erneuerbaren am besten und billigsten nah am Verbrauch funktionieren und so den zu recht geforderten Nutzen problemlos stiften können. – Dr. phil. Axel Berg
Vielen Dank für die Erinnerung an die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen, die in dieser Rubrik jedoch die sozio-philosophische Schwachbrüstigkeit ablegen sollte. Der allgemeine Fatalismus weltweit in punkto Klimaentwicklung könnte in einem suizidalen Format enden: Kinderlosigkeit wie in China zudem in G8-Staaten, Einführung der Sterbehilfe in ganz Europa, Bürgerkrieg wegen Flüchtlingsströme, Ressourcenkämpfe weltweit, „Ausbeutung über Alles“. Nun kommt Ihre Idee der Begrünung der Städte (100H2O sei Dank) so frisch daher als wäre es das Parteiprogramm der CSU. Eine Idee, wie Landverbrauch gestoppt werden müsste (Verbot neuer Einfamilienwohnhäuser und Firmenauslagerungen?), dass schwarze/dunkle Dachziegel verboten werden, dass Straßen überbaut gehörten mit Solarparks aber auch Lebensräumen (Grünanlagen) und somit interessanterweise das Autofahren (in Tunnels) unattraktiv wird u.s.w.? Der Umbau der Wirtschaft…..? Zeigen Sie uns Ihre progressive Ökologie. F. Reheis‘ Buch „Resonanzstrategie“ wäre meine Empfehlung als theoretisches Skelett. – K. Ullmann
Leserbriefe zu „Weibliche Urgewalt“ von Adam Soboczynski
Vor vielen Jahren haben mich die vielen interessant Buchbesprechungen im Feuilleton der „Zeit“ dazu gebracht Ihr Abonnent zu werden. Ein großer Teil meiner Bücher habe ich aufgrund Ihrer Empfehlungen gekauft. Was von dieser Reichhaltigkeit übrig geblieben ist, ärgert mich schon eine ganze Weile. Die sogenannte Literaturseite In der Ausgabe vom 14. Mai 2020 – Nr.21 – ist wohl der Gipfel. Ob ich mein Abo verlängern werde? Wohl eher nicht! – Rudolf Hofmann
Die Ehe ist keine gute IdeeIn der Ehe, so heißt es in der Buchbesprechung, arbeiten Frau und Mann gemeinsam an einer männlichen Ordnung – immerhin gemeinsam. Diese Ehe ist nach zehn Jahren, aus der zwei Töchter entstammen, für mich nachvollziehbar gescheitert. Als Mutter beansprucht die Mutter selbstredend das Sorgerecht für ihre beiden Töchter, zumal, wenn sie „naturgewaltig“ ist. Durch die gewählte Überschrift – „Weibliche Urgewalt“ – liegt diese Vermutung auf der Hand.
Wie auch in der Buchbesprechung mit Begrifflichkeiten jongliert wird, die stellenweise eher als exentrisch zu bezeichnen sind. Die Überschrift taugt eher als Beispiel für eine weibliche Naturgewalt. Letztlich verspricht die Überschrift mehr als die nachfolgend geschriebenen hochstilisierten Floskeln hergeben. Eher weiblich typisch kommt das weibliche Streiten um das Sorgerecht der Kinderendlich endlich einmal ins lebensnahe Rampenlicht. Dass diese bedauernswerte, schreibende Frau sich unter der – vermutlich eher fraglichen – „Allmacht“ ihres Mannes ihrer Weiblichkeit genommen fühlte; gerade sie, als „weibliche Urgewalt“, war für mich kaum vorstellbar. Des Auslebens wegen hat sich die damalige Ehefrau für ihre wieder entdeckte Weiblichkeit entschieden. In besagter Buchbesprechung lassen sich für mich nur wenige Passagen objektiv und damit plausibel erklären. Allerdings hat mir es eine der zahlreichen „tatortfernen“ Redewendungen angetan – und zwar „Überhaupt sei die Ehe keine so gute Idee“. Eine – wie es heißt – weibliche Urgewalt, die ihre Weiblichkeit nach einer kurzen, gescheiterten Ehe wiederentdeckt hat, taugt wahrlich nicht für eine Ehe unter dem klischeebedienten Joch einer männlichen Ordnung.
Bei allem Respekt: Nur ein Mensch, der nach einer Dekade seiner Ehe fingerweisend, gefühlskalt und egoistisch denkend aus einer Beziehung ausbricht, ist in der Lage das Ende seiner Ehe derart facettenreich und sachlich, ähnlich einer stilistischen Abhandlung, textlich anspruchsvoll – darzustellen. Es tut mir leid, mit Trennung und Ehescheidung verbindet mich unweigerlich andere, schmerzlichere Dimensionen. Zum Beispiel die Erinnerungen an: extreme Traurigkeit, Verlassensein, Schmerz, schlaflose Nächte, Sehnsucht nach Versöhnung, ein gebrochener, einsamer Mensch mit einer verletzten Seele … Nach dieser „Nicht-Prosa“ habe ich begriffen, dass ein Mann hauptsächlich und bestenfalls zur männlichen Ordnung taugt, aber die Weiblichkeit zermürbt – und dadurch folgerichtig zum Objekt wird. – Rolf Schlicht
Leserbriefe zu „»Rücksicht, das klingt so sexy wie eine Gürtelrose«“ von Tilman Rammstedt
Ich möchte mich für Ihr amüsantes Interview mit der Starken Meinung bedanken! Die Idee ist gleichermaßen grandios wie erhellend umgesetzt. (Gerne mehr davon!) Als solche stellt sie wahrlich einen würdigen Abschluss der Zusammenarbeit von ZEIT und der Starken Meinung dar. ;) Vielen Dank dafür! Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch bei allen Redakteur*innen der ZEIT – v.a. aber bei den Mitarbeiter*innen vom Ressort „Entdecken“ – ganz herzlich bedanken. Als treue Leserin freue ich mich jeden Donnerstag darauf, meinen wöchentlichen Streifzug durch die ZEIT mit diesem Teil zu beginnen. Ich bin gespannt, wie er in der Zukunft gestaltet wird. – Jasmin Mannschatz
Ohne „Rücksicht“/Mundschutz keine Gürtelrose, dafür aber Corona. Lässt sich nicht zumindest die Pandemie „von allen Seiten betrachten“, ohne sich ständig im Kreis zu drehen? Ist es besser, lieber gleich auf den Punkt zu kommen, einen Standpunkt also? Oder ist ein ohne Umsicht (!) eingenommener Standpunkt eher ein Gesichtspunkt mit dem Radius Null? Ich folge jedenfalls gern jenen Wissenschaftlern, die infizierte Hustentröpfchen von allen (!) Seiten, von (!) und in (!) alle Richtungen betrachten, um zweifelsfrei zu belegen: Ja, diese Tröpfchen treffen den Mund des anderen (!) nicht so leicht, wenn derselbe den seinen hält oder gar – noch besser – ein Tuch davor. Anbei für Sie und Ihre ehemalige Kollegin ein paar grandiose Cartoons, obwohl nicht mal diese der Fröhlichkeit Ihres Interviews das Wasser reichen können. – Dr. Frank Müller-Thoma
Leserbrief zu „48 ZEILEN … LIEBE“ von Peter Dausend
Normalerweise lese ich Artikel über sogenannte „Prominente“ nicht. Als jedoch ein politischer Korrespondent, nämlich sie ,als Autor angegeben wurden , wurde ich neugierig und war anschließend auch verwundert warum ausgerechnet sie sich mit solch‘ nebensächlichen Ereignissen befassen. Ich finde das extrem daneben, und dafür auch noch eine viertel Seite der Zeit dafür zu opfern, ist unverständlich. Das sollte besser Gesellschaftskritikern in ihrem Magazin überlassen bleiben, denn das ist doch wohl nicht ihre eigentliche Aufgabe . So viel dazu , ganz allgemein . Speziell störte mich,- deshalb schreibe ich auch- dass sie von übernächtigten und ungewaschenen Knipsern sprechen, und von 2 Halberwachsenen die ihrer Meinung nach genial gehandelt haben. Das eine bedeutet Verachtung, das andere hohes Lob. Was das mit Liebe zu tun hat erschließt sich mir leider nicht, aber vielleicht stehe ich irgendwie auf dem Schlauch. – Dr. W. Kern
Leserbrief zu „Worum geht’s … in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft?“ von Christine Prussky
BWL, Orientierung, Denken lernen Ende 1958, Anfang 1959. Ich hatte ein 5-Jahres-Abo der amerikanischen Fotozeitschrift LIFE. Darin war ein Artikel über einen Fotografen, der die NY Skyline fotografieren wollte. Aus einem Hubschraube heraus in 5km Entfernung, weil man nur so die wahren Größenverhältnisse erkennen könne. Als irgendein Teil seiner Ausrüstung den Dienst versagte, meinte er, an den Piloten gewandt: Kein Problem. Ich habe immer alles doppelt dabei. Krankenkassen: Wie kann man als Großeinkäufer den Konkurrenzkampf „rigor“os so weit treiben, dass ein Medikamentenlieferant nach dem anderen aufgibt? Bis weltweit nur noch ein einziger Hersteller übrig bleibt? Der seinerseits, wie man sich leicht denken kann, von mehreren Zulieferanten abhängt? Wie kann man nur so blöd sein? So blöd sind diese Leute oft gar nicht. Schlimmer. Sie wissen, was sie tun. Sie wollen nur möglichst schnell möglichst viel, für sich und evtl. noch für ihre Aktionäre. Was geht mich das Danach an!
Oder Outsourcing: Die meisten Politiker können sich zumindest vorstellen, mal ein komfortables Haus zu haben und eine Firma mit dem Bau zu beauftragen. Ich möchte nur zu gern wissen, was dieser Politiker macht: Wenn er erfährt, dass die beauftragte Firma mit Sub-sub-sub-subunternehmern aus dem Ostrand der EU arbeitet. Und dass er nichts machen kann, weil die Gesetze (Ja, wer macht die eigentlich?) das gestatten? Dass ein Unternehmer, also der Vertragspartner, sagt, er trage keine Verantwortung mehr. Sagt dieser Politiker dann auch, was ich in den letzten Tagen immer wieder hören darf: „Dieses Problem muss endlich an der Wurzel angepackt werden.“ An der Wurzel. Rigoros. Es könne nicht sein, dass die Arbeiter zu zwölft schichtweise in einer 6-Bett-1-Zimmer-Wohnung hausen. Ein Denken-Lern-Kurs muss her. Fürs Parlament. – Otto plangger
Leserbrief zu „Rein in die Brennpunkte!“ von Markus Warnke
Die Vorschläge von Markus Warnke zu „Rein in die Brennpunkte!“ (DIE ZEIT vom 14.5.2020) müssen dringend ergänzt werden. Schüler/innen aus sogenannten bildungsfernen Familien drohen nicht nur in der Corona-Krise, sondern grundsätzlich in unserem Bildungssystem gnadenlos abzurutschen. Seit Jahrzehnten zeigen unzählige Untersuchungen, wie stark die Bildungschancen von der sozialen Herkunft abhängen. Unsere Bildungspolitiker, ob SCHWARZ, ROT oder GRÜN, sind nicht in der Lage, ein Bildungssystem so zu organisieren, dass erfolgreiches Lernen für alle möglich ist. Dabei dürfte ein Blick auf das skandinavische Bildungssystem, das weltweit zu den Besten gehört, als Vorbild genügen. Hier werden die Schüler nicht nach Schularten sortiert. Gemeinsames Lernen steht hier im Vordergrund.
Die Bildungspolitik muss sich radikal ändern. Neben wirklichen strukturellen Veränderungen muss es erklärtes bildungspolitisches Ziel sein, alle Kinder und Jugendlichen entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten angemessen und intensiv zu fördern. Hierzu sind massive finanzielle Investitionen in die Lehrerausbildung, in die personelle und sächliche Ausstattung (die Digitalisierung lässt grüßen) von Schulen, in marode Schulbauten etc. notwendig. Während der Finanzkrise 2009 gab der deutsche Staat satte 480 Milliarden Euro zur Stützung deutscher Banken aus. In der Corona-Krise stellt der Staat für umfassende Hilfsmaßnahmen über 1 Billion Euro zur Verfügung. Wer solche Summen bereit stellen kann, der kann mit Sicherheit auch Milliarden in ein unterfinanziertes, ungerechtes und marodes Bildungssystem stecken. – Hartmut Wirsching
Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Kalter Trost“ von GRN.
Da haben Sie in Ihrer Ausgabe vom 14.Mai auf der Titelseite unter „Kalter Frost“doch tatsächlich den guten Mamertus, als den ersten der insgesamt fünf Eisheiligen, unterschlagen. Es sei Ihnen verziehen. Währen meiner Kurzarbeit in Zeiten von Corona bin ich zum eifrigen Leser Ihrer Zeitung“ mutiert“ und fühle mich dadurch bestens informiert. – Roman Beck
Leserbrief zu „Ein Garten für alle“ von Susanne Mayer
Susanne Mayer nimmt uns mit in den Lietzenseepark in Berlin, um anlässlich seines 100jährigen Bestehens Geburtstag zu feiern. Bei einem Park ist offenbar der Morgen hierfür eine gute Zeit. Kaum betreten, übernimmt der Park die Regie, verzaubert die Besucher und lässt Susanne Mayer wunderbar farbige Sätze sagen, die das Leben feiern. Die Geschichte dagegen erscheint gleichmäßig grau, fern und bruchstückhaft, auch wenn der naturräumliche und soziale Ansatz des Gartenarchitekten Erwin Barth, die Entstehung des Parks aus dem Mangel heraus und der kollektive Kraftakt seiner Errichtung respektierend gewürdigt werden. Die Gegenwart der Menschen im Park erscheint – abgesehen von einigen Lichtpunkten – grob, verstrickt und verzerrt. Und die Zukunft? Die Zukunft kennt nur der Graureiher. Wunderbar! – Reinhard Koine
Leserbrief zu „Wer gibt hier nach?“ von Mark Schieritz
Von sofort einsetzenden Kompetenzauseinandersetzungen abgesehen hat das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil auf einer Praxis bestanden, die für wirtschaftspolitische Entscheidungsträger selbstverständlich sein sollte: auf einer Prüfung und Begründung der Verhältnismäßigkeit der in Frage stehenden Anleihekäufe im Hinblick auf mögliche negative wirtschaftliche Nebenwirkungen. Seitens der EZB wurde in einer ersten Reaktion auf ihre Unabhängigkeit gepocht. Sogar eine Krise in der Währungsunion wird nicht ausgeschlossen. Gewiss ist die Unabhängigkeit der EZB und der übrigen Zentralbanken des Eurosystems ein hohes und angesichts von Politikern, die dazu neigen könnten, vorschnell wirtschaftliche Probleme über die „Notenpresse“ zu lösen, gut begründetes Gut.
Aber zur verantwortungsbewussten Wahrnehmung dieser Sonderstellung im demokratischen Gefüge gehören unverzichtbar praktizierte Transparenz und die Nachvollziehbarkeit der geldpolitischen Maßnahmen durch Regierung und Parlament. In großen Teilen wurde das von der EZB auch schon so gehandhabt, ohne sich in der Unabhängigkeit ihrer Entscheidungen gefährdet zu sehen. Insofern ist – auch im Sinne des europäischen Zusammenhalts – mehr Gelassenheit und weniger Dramatik angebracht. – Prof. Dr. Dietrich Schönwitz
Leserbrief zu „Ganz ruhig den Horizont fixieren!“ von Elisabeth von Thadden
Vor 45 Jahren nahmen spanische Fischer mich mit auf See. In unbelehrbarer Maulstörrigkeit lehnte ich ihr Angebot, ein Medikament zuhilfe zu nehmen, ab und es kam wie es kommen musste: kaum war der Motor ausgestellt, verursachte mir das leise Wiegen des Bootes eine unbezwingbare Übelkeit. In dieser Lage erhielt ich den erfahrenen Rat, mir zuunterst im Boot, wo es am wenigsten schlingert, einen festen Halt im Rücken zu verschaffen – zunächst im Sitzen, dann stufenweise im Stehen. Dann, und erst dann, könne ich vorsichtig und ganz bei Ruhe wieder den Horizont fixieren. Für diffuse, schwer einzuschätzende Krisen bedeutet das zuförderst: wohl dem, der jetzt noch Heimat hat – in sich selbst, wohlgemerkt. Ein so gefestigter Standpunkt ist ein gutes Fundament, um wieder hoffnungsfroh auf den Horizont zu schauen. – Christina Ates
Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … sich als Frau sterilisieren zu lassen“ von Susanne Rau
Sie selbst scheinen mit sich in Übereinstimmung zu leben. Das ist ein hohes Gut und ist uns allen zu wünschen. Wie sehen Sie indes die Verallgemeinerungsfähigkeit Ihrer Aushöhlung durch Sterilisation? Wie sehen Sie metaphysisch das Wesen der Weiblichkeit, der Frau in der Freiheit und Verantwortung als Trägerin des Lebens? Ohne die es zum Beispiel auch Sie selbst gar nicht gäbe? Insofern stellen sich unter der Rubrik „Wie es wirklich ist“ für mich grundsätzliche Fragen nach dem Leben in der Einheit und dem Kampf der Gegensätze zwischen Selbstverwirklichung, Eigennutz und Gemeinwohl. – Gernot Henseler
Leserbrief zu „Ein Land stürzt ab“ von Heike Buchter
Die USA sind ein demokratisches und liberales Land . Was hält sie davon ab, auch einmal kräftig abzustürzen? Viele – wie eben Obama vor 12 Jahren- haben das richtig erkannt, was man braucht, um vernünftig zu regieren: Eine klare und gesellschaftlich relevante Sozialversicherung in jedem Bezug, sonst wird man dem Mitmenschen, dem Bürger, nicht gerecht, aus dem das Land und die Demokratie schließlich besteht. Jeder, der das ignoriert, taugt in der Tat nicht zum Regieren. Was haben denn die Farmer von dem Land ? Es ist noch schärfer als in Deutschland, wo schon seit Jahrzehnten die jeweils kleinsten und schwächsten Landwirtschaftsbetriebe aufgeben, das gleiche im Handwerk, beim Lebensmittel-Einzelhandel, bei Bäckereien u dgl. – stupid – its the economy! Da können auch wir in unserer „tollen“ Demokratie anscheinend auch nichts bewirken, ganz abgesehen von dem Umstand, dass den Unternehmen wie oben beschrieben oftmals das nötige Know-how und die Weitsicht gefehlt haben; diesem Umstand unterliegt jeder weltweit. – Rainer Rehfeldt
Leserbrief zu „Dann lieber ganz allein“ von Ulrich Ladurner
Eigentlich müßte „Italien“ wissen, auf was es sich mit der EU einläßt: Es ist Gründungsland des Vorläufers – die EWG /Die Römischen Verträge! Bzgl. der als chaotisch anmutenden italienischen Regierungsgebahren des häufigen Wechsels (keine Regierung hält länger als 15 Monate) muß man sich allerdings wieder nicht wundern, dass es zu erheblichen Verwerfungen in der Meinungsbildung bzgl. der EU kam. Das betrifft z. Zt. hauptsächlich die „Rechts-Außen-Flanke“ von „Halbwilden“. Doch – was solls ! Italien sollte wissen, dass die EU kein Autoritäres Französisch-Deutsches am Komplott ist, sondern ein Verbund, der versucht, ein gutes EU-Europa zu bauen (das stark zu sein hat), in dem sogar -rein theoretisch- die Russen teilnehmen könnten, wenn nur die NATO dem nicht widerspräche. „Wir“ geben unser Steuergeld nicht zum Selbstzweck aus, sondern zum Gelingen einer starken EU. Das sollten sich vor allem die Autoritären „hinter die Löffel schreiben“, die aus „reinem Jux und reiner Dollerei“ die EU im wesentlichen verleugnen, gemeint die Antis in Polen, Ungarn etc. „Undank ist hier der Welt Lohn“; nachdem Abermilliarden in deren Aufbau nach 1990 geflossen sind, gibt man so den Querulanten. Wie stehts um den Verstand , „lieber Osten“ ? – Rainer Rehfeldt
Leserbrief zu „Gegen die Uhr, gegen die Jungs“ von Viola Diem
Worin soll denn der Vorbildcharakter dieser jungen Frau bestehen? Sie macht nur einen Macho-Irrsinn nach, der an Dummheit kaum zu überbieten ist. Möglichst schnell sinnlos im Kreis herumrasen, dabei Unmengen von Abgasen produzieren, auch bei den An-und Abreisen der Zuschauer und der Vorbereitung, dabei noch sein Leben riskieren und Unmengen von Geld vernichten. Solche kriminellen Machenschaften sollten eigentlich verboten werden, anstatt sie noch hochzujubeln. Fällt der jungen Dame kein sinnvoller Beruf ein? – Dr. Rudolf Spiegel
Leserbrief zu „Hauch des Grauens“ von Burkhard Straßmann
Ein wichtiger Beitrag ist das! Abgesehen davon, dass Sie unbedingt den Begriff Fluorid statt Fluor (ein giftiges Gas) benutzen sollten, um den unbelehrbaren Fluoridgegnern keine Vorlage zu geben, abgesehen davon sind die Hauptgründe für Mundgeruch – unbehandelte Zahnfleischtaschen und wenig trinken –in Ihrem Beitrag zu kurz gekommen. Wer sich, besonders als Älterer, vielleicht nach ein oder mehreren professionellen Zahnreinigungen, in denen man sich zeigen lässt, wie man wo was am besten macht, richtig und regelmäßig die Zähne putzt – wenn nötig mit Hilfe von Interdentalbürstchen und Zahnseide (dauert nicht zu lang, wenn man das wirklich regelmäßig macht) – der hat keinen Mundgeruch! Und der arme Ludwig IV ist wirklich der einzige Mundgeruch-Schuldlose! Seine Ärzte – heute würde man sie wegen vorsätzlicher Körperverletzung einlochen – haben ihn dazu überredet, schon im Alter von 28 Jahren sich alle Zähne ziehen zu lassen, da jeder Zahn, auch ein kariesfreier, ein Krankheitsherd sei. Dabei wurden ihm der Unterkiefer gebrochen und die Kieferhöhle eröffnet, sodass er nur noch Flüssignahrung zu sich nehmen konnte, die Speisereste in der Kieferhöhle vergammelten und nur seine Mätresse es neben ihm aushielt. Gerade Ludwig ist das abschreckendste Beispiel für Pfusch und Körperverletzung im Zusammenhang mit sogenannten Herdtherapien. – Dr. Hanns-W. Hey
Leserbriefe zu „»Unglücklich zu sein macht dich auch nicht schlauer«“. Gespräch mit Erika Freeman geführt von Annabel Wahba im ZEIT Magazin
Ich danke für Ihr mit Frau Freeman geführtes Interview und bitte Sie, meinen Dank auch an Frau Freeman weiterzugeben. Jeder Satz ist eine Perle. – Ulla Ertl
Ihr Artikel im ZEIT Magazin vom 14. Mai 2020 verweist darauf, dass Sie das Gespräch ursprünglich in Englischer Sprache geführt haben. Falls davon ein Manuskript, oder sonstige Textform vorliegt, wäre ich dankbar für eine Zusendung. Ich meine, dass nicht nur die beachtliche Leben von Frau Erika FREEMAN, sondern auch Ihre hervorragende Erfassung dieses Gespräches unter meinen weltweit verstreuten Freunden Verbreitung finden sollte. – Hans von Schack
„Unglücklich zu sein macht dich auch nicht schlauer“ in: ZeitMagazin vom 15.5.2020 Was für ein Interview! Klugheit und Weisheit sprühen! Warum sollte Frau Freeman auch in Rente gehen? Der Alte würfelt nicht (Einstein), doch er würfelt. Mit einem lachenden Pokerface gewinnt Frau Freeman Zufall und Zufall. Sie überlässt sich dem Leben, um es zu gestalten. Sie weiß mehr als je zuvor. Die CoronaPessimisten erwarten auf der grünen Wiese das Negative. Frau Freeman würde ihnen zurufen: Habt Humor! Bleibt gesund, dann bleiben auch die anderen gesund. Frau Wahba hat ein Türchen in ihre Seele aufgetan. – Udo Houben
Was für eine Ouvertüre zur 21. Zeitwochenoper! Mit unbändiger Freude habe ich die Offensive der neun Frauen auf den ersten fünf Seiten der dieswöchigen Ausgabe Ihres Magazins gelesen. Meine Empfehlung: Mehr Mädels in die Chefetage! Die Gräfin würde mit Wohlwollen aus dem Antikosmos herüberwinken. Die Frauen sind einfach näher dran an der Natur, am Leben, an den Menschen als die Kerle, die nie so ganz herauskommen aus dem Sich-mit-Knüppeln- Gegenüberstehen, aus dem Wettbewerbsmodus, aus der Verstrickung in Karriere- und Gegnerschafts-Denken. Ja, Maggy Thatcher und einige andere Hosenweiber mit Herrenmenschenattitüde unterscheiden sich wenig von den Kraftprotzen, die breitbeinig Ihre Balztänze aufführen, sich dem Männlichkeitswahn nicht entziehen können und sich einen Wettkampf um die Maßnahmenaufrechterhaltung gegen die Öffnung der Restriktionen liefern. Diese Frauen sind jedoch –Gott sei`s gedankt- Ausnahmen. Mit beispielhaftem Gespür für das Notwendige, was wir aus der Pandemie lernen können –nein- lernen müssen, haben diese Damen die ersten Seiten gestaltet und das schon vorher krankeGesellschaftssystem analysiert und mit Beiträgen wie “Denn sie wussten , was sie nicht tun“ und “Natürlich geht’s“ aufgemischt.
Ich war bei Kriegsende sieben Jahre alt und habe mit -großem Interesse- miterleben müssen, wie die Chance, nach dem Krieg, in unserer Gesellschaft eine gesunde Demokratie einzuführen, vertan und stattdessen eine Interessengruppen-Demokratie installiert wurde, in der ausschließlich Industriebarone, große Verlegerfamilien, Banker und übermächtige Verbände die politischen Leitlinien bestimmen. Ich habe “mit Hängen und Würgen“ den Winter 1945-46 auf einem Trümmergrundstück überlebt und natürlich eine andere Beziehung zu den Lebensverhältnissen der Frauen und Kinder in den Flüchtlingslagern an der syrisch-türkischen Grenze, zwischen der libyschen Wüste und dem Mittelmeer und dem überfüllten Campus auf Lesbos als die nachfolgenden Generationen –ganz zu schweigen von dem Elend in den Vernichtungslagern der Verbrecherregierung in den Jahren zwischen 1939 und 1945.
Gemessen an dem, was da geschehen ist und geschieht, sind die sieben Wochen von Mitte März bis Anfang Mai 2020, die Eltern und Kinder in 60 – 80m²-Wohnungen gemeinsam verbringen mussten, ein Osterspaziergang. Das Gezeter über angeblich “unumkehrbare Schäden an den Gemütern von Kindern, Schülern und Eltern“ nach dem gemeinsamen Aufenthalt in diesen bequemen Asylen geht mir –gelinde gesagt- fürchterlich auf den Senkel. Die Erbärmlichkeit von Politikern, die sich zu Verteidigern der Grundrechte dieser geschundenen Menschen hochstilisieren, ist nicht mehr zu überbieten. Umso erfreulicher sind in diesen Tagen die statistischen Zahlen über die Befürworter der sinnvollen Maßnahmen und umso erfrischender die Blicke Ihrer Damen –man müsste sie hier eigentlich alle namentlich aufführen- über den Tellerrand hinaus. Herzlichen Dank für diese Sternstunde der Vernunft. – Erwin Mühlenweg
Als ich das Interview mit Erika Freeman gelesen hatte, schrieb ich meinen Töchtern: „Ich habe heute im Zeit-Magazin die Geschichte der heute 92-jährigen Psychoanalytikerin Erika Freeman gelesen, Jüdin, Expertin dafür, schwere Zeiten zu überstehen. Dabei habe ich realisiert, dass ich in meinem Leben immer wieder Begegnungen mit Jüdinnen und Juden hatte, die für mich wichtig waren, und die in mir eine grosse Nähe und Freundschaft zum Judentum wachsen liessen. Das begann mit einem bildschönen Mädchen in London, die Ruth Singer hiess, die heute noch vor meinem geistigen Auge steht. Ich wohnte in London und Ruth im gleichen Haus oder im Nebenhaus. Es waren Reihenhäuser aus Backstein. Später auf meiner Reise ums Mittelmeer begegnete ich in Ägypten ebenfalls einer Jüdin. Sie war jünger als Ruth, auch sehr hübsch, aber anders hübsch als Ruth.
Dann als ich mit meiner Vespa in Jerusalem vor dem Mandelbaum-Tor stand und auf die Antwort der israelischen Zöllner wartete, ob sie mich einreisen lassen wollten oder nicht und sie wollten. Während meines einmonatigen Arbeitsaufenthalts im Kibutz Kfar Blum wurde ich als junger Deutscher von jungen Israelis aus der ganzen Welt freundschaftlich aufgenommen, durfte an einer Hochzeit teilnehmen, die nach der Trauung unter einem Baldachin am Jordan-Fluss im Speisesaal des Kibutz gefeiert wurde. Ich kann mich erinnern, dass an der Hochzeitsfeier viele witzige Beiträge gebracht wurden und dass heiss getanzt wurde. Schliesslich meine letzte und jüngste Begegnung mit Juden in der Zürcher Männerbadeanstalt, wo Lehrer mit ihren Bubenklassen zum Baden gehen, ein Ort, an dem es mir auch ganz besonders wohl ist. Am Abend ist die Rimini-Bar auch für Frauen offen.“ – Martin Hoch
Leserbrief zu „FAST ÜBERHÖRT“ von Nadine Redlich im ZEIT Magazin
Dass ich Janosch im ZEIT-Magazin vermisse, ist das eine. Aber bin ich zu blöd, um die Karikaturen (?) seiner Nachfolgerin zu verstehen, frage ich mich nun seit Wochen. Dabei bin ich eigentlich ein Fan des Dadaismus. Wer erklärt mir diese ‚Arbeiten‘?! – Prof. Dr. Rudi Krawitz
Leserbrief zu „Über sein Aquarium und die Frage, was Algen mit Corona-Viren zu tun haben“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin
Wie wundervoll : auch ich sehe in Corona-Nächten Sinatra-Biografie und andere Filmschätze. Auch ich bin mittlerweile im Osten ( Basedow) gelandet. Das , was ich von Ihrer Biografie kenne , unterscheidet sich sehr wohl von meiner. Aber ich finde in Ihren Kolumnen viel Gemeinsames und Vertrautes. Unvergesslich Ihre Kolumne über den Hund , den Sie aus „polnischen Sümpfen“ aufnahmen. – Izabella Eli
Leserbrief zu „Gesellschaftskritik. ÜBER WAGNISSE“ von Peter Dausend im ZEIT Magazin
ich bin genauso alt wie Boris Becker und eure Berichterstattung auch! Könnt ihr mal die Zeien vielleicht mit Erich Kästner füllen, statt mit dem ewig gleichen Geellschaftsgleieiere. Das Lesen der ewig gleichen Gesellschaftskritik und immer wieder Boris Becker, wenn dann nehmt doch mal Frau Trump oder sogar die unerreichbare Michele Obama auf s Korn und schwimmt immer nicht mit dem Strom! – Petra Tesken
Leserbrief zu „»Wir sind hier in einen Sturm geraten«“. Gespräch mit Bodo Ramelow geführt von Raoul Löbbert in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN
Im o.e. Artikel zitieren Sie Boris Palmer folgendermaßen: wir würden in Deutschland nurMenschen retten, die in einem halben Jahr sowieso tot gewesen wären. Er aber sagte:: „Wir retten in Deutschland möglicherweiseMenschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären, aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“.“ Für mich ist das ein großer Unterschied und ich finde die Verfälschung einer Aussage ist Ihrer Zeitung nicht angemessen. – Brigitte Herb